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Incubus Expeditus. Xenocyon Daemonicus
Читать онлайн.Название Incubus Expeditus
Год выпуска 0
isbn 9783752933703
Автор произведения Xenocyon Daemonicus
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ihm kam der vergangene Tag und was ihm passiert war wieder in den Sinn: Der Spott der anderen und der arme, totgetretene Käfer.
„Nun wird zurückgeärgert!“, nahm er sich vor.
Etwas anderes fiel seinem noch kindlichen Gemüt anscheinend nicht ein. Es trieb ihn sogar regelrecht dazu. Schließlich sah er jetzt aus wie ein Teufel, also konnte er sich auch wie einer benehmen.
Er verließ das Zimmer direkt durch die Außenwand und flog in die klare, wolkenlose Nacht hinein. Draußen schaute er sich erneut um und betrachtete sein Wohnhaus genauer.
Eine schmucklose beige Fassade in einer großen Plattenbausiedlung. Der zweite Stock links am Eckhaus.
Gegenüber war ein Parkplatz, dem eine Wiese folgte. Danach kam eine Hauptstraße. Auf der anderen Straßenseite war eine Einfamilienhaussiedlung und eine modern gebaute Kirche.
Außer den realen Eindrücken von Mondlicht und orangenem Schein der Straßenlaternen, spürte Shynn noch etwas anderes: Anwesenheiten von Lebewesen, lange bevor er sie sehen konnte.
Und er hörte die Geräusche nachts umherstreifender Wesen. Katzen vorrangig, die sich balgten, Hunde die bei jedem Geräusch kläfften, Marder, die unter den Autos gern die Kabel benagten, Nachtinsekten mit ihrem leisen Summen, während sie von Lichtern angezogen wurden oder zu unergründlichen Zielen hinflogen.
Zudem auch fremdartige Auren, die seiner eigenen ähnelten – andere Nachtgespenster wie ihn – denen er lieber aus dem Weg gehen wollte, da er sie nicht kannte.
Er versuchte, die Kinder aus seiner Gruppe ausfindig zu machen, weil er ihre Wohnorte nicht kannte. Er war schließlich noch nie bei einem von ihnen gewesen. Als ob sie ihn je eingeladen hätten...
Er versuchte sich auf sie zu konzentrieren, intensiv an sie zu denken...
Da! Da waren sie! Alle nicht sehr weit von ihm entfernt. Leicht rosa, die Aura von Yvonne. Grün, die von Maik. Auch das helle Blau von Christopher bemerkte er. Und die der anderen.
Prima!, dachte er nur und rieb sich diebisch grinsend die Hände. Als er damit fertig war, machte er sich auf den Weg zum Nächstbesten, Patrick, der wohnte nicht weit von hier.
Dämonenbengel
Immer der Präsenz folgend, schwebte Shynn durch die betreffende Wand in Patricks Zimmer, welches gut aufgeräumt war.
Er wusste, dass der Junge im Kindergarten immer penibel angezogen und ziemlich eingebildet war. Nun wusste er, was er hier zu tun hatte.
Er nahm die Kleiderkommode auseinander, indem er die ganzen Klamotten herauswühlte. Die besten Sachen zerriss er in tausend Fetzen. Die schlechteren bemalte er mit Filzstiften.
Von den Socken und Handschuhen machte er immer einen Teil eines Paares kaputt, und den anderen sortierte er wieder in die Schubladen ein.
Die Schnürsenkel fummelte er aus den Schuhen heraus und ließ diese verschwinden.
Zufrieden mit seinem Werk verschwand er aus Patricks Zimmer, bedauernd, dass er den Ärger, den dieser morgen von seinen Eltern bekommen würde, nicht mitverfolgen konnte.
Dafür sah er ihn im Kindergarten... wenn der sich noch hin traute. Er kicherte in sich hinein.
Enrico machte er auch sogleich seine Aufwartung. Der wohnte gleich nebenan. Ihm verdarb er mit Hilfe von viel Salz und Pfeffer sein Lieblingsmüsli in der Schachtel. Zudem füllte Shynn noch etwas davon in die Trinkflasche des Kindes, die schon für den kommenden Tag bereit stand, mit Saft gefüllt zu werden.
Auch hier würde er das angeekelte Gesicht nicht sehen können, bei dem er sich so schon totgelacht hatte, wenn er es im Kindergarten auf diese Weise verzog.
Dessen runde Nase hatte dann unglaublich lustige Falten. Na ja, Enrico sah einfach mit jeder Grimasse komisch aus. Darüber lachten sich die meisten der Kinder krumm.
