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in Hanau:

      Zum Riesen und Die Scheuer. Wir können Hanau nicht verlassen, ohne noch einen Blick auf zwei Hauptereignisse der Stadt zu werfen. Sie litt schrecklich im dreißigjährigen Kriege, zumal in den Jahren 1635 und 1636, da sie vom kaiserlichen General von Lamboy belagert wurde. Er baute am Walde, oberhalb Hanau, über die Kinzig eine Brücke, die noch seinen Namen trägt. In der Stadt kommandirte der schwedische General Ramsay, ein braver Schotte, und leistete muthigen Widerstand, bis endlich Landgraf Wilhelm von Hessen=Cassel den Entsatz bewirkte. An 22,000 Menschen sollen in Hanau, während der Belagerung, durch die Pest hingerafft worden seyn. Alles Landvolk aus der Gegend hatte sich hineingeflüchtet. Bernhard Hundeshagen hat die Geschichte dieser Belagerung in einem interessanten Büchlein erzählt. Das zweite denkwürdige Ereignis, welches Hanau traf, war eine Folge von Napoleons Rückzug nach der Schlacht bei Leipzig. Die furchtbarsten Tage für die geängstigten Einwohner waren der 30. u. 31. Okt. 1813. Die deutschen Vorposten standen in der Gegend von Rückingen; der rechte Flügel auf beiden Kinzigufern, vom Neuhof an bis in den Bulauwald, parallel mit dem Rodenbacher Chausseehause; hinter der Lamboybrücke östreichische Infanterie zum Soutien dieses Flügels; das Centrum zwischen dem rechten Ufer der Kinzig und der Heerstraße nach Gelnhausen, den Lamboywald in der Fronte; der linke Flügel, meist Kavallerie, links der Gelnhäuser Straße, nach dem Bruchköbler und Puppenwald zu, en échelons. Im Rücken des linken Flügels, auf der Friedberger Chaussee Kosacken. Die Reserve befand sich hinter dem linken Kinzigufer, längs dem Rodenbacher Hochwege, und eine östreichische Grenadierbrigade hielt die Stadt besetzt.aus dem Lamboywalde hervor entwickelte sich die Hauptmasse der Franzosen. Von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr schwankte der Kampf, unentschieden. Jetzt drang die Kavallerie der französischen Garde auf der Gelnhäuser Straße, zwischen dem Puppenwald und dem sogenannten Eichenwäldchen hervor, und die Schlacht war schnell für die Deutschen verloren. Das Getümmel wälzte sich der Stadt zu, die in der Nacht in Brand gerieth. Am nächsten Morgen erneuerte sich das Treffen noch furchtbarer. Napoleon hatte die Nacht im Lamboywalde zugebracht, und nahm jetzt seinen Rückzug. Ein Theil jener Vorhut hielt indessen Hanau besetzt. Gegen 3 Uhr Nachmittags ließ Wrede die Stadt stürmen, wobei neuerdings Feuer auskam, und noch einen großen Theil des bisherigen Wohlstandes verzehrte. – Die Erinnerungen an diese schrecklichen Szenen treten unwillkührlich vor die Seele des theilnehmenden Reisenden, wenn er die Gegend von Hanau durchwandelt. Manche Wunde, die damals geschlagen wurde, ist noch nicht verharrscht. Von Hanau sind es 2 Stunden bis Hörstein, wo ein vorzüglicher Wein wächst. Man läßt sich recht gern den Aufenthalt von ein Paar Stunden gefallen, um Seligenstadt, auf dem linken Mainufer, zu besuchen. Hier ruhen Eginhard und Emma, im Grabe vereint, wie im Leben (Die Geschichte kennt Emma als Eginhards treue und geliebte Gattin, aber nicht als Tochter Karls des Großen. Aber er hatte viele außereheliche Kinder, konnte sie nicht von diesen seyn?) Ihre Ehe war kinderlos, darum machten sie, im frommen Sinne jener Zeit, geistliche Stiftungen. Eginhard besaß Güter zu Mühlheim und Michelstadt, wo er gerne verweilte, wenn er vom Hoflager abkommen konnte. An beiden Orten baute er Kirchen und versah die zu Mühlheim mit Reliquien, weswegen sie den Namen Seligenstadt (Stätte der Religion) erhielt. Auch stellte er dabei Geistliche an. Eginhard und Emma hatten eine Wohnung und ländliche Wirthschaft zu Seligenstadt, wahrscheinlich auf der Burg, von welcher man noch die Ruinen am Main sieht, und beim Volke das rothe Schloß heißt. sie selbst baute nun auch, mit ihrer Schwester Gisela, eine Zelle mit einer Kapelle in einer einsamen Waldgegend, unweit Seligenstadt, bei dem Dorfe Zellhausen. Die Kirche zu Seligenstadt wurde im J. 920 durch die Hunnen abgebrannt, aber in der Folge wieder hergestellt, und sie ist ein schönes Denkmal unserer Baukunst aus dem Ende des 10. und 11. Jahrhunderts. Im Chor ruhen die Gebeine Eginhards, seiner Emma und ihrer Schwester. Schade, daß man sie aus dem alten, im edlen Styl gearbeiteten Sarkophag herausgenommen, und in einen neuern, zwar prächtigern aber auch geschmacklosern gelegt hat. Die Kirche zu Zellingen, in deren Nähe sich nach und nach das Dorf Zellhausen erhob, wurde im J. 1815 für 329 fl. 30 kr. auf den Abbruch versteigert.

