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Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben
Читать онлайн.Название Elduria - Dragon der Beschützer
Год выпуска 0
isbn 9783753185767
Автор произведения Norbert Wibben
Жанр Языкознание
Серия Elduria
Издательство Bookwire
Im gleichen Moment segelt er fast unhörbar von dem Querbalken zu den schlafenden Männern hinab.
»Dragon, bleib hier. Du bringst uns unnötig in Gefahr!«
»Sei ohne Sorge. Ich muss mich als dein Beschützer überzeugen, dass hier keine Teufelei vorbereitet wird. Womöglich lauert Creulon irgendwo, herbeigerufen von diesem Zauberer hier. Du hast doch gehört, dass er weiß, was wir vorhaben.«
»Das ist nicht richtig. Er vermutet es lediglich, obwohl er recht gut kombiniert hat. Aber zum Glück kennt er offenbar weder unsere wahre Absicht noch unseren augenblicklichen Aufenthalt. – Jetzt komm schon zurück. Ich … brauche deine Hilfe. Das Kribbeln wird zu einem Zittern. Ich habe das Gefühl, dass etwas von außen versucht, meine Gestalt auseinanderzunehmen.«
»Was sagst du?« Dragon hat sich überzeugt, dass die Männer tief und fest schlafen. Er landet neben Runa und macht dabei mehrere unbeholfene Hüpfer. Er legt den Kopf schräg und klappert verwundert mit den Augendeckeln. Es sieht tatsächlich so aus, als ob sich Runas linker Flügel zu ändern beginnt. Oder sollte das an den schlechten Lichtverhältnissen liegen. »Wir müssen Danrya kontaktieren. Sofort!«, drängt er.
Das Mädchen starrt nur kurz auf den rechten Flügel des Jungen. Er ähnelt eher der Schwinge eines Drachen, als der eines Raben, obwohl dessen Größe noch unverändert ist. Das erklärt auch seine ungewohnt unsichere Landung auf dem Balken. Die Freunde starren erschrocken auf die sich abzeichnenden Änderungen, dann senden sie mit aller Kraft, die sie aufzubringen vermögen, einen Notruf.
»Danrya! Wir brauchen deine Hilfe!«
Die Elfe scheint nur auf den Kontaktversuch gewartet zu haben, obwohl es Nacht ist. Sie antwortet sofort.
»Was gibt es?«
Runa berichtet von dem sonderbaren Gefühl, das sie weckte, dem immer noch stark klopfendem Herzen und dass ihre Gestaltwandlung offenbar aufgehoben wird.
»Wie lange wirkt die Änderung unseres Aussehens? Ist das womöglich eine Frage meiner magischen Kräfte?«
»Nein, das wird nicht die Ursache sein«, korrigiert die Elfe. »Dragon hat sich selbst verwandelt, und trotzdem ändert er sich ebenfalls und noch dazu in seine wahre Gestalt, so wie du sagst.«
»Das stimmt«, bestätigt der Junge. »Ich werde vorsichtshalber auf dem Boden der Scheune landen. Das Gewicht eines Drachen von einhundertundzwanzig Jahren hält er bestimmt nicht aus.«
Er segelt hinab und landet etwas ungeschickt, da das mit unterschiedlichen Flügeln nicht einfach ist. Zum Glück werden die Männer durch das leise Poltern nicht geweckt. Runa folgt ihm sofort. Sie fängt ihre Landung mit einem Purzelbaum ab.
»Danrya, was geschieht mit uns?«
»Ihr erinnert euch sicher an die Zeichnung der Triqueta. Seid ihr bereits auf dem blätterförmigen Gebiet? Aha. Dann muss es damit zusammenhängen. Hm. Es besteht die Möglichkeit … Ich muss überlegen.«
Die zwei Kolkraben verändern ihre Gestalt immer schneller. Sie schleichen unbeholfen Richtung Scheunentor. Mit vereinten Kräften schaffen sie es, das Tor zu öffnen, dann huschen sie hinaus. Draußen bleiben sie im Sternenlicht stehen und wundern sich über ihr Aussehen. Runa ist fast Mensch, aber noch mit unzähligen schwarzen Federn überzogen. Er ist dagegen bereits ein Drache, dessen Maße noch beständig anwachsen.
»Steig auf meinen Rücken«, fordert Dragon. »Ich bringe uns besser fort von hier.«
»Ich weiß, was geschieht«, meldet sich Danrya, bevor das Mädchen seinen Sitz auf der Schulter des Freundes eingenommen hat. »Die Hexenmeister haben offenbar einen speziellen Schutz über die Region der Triqueta gewoben. Es könnte eine Mischung aus »Deduco defensio«, »Aperio« und weiteren Zaubern sein. Dadurch werden alle Lebewesen auf dem Gebiet der Triqueta in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden, sollte sie durch Magie geändert worden sein. Aber das werden sie nur machen, wenn sie vermuten, …«
», … dass wir das Aussehen verändert haben könnten und auf dem Weg zu Drakonias Burg sind. Dass Creulon unsere Zielrichtung kennt oder auch nur vermutet, haben wir gestern Abend von den Verfolgern erlauscht.« Runas Unterbrechung bestätigt Danryas Vermutung.
