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eine loyale Rolle, ihrem Mann gegenüber. Er hatte das Sagen und es galt letztlich, die heranwachsenden Kinder zu bändigen. Sie zu einem geordneten Leben zu erziehen. Also erfüllte der halbwüchsige Eddy eine Funktion, die dem Familiensystem nützte. Er verbreitete die Angst, die nötig war, um die Geschwister in die schützenden Arme der Eltern zu treiben. Als er erwachsen wurde, hatten sie ihn satt. Seine Launen, sein herrschsüchtiges Wesen. Umso lieber sahen sie ihn hernach in der Rolle des Verlobten.

      „Du bist die beste Frau für ihn, die man sich denken kann“, sagte seine Mutter zu Dajana, als sie auf Vorstellungsbesuch bei ihnen weilte.

      „Dieser Glückpilz“, betonte Nico. „Dass eine solche Schönheit, wie du, sich um unseren Eddy kümmert…“ Sie lobten sie über alle Maßen. Außerdem schaffte sie ihnen den anstrengenden, ungeliebten Sohn und Bruder vom geplagten Hals.

      Edward Krenz, der neue Mann in ihrem Leben, wurde schließlich lauter. Schimpfworte und Wutausbrüche dominierten ihr Leben, das schließlich aus dem Ruder lief. Sie verstand die Welt nicht mehr. Glaubte sie doch, alles getan zu haben, dass es ihrem Liebsten gut ginge. „Ich muss dir sagen: du hast dich verändert“, sagte ihre Freundin. „Im Freundeskreis munkelt man, dass er dich schlecht behandelt.“

      „Er hat ein Problem, zur Zeit“, versuchte Dajana, ihn zu verteidigen.

      „Es schmerzt mich, mit anzusehen, wie es mit dir bergab geht. Ich bin doch deine Freundin.“

      „Eddy ist noch in der Probezeit, weißt du. Das wird sich legen, wenn er seinen Arbeitsvertrag hat.“

      Einige ihrer Freunde verurteilten sie, weil sie sich Derartiges gefallen ließ. Auch war ihr mittlerweile anzusehen, dass sie litt. Ihr hübsches Gesicht war mager geworden, ihre Wangenknochen standen hervor. Die blauen Flecken versuchte sie, unter langen Ärmeln zu verstecken oder unter blickdichten Strumpfhosen. Trotz allem verlieh ihr dies eine geheimnisvolle Aura, eine elegante, blasse Schönheit.

      Seine Arbeit verrichtete Eddy recht und schlecht. Es verdross ihn, seine Stunden mit Tätigkeiten zu verbringen, die ihm keinen Nutzen einbrachten.

      „Es fadisiert mich, die Fahrtzeiten für den Transporter aufzuschreiben“, sagte er. „Ich bin doch keine Büroklammer. Soll das doch der Fahrer selbst tun.“ Ein anderes Mal war es der Partieführer, der ihn schief angesehen haben soll.

      „Was glotzt du“, fragte er ihn herausfordernd. An diesem Tag kam es zu einer Rauferei. Er überwarf sich mit seinem Chef, wurde gekündigt. Erneut suchte er Arbeit, legte sich mit Kollegen an und verlor im Nu seine Stelle. Die Leute sahen ihn schief an, wenn er untertags an ihnen vorbeiging.

      „Du solltest dich nützlich machen“, sagte ein Nachbar. Frustriert schlug er sich die Zeit um die Ohren und beschuldigte Dajana, wenn sie abends heimkam.

      „Du hast mir das vermasselt. Deinetwegen wurde ich gefeuert“, warf er ihr vor. „Mit einer Frau wie dir kann man nicht gewinnen.“ Er beschuldigte sie, anderen schöne Augen zu machen. Dadurch könne er nicht mehr klar denken.

      „Meine Arbeit leidet darunter. Alles nur wegen dem Stress mit dir“, sagte er. Im Grunde seines Herzens gloste die Eifersucht. Er wollte erreichen, dass einzig und allein er geliebt wurde. Dajanas beste Freundin und Arbeitskollegen, die sie mochten, standen ihm dabei im Wege und er nahm sie unter verbalen Beschuss.

      „Sie wollen dich doch nur ausnützen“, stichelte er. „Siehst du nicht, wieviel Arbeit sie dir zusätzlich aufhalsen? Damit sie sich einen Lenz machen können.“

      „Aber, ich arbeite gerne fürs Team“, sagte sie. Er legte nach, erfand Anschuldigungen, bezichtigte ihre Kollegen der Profitgier. Einer ihrer Freundinnen, die sie bereits seit der Schulzeit kannte, dichtete er den Ruf an, drogensüchtig zu sein.

      „Merkst du das nicht: Ein schlechter Umgang für dich“, sagte er. Das Wesen, das er zu besitzen glaubte, durfte niemand anderen mögen oder gar lieben. Schlechte Schwingungen griffen um sich. Eddys Ärger schlug in Wut um. Unter dem Übermaß an Vorwürfen und bösen Worten, zog sich Dajana ratlos zurück.

