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Incubus Expeditus. Xenocyon Daemonicus
Читать онлайн.Название Incubus Expeditus
Год выпуска 0
isbn 9783752933703
Автор произведения Xenocyon Daemonicus
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Arschlöcher, alle miteinander!, dachte der kleine Dämon noch sehr wütend.
Die Nacht war kälter als die zuvor. Auch bewölkter mit Schneegraupel. Die Autos auf dem Parkplatz waren mit Raureif überzogen, genau wie das Gras und die Äste der Büsche und Bäume.
Wie zuvor machte sich der kleine schwarze Teufel auf den Weg, seine Peiniger zu bestrafen. Zuerst war Annette dran, die wohnte ja gleich zwei Eingänge weiter.
Eine gute Schülerin war sie, die ihre Hausaufgaben gewissenhaft erledigte und ansonsten eine saubere Heftführung hatte.
Shynn/Kai war auf das strohblonde, gleichgroße Mädchen neidisch. Er konnte zwar schon lange schreiben, aber seine Handschrift war eben etwas fahrig und krakelig, ab und an unleserlich und der Hefter war oft mit kleinen Zeichnungen und Kritzeleien an den Rändern verziert.
Er wusste natürlich sofort, was er zu tun hatte. Mit einem fiesen Grinsen schwebte er zu ihrem Schreibtisch und stöberte in ihren Schulheften herum.
Er ging davon aus, dass sie nicht mehr nachschaute, nachdem sie die Hausaufgaben erledigt hatte. Er nahm einen Tintenblitz und den Korrekturstift und suchte in dem nächstliegenden Heft die Schularbeiten für Mathematik, die ja Dienstag fertig sein sollten.
Da waren sie. Wie immer fein säuberlich gemacht. Plus und Minus mit Kettenaufgaben waren dran. Sie hatte alles richtig gerechnet. Bis jetzt.
Er berichtigte die Ergebnisse, indem er die richtigen Lösungen durch andere, falsche Zahlen ersetzte und achtete dabei darauf, ihre Handschrift so gut er konnte, nachzuahmen. Um den Verdacht zu minimieren, korrigierte er auch frühere Aufgaben, aber ohne die Ergebnisse zu ändern.
Den Schreibhefter nahm er sich als nächstes vor, wo er – statt die Aufgaben nachzubessern – einfach die Tintenpatrone aus dem Füller nahm, sie direkt auf der Seite mit der Hausaufgabe ausleerte und dort auf allen Blättern einen schönen Fleck hinterließ.
Alle Hefte verzierte er in schönster Handschrift mit Sprüchen. Wie „DDR – Deutsche Dackel-Rennbahn“ oder „Alle Pioniere1 stinken! Schlimmer als ein faules Ei! Hast du davon zwei, stinken sie für drei!“ Zu den Fächern passend, versah er sie an den Rändern mit Beleidigungen an die jeweiligen Lehrer. Schließlich hatte sie als Erstes auf ihn eingetreten und das auch noch schmerzhafter als einige der Jungs...
Bei René im Haus war es schwieriger. Seine Lieblinge waren die Hamster. Aber Shynn wollte ja nicht Tiere für sein Leid verantwortlich machen. Die konnten ja nichts für ihre Herrchen und Frauchen. Außerdem mochte er Tiere jeglicher Art.
Aus diesen Gründen wollte er ihnen nichts zuleide tun. Darum machte er nur die Käfige auf, sodass die Tierchen das Zimmer mal eben auf eigene Faust erkunden konnten.
Aber das reichte ihm nicht... Schließlich hatte der Mistkerl ja angefangen mit der ganzen Aktion, um ihm noch eins reinzuwürgen, nachdem er ja bereits sein Mittagessen wieder von sich gegeben hatte.
Ihm fiel nur eins ein: Tomatenmark. Schade drum, aber der Zweck heiligte für ihn eben die Mittel. Er ging in die Küche der Familie und kramte in den Vorratsschränken herum, darauf achtend, keine unnötigen Geräusche zu verursachen.
Nun begann er, das Zeug schön an den Tapeten zu verreiben, und zwar auf einer Höhe, die der wesentlich größere René auch erreichen konnte. Das Sofa beschmierte er ebenfalls.
Eine ziemliche Schweinerei hatte er da hinterlassen. Bäh! Zum Glück brauchte er sich als eigentlich materieloses Wesen nicht ums Händewaschen zu kümmern. Die Tube mit dem kläglichen Rest legte er René einfach in die Hand, die gerade aus der Bettdecke herausguckte.
Das war mal ein Schlamassel – ein Schlachtfeld, blutig, eines echten Dämonen würdig.
