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KISHOU III. Michael Kornas-Danisch
Читать онлайн.Название KISHOU III
Год выпуска 0
isbn 9783754155530
Автор произведения Michael Kornas-Danisch
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Bork war sich sicher, in diesem Moment Reiter zu entdecken – oder was auch immer. Auf jeden Fall war da etwas Sichtbares. Die Hyndriden mochten die Nutzlosigkeit ihrer Tarnung erkannt haben ... .oder sie konnten sich in der Tarnung schlecht koordinieren, weil sie sich selbst nicht sehen konnten. „Ein faszinierender Gedanke!“, ging es ihm durch den Kopf, und er entschied, ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit seinem Krypt anzuvertrauen.
„Setzt die verdammten Katapulte zusammen – aber verhaltet euch abwartend mit der Aufstellung!“ Bork wollte nicht glauben, dass die Hyndriden es wagen würden, noch einmal Frontal anzugreifen. Wenn sie sich aufteilen würden, musste er die Möglichkeit haben, flexibel darauf reagieren zu können. Er zog vorsichtig seine bandagierte linke Schulter nach oben, und biss dabei vor Schmerz fast seinen Kaustab durch. An seinem eigenen Einsatz war nicht zu denken. Missmutig setzte er sich auf einen Stapel Säcke auf der Pritsche seines Wagens und betrachtete das hektische Treiben um sich herum. Jeder seiner Leute wusste, was zu tun war. Es selbst konnte nichts tun als das näherkommen der Hyndriden abzuwarten. Und Borks Gefühl hatte ihn nicht betrogen.
Tatsächlich begann sich der bald gut sichtbaren Haufen der Hyndriden nach beiden Seiten auszudehnen. Es waren längst nicht mehr genug, um das Lager tatsächlich einzukreisen, aber immer noch genug, um sie auf breiter Front von vielen Seiten gleichzeitig zu bedrohen. Wie ein langer Bandwurm begann nun die Meute der Hyndriden, die Stellung der Asimielenen zu umrunden ...
„Die verdammten Katapulte Sternförmig nach allen Seiten verteilen – und in ihrem Verhalten zu den Wagen mindestens Hundert Schritte voraus!“, brüllte er jetzt. „Und bestückt die verdammten Speere mit Ätzbeuteln, was sie tragen können! Fünfzig Schritte dahinter will ich nichts als Pfeile und Drindeln sehen!“
‚Ätzbeutel’ stellten wohl eine der perfidesten Waffen der Asimielenen dar. Es waren kleine Beutel, gefüllt mit einer Flüssigkeit, die von der ,Kora‘ produziert wurde – ein langstieliger, blütenloser Halm, der wie ein hohes Gras vor allem an den Grenzen der Oasen des Dritten Droms zu finden war – dort, wo nur noch wenig Wasser den Boden tränkte. Möglicherweise schützte sie sich mit dieser Flüssigkeit davor, dass man ihr die mühevoll gesammelte Feuchtigkeit streitig machte. Der Kontakt mit dieser Flüssigkeit führte Augenblicklich zu erheblichen Verätzungen. Sie war entsprechend schwer zu gewinnen und äußerst kostbar. Diesen Umständen begegnend, kam diese Waffe eigentlich nur zum Einsatz, wenn man der herkömmlichen Verteidigung keinen Erfolg mehr zutraute.
Ob diese hiermit von Bork offenkundig als wenig hoffnungsvoll einschätzte Lage berechtigt war, oder nur dem Umstand zollte, dass er sich selbst nicht an den Kämpfen beteiligen konnte – wie sollten sie es ohne seinen höchst persönlichen Einsatz schaffen ...?, wie er sicherlich meinte – mag dahingestellt sein. Zuzutrauen wäre ihm eine solche Haltung wohl allemal.
Seine innere Anspannung ob seiner erzwungenen Tatenlosigkeit musste enorm sein. Ein untrügliches Zeichen dafür war, dass der Kaustab vollkommen bewegungslos aus seinem Mundwinkel ragte, und sich auf seiner spiegelnden Glatze große, rote Flecken bildeten.
Die Stellungen waren so gut es ging bezogen – große Lücken klafften zwischen den einzelnen Katapulten. Zu klein war ihre Anzahl für den großen Kreis, den sie bilden mussten. Vergleichbares galt für die zweite Linie der Bogenschützen und Drindelwerfer, wenngleich diese immerhin flexibler waren.
Die Hyndriden kamen in ihrer langgezogenen Umrundung stetig näher. Bald schon würden Gruppen von ihnen aus der Linie ausscheren und versuchen in die Verteidigungslücken einzubrechen – das war offensichtlich. Die einzige Chance der Asimielenen bestand schon immer darin, sich die Hyndriden vom Leib zu halten. Im Nahkampf konnte man sich der mächtigen Gestalten nicht ernsthaft erwehren.
... dann folge der erste Angriff.
