Скачать книгу

Peter, er wollte sich um jeden Preis vor den Stunden drücken.“

      Ich atme durch. Peter ist komplett unmusikalisch, das hat sich bis heute nicht geändert, für ihn waren die Stunden eine Qual. Er war lieber draußen im Stall, auch das hat sich nicht geändert. Vater sieht sich nachdenklich um. „Wo ist Peter?“

      Ich schaue zu Holly, weil ich schon wieder nicht weiß was ich tun soll und wie erhofft, nimmt sie mir die Antwort ab.

      „Lord Peter ist schon aus dem Haus. Wichtige Termine.“ Sie greift nach der Teekanne und lächelt ihn an. „Noch Tee?“

      Er nickt freundlich und fragt nicht weiter nach. Sie ist wirklich unglaublich. Mit Leichtigkeit schafft sie es meinen Vater in Schach zu halten und das beste daran, er mag sie. Er mag sie sogar sehr. Es war richtig sie zu fragen hier zu bleiben. Sowas von richtig. Ich lasse die beiden allein, auch wenn ich heute gerne noch länger am Frühstückstisch gesessen wäre. Meine Termine sind bis zum frühen Nachmittag straff geplant, ich habe sie extra so eingeteilt, dass ich danach noch die Felder abreiten kann. Ich will mir selbst ein Bild machen wie die Lage nach dem vielen Regen ist, sonst ist das ja Peters Arbeit. Er fehlt einfach überall und trotzdem bin ich immer noch wütend auf ihn. Was, wenn er wirklich ein Verhältnis mit meiner Frau hat? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich auf ihn eingelassen hat. Er ist ein Womanizer. Vor ihm ist kein Rocksaum sicher und das weiß sie. Ich versuche nicht mehr daran zu denken, was kaum möglich ist. Meine Termine haben sich gezogen und ich bin mit meinen Gedanken immer ganz wo anders. Die frische Luft wird mir hoffentlich guttun und etwas Klarheit in meinen Schädel bringen. Holly sitzt mit Vater bei Tee und Keksen am Tisch. Sie ist blass heute und redet nicht viel. Ich schaue noch schnell ein paar Unterlagen durch, mein Blick bleibt immer wieder an ihr hängen. Was ist denn nur los mit mir? Sie arbeitet für mich und dafür bin ich dankbar. Außerdem ist sie gar nicht mein Typ, auch wenn das nichts zur Sache tut, denn sie ist durchaus sehr hübsch. Natürlich hübsch. Unaufgeregt und doch sexy.

      „Auch Tee?“, fragt sie mich freundlich und reißt mich aus meinen Gedanken die sie zum Glück nicht kennt. Ich räuspere mich ein wenig.

      „Nein Danke. Ich möchte ein paar Felder abreiten bevor das Wetter umschlägt“, lehne ich ab.

      Gequält lächelnd nickt sie. Irgendetwas stimmt heute nicht mit ihr.

      „Geht es dir nicht gut?“, frage ich nach.

      „Was? Nein…Alles in Ordnung“, entgegnet sie. Meinem Vater kann sie vielleicht gut irgendwelche Geschichten auftischen, aber mir kann sie nichts vormachen. Doch ich habe keine Lust nachzubohren, wenn sie nichts sagen will, soll sie es eben lassen. Mir fehlt heute die Kraft für ihre Spielchen.

      „Vergiss nicht Vater am Klavier vorzuspielen“, sage ich noch im Gehen. Ihre Begeisterung hält sich in Grenzen wie mir scheint.

      Mein Pferd ist schon gesattelt, ich bin ewig nicht mehr geritten. Dabei liebe ich es. Es ist ein Gefühl von Freiheit, das mir Kraft gibt und Kraft brauche ich momentan mehr als alles andere. Die Felder sehen trotz des anhaltenden Regens sehr gut aus. Eine gute Ernte ist das Um und Auf für die Qualität unseres Whiskys. Ich bin auf jeden Fall zufrieden und weite meinen Ausritt etwas aus. Ein warmer Wind kommt auf, das Wetter wird bald umschlagen, dicke Wolken hängen hinter den sanften Hügeln. Zurück am Hof freue ich mich aufs Abendessen, die frische Luft hat mir ordentlich Appetit gemacht. Ich bin schon gespannt, was sich Eliza heute einfallen lassen hat. Es ist schön mit Holly und Vater am Tisch zu sitzen. Sie isst alles, keine Allüren und sie unterhält nicht nur Vater, sondern auch mich. Es ist nett mit ihr zu plaudern, ich freue mich richtig darauf, als ich ihr geblümtes Kleid aus der Ferne erkenne. Sie steht an der Koppel und reibt sich die Stirn. Keine Ahnung was sie hat. Hoffentlich gibt sie nicht weh oh, oder Vater hat sie verjagt, sie wäre nicht die erste bei der das passiert. Ich nähere mich und steige vom Pferd.

