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war nicht von mir!“, platzte es plötzlich aus Henry heraus. „Es war von ihm!“

      „Von wem?“, kam es vollkommen überrascht von Brac und er blickte unwillkürlich zu Wilhelm hin, woraufhin der sofort verdutzt eine Augenbraue hob und geradezu empört den Kopf schüttelte.

      „Nein! Es war von“, begann Richard sich windend, „ach Scheiße!“

      „Amanoue!“, brüllte Henry heraus. „Er hat mich betrogen! Mit Sybilla!“

      Brac stand da als hätte man ihm gerade einen schlechten Witz erzählt, dessen Pointe er nicht verstand und sein Gesicht nahm einen so ungläubigen Ausdruck an, dass es schon mitleiderregend wirkte. „Quatsch“, brabbelte er nur und blinzelte sie an.

      Richard schnaufte tief durch. „Es ist wahr, leider und dies ist auch der Grund, weshalb er ihn einsperrt. Es geht Amanoue den Umständen entsprechend gut, aber…“

      „Was, aber?“, brüllte Henry ihn an, „er hat mich betrogen und belogen, wie schon seit je her! Von Anfang an, hat er mich immer nur hintergangen, erst mit Ravio und mit wem weiß ich noch und nun hat er dem Ganzen die Krone aufgesetzt! Jetzt ist mir auch klar, warum er so wütend auf mich war, er war tatsächlich eifersüchtig! Aber nicht auf Sybilla, sondern auf mich, weil ich bei ihr sein konnte und nicht er! Ich will ihn nie wiedersehen! Und es ist mir gleich, was mit ihm geschieht! Von mir aus, nimm ihn mit, ich will ihn nicht länger hier im Schloss haben!“, schrie er verbittert, wobei sich seine Stimme fast überschlug, vor Schmerz. „Ich kann ihn nicht länger in meiner Nähe ertragen“, kam es schließlich nur noch schluchzend aus seinem Mund. Sein Kopf sackte herab und er verbarg sein Gesicht hinter seinen zitternden Händen.

      „Scheiße, Mann“, murmelte Brac fassungslos entsetzt. „Entschuldigt, aber das is jetzt echt kein Witz? Das, das, kann doch nicht wahr sein!“ Sein Blick glitt über jeden einzelnen von ihnen und blieb an Henry hängen.

      „Mir ist es eh ein Rätsel, dass du ihn bisher am Leben gelassen hast“, sagte Wilhelm plötzlich und die beiden anderen sahen ihn erschrocken an. „Was? Er sollte ihm den Kopf abschlagen lassen, dafür! Dann käme er endlich zur Ruhe!“

      „Hast du `ne Meise?! Der Kleine hat uns alle gerettet!“, entfuhr es Brac wütend.

      „Ich kann es langsam nicht mehr hören“, murmelte Wilhelm genervt. „Gut, er hat euch allen das Leben gerettet! Aber schau ihn dir an!“, brummte er, auf Henry deutend. „Mein Bruder ist völlig am Ende und lieber ein Ende mit Schrecken, als dieses endlose Drama! Du hast Sybilla verurteilt und schickst sie in die Verbannung! Also beende es endlich und fälle auch ein Urteil über ihn! Du musst endlich wieder zur Vernunft kommen und das kannst du nur, wenn du einen Abschluss findest! Und zwar jetzt gleich!“, sagte er aufgebracht.

      „Halt die Fresse!“, herrschte Brac ihn an und machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. „Dem Kleinen krümmt keiner ein Haar, kapiert?! Henry! Hör bloß nicht auf den, der weiß doch gar nicht was Sache ist! Amanoue hat dir mehrmals den Arsch gerettet! Und was ist mit seiner letzten Vorhersage, hm? Hast du`s schon wieder vergessen? Er riet dir Wasser und Kornspeicher anzulegen! Was, wenn er recht hatte, hm? Und das hat er! Du weißt es! Wir alle, wissen es! Bis auf diesen ignoranten Idioten, da drüben! Es ist noch keine einzige Schneeflocke vom Himmel gerieselt! Es ist zwar saukalt aber furztrocken!“

      „Hört auf!“, schrie Henry verzweifelt und plötzlich nickte er. „Wilhelm hat recht, ich muss es zu Ende bringen! Holt ihn aus seinem Gemach und macht mit ihm was ihr wollt, ich möchte ihn nie wiedersehen! Sein Leben kann ich ihm nicht nehmen, das ist alles, was ich noch dazu sage“, fuhr er immer leiser werdend fort.

