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und Fahrer das störrische Tier von der Straße zu ziehen. Qori lauscht auf den leiser, aber eindringlicher werdenden Singsang, der so gar nichts mit dem Tier zu tun hat.

      Schließlich nickt der Bauer, ein Ruck in die andere Richtung und der eben noch wie erstarrte Esel weicht willig von der Straße.

      Geführt an der Leine des Bauern. Dressiert für seine Aufgabe. Wie sein Herr ..., rinnt es durch Qoris Gedanken.

      Sie können weiter.

      Beiläufig blickt Qori in die ihm zugewandten Fenster des Gasthofes. Er ahnt die zwei Gestalten dahinter, spürt die Waffen, die auf ihn gerichtet sind. Psychowaffen, die seinen Willen lähmen würden, widersetzte er sich der Kontrolle.

      Er lacht laut auf, amüsiert von ihrer widersinnigen Hoffnung, sie könnten ihm damit etwas anhaben.

      Die Strecke wird noch steiler, schmaler, schlechter. Jedes Holpern mahnt den Benutzer, sich genau zu überlegen, ob er diesen Weg nehmen will. Enge Kurven, tiefe Schluchten.

      Wer hier fährt und die Kontrolle verliert, riskiert sein Leben. Schönheit wechselt sich ab mit der Gefahr. Qori blickt in den Abgrund. Die Gefahr ist groß, abzurutschen und sich selbst in die Schlucht zu stürzen.

      Doch der junge Mann an Qoris Seite meistert jedes Hindernis mit Leichtigkeit, selbst erstaunt über seine plötzlichen Fähigkeiten, sind seine Fahrkenntnisse doch sonst eher

      bescheiden.

      Der zweite Kontrollpunkt. Getarnt als Bauernhof. Diesmal sind es nur ein paar Hühner, die die drohende Gefahr des Fahrzeuges erst spät erkennen und flügelschlagend auseinander stoben.

      Nicht fähig zu fliegen, doch sie versuchen es instinktiv. Wann hat der Mensch das Fliegen verlernt? Qori hebt grüßend die Hand zu gestaltlosen Fenstern.

      Sie wurden bereits angemeldet. Das Risiko der Entdeckung durch Benutzung der Telekommunikation ist groß. Der immense Aufwand der Abschirmung wird ebenso von der Hoffnung getragen wie die Interesselosigkeit der Mächtigen an diesem kleinen, scheinbar unbedeutenden Flecken Erde.

      Japan liegt nicht im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Die Menschen hier leben sehr konservativ. Sie zollen der Obrigkeit den nötigen Respekt. Widerstand gibt es schon seit Jahrhunderten nicht mehr.

      Wie so viele Völker der Welt sind sie im Grunde ihrer Herzen Hinduisten oder Angehörige einer der vielen Ableger dieser alten Kultur. Sie haben alles, was sie brauchen, und was ihnen fehlt, hoffen sie in einem weiteren Leben zu erlangen. So scheren sie sich nicht um das, was außerhalb ihrer eigenen, kleinen Welt geschieht.

      Die perfekte Schafherde für die bösen Wölfe, denn sie brauchen kaum Beachtung.

      Gleichwohl hat Qori viel von ihnen gelernt.

      Weiter windet sich die Straße den Hügel hinauf. Unter einem natürlichen Vorsprung aus erkalteter Lava biegt der Wagen plötzlich ab in die vor ihnen liegende Dunkelheit. In den Berg führt der Weg, der von der Straße kaum erkennbar ist.

      Hinter ihnen schließt sich das eiserne Tor, äußerlich vom natürlichen Lavagestein nicht zu unterscheiden. Die mit modernen Feuerwaffen ausgerüsteten Wachen im Inneren sind kaum auszumachen.

      Lichter flammen auf. Schnurgeradeaus führt die jetzt gute Straße. Sie haben eine andere Welt betreten. Die innere Welt. Von dieser aus hoffen sie, die äußere Welt verändern zu können. Seit fast fünfzig Jahren streben sie danach.

      Qori gehört zur zweiten Generation. Schwarze Schafe, die aus der Herde der Stupiden ausgebrochen sind. Weiße Wölfe, die das Rudel der Mächtigen verlassen konnten.

      Sie alle verbindet Wissen und Macht wie die einzelnen Segmente eines Fächers. Wo die Fähigkeiten des Einen aufhören, vollendet sie der Nächste und fügt seine hinzu. Bis zur höchsten Vollendung, nach der sie alle streben. Sie besitzen unsagbare Schätze an geistigem Reichtum und Fertigkeiten. Jeder ist Spezialist auf seinem Gebiet.

