Скачать книгу

wissen doch ganz genau, dass es unmöglich ist, dass dieser eiserne Maulwurf von Perry fünfhundert Meilen durch die Erdkruste gedrungen ist, Sie wissen, dass es keine Welt im Innern gibt, die von seltsamen Reptilien und Steinzeitmenschen bevölkert ist, Sie wissen, dass es keinen Kaiser von Pellucidar gibt.« Jason wurde langsam aufgeregt, aber sein Sinn für Humor kam uns zu Hilfe und er begann zu lachen.

      »Ich möchte aber glauben, dass es die schöne Dian gibt«, sagte ich.

      »Ja«, stimmte er zu, »aber es tut mir leid, dass Sie Hooja den Schlauen, getötet haben. Er war ein klasse Schurke.«

      »Es gibt noch viele Schurken«, erinnerte ich ihn.

      »Sie helfen den Mädchen, ihr Figürchen und ihren Schulmädchen-Teint zu behalten«, sagte er.

      »Wie?«, fragte ich.

      »Durch die Übung, die sie bekommen, wenn sie verfolgt werden.«

      »Sie machen sich über mich lustig«, warf ich ihm vor, »aber bedenken Sie bitte, dass ich nur ein einfacher Erzähler bin. Wenn Jungfrauen fliehen und Schurken sie verfolgen, muss ich das wahrheitsgemäß beschreiben.«

      »Quatsch!«, rief er im reinsten amerikanischen Universitätsenglisch aus.

      Jason setzte seine Kopfhörer wieder auf und ich wandte mich wieder der Lektüre eines uralten Lügners zu, der aus der Leichtgläubigkeit der Buchleser ein Vermögen hätte machen müssen, es aber anscheinend nicht tat. So saßen wir eine Zeit lang.

      Plötzlich nahm Jason seine Kopfhörer ab und wandte sich mir zu. »Ich habe Musik gehört«, sagte er, »seltsame, unheimliche Musik. Und dann hörte ich plötzlich laute Rufe, dann etwas, das wie Schläge klang, Schreie und das Geräusch von Schüssen.«

      »Wie Sie wissen, hat Perry da unten in Pellucidar mit Schießpulver experimentiert«, erinnerte ich Jason mit einem Grinsen; aber er blieb ernst und antwortete trocken:

      »Sie wissen natürlich«, sagte er, »dass es tatsächlich seit vielen Jahren eine Theorie über eine Welt im Innern gibt.

      »Ja«, antwortete ich, »ich habe Werke gelesen, die eine solche Theorie darlegen und verteidigen.«

      »Sie geht von polaren Öffnungen aus, die ins Innere der Erde führen«, sagte Jason.

      »Und sie wird durch viele scheinbar unwiderlegbare wissenschaftliche Fakten untermauert«, erinnerte ich ihn, »wie ein offenes Polarmeer, wärmeres Wasser ganz im Norden, tropische Vegetation, die aus den Polarregionen nach Süden treibt, das Nordlicht, der Magnetpol, die hartnäckigen Geschichten der Eskimos, dass sie von einer Rasse abstammen, die aus einem warmen Land weit im Norden kam.«

      »Ich würde gerne einen Versuch bei einer der polaren Öffnungen wagen«, sinnierte Jason, während er die Kopfhörer wieder aufsetzte.

      Erneut herrschte eine lange Stille, die schliesslich durch einen lauten Ausruf von Jason gebrochen wurde. Er schob mir einen zusätzlichen Kopfhörer hin.

      »Hören Sie!«, rief er.

      Als ich die Kopfhörer zurechtrückte, hörte ich etwas, das wir noch nie auf der Gridley-Welle empfangen hatten – Morsecode! Kein Wunder, dass Jason Gridley aufgeregt war, denn es gab auf der Erde keine andere Station außer seiner eigenen, die auf die Gridley-Welle abgestimmt war.

      Morsecode! Was hatte das zu bedeuten? Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Kopfhörer abzunehmen und mit Jason über diese erstaunliche Sache zu diskutieren, und dem Wunsch, sie anzubehalten und zuzuhören.

      Ich bin nicht das, was man einen Morse-Experten nennen könnte, aber ich hatte keine Schwierigkeiten, das einfache Signal aus zwei Buchstaben zu verstehen, die in Dreiergruppen wiederholt wurden, mit einer Pause nach jeder Gruppe: »D.I., D.I., D.I.«, Pause; »D.I., D.I., D.I.«, Pause.

      Ich blickte zu Jason auf. Seine Augen, erfüllt von irritierter Verwunderung, trafen meine, als wollte er fragen, was das zu bedeuten hatte.

