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eine Belohnung in Höhe von 500.000 Euro ausgesetzt.

      Laut Hörensagen war ein weißer Kleintransporter mit Offenbacher Kennzeichen am Tatort aufgefallen.

      Der Schwindel wäre vermutlich nie aufgeflogen, wenn nicht ein Insider der Polizei einen Tipp gegeben hätte.

      Bis heute fand man lediglich heraus, dass es sich bei dem Austausch um jeweils ein Gemälde von Tizian < Die Venus von Urbino > 119 x 165 und ein Gemälde von Giorgione < Die schlafende Venus > 108 x 175 handelt. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeistation entgegen oder rufen Sie uns direkt hier im Studio an.“

      Paddy Moser – Das Genie

      Paddy Moser zählte zu jener Sorte Männer, die erst mit zunehmendem Alter zu Attraktivität gelangen.

      Paddy Moser war Ehrenbürger der Stadt Offenbach am Main und ein hochangesehener Mann. Er besaß die Gabe, von fast allen, die in seine Nähe kamen, gemocht zu werden.

      Paddy Moser, einer der vielseitigsten Maler und Bühnenbildner seiner Zeit, weit über die Stadtgrenze von Offenbach und Frankfurt am Main bekannt.

      Er absolvierte seine Ausbildung an der Düsseldorfer Malerschule und war eines ihrer Aushängeschilder.

      Sein malerisches technisches Können erlaubte es ihm, seine Bilder in einem altmeisterlichen Stil zu malen, die an den Fotorealismus erinnerten.

      Paddy Moser, eine zentrale Gestalt, einen Protagonist, eine Lichtgestalt, dekoriert mit den höchsten Auszeichnungen.

      Seine zwölf Jünger hatten ihm den Bischöflichen Amtstitel < Patriarch > verliehen. Sie verehrten ihn wie einen Gott. Paddy fehlte lediglich der Heiligenschein.

      Paddy Moser, ein Künstler, ein Bildhauer und Grafiker, ein umstrittener Maler. Sein Stil verkörperte die Welt des Unbewussten, des Rausches, des Fiebers, Bilder, die er in seinen Träumen sah, Bilder, die nicht zum Verweilen einluden.

      Einerseits hatte er Angst davor, andererseits war er süchtig danach. Wenn er malte, konnte er sich in seiner Welt verlieren.

      Er hatte in seinem Leben alles erreicht, aber zu welchem Preis?

      Die Venen auf den Handrücken waren geschwollen, seine Hände, mit großen Leberflecken bedeckt. Hände, an denen die Nägel, mit großen weißen Monden, zuerst auffielen.

      Er war er ein todkranker Mann, obwohl sein Händedruck einem Bären das Wasser in die Augen treiben konnte.

      Und dennoch hatte das alles nicht die Wirkung des Alters – vor allem sein Gesicht, mit einem imposanten kaiserlichen Backenbart, hatte das Alter verschont. Die blauen Augen blickten klar und die Falten darum gaben ihnen einen boshaften, wachen Blick. Das weiße, volle, lockige Haar war kurz geschnitten, versteckt unter einem Turban. Um seinen Hals hingen mehrere Goldkettchen.

      Paddy Moser war ein verheirateter Mann. Das Geheimnis seiner Ehe bestand darin, Geld zu haben. Man muss nichts anderes haben als Geld.

      Geld macht zwar nicht glücklich, aber es beruhigt!

      Seine Karriere, als Maler, begann mit sehr gelungenen Kopien bekannter alter Meister. Man munkelte, dass < sein Hehler > einige Gemälde, unter der Bedingung der Geheimhaltung, als echt ins Ausland verkauft hatte. Der Käufer durfte nicht damit prahlen, dass er ein verschollenes Original von … als sein eigen nennen konnte.

      Paddy Moser residierte im Isenburger Schloss, ein Renaissance-Schloss in Offenbach am Main. Das mittelalterliche Grafengeschlecht Isenburg ließ es im 16. Jahrhundert errichten. Unter Kunsthistorikern gilt das Isenburger Schloss als bemerkenswertes Kunstobjekt.

      Dies wird durch die unterschiedlich gestalteten Fassaden an der Nord- und Südseite des Schlosses deutlich. Die Südseite, zur Stadt hin, zeigt sich als aufgelockerte Renaissance-Fassade mit Bogengängen zwischen zwei Treppentürmen, während die dem Main zugewandte Nordseite eine wehrhafte Fassade aus Teilen der älteren Bausubstanz zeigt.

