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TANAR VON PELLUCIDAR. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн.Название TANAR VON PELLUCIDAR
Год выпуска 0
isbn 9783753190297
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Eine Woge schlug gegen das schwankende Schiff und warf Tanar nach vorne, so dass seine Wange die Wange des Mädchens berührte und als sie den Kopf drehte, streiften seine Lippen die ihren. Beiden war klar, dass es ein Versehen war, aber der Effekt war nicht weniger überraschend. Tanar spürte zum ersten Mal den Körper der Frau an seinem und das Bewusstsein dieser Berührung muss sich in seinen Augen widergespiegelt haben, denn Stellara wich zurück, ein Schimmer der Furcht in ihrem Blick.
Tanar sah die Angst in den Augen eines Feindes, aber es bereitete ihm kein Vergnügen. Er versuchte sich vorzustellen, was einer Frau seines Stammes widerfahren wäre, wäre sie den Korsaren in die Hände gefallen, aber auch dieser Gedanke befriedigte ihn nicht – und hätte es, wäre das einem Eingeständnis gleich gekommen, dass er aus dem gleichen unedlen Holz geschnitzt war wie die Männer von Korsar.
Welche Gedanken Stellara und Tanar auch plagten, verlor in dem Augenblick an Bedeutung, als eine weitere gewaltige Welle, die gigantischste, die das geschundene Schiff bisher heimgesucht hatte, ihre unzähligen Tonnen auf das bebende Deck schleuderte.
Für Tanar schien es in der Tat so, als müsse dies das Ende bedeuten, denn es war unvorstellbar, dass sich der unbeherrschbare Schiffsrumpf wieder aus dem Wasserschwall erheben könnte, der ihn fast bis zum obersten Deck des hoch aufragenden Vorschiffs überspülte, wo sich die beiden gegen den reißenden Wind und das furchtbare Schaukeln des Wracks festhielten.
Doch während die Wellen weiter über das Deck brachen, kämpfte sich das Schiff langsam und träge zurück an die Oberfläche, wie ein erschöpfter und ertrinkender Schwimmer, der sich schwach nach oben kämpft, um einen letzten Atemzug zu bekommen, der bestenfalls die Agonie des Todes verlängern würde.
Als das Hauptdeck langsam aus dem zurückweichenden Wasser auftauchte, bemerkte Tanar voller Schrecken, dass die vordere Luke eingedrückt worden war. Dass das Schiff eine beträchtliche Menge Wasser aufgenommen haben musste und dass jede nachfolgende Welle, die über sie hereinbrach, die Menge noch vergrössern würde, berührte den Sarier weniger als das Wissen um die Tatsache, dass unter dieser Luke seine Mitgefangenen eingesperrt waren.
Durch die finstere Bedrohung seiner fast aussichtslosen Lage hindurch schimmerte ein einziger heller Hoffnungsschimmer, dass, sollte das Schiff den Sturm überstehen, eine Anzahl seiner pellucidarischen Kameraden an Bord sein würde und dass sie gemeinsam die Mittel finden würden, ein notdürftiges Segel zu bauen und sich den Weg zurück zum Festland zu bahnen, von dem aus sie entführt wurden; aber angesichts der klaffenden Luke und der fast sicheren Schlussfolgerung, die daraus gezogen werden musste, wurde ihm klar, dass es in der Tat ein Wunder wäre, wenn außer Stellara und ihm noch jemand an Bord des Wracks am Leben wäre.
Das Mädchen blickte auf die Verwüstung hinunter und wandte nun ihr Gesicht dem seinen zu.
»Sie müssen alle ertrunken sein«, sagte sie, »und es waren deine Leute. Es tut mir leid.«
»Vielleicht hätten sie es dem vorgezogen, was sie in Korsar erwartet hätte«, sagte er.
»Und sie wurden nur ein wenig früher erlöst, als wir es werden«, fuhr sie fort. »Bemerkst du, wie tief das Schiff jetzt liegt und wie träge es ist? Der Laderaum muss halb mit Wasser gefüllt sein – eine weitere solche Welle wie die letzte wird es endgültig versenken.«
Eine Zeit lang standen sie schweigend da, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Der Schiffsrumpf wälzte sich im Wellental, und einen Moment lang schien es, als könnte er nicht rechtzeitig beidrehen, um das Unheil der nächsten bedrohlichen Welle abzuwenden, doch er taumelte wie trunken und hielt dem nahenden Wasser seine hohe Seite entgegen.
