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seit jeher sehr eng miteinander verflochten – um das mal ganz allgemein auszudrücken. Richtig bekannt wurde die Neo-Verteidigungsministerin allerdings durch ein Interview. Das lag unter anderem daran, dass sie sich sehr viel von ihren türkisen Kollegen für ihren ersten ZIB 2-Auftritt abgeschaut hatte. ORF-Moderator Martin Thür versuchte vergeblich, eine Antwort auf folgende Frage zu bekommen: „War es ein Fehler, die Eurofighter damals gekauft zu haben?“ Nun könnte man meinen, dass aufgrund der derzeitigen Einschläge rund um die Causa Eurofighter eine klare Antwort keine schlechte Idee wäre. Will sich doch gerade Tanner bei diesem Thema profilieren – und wohl auch den „Mief“ ihres Ex-Chefs Ernst Strasser abschütteln. Doch ihre Antwort war dann eher „message-kontrollierend“: „Das, was das Wichtigste ist in dieser Angelegenheit, ist was die Aufgaben des Verteidigungsministeriums und des österreichischen Bundesheeres waren und auch sind.“ Das ist schön, aber das beantwortete die Frage nicht. Auch Martin Thür fiel das natürlich auf, deshalb hakte er nach: „Die Frage war, ob es ein Fehler war.“ Doch Tanner setzte ihr einstudiertes Referat fort: „Das eine ist, unsere Heimat zu schützen – das gilt nicht nur am Boden, sondern das gilt auch in der Luft. Das steht nicht nur in der Verfassung, sondern das steht auch jetzt im Regierungsübereinkommen.“ Und noch einmal fragte Thür, ob es ein Fehler war, die Eurofighter zu beschaffen, wie viele der Vorgänger Tanners bereits kundgetan hatten. Doch Tanner ließ sich nicht beirren: „Das, was unsere Aufgabe jetzt ist, ist die Interessen der Republik zu wahren.“ Es wäre schön und auch im Interesse der Republik gewesen, etwas genauer zu sagen, wie das gehen soll. Dazu gehört zum Beispiel, das Offensichtliche zu tun, nämlich die Beschaffung der Eurofighter einen Fehler zu nennen. Es bleibt ja noch ein wenig Zeit, das zu tun. Jedenfalls will die Ministerin „Wiedergutmachung“ im Namen der Republik. Ob sie ihren Ex-Chef und Eurofighter-„Spezialisten“ Ernst Strasser konsultiert, ist nicht bekannt. Tanner betont: „Airbus wird mich noch kennenlernen“. Ob das eine Drohung ist, wird sich noch herausstellen. Tanner wurde einmal gefragt: „Wären Sie ein Lebensmittel, welches wären Sie?“ Darauf antwortete die Türkise, dass sie sich dem Honig verbunden fühle, da ihre Eltern eine Imkerei betrieben hätten. „Die Leistung der Bienen und die Arbeit der Imker und Imkerinnen sind ein unverzichtbarer Beitrag für unsere heimische Kultur- und Naturlandschaft.“ Immerhin eine Antwort auf eine Frage. Wir wissen demnach: das Schmiermittel der „Eurofighterin“ ist der Honig. Keine unwichtige Information. Tanner sollte allerdings auf der Hut sein und aufpassen, dass nichts dran kleben bleibt. Zwecks Interessen der Republik warad’s.

      Der schöne Karl-Heinz

      Im Skandalweihnachtskalender des Nachrichtenmagazins zackzack findet sich hinter dem Türchen 18 die sogenannte BUWOG-Affäre. In einem geheimen Bieterverfahren sollten 2004 die 60.000 Bundeswohnungen von der schwarz-blauen Regierung privatisiert werden. Zwei Immobilienunternehmen – Immofinanz und CA Immo – boten in der entscheidenden zweiten Runde um die Gunst der Vergabe. Dabei bekam der Chef der Immofinanz einen geheimen Tipp von Lobbyist Peter Hochegger, wieviel geboten werden muss. Immofinanz bot nur eine Million mehr als Konkurrent CA Immo – bei einem Preis von 961 Millionen eine mehr als auffällig niedrige Differenz zwischen den beiden Angeboten. Lobbyist Hochegger gab später an, er habe den Tipp vom Grasser-Vertrauten Walter Meischberger erhalten. Meischberger hingegen, auch Trauzeuge von Grasser, wollte den Tippgeber weder den Gerichten noch in parlamentarischen U-Ausschüssen nennen. Als wahrscheinlichster Tippgeber von Meischberger gilt der schönste Finanzminister der 2. Republik, Karl-Heinz Grasser. Der sagt jedoch aus, dass bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Nach dem Verkauf der BUWOG floss zudem eine geheime Provision von fast zehn Millionen Euro von Immofinanz an eine zypriotische Firma, deren Eigentümer Peter Hochegger ist. Für die Geldflüsse wurden Scheinrechnungen ausgestellt. Durch ein komplexes Briefkastensystem soll ein Großteil der Provision von Zypern auf drei Konten in Liechtenstein überwiesen worden sein. Eines der Konten wird Karl-Heinz Grasser zugeordnet. Hochegger und Meischberger erstatteten Selbstanzeige, da sie die Provision nicht versteuert hatten. Nach jahrelangen Ermittlungen, die oft sehr schleppend verliefen, standen Grasser, Meischberger und Hochegger seit Dezember 2017 vor Gericht. Nach drei Jahren Verhandlung werden am 4. Dezember 2020 im BUWOG-Prozess die Urteile verkündet. Grasser, Meischberger und Hochegger wurden in erster Instanz schuldig gesprochen, die Anwälte der Angeklagten haben allerdings Berufung gegen das Urteil angekündigt. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung. In 168 Verhandlungstagen wurde der Vorwurf der Korruption in Zusammenhang mit Millionenzahlungen rund um die Bundeswohnungsprivatisierung und das Linzer Bürohaus "Terminal Tower" gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ parteilos), Walter Meischberger, Peter Hochegger und weitere Angeklagte geprüft. Die ausgesprochenen Freiheitsstrafen haben eine Dauer von acht Jahren für Grasser, sieben Jahren für Meischberger und sechs Jahren für Hochegger.