      Verbunden sind sie durch den Glauben. Den Glauben, das Gefüge der Welt durch einen positiven Eingriff verbessern zu können. Hinzuzufügen fehlte. Zu berichtigen was verhindert wurde. Sie haben die Mittel dazu und sie werden sie nutzen. Schon kahl.

      Deshalb ist Qori wieder einmal hier. Sie brauchen ihn. Er ist das neunte und vorerst letzte Glied im Fächer. Sie nennen sich schlicht "Die Neun".

      

      Fast einen halben Kilometer führt sie der Weg in den dunklen Berg hinein. Dann endet er auf einem Platz.

      Qori atmet tief durch und steigt aus. Sein Blick sucht vergeblich die Weite des Himmels. Die Fahrstuhltür ist offen. Pria erwartet ihn bereits.

      "Du kommst spät!" Vorwurfsvoll wechselt ihr Blick zwischen Qori und ihrer edelsteinbesetzten Armbanduhr. Ein Geschenk von ihrem Mentor, dem Professor.

      Sie besitzt Durchsetzungsvermögen und eine natürliche Schönheit. Sie ist eine hervorstechende Physikerin und Ärztin, obwohl kaum Mitte Zwanzig. Aufgenommen als Kind von der Organisation. Unbekannt ihre Herkunft. Unberechenbar ihr Temperament. Geschult in allen Bereichen. Das siebente Segment im Fächer.

      Qoris Lachen hallt durch die künstliche Höhle, setzt sich unendlich als Echo fort. Pria zuckt unwillkürlich zusammen.

      "Ach, Pria! Wann wirst du endlich begreifen, dass Zeit keinen Sinn macht?"

      Ärgerlich wirft sie ihre langen blonden Haare in den Nacken und funkelt ihn mit ihren dunklen Mandelaugen böse an. "Zeit ist alles, was wir haben!"

      "Du begrenzt dich selbst." Sein Arm legt sich um ihre Taille. Sanft zieht er sie an sich, bis ihr Sträuben in einem leisen Seufzer vergeht. "So ist es besser. Entspanne dich! Du denkst zu viel. Alles findet sich."

      Pria schiebt ihn energisch von sich. "Und du verkennst mal wieder den Ernst der Lage!

      Wenn wir den Zeitrahmen nicht einhalten, verlieren wir mehr als ein halbes Jahr! Und Zeit ist das Wenigste, was wir jetzt noch zum Verschwenden haben!"

      "Und ich dachte, jetzt endlich wären wir im Besitz aller Zeit der Welt." Sein amüsiertes Zwinkern reizt sie nur noch mehr.

      "Qori, ich ... du ... - ach, lassen wir das!" Mit der flachen Hand schlägt sie auf die Taste des Aufzuges. Er bringt sie auf eine der tiefer gelegenen Ebenen.

      Kaum öffnet sich die Tür, schiebt sich Pria an Qori vorbei. Zwei Wachen stellen sich ihm in den Weg. Pria will eingreifen, doch Qori winkt nur mit einer knappen Geste ab.

      Pria blickt stöhnend auf ihre Uhr. "Wir haben keine Zeit für deine kleinen Psychospielchen!"

      Qoris Blick versinkt inzwischen in den Augen der linken Wache. "Du kennst mich." Der Mann schüttelt den Kopf, öffnet den Mund, doch kommen keine Worte über seine

      Lippen. Die Wache zu Qoris Rechten will eingreifen, doch dieser hält ihm nur abwesend die flache Hand entgegen. Der Mann stockt mitten in der Bewegung, so als hätte er vergessen, was er tun wollte.

      "Du kennst mich", wiederholt Qori leise seine Worte. Der Mann nickt wie in Trance.

      "Dann lass mich doch bitte durch."

      Qoris mildes Lächeln veranlasst Pria zu einem erneuten Stöhnen. Doch die Wache weicht zurück. Auch der andere Mann macht Platz.

      Lachend gesellt sich Qori zu Pria. Bevor sie zu einer Zurechtweisung ansetzen kann, kommt er ihr mit einem betont unschuldigen Blick zuvor. "War denn?"

      Pria fehlen die Worte. Statt dieser zerrt sie ihn mit sich über den langen, sterilen Flur, der sich bis auf das stilisierte schwarze Fächersymbol an den Wänden in nichts von einer militärischen unterirdischen Festung unterscheidet.

      Sie brauchen diesen Schutz, um die Welt zu schützen. Sie müssen sie schützen - vor sich selbst.

      Pria

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