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Mafia - Allmacht einer Holding. Heike Bonin
Читать онлайн.Название Mafia - Allmacht einer Holding
Год выпуска 0
isbn 9783754172797
Автор произведения Heike Bonin
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Damit verliert die Murders Inc. an Bedeutung, und die jüdischen Namen werden seltener.
Auch Bugsy Siegel wird wegen Mord an Harry Greenbaum, einem Gangster aus dem Umkreis von
Lepke Buchalter, der Siegel verpfiffen hat, verhaftet. In der Zelle, mit allen VIP-Privilegien
ausgestattet, entwickelt er den Plan, dem Dreamland Kuba ein zweites in Las Vegas
entgegenzustellen, weil Nevada 1931 das Glückspiel legalisierte. Dank seinem Jugendfreund und
Bierschmuggler George Raft ist Siegel nach Hollywood gekommen und hat dort sowohl
Filmproduzenten wie auch Schauspielerinnen, die auf ihre grosse Karriere hofften, erpresst. Die
$500'000, die er pro Jahr so erwirtschaftete, investierte er weitgehend in den Drogen- und
Mädchenhandel. Mithilfe seines Verteidigers Jerry Geisler und dem rätselhaften Tod einiger
Zeugen kommt Siegel bald wieder frei und macht sich daran, in Las Vegas ein luxuriöses Hotel mit
integriertem Casino aufzubauen. Der spätere Schauspieler Raft arbeitet in Lanskys Casinos in
Havanna und London.
Quellen : Davis (1994): 59, Delorme: 60, 115ff, Best: 5-8, 19, Summers (1993): 238f, Lacey: 110,
Knorr (1992a): 45.
1937: Hoover, die Nazis und die Mafia top
J. Edgar Hoover bekämpfte bisher die Prostitution und die Erpressungsgeschäfte der Mafia, aber
nicht die verbotenen Wetten der Pferderennbahnen, die nach dem Ende der Prohibition das meiste
Geld einbringen. Hoover liebt die Pferdewetten.
Im Juli 1933 konnte Hoover nur mit viel Lobbying, indem er diffamierende Informationen über
andere Kandidaten streute, und Mord (oder Glück) seine Stelle behalten: Der ihm feindlich
gesinnte Staatsanwalt Thomas Walsh starb zwei Tage vor Amtsantritt als Justizminister an einem
Infarkt. Der neue Justizminister Homer Cummings startete einen Anti-Gangster-Kriegszug,
zusammen mit einer vom Journalisten Henry Suydam geleiteten, breit angelegten PR-Kampagne.
Die Erfolge der Jagd auf Einzelgänger-Banditen wie "Machine Gun" Kelly, "Baby Face" Nelson
oder John Dillinger wurden vor allem Hoover zugeschrieben, der Louis B. Nichols als Leiter der
Crime Records Division für die Public Relation einstellte. Mit der Förderung der G-Man-
Unterhaltungskultur (Filme, Groschenhefte, Comics) kann sich Hoover zum Volkshelden stilisieren.
Er baute eine Zentralkartei für Fingerabdrücke und eine Nationale Polizeiakademie auf und stellte
die FBI-Akten den Polizeidienststellen zur Verfügung, worauf sich die Beziehungen zu den lokalen
Ordnungshütern etwas verbesserte.