Er hatte noch viel vor in dieser Nacht...
Katja, Mandy, Christoph, Manuel und die anderen Beteiligten... Langsam gingen ihm die Ideen aus. Oje!
Die Nacht ist noch jung, irgendwas findet sich, kicherte er in sich hinein.
Dieses Gefühl, alles machen zu können und mal keine Konsequenzen spüren zu müssen, fand er zur Abwechslung seines normalen Alltags echt amüsant.
Selten hatte er so kichern müssen. Und er hatte ihnen mit dieser Gabe auch einiges voraus. Welches Kind außer ihm konnte denn des Nachts umhergeistern, fliegen und durch Wände gehen und wer weiß, was sonst noch?
Keins, soweit er wusste. Er fing an auf dem Weg zu Mandy, seinem nächsten Opfer, Loopings zu drehen und lachte schaurig dabei.
Zwei sind einer zu viel
Shynn gelangte in die Wohnung.
Aber er merkte an seiner Anspannung, dass hier schon jetzt etwas nicht stimmte. Mist, hier war schon jemand!
Die Aura hätte er längst bemerken müssen. Er war aber so im Übermut, dass ihm diese nicht wirklich auffiel.
Ein Schatten bewegte sich, schaute ihn mit ebenfalls glühenden Augen an und verschwand im Schlafzimmer der Eltern der sehr dünnen, großen, brünetten Schülerin mit den Sommersprossen.
Die Konkurrenz hatte wie er eine quasi menschliche Gestalt, war aber wesentlich dunkler und unsteter. Er konnte, im Gegensatz zum kleinen Teufelsjungen, seine Form nicht stabil halten.
Shynn glaubte, dass sich dieser nächtliche Bewohner schon lange bei der Familie heimisch fühlte und wahrscheinlich schon seit Jahren hier sein Wesen trieb. Das erklärte, warum das Mädchen so aggressiv war.
Der fremde Geist schwebte über den Köpfen der Eltern, sorgte bei ihnen für schlechte Träume und flüsterte ihnen eine Menge Hirngespinste in die Ohren.
Dem Vater trichterte er Versagensängste in der Arbeit und eine Unzufriedenheit mit seinem Leben ein. Der Mutter vermittelte er, dass ihr Mann mit ihrer Schwester, der besten Freundin und wer weiß mit wem, fremdging. Shynn sah dem Gespenst dabei fasziniert zu.
Der Alb spürte die Anwesenheit des kleinen Kerls, der sein Refugium störte, noch immer und knurrte in der Geistersprache: „Was willst du hier, Zwergnase? Du störst!“ Dies unterstrich er, indem er seine mehr als dunkle Aura noch stärker wabern ließ und diese verdichtete.
Shynn schaute ihn mit großen Augen an, wie es ein Kind in seinem Alter eben so machte. Und feixte nur. „Hey, super, da brauch ich mich hier nicht einmal anstrengen. Du sorgst ja schon ganz gut für meine Rache. Hihi! Lass dich nicht von mir stören. Mach weiter so! Und vergiss Mandy nebenan nicht!“
Er setzte das schiefe Grinsen eines Bengels auf, der gerade etwas ausgefressen hatte, und flog davon.
Der andere Dämon schaute dem kleinen Störenfried perplex hinterher. Er hatte nicht mit einem Weiteren aus seiner eigenen Zunft gerechnet und ebenso wenig mit dessen Reaktion.
Ihm war seltsam zumute. Er kam sich vor wie das Werkzeug des Kleinen. Der offensichtlich wirklich nur ein Kind war.
Weil er aber sich gerade von der negativen Energie dieser Familie ernährte, kratzte ihn das nicht weiter und er setzte sein Unterfangen fort.
Shynn hingegen war ebenfalls verblüfft. Er hatte bisher noch kein Wesen seiner Art gesehen, wenn er unterwegs war. Er hatte sie zwar gespürt, aber jetzt sah er seine Ahnungen bestätigt, dass es sie gab und es unter Umständen wirklich besser war, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Gerade hier in einer Welt, wo sie eigentlich nichts verloren hatten.
Er dachte an die Tierdokus, die er ab und an gesehen hatte, trotz des spärlichen Fernsehprogramms. Wie bei Wolfsrudeln, welche die Grenzen des Nachbarreviers respektieren mussten, nahm er sich vor, in Zukunft besser auf solche Auren zu achten und Wesen seiner Art zu meiden. Gerade weil er noch so winzig war und seine eigenen Kräfte doch begrenzt waren.
Er hatte immer noch nicht rausbekommen, was er noch alles konnte und es noch