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Die Hofnarren der Republik. Fritz Rabensteiner
Читать онлайн.Название Die Hofnarren der Republik
Год выпуска 0
isbn 9783753192017
Автор произведения Fritz Rabensteiner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Die Hofnarren
der Republik
Österreichs Politik in Anekdoten
Von Fritz Rabensteiner
Vorwort
von Ben Weiser
ZackZack wurde am 16. Juni 2019 gegründet und hat sich seither ständig verbessert. Neben Berichten über das politische Tagesgeschehen, Investigativ-Recherchen über Korruption und Geschichten aus dem Alltag der Menschen, spielen Kommentare eine große Rolle. Immer samstags gibt es deshalb unsere Gastkolumnen. Mitten in der Pandemie konnten wir Fritz Rabensteiner als Gastautor gewinnen. In einer Zeit des Existenzkampfes und der pandemischen Tristesse schafft er es mit Humor und scharfer Zunge, eine immer größer werdende Fanbase aufzubauen. Er hilft uns, eines der wichtigsten Gründungsziele anzuvisieren: Den Aufbau einer echten Community.
Viele Zeitungen werden gelesen, einige mehr als wir – obwohl ZackZack ständig wächst und es online bereits mit Falter, Profil und News aufgenommen hat. Aber welchem Medium fühlt man sich wirklich zugehörig? Wir wollen so eines sein. Eine Plattform für alle, die gute Stories lesen und gleichzeitig Teil einer Community sein wollen, die die offene Gesellschaft gegen ihre Feinde verteidigt. Die nicht nach unten tritt auf die Schwachen, sondern nach oben schaut und die Starken kontrolliert.
Mit Sprache, mit Witz, mit Geschichten, die stimmen. Und den Mächtigen wehtun. Lachen als Medizin, Sprache als Waffe gegen Bewaffnete. Fritz ist ein Gewinn für die ZackZack-Community. Wir freuen uns, dass er dazugehört.
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club.zackzack.at
Prolog
Dieses Buch wurde für alle jene geschrieben, die in Österreich leben, oder zumindest einen Einblick in Österreichs Politik haben. Für andere könnte es schwierig werden, aber ein Versuch lohnt sich allemal. Die Geschehnisse betreffen die Corona-Jahre 2020 und 2021. Das ist jener Zeitraum, in dem wir in einem Tunnel gelebt haben und angestrengt nach dem Licht am Ende der Röhre gesucht haben. Die Alpenrepublik ist ein Sumpf. Nicht etwa ein terrestrischer Lebensraum mit zeitweise durchnässten, schlammigen Böden, sondern in politischem und gesellschaftlichem Sinne. Der ehemalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger fand dafür den Ausdruck saure Wiesen. Jetzt könnte man einwenden, Korruption, Mauschelei und kleingeistige Politik gäbe es in jedem Land der Welt. Das mag wohl stimmen, aber die Bewohner des Zwergstaates Österreich haben hier eine besondere Fertigkeit entwickelt. Es liegt in ihren Genen. Sie können also nichts dafür. Der ehemalige Vielvölkerstaat der Österreichisch-Ungarischen Monarchie mit seinen unterschiedlichsten Kulturen dürfte ein perfekter Nährboden gewesen sein. Schon damals kamen viele nur über die Runden, wenn sie jemanden kannten, der jemanden kannte und dieser für monetäre Zuwendungen empfänglich war. Man wusste natürlich schon damals, dass ein Schmiermittel die Maschine am Laufen hält. Eine Hand wäscht die andere, und beide werden nass dabei. Dann kam der erste Weltkrieg und Österreich wurde auf seine heutige Größe geschrumpft, um danach durch Hitler ins Deutsche Reich heimgeholt und wieder Teil einer großen Nation zu werden. Das hat viele gefreut. Sehr viele. Und mit dem Perpetuum mobile, also nach oben buckeln und nach unten treten, kamen viele gut über die Runden. Doch mit dem Ende des zweiten Weltkriegs kam für Österreich die nächste Abmagerungskur zu jenem Kleinstaat, der er bis heute geblieben ist. Dieser Jo-Jo-Effekt ist nicht wirklich gesund, lehrte die Bevölkerung aber jene Flexibilität, die es benötigt, um sich über Wasser zu halten. Gerne auch auf Kosten anderer. Steuerbetrug, Bestechung oder der Griff in die Staatskasse gelten hierzulande als Kavaliersdelikt. Wer die Möglichkeit hat, der greift auch zu. Exemplarisch verkürzt auf Schlagwörter und nicht chronologisch, seien hier ein paar Skandale der letzten Jahrzehnte angeführt. Noricum, Lucona, AKH Wien, BAWAG, Intertrading, Hypo Alpe Adria, Telekom, Eurofighter, BUWOG, Ibiza. Da