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Fell in wilder Dauerwelle absteht. Okay, ich habe noch Lucky als Helfer, aber wie, bitte schön, sollen wir einen Streit zwischen zwei Restfellbesitzern schlichten?

      Am Nachmittag trifft sich Daniel mit Jan wieder, Lucky und ich sind auch dabei. Es ist verdammt heiß. Wir lassen unsere Zungen ganz schön raushängen. So weit, dass die Ameisen mühelos damit Rolltreppe fahren könnten.

      Daniel erzählt, dass er auf YouTube so einen Typen gesehen hätte, der von Garagendächern springt. Ich habe zufällig neben ihm gesessen, als er sich diesen Film auf seinem Smartphone angesehen hat.

      Jan meint nur sein typisches: „Ja, und, Alter?“

      Sie gehen beide zur Garage von Daniels Elternhaus.

      Jan beäugt Daniel: „Würdest du dich das trauen?“

      Daniel zögert mit der Antwort: „Jan, ich schaue mir das gerne an, aber...“

      „Aber, was?“

      „Und was ist mit dir?“

      „Meinste, ich würde kneifen?“

      Daniel blickt nach oben: „Die Garage ist mindestens zwei Meter fünfzig hoch.“

      Jan stöhnt. „Alter, du redest wie meine Mutter, echt.“

      Ich und Lucky begutachten auch die Garage. Also, ich würde da nicht freiwillig runterspringen. Lucky ist dergleichen Meinung. Wir sind beide froh, als Daniel und Jan schließlich meinen, das wäre doch nichts. Daniel sagt zwar noch, dass YouTube toll wäre. Aber damit ist die Sache zum Glück erledigt. Ich hatte mir schon flohmäßige Sorgen um Daniel und Lucky hatte sich zeckenmäßige Sorgen um Jan gemacht.

      Kapitel 4: Das fette Problem

      Luckys Herrchen Jan ist heute bei Jans Vater zu Besuch. Ich habe vorhin mitbekommen, dass Daniel Jan dort besuchen soll und dass ich mitkomme. Als wir eintreffen, sitzt Jans Vater in einem rot-weiß-gestreiften Liegestuhl mitten in der grünen Chill-Lounge. Er hatte eben die grüne Chill-Lounge gemäht. Das frisch gemähte Gras riecht extrem einladend. Es ist raspelkurz, genau richtig, damit sich Lucky und ich darauf ultrawild herumwälzen. So macht Hund sein Spaß.

      Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, bis Jans Mutter eintrifft. Jans Vater springt sofort aus seinem Liegestuhl heraus und versucht, sich lässig an dem Gerät zum Grasmähen anzulehnen. Leider rollt es ein Stückchen weg und er macht sich auf der grünen Chill-Lounge so richtig lang. Er rappelt sich fluchend auf und blickt in grinsende Gesichter, was ihn noch wütender macht.

      Jans Mutter spricht Jans Vater darauf an, dass die Besuchszeiten von Jan bei ihm noch gar nicht abgesprochen seien. Jans Vater rollt mit seiner Spionieroptik und meint: „Du bist ein wenig klein kariert. Das können wir doch machen, wie ich gerade Zeit habe. Bisher war das doch kein Problem. Warum ist es eins auf einmal?“ Wie auf Kommando schaltet sich bei Jans Mutter die rote Kopfbeleuchtung ein, selbst die Lauschmuscheln sind volle Kanne rot.

      Sie schimpft: „Das muss geregelt sein. Das ist viel besser für Jan.“

      Jans Vater rümpft seinen Schnupper-Erker und argumentiert: „Das hat doch bisher auch geklappt.“

      Jans Mutter schimpft inzwischen wie ein Rohrspatz: „Das ist eine ziemliche Hampelei für mich.“ Nebenbei, ihr Restfell auf dem Kopf steht ganz schön ab. Sie setzt noch eins drauf: „Ich gehe schließlich arbeiten und daher brauche ich verlässliche Zeiten.“

      Die beiden Streithähne gehen zu einer neuen Stufe des Streits über, was die Restfellbesitzer eine Grundsatzdiskussion nennen. Jedenfalls macht das Jans Mutter ausgiebig. Das ganze Gestreite erinnert mich daran, wenn Jan und Daniel Tischtennis spielen. Es geht hin und her, her und hin.

      Ich bin zwar nur ein Hund, aber mir wird klar, dass Jans Vater und Jans Mutter ein enorm schwieriges Problem haben. Jan hat eigentlich Recht. Er sitzt mit Kopfhörern im Liegestuhl und hört so nichts vom Zwist seiner Eltern. Ich beneide Jan um seine Kopfhörer. Ich würde jetzt auch gerne Musik hören. Dann fällt mir wieder meine „Mission“ ein. Ich muss Jan helfen, weil er sich gewünscht hat, dass die beiden sich wieder vertragen. Also muss ich zuhören, was die beiden Streithähne zu sagen haben.