Während sich die Mafia als "Organisation" etabliert, gibt Hoover deren Bekämpfung 1937 ziemlich
abrupt auf und behauptet, es gebe keine nationale Verbrecherorganisation. Laut Boss Carmine
Lambordazzi hat die Mafia Hoover in der Tasche. Hoover fährt gelegentlich nach Manhattan und
trifft Frank Costello. Der Mafiosi hatte Hoover in den frühen 30er Jahren auf der 5th Avenue in New
York angesprochen und ihn seither "kultiviert". Hoover und Costello sind Freunde und treffen sich
in Washington, im Central Park, in der Lobby des Waldorf-Astoria, an den Pferderennen oder bei
einem gemeinsamen Freund. Hoover mag es nicht, mit einem monatlichen Geldcouvert geschmiert
zu werden, weshalb Costello Pferderennen manipulieren lässt, um Hoover bei der Stange zu
halten. Frank Erikson, der grösste und mächtigste Buchmacher, informiert Costello über ein
bevorstehendes abgekartetes Rennen, der dann den Chronisten Walter Winchell benachrichtigt,
welcher wiederum Hoover ins Bild setzt. Der FBI-Direktor kann so selbst entscheiden, wieviel er
gewinnen will. Er selbst setzt immer nur die legalen $2, aber einer seiner Agenten oder Clyde
Tolson setzen grosse Summen, im Schnitt $200, und gewinnen immer. Hoover lässt sich auch in
Mafiakreisen sehen wie im Stork Club von Sherman Billingsley in New York, in Joe's Stone Crab
Restaurant von Jesse Weiss in Miami oder bei Del Webb, Casinobesitzer in Las Vegas, der ihn
gratis einquartiert.
Hoover hat Kontakt mit Ed Levinson, John Drew, Ray Ryan, Art Samish, Dub McCanahan, einem
Marcello-Partner, Johnny Roselli oder Irving Davidson. Die Mafia hilft Hoover, solange es nicht um
ihr eigenes Geschäft geht, dafür lässt Hoover die Mobster in Ruhe. Als Costello in den frühen 50er
Jahren von einem fleissigen FBI-Agenten überwacht wird, versetzt Hoover diesen nach einem
Telephonanruf Costellos nach Alaska. Dasselbe passiert einem anderen FBI-Agenten, der Lansky
bewacht und nach Georgia versetzt wird. Costello ist der wichtiste Kontaktmann der Mafia mit der
Oberwelt in den 40er und 50er Jahren, bis er von Gigante angeschossen wird. Danach zieht er
sich dann eine Art Halbpension zurück, wobei er immer noch Deals arrangiert und Streit zwischen
Mobstern schlichtet.
Der Journalist Walter Winchell, Hoovers Freund, kennt auch Owney "the Killer" Madden, Meyer
Lansky, der in New York im selben Haus wohnt, und Joe Kennedy persönlich. Als Kennedy 1933
eine Affäre hatte mit dem Broadway Showgirl Evelyn Crowell, der Wittwe des New Yorker Gansters
Larry Fay, und im New York Journal-American darüber berichtet wurde, besuchte Kennedy
Winchell. Die beiden befreundeten sich, die Story konnte unterdrückt werden und Kennedy wurde
zu einer der Schlüsselquellen für seine Boulevardgeschichten.
Meyer Lansky ist im Besitz von kompromittierenden Photos, auf denen Hoover gut erkennbar
seinem Freund Clyde Tolson einen bläst. Lansky schmiert auch Nahestehende Hoovers und
bekommt sogar FBI-Reports von den FBI-Agenten, die ihn "überwachen" sollen. Der Stillhaltepakt
dauert bis zum Tode Hoovers. Manchmal behindert Hoover aktiv und bewusst ein Vorgehen gegen
die Mafia, zum Beispiel als der Pferderennservicebesitzer James Ragen dem FBI über seine
neuen Konkurrenten alles berichtet, was er weiss. Das FBI startet zwar eine Operation, verweigert
Ragen aber Begleitschutz. Nachdem dieser von Lenny Patrick und Dave Yaras auf Befehl von
Jake Guzik umgebracht wird, weist Hoover seine Agenten an, die Untersuchung abzubrechen.
Der FBI-Direktor, der Homosexuelle in der Öffentlichkeit als pervers bezeichnet, hat auch
fetischistische und pädophile Tendenzen. Er verkleidet sich bei Sexparties als Frau, und die
Sittenpolizei von New Orleans verhaftete ihn Ende der 20er Jahre einmal mit einem minderjährigen
Strichjungen. Da Henry G. C. Corcoran damals intervenierte