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Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
Читать онлайн.Название Veyron Swift und der Orden der Medusa
Год выпуска 0
isbn 9783847665731
Автор произведения Tobias Fischer
Жанр Языкознание
Серия Veyron Swift
Издательство Bookwire
Faeringel drehte sich um und nahm am Nachbartisch die Bestellung auf. Er achtete nicht mehr weiter auf seine vorherige Kundschaft.
Jane erholte sich erst nach einem Schluck Bier allmählich von ihrer Verwirrung.
»Wer war der junge Mann? Woher kennen Sie ihn? Was sollte dieses ganze Gerede von Erlaubnissteinen und dieser geheimnisvollen Königin«, fragte sie misstrauisch.
»Das war Faeringel, Oberster Jäger am Hof von Königin Girian, der großen Regentin von Fabrillian, dem letzten Reich der Elben Elderwelts«, antwortete Veyron.
Jane staunte nicht schlecht. Sie versuchte den jungen Mann erneut zu erspähen, aber Faeringel war spurlos verschwunden.
»Das war ein Elb? Er sah gar nicht wie ein einer aus«, meinte sie.
Veyron lachte kurz. »Elben besitzen die Fähigkeit, ihr Äußeres ohne viel Aufwand und mit einem Hauch von Magie vor den Augen der Menschen zu verbergen. Wenn sie sich unter uns Menschen aufhalten, tarnen sie sich als junges Volk; hübsch, aber unauffällig. Man vergisst sie meistens sofort wieder. Elben sind in ihrer Erscheinung dem Menschen sowieso sehr ähnlich. Daher ist es für sie nicht schwierig, sich zu tarnen. Manchmal erscheinen sie aber auch wie geisterhafte Gestalten, fast transparent, wenn das Sonnenlicht auf sie fällt. Man fragt sich dann, ob man wirklich etwas gesehen hat, oder ob man nur Opfer seiner Einbildung wurde.«
Jane nippte wieder an ihrem Glas und ließ sich in ihren Stuhl sacken.
»Jetzt bin ich echt neugierig auf Elderwelt. Ein Besuch scheint sich zu lohnen, vorausgesetzt, dort sehen alle Männer so gut aus wie Ihr junger Freund«, meinte sie. Ein neckisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
Veyron stöhnte genervt, was Jane jedoch nur zum Lachen brachte, auch Tom konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jane nahm Veyron auf den Arm, was ihm recht geschah, nach all den Gemeinheiten, die er sonst immer so von sich gab.
»Sie sind schon wieder albern, Willkins«, äffte Tom seinen Paten nach. Jane und er brachen in weiteres Gelächter aus, während Veyron regungslos sitzen blieb und die beiden mit verständnislosen Blicken abstrafte.
Nachdem sie ausgetrunken und eine kleine Mahlzeit verspeist hatten, gingen sie auf das Zimmer, das Faeringel für sie reserviert hatte. Tom war erstaunt wie gut vernetzt die Elben in diesem kleinen Ort waren. Der Raum erwies sich als recht klein und hatte dringend eine Renovierung nötig. Die Tapeten lösten sich an den Rändern, vergilbte Farbe splitterte von den Fensterrahmen. Zumindest waren die Betten bequem, jeder hatte sein eigenes. Jane wählte natürlich das, das am weitesten von Veyron entfernt war. Nach der heutigen Aufregung schliefen sie alle drei rasch ein.
Veyrons Handywecker sprengte sie um Punkt fünf Uhr mit Reel 2 Real’s I like to move it auf voller Lautstärke aus den Federn. Waschen und anziehen, gefolgt von einem kurzen Frühstück. Anschließend alles zusammenpacken und raus in die Finsternis. Jane und Tom hatten ihre Rucksäcke geschultert, während Veyron lediglich seine altmodische, rot karierte Reisetasche mitnahm.
Um 6:30 Uhr trafen sie sich mit Faeringel vor dem Hotel, es war noch immer dunkel, nur ganz dezent ließ sich im Osten ein Sonnenaufgang erahnen. Das ganze Dorf lag im dichten Nebel, so dass Tom lediglich zwei andere Häuser ausmachen konnte. Nirgendwo brannte Licht, alles schien noch zu schlafen. Ein Eindruck der täuschen konnte. Tom hoffte, dass ihnen nicht irgendwo Fellows Söldner auflauerten.
Faeringel setzte sich ohne weiteres Wort in Bewegung, die anderen folgten ihm. Sie gingen eine Zeit lang die Straße entlang, die sie immer tiefer in den Nebel führte. Nach einigen Kilometern bog Faeringel schließlich einfach in die Felder ab. Ohne die geringste Ahnung, wo sie jetzt hingingen, folgten ihm Tom, Veyron und Jane.
Nach einer Weile wandte sich Jane an Veyron. Die Neugier stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Ich weiß, Sie haben es mir schon ein paar Mal erklärt, aber ich verstehe das mit Elderwelt und diesen Durchgängen immer noch nicht«, gestand sie.
