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Emmarita, scha … sch … schaff dein w … ww … wunderhübschen Arsch hierher. De … dr Wein is leer!”

      Die Oberin verdrehte die Augen, blickte Lu entschuldigend an und wandte sich um, um dem Schreihals seinen Wunsch zu erfüllen. Scheinbar handelte es sich um einen Stammgast, der es gewohnt war, stets sofort bedient zu werden. Und wie Lu an seiner matschigen Aussprache erkannt hatte, war es auch nicht der erste leere Krug Wein, vor dem er an diesem Tag saß.

      Als die Oberin zurückkam, verlangte sie zwei dreieckige Builas für den Kertush. Lu beglich die Rechnung und fragte mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen:

      “Bekommt der Kerl immer sofort, was er will?”

      “Ach, das ist nur Benem. Er kommt jeden Tag, betrinkt sich und geht wieder. Er ist vielleicht ein bisschen grob, aber im Grunde genommen ein guter Kerl. Hat viel durchgemacht, bevor Istendah zu der Stadt wurde, die sie heute ist.”

      Lu nickte, um ihr zu bedeuten, dass er verstanden hatte. Es waren harte Zeiten gewesen, bevor der ‘Große Umbruch’ Istendah zu einem besonderen Ort des Wissens, der Technik, der Kultur und auch der Gesellschaft gemacht hatte.

      Istendah war speziell, anders, faszinierend, inspirierend. Die Bewohner der Stadt und ihrer Außenbezirke arbeiteten nicht für sich, nicht für Geld, sondern für die Stadt selbst. Jeder übte seinen Beruf aus und bekam dafür einen Anteil an dem Geschaffenen, sei es Essen, Trinken, Kleidung, ein Pferd, Hausrat oder sonstige Güter. Der Besuch öffentlicher Bäder, Ärzte und auch die Bewirtung in Gasthäusern kostete die Einheimischen nicht einen Sen’se. Fremde hingegen mussten für alles bezahlen.

      Der Überschuss an den durch die Bewohner Istendahs geschaffenen Gütern wurde exportiert. Es entstand ein florierender Handel, durch den Istendah eine wohlhabende Stadt wurde. Und eben dieser Wohlstand wurde auch in Form von Geld an die Bevölkerung weitergegeben. Jeder Bürger bekam seinen Anteil, von dem er sich bei fremdländischen Händlern Waren kaufen konnte, die es in Istendah selbst nicht gab. Oder man gönnte sich Luxuswaren bei innerstädtischen Kaufleuten wie Schmuck, Waffen oder Alkohol, die auch von Einheimischen bezahlt werden mussten.

      Der allgemeine Wohlstand zog viele Menschen und andere intelligente Lebewesen höheren Standes, Gelehrte und Intellektuelle an. Bibliotheken und Universitäten wurden errichtet, ganze Bücherbestände anderer Orte des Wissens, ganze Sammlungen technischer Geräte, Maschinen und Waffen der ‘Alten Zeit’ aufgekauft. Die Stadt wuchs und gedieh und wurde zum Zentrum des Wissens und des Fortschritts der ‘Neuen Zeit’.

      Als die Oberin gegangen war, stand Lu auf, nahm seine kurze, schwarze Jacke aus Riesenwildschweinhaut, streifte sie über und trat hinaus in den strömenden Regen Istendahs.

      9 2 7 n a c h A n b r u c h

      d e r N e u e n Z e i t

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      1 t e r T a g i m 1 t e n M o n a t

      d e r Z e i t d e r B l ü t e

      S p ä t e r N a c h m i t t a g

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      I s t e n d a h

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      Luhni Mahjos wurde klitschnass.

      Den ganzen Nachmittag war er durch die Straßen Istendhas gestreift, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen, die er bislang nur von Geschichten her kannte, die irgendwelche fahrenden Händler oder Kuriere im nächstbesten Wirtshaus preisgaben, gab man ihnen nur genug Wein oder Schwarzbier zu trinken. Aber was seine Augen heute erblickt hatten, hatte ihn vor Staunen den Atem anhalten lassen.

      Dass Istendah eine prächtige Stadt war, hatte er erwartet. Aber dieses Maß an Kultur, Kunst, Architektur und Glanz hatte ihn in Ehrfurcht verweilen lassen. Dabei hatte er noch längst nicht alle Wunderwerke dieser Stadt erblickt.