Maik, einer der Schlimmsten von allen, besuchte er als Nächsten. In dessen Zimmer sah es anders aus. Der rothaarige Junge mit den Sommersprossen schlief nämlich immer umringt von seinen Kuscheltieren, die er scheinbar dringend zum Schlafen brauchte.
Das war einfach: Er riss Bärchen und Häschen und allen anderen Plüschtierchen die Nähte auf, kehrte das Innerste nach außen und verteilte alles im ganzen Zimmer.
Seiner zwei Jahre älteren, ebenso rothaarigen Schwester, die genau wie Maik auch immer auf ihm herumhackte und im Nachbarzimmer schlief, köpfte er die ganzen Puppen, welche sie, ähnlich ihrem Bruder, im Bett um sich herum zu drapieren pflegte.
Ihre beiden Lieblingspuppen – die blonden Barbies aus den Westpaketen, andere Anziehpuppen und Babypuppen, die meisten waren nach der Aktion etwas… kopflos. Manche wurden auch arm- oder beinlos. Oder alles los. Egal. Das Ergebnis zählte.
Der dunkelblonde Christopher, der im Sommer sehr gebräunt war, wohnte ein paar Straßen weiter weg. Auch dort sah er sofort, was er tun konnte: Chris liebte Ballspiele, er forderte die anderen immer dazu auf.
Er hatte verschiedene Bälle. Sein liebster jedoch war ein einfacher Fußball mit sämtlichen Originalunterschriften der Spieler seines Lieblingsvereins.
Shynn schwebte in die Küche und nahm sich ein scharfes Messer und versuchte damit durch die Wand ins Kinderzimmer zu kommen.
Dies gelang ihm nicht. Anscheinend konnte er keine festen Gegenstände mit durch Wände nehmen. Na ja, dann eben nicht. Leise öffnete er stattdessen die Tür.
Der Kleine suchte den Raum ab. In einem Korb in der Ecke lagen die Bälle, welche Chris besaß. Das Messer kurz weglegend nahm er die Bälle alle aus dem Korb.
Dann griff er die Klinge wieder auf und stach auf jeden einzelnen Ball ein. Zischhhhhhhhhhh machte es, als die Luft aus ihnen entwich.
Zufrieden war er noch nicht, da ja noch das Wichtigste fehlte: Chris’ Lieblingsball. Der sollte auch mal wissen, wie sich Verlust anfühlte, schließlich hat der Kacker letztens sein (Kais) Lieblingsbilderbuch zerrissen und in den Dreck geworfen.
Endlich fand er ihn. Unter dem Bett sorgsam verwahrt, das Geschenk seines großen Bruders zu seinem letzten Geburtstag.
Der spielte ja in dem Verein in der C-Jugend und hatte sogar ein paarmal Kontakt zu den Spielern der ersten Liga, die ihm eben alle den Ball unterschrieben hatten. Shynn nahm den Ball in die Hand und stach erneut mit dem Messer auf das Lieblingsteil ein. Mehrmals.
Er zerschnitt die Nähte und stach richtiggehend in die Namen ein. Als er damit fertig war, legte er das Messer auf den Spieltisch.
Jetzt war er zufrieden. Familiendrama vorprogrammiert.
Eine fehlte noch. Die konnte sich auch auf etwas gefasst machen. Yvonne! Das Mädchen wohnte noch ein Stück weiter in völlig anderer Richtung. In der Siedlung.
Den Weg zu ihr fand er spielend. Er musste nur dieser eklig-zuckersüßen rosa Spur folgen, bei der es ihn schauerte. Kleine verwöhnte Prinzessin!
Natürlich hatte sie ein riesiges Zimmer in einem eigenen Haus, welches sie mit ihrer Familie bewohnte. Rosa Tapete, rosa Gardinen, rosa Bettwäsche... Scheußlich! Er rümpfte die Nase.
Hier waren es ihre Stifte, die ihm ins Auge fielen. Er überlegte, was er Schönes malen sollte und dachte daran, sich an den Kritzeleien zu orientieren, die er unterwegs gesehen hatte. Solche, wie sie die Jugendlichen an manchen verborgenen Ecken anbrachten.
Er nahm sich einen Stift und machte sich an die Arbeit. Auch selbstgezeichnete Bilder des Mädchens nahm er sich vor und versah sie mit ziemlich schweinischem Zusatzmaterial.
Die besseren Motive hatte er sich jedoch für die Wände aufgehoben: Bestimmte Körperteile oder Menschen bei der Notdurft brachte er an, aber auch Paare – in verschiedenen Stellungen zugange – krakelte er in einem Kinderstil an die Tapete.
Schreiben tat er lieber nicht.