Ein gutes Dutzend der Hyndriden brach plötzlich aus der Linie aus, und versuchte eine breite Kluft zwischen zwei Katapulten zu durchbrechen. Augenblicklich schwenkten die in den Flügeln stehenden Katapulte herum und spien ihre ätzende Last aus. In einer Wolke aus Pfeilen, Drindeln und Speeren, die mit ihrer Wucht gar die schweren Schilde der Hyndriden durchschlugen kam der Angriff zum stehen. Brüllende Reittiere, benetzt von aufspritzender Ätzflüssigkeit brachen zusammen und schleuderten ihre Reiter von den Rücken. Nur fünf von ihnen sollte der Rückzug gelingen.
„Ein verdammter kleiner Test!“, entwich es den gepressten Lippen Borks auf seinem Wagen. „Sie prüfen unser Verhalten!“ Seine rechte Hand spannte sich fest, aber hier allemal nutzlos, um den Knauf seines Schwertes.
Ein neuerlicher Angriff erfolgte. Diesmal waren es zwei Gruppen zur gleichen Zeit, die benachbarte Verteidigungsschatten nutzen wollten. Das böse Spiel begann von Neuem. Wieder waren unzählige Einschläge von Pfeilen, Drindeln, Speeren und das Brüllen von Reittieren zu hören – wieder fanden nur wenige von ihnen den Rückweg – Aber dieses Mal war es nicht ganz so eindeutig. Die mittlere Katapultstellung konnte nur eine Gruppe der angreifenden Hyndriden abwehren. Ein Teil der Angreifer gelang es, tief in die Verteidigung einzudringen, bevor sie erst von der zweiten Linie zur Aufgabe gezwungen wurden.
„Noch ein verdammter Test!“, raunte Bork mit unbewegtem Kaustab vor sich hin. „Macht weiter so, und es werden nicht mehr viele von euch übrigbleiben, für einen verdammten richtigen Angriff!“
Sie machten nicht ‚,weiter so’ – die Tests waren ohne Frage abgeschlossen, als in diesem Moment der eigentliche Angriff erfolgte.
Die Linie der Hyndriden umspannte fast die Hälfte des Verteidigungskreises, und über die gesamte Front brachen nun kleine Gruppen von Hyndriden gleichzeitig in die Lücken der Verteidigung ein. Was sich den Augen bot, war das offensichtliche und Chancenlose Ende der Asimielenen. Die Verluste der Hyndriden war anfänglich sehr hoch, doch sie waren von den viel zu wenigen Katapulten nicht wirklich aufzuhalten, und die Pfeile und Drindeln der Zweiten Reihe fanden zu ihrem größten Teil ihr jähes Ende in den schweren Schilden der Hyndriden.
Die dem Kampf gegenüberliegenden Katapulte waren nutzlos, und die dort ebenso nutzlose zweite Reihe rannte, was die Beine hergaben, ohne die schweren Kästen mit den Drindeln, und nur mit Bögen und Schwertern bewaffnet, auf die andere Seite zur Kampffront. Doch der ungleiche Kampf war bald nicht mehr, als ein Schlachtfest für die Hyndriden.
Bork stand auf seinem Wagen, und sein Kaustab, auf dem Weg von einem Mundwinkel zum anderen, machte wieder die gewohnten Bewegungen. Ein Asimiele wusste, wann er verloren hatte. Er überlegte gerade, ob ihm noch Zeit für einen kleinen Eintrag in sein Krypt blieb, bevor er ins Allsein überwechseln würde ... als eine der mächtigen Gestalten der Hyndriden direkt vor seinem Wagen auftauchte. Er überragte mit der Hälfte seines zerschlissenen Körpers die Wagenhöhe und schien ihn für einen kurzen Augenblick aus seinen roten und pupillenlosen Augen anzustarren. Dann hob sich sein Arm, und unter einen röhrenden Triumphschrei – zumindest konnte man ihn in der Weise deuten – schlug sein breites Schwert zu.
Bork schaffte es tatsächlich, in einer instinktiven Drehbewegung dem Schlag auszuweichen, so dass sich die Schneide zunächst unverrichteter Dinge in das Holz der Seitenwand grub. Erbärmlich fluchend, doch ohne die Gunst des Augenblicks zu übersehen, hieb Bork dem Hyndriden in einer schnellen weiteren Drehung dessen schwertführende Hand ab. „Verdammtes Kleinhirn!“, fluchte er verächtlich. „Stör mich gefälligst nicht bei meinem letzten verdammten Eintrag!“ Bevor er jedoch sein Schwert zum erneuten Schlag ausholen konnte, hatte ihn schon die linke Hand des Hyndriden gepackt, und ihn über sich hinweg in den Sand geschleudert. Unter einem Aufschrei schlug Bork hart auf den Boden auf – mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er nach seiner verwundeten Schulter.
Scheinbar unbeeindruckt riss der Hyndride mit der linken seine abgetrennte Hand vom Knauf seiner Waffe, warf sie achtlos beiseite, und zog sein Schwert aus dem Holz.
Mit röhrendem Laut wendete er sich nun um und erhob erneut