      Meischberger: „Wos manst, Karl-Heinz, des warat doch bärig, oder?“

      Grasser: „Was?“

      Meischberger: „Wenn wir a Doppelzimmer hätten. Mit Blick auf Liechtenstein.“

      Grasser: „Falls du es noch nicht begriffen hast, wir reden nicht von einem Hotel. Wir reden vom Häfn. 8 Jahre. Und Schadenersatz soll ich auch noch zahlen. Wofür denn? Und wovon denn? Ich kann doch nicht schon wieder die Fiona anschnorren.“

      Meischberger: „Deine Schwiegermutter hot dir doch 500.000 übergeben. Na, Spaß. Die Berufung g‘winn ma locker, wirst sechn. Und waun nit, is es a nit so schlimm. Schau amoi, wos wir olles hätten. Bequeme Betten, an Tisch, zwa Sessel, Klomuschel, Klopapier, ohne, dass ma hamstern miassn, Waschbecken, Fernseher, drei Mahlzeiten und vü Tagesfreizeit. Des is mehr als i jetzt hab. Glaub mas, des tät uns richtig guat, waun ma amoi ausspannen kenntn nach dem ganzen Stress.“

      Grasser: „Ich habe immer noch ein supersauberes, reines Gewissen. Ich habe keinen Cent bekommen und niemandem eine Zahl weitergegeben. Ich war als Finanzminister zu jung für diese abscheuliche Neidgesellschaft, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem, und wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i war, bin ich auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet. So viel Glück darf ein einzelner Mensch einfach nicht haben, da musste man etwas dagegen tun. Das war ein politisch motivierter Racheakt. Ein faires Verfahren, wo ein Richter und Schöffen sich völlig unbefangen, unvoreingenommen und unparteilich mit der Sache auseinandersetzen sollten, war aus meiner Sicht gar nicht mehr möglich.“

      Meischberger: „Entschuldige, i hob net aufpasst, wos host g‘sogt?“

      Grasser: „Ich bin Opfer eines Justizskandals.“

      Meischberger: „Richtig. So wia i. Des wor da Hochegger, die linke Krätzn. Dem vergönn i die 6 Jahr. Der hot immer nur die Hand aufg‘haltn. I hob die Ideen g‘hobt.“

      Grasser: „Das beschreibt ziemlich genau die Ursache unserer Probleme.“

      Meischberger: „Ah geh, des bissl Schmoiz tät ma auf ana Oarschbacken absitzen. Und a guats Essen gibt’s a. Kerkerstrudl mit an Fleischkas.“

      Grasser: „Das heißt Leberkäs.“

      Meischberger: „Vielleicht bei eich Nordslowenen. Für an Tiroler gibt’s nur an Fleischkas. Und wenn die Fiona auf Besuch kommt, solls uns a paar Swarovski-Figuren mitnehmen. Die kann i beim Stockchef sicher gegen a Handy eintauschen. Und dann is olles wieder roger in Kambodscha. Nur beim Duschen miass ma aufpassen. Wir san schließlich zwa fesche Burschen.“

      Grasser: „Stimmt. Die haben garantiert kein Volumenshampoo.“

      Meischberger: „Oba i bin da Trottel von uns zwa.“

      Das Wort des Jahres

      Die „Gesellschaft für österreichisches Deutsch“ ermittelt seit 1999 das österreichische Wort des Jahres. Der ursprüngliche Anlass war, dass es bis dahin nur das deutsche Wort des Jahres gab, das von den Journalisten berichtet und immer auch für Österreich als gültig erklärt wurde. Allerdings waren (und sind) viele der in Deutschland ausgewählten Wörter in Österreich unbekannt oder einfach nicht relevant, da in Österreich andere politische Verhältnisse

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