»Ich glaube, der Sturm hat sich verzogen«, sagte Tanar.
»Der Wind ist abgeflaut, und die Wellen sind nicht mehr so groß wie die, die Vorschiff geflutet hat«, sagte Stellara hoffnungsvoll.
Die Mittagssonne brach hinter der schwarzen Wolke hervor, die sie verhüllt hatte, und das Meer erstrahlte in blauer und silberner Schönheit. Der Sturm hatte sich gelegt. Die Wellen flauten ab. Das Wrack lag tief im Wasser, war aber vorübergehend von der Bedrohung einer unmittelbaren Katastrophe befreit.
Tanar stieg den Niedergang zum Unterdeck hinunter und näherte sich der vorderen Luke. Ein einziger Blick nach unten offenbarte nur das, was er voraussehen konnte – schwimmende Leichen, die im Wellengang hin und her wogten. Alle unter Deck waren tot. Mit einem Seufzer wandte er sich ab und kehrte auf das Oberdeck zurück.
Das Mädchen fragte nicht nach, denn sie konnte in seinem Blick lesen, was geschehen war.
»Du und ich sind die einzigen Überlebenden an Bord«, sagte er.
Sie holte mit einer Hand zu einer großen Geste aus, die das Meer um sie herum einbezog. »Wir sind zweifellos die einzigen Überlebenden der gesamten Flotte«, sagte sie. »Ich sehe weder ein anderes Schiff noch eines der kleinen Boote.«
Tanar blickte in alle Richtungen. »Ich auch nicht«, sagte er; »aber vielleicht sind einige von ihnen entkommen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.«
»Ihr habt einen schweren Verlust erlitten«, sagte der Sarier mitfühlend. »Neben so vielen deiner Leute hast du auch deinen Vater und deine Mutter verloren.«
Stellara wandte sich ihm schnell zu. »Sie waren nicht mein Volk«, sagte sie.
»Was?«, rief Tanar aus. »Sie waren nicht dein Volk? Aber dein Vater, der Cid, war der Anführer der Korsaren.«
»Er war nicht mein Vater«, antwortete das Mädchen.
»Und die Frau war nicht deine Mutter?«
»Mögen die Götter es verhüten!«, rief sie aus.
»Aber der Cid! Er hat dich wie eine Tochter behandelt.«
»Er dachte, ich sei seine Tochter, aber ich bin es nicht.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Tanar; »und doch bin ich froh, dass du es nicht bist. Ich konnte nicht verstehen, wie du, die du so anders bist als sie, eine Korsarin sein konntest.«
»Meine Mutter war eine Eingeborene der Insel Amiocap, und dort hat der Cid sie auf einem Raubzug nach Frauen geschnappt. Sie erzählte mir viele Male davon, bevor sie starb.
Ihr Gefährte war auf einer großen Jagd nach Tandors und sie sah ihn nie wieder. Als ich geboren wurde, dachte der Cid, ich sei seine Tochter, aber meine Mutter wusste es besser, denn ich trug auf meiner linken Schulter ein kleines, rotes Muttermal, das identisch mit dem auf der linken Schulter des Mannes war, dem sie gestohlen worden war – meinem Vater.
Meine Mutter erzählte dem Cid nie die Wahrheit, aus Angst, er würde mich töten, weil es bei den Korsaren Brauch ist, die Kinder ihrer Gefangenen zu töten, wenn nicht ein Korsar der Vater ist.«
»Und die Frau, die mit euch an Bord war, war nicht deine Mutter?«
»Nein, sie war die Gefährtin des Cid, aber nicht meine Mutter, die ist tot.«
Tanar spürte eine deutliche Erleichterung, dass Stellara keine Korsarin war, aber warum das so war, wusste er nicht, versuchte aber auch nicht, seine Gefühle zu analysieren.
»Ich bin froh«, sagte er wieder.
»Aber warum?«, fragte sie.
»Jetzt müssen wir keine Feinde mehr sein«, antwortete er.
»Waren wir das vorher?«
Er zögerte, dann lachte er. »Ich war nicht dein Feind«, sagte er, »aber du hast mich daran erinnert, dass du meiner bist.«
»Ich habe mir ein Leben lang angewöhnt, mich für eine Korsarin zu halten«, erklärte Stellara, »aber ich wusste, dass ich es nicht bin. Ich empfand keine Feindschaft