      Anfangs versuchte sie, ihre Clique zu verteidigen. Zu kostbar waren die Erinnerungen an glückliche, unbeschwerte Tage. An wolkenlose Sommertage, die sie mit ihren Freundinnen im Strandbad herumhing. Die freizügigen Bikinis, beschallt von den wildromantischen Songs der Transistorradios.

      „Das stimmt nicht“, sagte sie. „Es sind Freunde. Völlig harmlos.“ Insgeheim wusste Sie, er hatte kein vernünftiges Argument. Es würde jedoch zu weit führen, ihm dies alles auseinandersetzen. Eines Tages, es war nicht einmal ein besonderer Tag, gab sie ermüdet auf, ohne Widerworte. Ihr Schweigen brachte sie nur noch mehr in Bedrängnis. Er legte es als ein Schuldeingeständnis aus. Steigerte sich in Rage, die ihn blind machte. Die darin gipfelte, dass er unangenehm wurde. Generationen, die, wie selbstverständlich, mit der Furcht vor der Strafe des Vaters aufwuchsen. „Das Unangenehme“ in abscheulichen Worten, meist in ebensolchen Taten.

      Da siehst du dich plötzlich auf dich allein gestellt. Deine Freundinnen können dir nicht beistehen, wenn du geschlagen wirst. Sicherlich hätten sie sich vor dich gestellt, getragen von der Hoffnung, dass er einer ihm fremden Person nichts antun könnte. Du musst dich entscheiden, ob du dich wehrst oder verteidigst. Und Dajana versuchte, mit der Geduld eines gefallenen Engels, ihren Angreifer umzustimmen. An diesem Dienstag trug sie Abschürfungen an den Beinen davon. Für andere unübersehbar, ihre Blutergüsse im Gesicht. Als Eddy in die Küche ging, um sich eine Flasche Bier zu holen, konnte sie zu einer Freundin flüchten, die zwei Häuserecken weiter wohnte. Diese verarztete sie aus der Notapotheke, mit Wundsalbe und Pflastern. Eine Untersuchung bei einem Arzt lehnte sie ab. Sie befürchtete, dass Eddy angezeigt würde. Im Alltag versuchte sie krampfhaft, ihn nicht zu reizen. Ein Leben auf Zehenspitzen begann. In dem sie versuchte, ihm alles recht zu machen. Ihre Leidenschaft verblasste zusehends. Sie konnte und wollte ihm nicht mehr in die Augen sehen.

      „Ich bin zu müde“, sagte sie, als er versuchte, sie zu küssen. Sie konnte seine Annäherungsversuche nicht mehr ertragen. „Die viele Arbeit im Büro, lass mich doch bitte schlafen.“ Als sie seinen Forderungen nach körperlicher Liebe nicht nachkam, beschlich ihn die Angst, er könnte sie verlieren. Er bewachte sie auf Schritt und Tritt, verlässlich wie ein Kettenhund. Abends nahm er ihr die Wohnungsschlüssel ab und versperrte die Tür von innen. Tagsüber erlaubte er ihr, ins Büro zu gehen. Akkurat bei Dienstschluss, stand er, wie ein Wärter in der Toreinfahrt gegenüber, passte sie ab und führte sie heim.

      „Ich wünsche mir doch nur eine Familie“, beteuerte er wieder und wieder. „Ich will eine anständige Frau haben, die zu mir hält.“ Dann zweifelte sie an sich selbst. Nichts wollte sie mehr, als ihm eine gute Frau zu sein. Nun war sie weit davon entfernt, ihn zufrieden zu stellen. Eine geölte Stimme sang aus dem Radio: „Ramona, denk jeden Tag einmal daran, dass nichts vergeht, was so begann.“ Vielleicht hat er Recht, schoss ihr durch den Kopf und ein Hoffnungsschimmer glimmte auf.

      2.

      Insgeheim war Eddy jedoch noch immer fasziniert von Dajana, als Tänzerin. Er trug ein Bild von ihr in der Geldtasche, wie seine früheren Freunde zu berichten wussten. Darauf war ihr fein geschnittenes Gesicht, halb hinter dem himmelblauen Seidenschleier verborgen. Goldene, geprägte Münzen lagen aufgefädelt über ihrem Stirnansatz. Ein Teil ihres Kostüms, das sie in jener Zeit getragen hatte, als sie sich kennenlernten. Anfangs machte er ihr nur vereinzelt Szenen, freitags vor dem Wochenende. Nach einem Jahr schlugen seine Eifersuchtsanfälle jedes Mal in Gewalt um.

      „Er war wohl das, was man unter einem Macho versteht.“ Egoistisch, selbstverliebt. Er sagte von sich, dass er ein Romantiker wäre. Treue und Ehre wären ihm wichtig.

      „Warum verließ sie ihn nicht“, will Kerala wissen.

      „Vorerst dachte sie, dass sich alles wieder einrenken würde“, sagt Karin. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn er eine neue Stelle hat, die ihm gefällt, wird sich alles wieder normalisieren. Meinte sie.“

      „Das lag sicherlich an ihren Selbstzweifeln“, mischt sich Miriam ein. „Sie fühlte sich

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