      Die Signale hörten auf und Jason berührte seine eigene Sende-Taste um seine Initialen »J.G., J.G., J.G.« in der gleichen Gruppierung zu senden, in der wir das D.I.-Signal empfangen hatten. Fast augenblicklich wurde er unterbrochen – man konnte die Aufregung des Absenders spüren.

      »D.I., D.I., D.I., Pellucidar«, ratterte gegen unsere Trommelfelle wie Maschinengewehrfeuer. Jason und ich saßen in stummem Erstaunen da und starrten uns gegenseitig an.

      »Es ist ein Scherz!«, rief ich aus, und Jason, der meine Lippen las, schüttelte den Kopf.

      »Wie kann es ein Scherz sein?«, fragte er. »Es gibt keine andere Station auf der Erde, die in der Lage wäre, über die Gridley-Welle zu senden oder zu empfangen, also ist ein Schwindel ausgeschlossen.«

      Unser geheimnisvoller Sender war wieder auf Sendung: »Wenn Sie das hören, wiederholen Sie mein Signal«, sendete er zurück und meldete sich mit »D.I., D.I., D.I.« ab.

      »Das wäre dann David Innes«, überlegte Jason.

      »Kaiser von Pellucidar«, fügte ich hinzu.

      Jason schickte die Nachricht: »D.I., D.I., D.I.«, gefolgt von: »Welche Station ist das?« und »Wer sendet?«

      »Hier ist das Kaiserliche Observatorium in Greenwich, Pellucidar; Abner Perry sendet. Wer sind Sie?«

      »Hier ist das private Experimentallabor von Jason Gridley, Tarzana, Kalifornien; Gridley sendet«, antwortete Jason.

      »Ich möchte mit Edgar Rice Burroughs in Verbindung treten. Kennen Sie ihn?«

      »Er sitzt hier und hört mit«, gab Jason zurück.

      »Gott sei gedankt, wenn das wahr ist. Aber woher soll ich wissen, dass es wahr ist?«, fragte Perry.

      Hastig kritzelte ich eine Notiz für Jason: »Fragen Sie ihn, ob er sich an den Brand in seiner ersten Schießpulverfabrik erinnert und daran, dass das Gebäude zerstört worden wäre, hätten sie nicht sein eigenes Schiesspulver auf das Feuer geschaufelt, um es zu löschen?«

      Jason grinste, als er die Notiz las und schickte sie ab.

      »Es war unhöflich von David, das zu erzählen«, kam als Antwort zurück, »aber jetzt weiß ich, dass Burroughs tatsächlich dort ist, denn nur er konnte von diesem Vorfall wissen. Ich habe eine lange Nachricht für ihn. Sind Sie bereit?«

      »Ja«, antwortete Jason.

      »Dann bleiben Sie dran.«

      Und dies ist die Botschaft, die Abner Perry aus den Eingeweiden der Erde schickte; aus dem Reich von Pellucidar.

      Es müssen etwa fünfzehn Jahre vergangen sein, seit David Innes und ich die innere Oberfläche der Erdkruste durchbrachen und im wilden Pellucidar auftauchten, aber wenn eine stationäre Sonne ewig am Himmel hängt und es keinen Mond und keine Sterne gibt, ist die Zeit unbedeutend, und so mag es vor hundert Jahren gewesen sein oder vor einem. Wer weiß das schon?

      Natürlich haben wir, seit David auf die Erde zurückgekehrt ist und viele der Annehmlichkeiten der Zivilisation mitgebracht hat, die Möglichkeit, die Zeit zu messen, aber die Menschen hier mochten das nicht. Sie fanden, dass es ihnen Einschränkungen und Begrenzungen auferlegte, die sie nie zuvor gespürt hatten, und sie begannen die Zeit zu hassen und zu ignorieren, bis David in der Güte seines Herzens einen Erlass verabschiedete, der die Zeitmessung in Pellucidar wieder abschaffte.

      Es schien mir ein Rückschritt zu sein, aber ich habe mich damit abgefunden und bin vielleicht sogar glücklicher, denn schließlich ist die Zeit ein harter Herr, wie ihr von der äußeren Welt, die ihr Sklaven der Sonne seid, zugeben müsstet, wenn ihr über diese Sache nachdenken würdet.

      Hier in Pellucidar essen wir, wenn wir hungrig sind, wir schlafen, wenn wir müde sind, wir gehen auf Reisen, wenn wir aufbrechen und wir kommen am Ziel an, wenn wir ankommen. Wir sind auch nicht alt, weil wir nicht wissen,

Скачать книгу