»Dann ist die Absicht klar, die Hexenmeister sollen durch einen Zaubermix verhindern, dass ihr euch unerkannt bis zur Festung Grimgard durchschlagen könntet. Hoffentlich nutzen sie nicht noch weitere Sprüche, die womöglich Runas magische Fähigkeiten stark schwächen. Der Zauber ist auch so schon schwierig genug zu brechen, da er sich sogar auf die Kräfte eines Gestaltwandlers auswirkt.«
»Was können wir dagegen machen?« Runa sitzt auf dem Drachenrücken. »Als Kolkraben sind wir bisher gut und unerkannt vorangekommen. Doch Creulon will offensichtlich mit allen Mitteln verhindern, dass wir ungesehen bis zur Festung Drakonias vorstoßen können. – Wenn das so ist, kann uns Dragon besser jetzt als Drache in Sicherheit bringen, bevor wir gesehen werden.«
»Und genau das mache ich nun! Halte dich fest, es geht los«, fordert der Junge.
»HALT!«, widerspricht die Elfe eindringlich. »Deine Drachenkräfte werden von diesen Zaubern nicht beeinflusst, das ist wahr. Sie wirken lediglich auf das Vermögen, die Gestalt zu ändern. Was aber wichtiger ist, Runa vermag vermutlich nicht, euch mit einem wirksamen Schutz zu umgeben. Das wird durch den Mix der Sprüche sicher verhindert werden. Dabei wäre das extrem notwendig, da die große Drachengestalt weithin sichtbar sein wird. Jeder auch nur wenig begabte Zauberer könnte euch in Sekundenbruchteilen töten. Falls die Hexenmeister zusätzlich noch andere Magie nutzen, womöglich spezielle Offenbarungszauber, könnten sie dadurch erfahren, was euer aktueller Aufenthaltsort ist und gezielt angreifen.«
»Was können wir dann machen? Einfach abwarten, bis wir getötet oder gefangen genommen werden? Nicht mit mir. Mein Feueratem wird denen schon zeigen, wie gefährlich ein Drache ist.«
»Halt, stopp, mein junger, ungestümer Freund. Es gibt die Möglichkeit, etwas gegen diesen Zaubermix zu unternehmen.«
»Was muss ich machen?« Runa klingt erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, ihren Plan, in Grimgard nach Atropaia zu suchen, aufgeben zu müssen. Sie hofft, dort ihre Amme finden und befreien zu können, auch wenn deren Verschleppung bereits sieben Jahre zurückliegt. Wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Zauber außer Kraft zu setzen, wird sie sie nutzen.
»Du musst zuerst sieben Mal »Firmo defensio« sprechen und dir abwechselnd die Hände auf Stirn, Herz und Bauch legen. Beginne bei deinem Herzen und ende auch dort. Anschließend wiederholst du das bei Dragon. Damit stärkst du eure möglicherweise geschwächten Kräfte und eure Verteidigung gegen Flüche. Anschließend musst du ohne große Verzögerung »Remittere« nutzen, um dadurch den Einfluss der Sprüche zurückzuwerfen. Nachdem du den Zauber dreimal gesagt hast, wobei du mit den Händen eine Glocke um dich und Dragon beschreibst, nutzt du noch »Occulus magus«. Der Spruch muss lediglich einmal gesprochen werden, dafür aber täglich, wobei du auf dich und deinen Beschützer deutest. Dadurch werden eure magischen Kräfte verborgen, was auch die Anwendung von Offenbarungssprüchen durch Creulon oder seine Hexenmeister nutzlos machen wird.«
»Das klingt ein wenig kompliziert. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die Sprüche im Anhang des Buches »Insel der Drachen« aufgeführt. Die notwendige Häufigkeit für das Aufsagen jedoch nicht.«
»Das ist doch einfach«, beginnt Dragon. »Du musst die Stärkung unserer Kraft sieben Mal aufrufen, danach dreimal den Einfluss fremder Zauber zurückweisen und unsere Magie täglich vor anderen verbergen.«
»Es ist gut, dass du so genau aufgepasst hast. Ich drücke euch die Daumen. Falls das Vordringen zu Drakonias Festung doch zu gefährlich werden sollte, kehrt unverzüglich um. Ich weiß zwar, dass du, Runa, Atropaia so schnell wie möglich befreien möchtest, aber das können wir auch dann machen, wenn ich alle Elfen von der Notwendigkeit gemeinsamen Vorgehens überzeugt habe.«
»Nein!«, widerspricht das Mädchen vehement, »ich habe schon zu viele Jahre ungenutzt verstreichen lassen. – Ich