      Wir wenden uns jetzt wieder auf das rechte Mainufer, wo der Weg nach Dettingen führt, einem Dorfe von ohngefähr 400 Einwohnern, mit einer Poststation. Hier fiel die denkwürdige Schlacht vor, welche George 2. König von England dem Marshall von Noailles liefert. Der ganze Weg, welcher am Fuße des zum Main sich herneigenden Spessarts hinzieht, ist sehr angenehm, und gewährt die schöne Aussicht auf den belebten Strom und über eine Fläche, die von dem Odenwald begränzt wird. Die Ufer des Mains sind mit großen Dörfern bedeckt. In Dettingen ist ein Baierscher Hauptzoll. Das Durchsuchen des Gepäcks hat viel Beschwerliches, auch muß man hier seine Pässe visiren lassen. Wer von Seligenstadt aus auf dem linken Ufer bleibt, muß sich diesen Förmlichkeiten zu Stockstadt unterwerfen. Von Dettingen hat man noch 3 Stunden bis Aschaffenburg. Diese Stadt hat ihren Namen ohne Zweifel von dem Bach Aschaff, der im Spessart entspringt, und sich hier in dem Main einmündet. Ihre Lage ist hügelicht, und nur die Fischergasse, ober der Brücke, liegt eben und tief. Die Zahl der Einwohner ist zwischen 6 und 7000, ohne das Militär. Durch den Aufenthalt des letzten Kurfürsten von Mainz und des Fürsten Primas, der seine Residenz hier nahm, hat sich Aschaffenburg sehr verschönert, und es ist viel gebaut worden. Unter den neuen Häusern zeichnen sich aus: das geschmackvolle Palais der verstorbenen Grafen von Ostein an der Brücke, der Frankfurter Hof, die Briefpost, die Häuser der Hrn. Strecker und Reuter auf der neuangelegten Karlsstraße, der Kaufleute Ernst, Frank und Meilhaus am Scharfen Eck, die Kaserne vor dem Herstall=Thore, die Hotels der Hrn. v. Hazfeld, Frankensteil, Dalberg.

      Von öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswerth:

      1. Das Schloß. Wahrscheinlich hatten schon die fränkischen Könige auf den Trümmern des alten Römerkastells sich ein Lustschloß erbaut, denn sie liebten den Spessart, der damals bis an den Main reichte, um der Jagd willen, und machten ihn zum gebannten Königsforste. Erzbischof Adalbert 1. aus dem Hause Saarbrück, erneute, vergrößerte und befestigte Burg und Stadt, und endlich ließ Kurfürst Johann Swikard (von Kronberg) von 1605 bis 1614 das jetzige prachtvolle Residenzschloß durch den Baumeister Georg Rüdinger von Strasburg aufführen. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph (von Erthal) verschönerte es im Innern, und nahm in Aschaffenburg (wo er auch 1802 starb) gewöhnlich seinen Sommeraufenthalt. Das Schloß bildet ein schönes Parallelogramm, an dessen 4 Ecken 4 Thürme stehen, um welche oben Gallerien mit Ballustraden laufen. Die Treppen, welche in diese Thürme führen, sind in vier angelehnte Türmchen gelegt. Von der alten Burg steht noch ein schöner, viereckiger Thurm, im Flügel gegen dem Hauptstein ganz über. Er mag aus dem 12. Jahrhundert seyn, und ist geschickt in den Plan des Ganzen gezogen. Der innere Hof hat ohngefähr 170 Fuß ins Gevierte. Neben dem Thor an der Nordseite ist die Schloßkapelle mit einem trefflichen Altar aus Alabaster. Die Gemächer sind nicht modern, aber prächtig möblirt, und Manches ist noch für Verschönerung geschehen, seit der Kronprinz von Baiern seine Residenz darin genommen. Besonders sehenswerth sind in dem Schlosse:

      Der Kaisersaal, mit interessanten historischen Gemälden, die reiche Galerie, wo manches herrliche Bild den Kunstfreund anspricht, die überreiche Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen, welche der verstorbene Baron von Erthal (Bruder des letzten Mainzer Kurfürsten) nach Aschaffenburg vermachte; Die Bibliothek, deren Besuch an den edlen Heinse erinnert, der hier, als Bibliothekar und Vorleser des obgedachten Kurfürsten starb, die Sammlung felloplastischer arbeiten von May, die Gallerie der Mainzer Regenten, in lebensgroßen Bildnissen. Der Schloßkeller ist von außerordentlicher Größe.

      2. Das Lyceum. Von der nur kurze Zeit dahier bestandenen Universität ist nur noch dieses, nebst einem Forstinstitut und einer Zeichenschule übrig.

      3. Das alte Deutschordenshaus mit dem neu erbauten Schauspielhause.

      4. Die Stifts= und Pfarrkirche zu dem heil. Vater und Alexander auf dem Badberge. Sie wurde ursprünglich im 8. Jahrhundert von Herzog Otto von Baiern, einem Enkel K. Otto’s des Großen, erbaut, der auch die Stadt Aschaffenburg selbst, so wie den größten Theil des Spessarts, an dieses freie Stift vergabte. Moller hat von diesem schönen, ehrwürdigen Gebäude, eine Abbildung in seinen Denkmälern gegeben. Im Innern sind die Grabmäler des Stifters und seiner Familie, des Erzbischofs Dietrich (von Erthal), des Kurfürsten Friedrich Karl Joseph, dem Aschaffenburg viel verdankt, und des Kurfürsten Anselm Frank.

      5. Die Pfarrkirche zur lieben Frau. Sie steht mitten in der alten Stadt,

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