Tom war überrascht, dass sein Pate diesmal gar nicht die Augen verdrehte oder entnervt aufstöhnte wie es sonst seine Art war. Ganz geduldig versuchte er es ihr zu erklären.
»Vor vielen Jahrtausenden gab es einen mächtigen Zaubererorden, die Illauri. Als die Welt vor über dreitausend Jahren in großer Gefahr war, schufen sie einen unsichtbaren Schutzschild, der die Länder der magischen Wesen von der Welt der Menschen trennte. Elderwelt und die unsrige liegen nebeneinander, nur können wir es nicht sehen oder mit all unserer modernen Technologie aufspüren. Für uns existiert Elderwelt nicht, andersherum hält man in Elderwelt unsere Welt ebenfalls für einen Mythos. Die Menschen dort nennen sie Fernwelt und nur die Weisen wissen um ihre Existenz. Um die Verbindung zwischen den Welten nicht gänzlich abzubrechen, errichteten die Illauri eine Anzahl von Durchgängen, meist in Form von Torbögen, um von einer Welt zur anderen zu gelangen. Ich weiß selbst nicht genau wie diese Durchgänge funktionieren. Sie können zum Beispiel hier in England hineingehen und kommen auf der anderen Seite irgendwo in der Wüste heraus. Man durchschreitet also nicht nur diese unsichtbare Trennwand, sondern legt zugleich oft auch viele tausend Meilen zurück. Es ist Zauberkunst von allerhöchster Macht.«
Jane dachte still darüber nach. Schließlich deutete sie mit einem Nicken auf ihren jugendlichen Führer.
»Und die Elben bewachen diese Durchgänge? Oder was sonst sucht ein Elb in unserer Welt«, fragte sie Veyron leise.
Es war jedoch Faeringel, der ihr antwortete. Er ging viele Meter voraus, war nur als Schemen im dichten Nebel zu erkennen. Offenkundig besaß er ein sehr empfindliches Gehör.
»Der Durchgang in der Nähe von Wisperton führt direkt in unsere Hauptstadt, Lady Jane. Schon immer haben wir auf diesen einen Durchgang geachtet. Auf Befehl der Königin kümmern wir uns auch um Wisperton und seine Bewohner. Ihr Wohl ist unser Wohl, dabei wissen die Menschen von unserer Existenz nichts. In Wisperton findet Ihr jedoch noch immer ein paar alte Geschichten, die über unser Wirken berichten. Man hält sie heutzutage für Kindermärchen und mittelalterliche Mythen. Die Talarin erinnern sich dagegen noch genau an die alten Tage.«
Jane biss sich verlegen auf die Lippe, aber Veyron schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. Tom, der das Schlusslicht ihrer kleinen Gruppe bildete, schloss rasch zu ihr auf.
»Mach dir keine Gedanken, ich war auch völlig planlos, als ich das alles kennenlernte. Es gibt noch viele andere Durchgänge, manche bewacht, andere nicht. Ich kann‘s schon gar nicht mehr erwarten, endlich wieder nach Fabrillian zu kommen. Es wird dir gefallen, es ist wie Urlaub«, sagte er. Seine Begeisterung wuchs stetig an, drängte ihn zu mehr Eile. Am liebsten wäre er einfach losgerannt - wenn er nur wüsste, wohin in diesem ganzen Nebel.
Als sie auf den alten Eisenbahndamm stießen, an den Tom sich noch gut erinnern konnte, war es bereits deutlich heller. Heute schien die Sonne allerdings besondere Probleme zu haben, den Nebel zu durchdringen. Er begann sich zu fragen, ob da nicht eventuell irgendeine Magie im Spiel war. Der Damm ragte wie eine hohe Wand vor ihnen auf, über und über mit Gras überwuchert. Züge fuhren hier schon lange keine mehr. Die Schienen hatte man schon vor Jahrzehnten demontiert.
Ohne Mühen sprang Faeringel hinauf. Die anderen konnten nur staunen und ihm hinterher kletterten. Er machte keine Anstalten auf sie zu warten und so mussten sie laufen, um ihn wieder einzuholen. Der Damm führte geradewegs in einen dichten Wald. Der Nebel verwandelte die teilweise schon gänzlich entlaubten Bäume und Sträucher in bizarre, schwarzhäutige Gestalten. Mit ihren Dornen und Ästen wollten sie den Wanderern scheinbar den Weg versperren. Mit aller Vorsicht folgten sie Faeringel in das dichte Unterholz. Nicht nur einmal blieben sie mit ihren Jacken und Rucksäcken im Geäst hängen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte vor ihnen ein Eisenbahntunnel auf, der einem schwarzen Rachen gleich, durch einen felsigen Hügel führte. Hier drängte sich der Wald besonders dicht, links und rechts vom Dammweg war keinerlei Durchkommen mehr. Faeringel blieb vor dem schwarzen Tunnel endlich stehen und wartete, bis die seiner