      Mit einem Auge sehe ich noch, wie Jans Mutter mit einer weißen „Hundehütte auf vier Rädern“ abdüst. Jetzt nimmt Jan die Kopfhörer ab. Jans Vater klopft ihm auf die Schulter und meint: „Das wird schon wieder.“ Bei allen Tretminen dieser Welt, das wird ein harter Brocken. Übrigens, so was Ähnliches sagt auch mein Herrchen Daniel.

      Jetzt ist Gehirnschmalz gefragt. Der Einzige, mit dem ich die „Mission“ ausdiskutieren kann, ist Lucky. Gemeinsam überlegen wir, was unsere Stärken sind. Lucky meint, dass wir sehr gut bellen und winseln können. Ich überlege kurz und komme zum Schluss, dass man diese Fertigkeiten zwar gezielt einsetzen kann, aber dass es nicht eindeutig für die Restfellbesitzer zu verstehen ist. Lucky hält dagegen, dass wir gut Dinge in unserem Maul transportieren können. Er müsse zum Beispiel jeden Morgen die Tageszeitung aus der Röhre in Bisshöhe holen. Aber was ist mit unseren Pfoten?, frage ich Lucky. Die brauchen wir zum Verbuddeln, entgegnet Lucky. Halt, er könne High-Five geben, da würde Jan jedes Mal lachen. Aber wie bitte schön soll uns High-Five helfen? Das wisse er auch nicht, aber er würde es mal in seinem Hinterkopf für sich behalten. Ganz klar im Nachteil wären wir, wenn es ums Reden oder Schreiben gehen würde, findet Lucky. Ich muss ihm leider Recht geben, aber ich sage ihm, dass wir immerhin lesen könnten. Daher Augen auf und passende Schriftstücke sammeln. Also ab heute werde ich Zettel von Daniel sowie Daniels Eltern und Lucky wird Zettel von Jan und Jans Vater sammeln. Wir stellen fest, dass alle diese gelben Post-it-Zettel mögen. Am Kühlschrank und an der Pinnwand hängen besonders viele von denen, die dann irgendwann im Mülleimer wandern. Wir beschließen, die Mülleimer regelmäßig zu inspizieren. Mit einem freudigen Beller verabschiede ich mich von Lucky, als Daniel zu Jan sagt, dass er gehen müsse, um seine unvermeidlichen Hausaufgaben zu erledigen.

      Kapitel 5: Geniale gelbe Zettelchen

      Am nächsten Morgen ist wieder unser Hundetreff auf der Kackhäufchenwiese. Mein Herrchen Jan ist ganz aufgeregt. Er erzählt von einer Klassenfahrt. Ich frage mich, was eine Klassenfahrt sein soll. Lucky erklärt mir es. Es hat was mit diesem Ort zu tun, wo Jan und Daniel tagsüber sind – mit dieser Schule. Es ist gleichzeitig ein Ort des Grauens und der Freude, so Lucky. Ich denke an meinen Namensvetter und nicke. Jan würde oft sagen, er habe morgens keine Lust, käme dann aber meist gut gelaunt mittags aus der Schule wieder. Lucky habe außerdem beobachtet, dass Jans Vater sich ähnlich verhalten würde, was einen Ort namens Arbeit angehen würde. Jans Vater sagt oft, dass er arbeiten gehen müsse, damit sie genug Geld hätten. Aber andererseits käme er oft pfeifend von der Arbeit wieder. Nur an den Tagen, an denen er von Überstunden redet, hätte er schlechte Laune. Wir denken, dass Überstunden wohl so eine Art Krankheit sind, jedenfalls machen sie schlechte Laune. Wenn ich solche Sachen höre, bin ich froh, ein Hund zu sein.

      Nun zurück zu meinem Herrchen Jan. Seine Klassenfahrt startet schon morgen. Ich bekomme Zweifel, ob ich die „Mission“ erfüllen kann, wenn Jan weg ist. Lucky beruhigt mich. Er wäre ja noch da, er könne helfen. Er habe seit gestern zwei Post-it-Zettel aus dem Mülleimer geholt. Auf dem einen stehe „Bin gleich wieder da“ und auf dem anderen „Birgit anrufen“. Jans Mutter heißt Birgit. Ich lobe Lucky, diese Zettel sind vielleicht mal von Nutzen.

      Gerade als wir aufbrechen wollen, sehe ich Jans Mutter in ihrer weißen „Hundehütte auf vier Rädern“ sitzen. Sie hält direkt neben Jan und lässt das Fenster herunter. Jan soll heute bei ihr zu Mittag essen. Jan ist verwirrt, weil sein Vater ihn schon fürs Essen eingeplant hat. Jans Mutter besteht darauf, dass er bei ihr isst. Armer Jan. Was für ein Chaos, Jan wohnt bei seinem Vater und soll bei seiner Mutter essen. Schließlich verspricht Jan sichtlich genervt seiner Mutter, seinem Vater auszurichten, dass er bei ihr isst. Er blickt ganz schnell auf seine Armbanduhr. Er müsse jetzt zur Schule aufbrechen. Daniel verabschiedet sich von Jan und wir trotten beide nach Hause. Lucky kläfft mir zum Abschied zu.

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