      Für den Spottpreis von 1,00 DM erwarb Paddy, vor vielen Jahren, das marode Schloss von der Stadt Offenbach am Main, ließ es mit Liebe - und vor allem viel Geld - umbauen und verschönern.

      Zwar war es deutlich modernisiert worden, aber genügend ursprüngliche Details blieben erhalten, um ihm einen altertümlichen, interessanten Anstrich zu verleihen. Es strahlte nun wieder in seiner unverkennbaren roten Eleganz.

      Mit dem Kauf des Schlosses hatte er sich nicht nur ein wunderschönes Domizil zugelegt, sondern auch fürchterliche Albträume.

      Jedes alte Gemäuer hat seine Geister. Gute sowie auch böse. Nicht nur er litt darunter. Auch Lilo und Loreley wurden zeitweise heimgesucht. Meist bei Vollmond.

      Alle namhaften Maler, die vom Diesseits ins Jenseits gegangen waren, statteten ihm regelmäßig ihren Besuch ab und waren bislang noch nicht bedrohlich. Aber diese Erscheinungen hatten immer mehr an Tiefe und Bedeutsamkeit gewonnen. Wenn er sich mit ihnen unterhielt, bekam er eine Ahnung vom Wesen der Menschen, die sie zu Lebzeiten gewesen waren.

      Keiner, außer Loreley, wusste von seinen unheimlichen Heimsuchungen. Selbst sie glaubte, sie seien nichts weiter als Manifestationen seiner Gewissensbisse.

      Loreley ahnte nicht, dass ihn nach Einbruch der Dunkelheit der Wahnsinn packte.

      Seine Anwandlungen waren einerseits völlig harmlos. Andererseits drängten sie ihn, den verstorbenen Hüllen mit großem Respekt zu begegnen, weil er wusste, dass sie früher oder später zurückkehren würden.

      Angesichts der mysteriösen Dinge, die Paddy im Schlaf durchlebte, war es kaum verwunderlich, dass er oft verwirrt und in einer Weder-noch-Dimension erwachte.

      Paddy wusste, dass er in seinem Zimmer war, in seinem Bett lag. Er hörte den Wasserhahn tropfen. Er roch den Duft der Bäume durch das offene Fenster.

      Und trotzdem träumte er, spürte die Präsenz einer männlichen Person.

      … Vor seinem Himmelbett stand ein Mann. Aus irgendeinem Grund erfüllte die Erscheinung, die er nur undeutlich als Silhouette wahrnahm, mit Grauen.

      Die Morgensonne sickerte durch das Moskitonetz. Er konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber eine Verwechslung war ausgeschlossen - ihm fehlte ein Ohr. Blut tropfte auf seinen Hemdkragen.

      „Wie fühlen Sie sich?“, fragte er. Paddy fand es nicht komisch, einem Toten eine solche Frage zu stellen. „Wollen Sie mich abholen?“

      Er hörte seine Studenten auf den Gängen johlen. Ein Anzeichen dafür, dass er bei Bewusstsein war, mehr denn je, aber sein diabolischer Freund wollte einfach nicht verschwinden. Er hatte weder Hörner noch einen Pferdefuß.

      Der Schatten des Todes kam mühelos immer näher. Paddy versucht ihn anzufassen, typisch für seine krankhafte Fantasie.

      Sein Gespenst scharrte mit den Füßen, nahm Anlauf und rannte los, als wollte er Paddy, wie ein Stier, auf die Hörner nehmen.

      Er sank zurück in seine Kissen und fragte sich, wie wach er eigentlich war oder noch werden musste, damit der Mann wieder verschwand. Für einen Moment war er abgelenkt und plötzlich kamen ihm Zweifel. Die Gestalt konnte ebenso eine Falte in den Rüschen seines Baldachin sein. Als er einen weiteren verstohlenen Blick riskierte, hatte er sich aufgelöst.

      Paddy kicherte bei dem Gedanken, dass einer seiner im Geist Gefangenen einen Fluchtversuch unternommen hatte. Auch diesen nahm er in seinen Kreis seiner Wahlverwandtschaft auf.

      Sein Kopfkissen und der Bezug waren schweißnass. Paddy kauerte keuchend mit hochgezogenen Knien in seinem Bett.

      Ticktack.

      „Oh mein Gott“, stöhnte er und sprach die Panik an, als wäre sie körperlich im Zimmer anwesend. Es dauerte und dauerte … bis Paddy zu sich gekommen war und seine auf der Bettdecke verstreute Gedanken eingesammelt hatte. Er fühlte sich, so, als ob er mit Karacho gegen eine Häuserwand gerast wäre.

      Ticktack.

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