      „Ich halte mich da raus und werde nichts dergleichen tun! Nicht dass du es mir später dann doch noch irgendwann zum Vorwurf machst, dass ich den Retter Austriens den Kopf abschlagen ließ!“, erwiderte Wilhelm äußerst zynisch. „Also Brac, du hast ihn gehört! Nimm ihn mit und sieh bloß zu, dass er ihm nie wieder über den Weg läuft!“

      „Mit deiner Erlaubnis, könnte ich ihn auch einstweilen auf meine Burg bringen lassen“, schlug Richard vor.

      „Es ist saukalt! Viel zu kalt, für eine mehrtägige Reise, keiner kann jetzt auch nur eine Nacht draußen verbringen und der Kleine erst recht nicht!“, widersprach ihm Brac allerdings sofort verständnislos.

      „Es ist mir gleich!“, schrie Henry wieder. „Ich will nichts mehr hören!“, gellte seine Stimme durch den Raum und er drehte sich die Ohren zuhaltend, um.

      „Also bleibt vorerst nur eines“, brummte Brac, einen missmutigen Blick auf seinen König werfend, „ich nehme ihn mit rüber, bis es wärmer wird und dann sehen wir weiter, einverstanden?“

      Richard nickte und Wilhelm zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Hauptsache, er ist erstmal weg und sollte er hier nochmals auftauchen, mache ich ihn persönlich kalt“, murmelte er genervt, während Richard ein kurzes Schriftstück aufsetzte und damit zu Henry ging.

      „Du musst es unterzeichnen“, sagte er sanft und Henry unterschrieb ohne einen weiteren Blick auf die geschriebenen Worte zu werfen. „Danke“, meinte Richard leise und klopfte ihm die Schulter. „Vielleicht ist es wirklich besser so“, raunte er belegt, das Pergament an Brac weiterreichend und der große Mann nahm es nickend entgegen.

      „Und damit wäre es wieder einer mehr“, murmelte Wilhelm wieder, die Augen verdrehend.

      „Brac, ich muss dir nicht sagen, dass dies hier unter uns bleibt, ja?“, sagte Richard daraufhin eindringlich.

      „Warum tust du`s dann trotzdem? Denkst du echt, ich würde es sofort draußen herum posaunen?“, erwiderte Brac fast beleidigt. Er wartete noch einen Moment unschlüssig und als von Henry nichts mehr kam, deutete er schließlich eine Verbeugung an. „Es tut mir wirklich leid, Henry“, sagte er noch und machte sich auf den Weg.

      ***

      Allerdings marschierte er völlig ungehemmt durch die königlichen Gemächer und auch der vollkommen überrumpelte Kai konnte ihn nicht aufhalten. Mürrisch blieb Brac erst wieder vor den beiden Wachen stehen und hielt einem davon das Pergament unter die Nase. „Ich bin hier, um den Kleinen mitzunehmen!“, sagte er unumwunden.

      „Was soll das heißen, Ihr nehmt ihn mit?“, fragte die Wache überrascht.

      „Na lies es doch selbst, Mann!“, herrschte Brac ihn ungeduldig an und der Gardist zog ein belämmertes Gesicht.

      „Ich kann nicht lesen, du vielleicht?“, fragte er seinen Kameraden und der schüttelte ratlos den Kopf.

      „Oh Mann, Jesus!“, brummte Brac nur und las genervt vor:

      „Hiermit erteile ich Baron de Brac die Erlaubnis, den Gefangenen mit sich zu nehmen, unterzeichnet von seiner Majestät, König Heinrich von Austrien! Zufrieden?“, blaffte er sie an und die beiden tauschten die Blicke.

      „Das kann ja jeder behaupten!“, meinte der andere schnippisch und sein Kamerad nickte bestätigend.

      Brac wandte sich halb um, packte Kai am Kragen und zog ihn vor sich. „Was steht da? Hab ich recht? Na los, sag`s ihnen!“, verlangte er barsch und Kai überflog die Zeilen.

      „Ja, es stimmt“, sagte er kleinlaut und Brac ließ ihn los.

      „Also, siehste! Der da ist mein Zeuge und jetzt macht ihr zwei die Fliege!“, fuhr der gigantische Mann sie an.

      „Ist ja schon gut, beruhige dich“, wiegelte der erste Gardist mulmig ab und wollte ihn schon durchlassen.

      „Nee, nee“, schüttelte der andere den Kopf, „nicht mit mir! Wir dürfen niemanden da reinlassen, außer Marius! So lautet die Order!“

      „Ich geb dir gleich `ne Order, du Hampelmann!“, schnauzte Brac ihn an und beugte sich bedrohlich über ihn. Der Soldat war mindestens anderthalb Köpfe kleiner als er und nur halb so breit und so trat er eingeschüchtert zur Seite.

      „Gut, aber du bestätigst es wirklich!“, piepste er zu Kai hin und der nickte rasch.

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