      Das Zentrum Istendahs bildete das fast kreisförmige Marktviertel, um das sich fast alle anderen Stadtviertel fächerförmig ausbreiteten. Im Norden lag das Hafenviertel, die Heimat der Fischer, darüber das sogenannte Geisterviertel, was einsam und verlassen dem Verfall preisgegeben worden war. Östlich des Hafenviertels schloss das Amtsviertel mit den Regierungsgebäuden an. Daneben lagen das Bildungsviertel und nach Süden hin das Industrie- und Handwerkerviertel. Geschlossen wurde der Kreis um das Zentrum Istendahs im Westen durch das Wohnviertel, in dem vor allem die einfachen Arbeiterfamilien ihr Heim hatten.

      Im Norden und Westen wurde die Stadt vom Westmeer begrenzt, sodass sie sich nur nach Süden und vor allem Osten hin ausbreiten konnte, wo es im Bauernviertel riesige Gemüsefelder und zahlreiche Gänse-, Ziegen- und Pferdefarmen gab.

      Lu war vom Marktviertel ausgehend stundenlang gewandert, vorbei an der berühmten Universität ‘De Robosann’, hin zum ‘Haus des Wissens’ und zur ‘Technischen Fakultät’, die allesamt im Bildungsviertel Istendahs lagen. Er hatte das ‘Museum der Alten Zeit’ und die bronzene, bestimmt über 4 Ellen große Statue von Martin Gansberg, dem Begründer des ‘Großen Umbruchs’, bestaunt, bevor er die im Marktviertel gelegene schwarze Eglesia Pazis, die größte Kirche Istendahs, derzeit dem Gott Hendrax gewidmet, umrundet hatte. Stets war er zügig vorangeschritten, bis ihn sein Weg auf die von Brücken überkreuzte Insula Shvasen geführt hatte, die inmitten des Flusses Sanzea lag, der die Stadt durchfloss. Hier stand er nun und betrachtete voller Staunen diesen Ort des Friedens und der Entschleunigung.

      Lu schlenderte gemächlich über sauber angelegte weiße Kieswege, eingebettet in große grüne Grasflächen, die man heutzutage fast nirgendwo mehr fand, und versuchte, all die Ruhe, die dieser Ort fühlbar ausstrahlte, in sich aufzunehmen. Sogar der Himmel klärte sich. Die Wolken brachen auf, der Regen versiegte und warme Sonnenstrahlen wärmten sein Gesicht.

      Eine seltene Atempause.

      In all der wunderbaren Natur stand ein von großen Gärten umgebener hoher Turm, der Carob Toran, das höchste Gebäude Istendahs, erbaut auf den Überresten eines der ältesten je gefundenen Gebäude der ‘Alten Zeit’. Dieser prachtvolle Turm, dieses Wunder von Menschenhand erschaffen, war das Wahrzeichen der Stadt und der Sitz der Mantrikulu, von manchen als Zauberer oder Magier bezeichnet, von anderen als Wissenschaftler spezieller, teils seltsamer Dinge. Keiner wusste genau um die Arbeit der in sich zurückgezogen lebenden Mantrikulu. Durch ihre Erhebungen und Mithilfe, vor allem in der Erforschung und Entwicklung moderner Medizin, erfuhren sie aber sowohl innerhalb der einheimischen Bevölkerung als auch weit über die Tore der Stadt hinaus große Anerkennung. Nebenher fungierten sie ab und an als Berater des Stadthalters von Istendah, denn sie waren bekannt für ihr reiches Wissen, ihre Umsicht, Voraussicht und ihre Neutralität.

      Vor allem der riesige Garten faszinierte Lu. So eine Vielfalt an Pflanzen hatte er noch nie zuvor gesehen, denn Pflanzen waren seit dem Ende der ‘Alten Zeit’ ein rares Gut. Er erinnerte sich an einen Text, den er erst kürzlich gelesen hatte und in dem die Entwicklung hin zur ‘Neuen Zeit’ beschrieben wurde.

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      Die Menschen zerstörten die Welt,

      langsam aber unaufhaltsam.

      Die Ausbeutung und Verschmutzung der Erde, das Übermaß an Industrien und Abgasen, die Zerstörung der Natur, wie das Abholzen riesiger Waldflächen - all das brachte den Untergang.

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      Die Erwärmung der Erde schritt drastisch voran. Das ewige Eis der Pole schmolz und der Meeresspiegel stieg. Landmassen wurden überflutet oder aufgrund der dramatisch gestiegenen Temperaturen für die meisten Lebewesen unbewohnbar.

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      Länder zerfielen in kleine autonome Staaten, Regierungen zerbrachen.

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      Die Menschen flohen in die nördlichen Regionen, wo das Klima kühler und das Land weniger dicht besiedelt war. Aber die verbliebene Fläche konnte die Masse an Fliehenden nicht aufnehmen.

      Ein

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