kam viel zusammen. An Steuergeld, strafrechtlicher Relevanz und Jahren hinter Gittern. Aber so schlimm war und wird es nicht bei uns. Wer einen teuren Anwalt und einen guten Friseur hat, der darf auf das Verständnis der Bevölkerung hoffen. Und auf den letztgenannten Skandal, auf der spanischen Ferieninsel Ibiza, werde ich erst gar nicht näher eingehen. Ich gehe davon aus, dass allen hier Lesenden die Details noch ziemlich präsent sein dürften. HC Strache wurde in spanischen Hoheitsgewässern von einem russischen Torpedo versenkt. Darüber wurden bereits alle Witze geschrieben. Offene Fragen, die es dazu gibt, werden derzeit in einem Untersuchungsausschuss beantwortet. Oder auch nicht. Das hängt davon ab, ob in der Frage das Wort ÖVP vorkommt. Falls ja, wird der Fragende vom Ausschussvorsitzenden Wolfgang Sobotka gemaßregelt und alle gehen in die Mittagspause. Und so bleiben die großen und kleinen Halunken bei uns in guter Erinnerung. Ein Gauner war er schon, der Herr Sowieso. Aber so schön reden hat er können. Und fesch war er auch. Aber es muss nicht immer kriminell sein. Österreichs Regierungen samt Nationalrat dienen meist nicht dazu den Staat zu lenken und ihn in eine bessere Zukunft zu führen, sie dienen in erster Linie zur Erheiterung. Politiker aller Couleur greifen regelmäßig ins Fettnäpfchen und überbieten sich an Peinlichkeit, dass es nur so eine Freude ist. Über 600 Jahre Habsburgermonarchie haben 183 Hofnarren hinterlassen, die jetzt im Parlament sitzen und das Volk belustigen. Dazu kommt noch die Anzahl der jeweiligen Regierungsmitglieder. Wenn wir jetzt noch die neun Landesregierungen samt Abgeordneten hinzuzählen, dann ist der Zirkus komplett. Das Zelt ist voll. Mehr geht nicht. Es läuft bei uns also konträr zum ursprünglichen Zweck der Hofnarren, die für ihre Herren geistreiche Spaßmacher von oft auffälligem Aussehen waren. Jetzt erheitert die Obrigkeit ihre Untertanen. Macht ja nichts. Der Geist ist bei den Hofnarren leider oftmals verschwunden, aber der Spaß und die Auffälligkeit sind geblieben. Mehr kann man für seine Steuern und Abgaben auch nicht erwarten. Dieses Buch entstand in enger Kooperation mit ZackZack.
Die Protagonisten der nachfolgenden Geschichten finden sie auf diesen Websites:
www.oesterreich.gv.at/bundesregierung
www.parlament.gv.at
PS: Etwaige Rücktritte vorbehalten.
Die Insel der Seligen
Österreich liebt seine Herrscher und lässt ihnen, manchmal posthum und in Kooperation mit der Kirche, große Ehre zuteilwerden. Unser letzter Kaiser, Karl I., wurde bereits 2004 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Dies ist nunmehr auch für Österreichs ersten Bundeskanzler nach 1945, Leopold Figl, angedacht.
Sekretär: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Heiliger Vater, ich habe möglicherweise gesündigt, aber es geschah gewiss ohne Absicht. Gestern Abend beim Zappen bin ich auf einen Sender gekommen, auf dem Frauen darum bitten, angerufen zu werden. Sie schienen in Not zu sein. Als Hirte sah ich mich verpflichtet, diese Schäfchen....“
Papst Franziskus: „Schon gut, mein Sohn. Es war deine Christenpflicht. Aber lerne daraus. Das Böse kommt aus dem Fernseher. Gibt es sonst etwas Neues?“
Sekretär: „Ja, Heiliger Vater, ich habe eben mit der niederösterreichischen Landeshauptfrau Mikl-Leitner telefoniert. Sie will einen österreichischen Bundeskanzler seligsprechen lassen.“
Papst Franziskus: „Ich bin bereits im Bilde, mein Sohn. Bischof Schwarz aus St. Pölten hat mich schon informiert. Aber haben wir nicht erst kürzlich einen österreichischen Politiker seliggesprochen?“
Sekretär: „Ein kleine Anmerkung dazu, Eure Heiligkeit, nur eine kleine. Das war nicht nur ein Politiker, das war der letzte Kaiser von Österreich. Karl I.“
Papst Franziskus: „Warum haben wir den braven Mann seliggesprochen?“
Sekretär: „Er war Habsburger und hat Krampfadern geheilt.“
Papst Franziskus: „Verstehe. Bei einem Wunder kann man nicht nein sagen. Nun gut. Bischof Schwarz hat seinen Wunsch bei mir deponiert. Was wissen wir über den Mann?“
Sekretär: „Moment, Heiliger Vater. Ich hab’s gleich. Alois Schwarz, geboren am 14. Juni 1952 in Hollenthon, Sohn des Landwirts Alois Schwarz und seiner Frau Ernestine….“
Papst Franziskus: „Nicht über