      „Holly? Wo ist denn mein Vater?“, frage ich vorsichtig.

      Sie sieht mich an, ihr Blick ist irgendwie wirr. „Drinnen. Eliza kümmert sich ein paar Minuten. Ich brauche ein bisschen frische Luft“, stammelt sie.

      Sie ist kreidebleich und sieht unglaublich fertig aus. „Dir geht es nicht gut, das habe ich vorhin schon bemerkt. Kann ich etwas tun?“

      Sie lächelt verkrampft. „Nein…Es geht gleich wieder. Danke. Ich gehe auch schon wieder hinein. Wir sehen uns dann nachher.“

      Ich will noch etwas sagen, aber das geht nicht, weil sie mir einfach den Rücken zuwendet. Diese Frau…Ich verdrehe verwundert die Augen und stelle das Pferd ein. Im Flur schlüpfe ich aus meinen Stiefeln, als ich Elizas Stimme höre. Sie klopft an die Tür der Toilette und redet leise. Ich gehe hinein, Vater sitzt vor dem Schachbrett, Eliza steht immer noch vor der Toilette.

      „Hallo Eliza.“

      „Guten Abend Tavis.“

      Ich sehe sie fragend an. „Was ist denn mit Holly?“, frage ich besorgt nach. Es klingt auf jeden Fall nicht gut. Sie übergibt sich wie es scheint. Eliza zuckt mit den Schultern. „Kopfschmerzen. Ich schätze ein Migräneanfall.“

      „Ach so. Ja…“, murmle ich als sich die Tür öffnet. Sie sieht entsetzlich aus, doch sie versucht immer noch die Starke zu spielen.

      „Danke Tante Eliza…Ich kümmere mich wieder um den Lord“, sagt sie sehr energisch, auch wenn sie sich dabei kurz am Türrahmen abstützen muss.

      „Nein Holly, ich kümmere mich um meinen Vater. Ich bringe dir jetzt eine Schmerztablette, dann legst du dich hin“, ordne ich an.

      „Keine Tablette!“, fährt sie mich an und greift sich dabei wieder an die Stirn. Dann sacken ihre Knie ein, sie kann sich gerade noch am Stiegengeländer festhalten. Mein Gott…Wie kann man nur so stur sein? Eliza eilt an ihre Seite und stützt sie. Jetzt ist es genug.

      „Warte…Ich mache das schon“, schüttle ich den Kopf, hebe sie hoch und trage sie in ihr Zimmer. Sie ist schwerer als gedacht…Na ja…Sie hat schon etwas mehr auf den Rippen, aber ich lasse mir nichts anmerken, ich bin schließlich ein Mann. Und der Lord. Ich setze sie am Bett ab, als sie fast panisch meinen Blick sucht. Ich ziehe ihr die Strickjacke aus und lege ihre Beine ins Bett.

      „Keine Tabletten…“, murmelt sie kraftlos.

      „Dann hole ich jetzt Dr. Scott“, nicke ich und streiche sanft über ihre Schulter.

      „Nein…Ich will mich einfach nur ein paar Minuten ausruhen…Dann geht es schon wieder.“ Während sie das sagt, verdreht sie angsteinflößend die Augen, ich hoffe sie wird nicht ohnmächtig. Doch da öffnet sie ihre Augen wieder, ich suche ihren Blick, sie kneift vor Schmerzen die Augen zusammen. Warum nimmt sie nicht einfach eine Tablette? Herrje…Ich stehe auf und ziehe den Vorhang ein Stück zu und gehe aus dem Zimmer.

      „Warum ist deine Nichte eine so unglaublich sture Frau?“, frage ich Eliza kopfschüttelnd.

      Sie zuckt nur mit den Schultern und nimmt Vater mit in die Küche. Es ist längst Essenszeit, heute also einmal Abendessen mit dem Personal für den Lord. Dr. Scott ist zufällig in der Nähe und kurze Zeit später auf dem Gut.

      „Guten Abend Sir, geht es ihrem Vater nicht gut?“, fragt er besorgt nach während er eintritt.

      „Nein…Dem geht es blendet. Ich habe Ihnen doch von Mrs. Barnes, seiner Krankenschwester erzählt. Sie hat ihn wirklich im Griff, aber leider geht es ihr nicht gut. Ich weiß nicht…Sie hat schlimme Kopfschmerzen und will keine Tablette…Was kann das bedeuten?“, frage ich besorgt nach.

      „Ich sehe nach ihr“, lächelt er mich an. Ich weise ihm den Weg zu Hollys Zimmer und warte. Nachdenklich gehe ich im Flur auf und ab, als ich stehen bleibe und nach Luft schnappe. Schwanger. Vielleicht ist sie schwanger? Das würde passen. Ich kratze mich am Bart. Scheiße…Wenn sie schwanger ist und ihr Arschlochmann hat sie stehen gelassen…Nein…Ich will nicht, dass sie schwanger ist. Dr. Scott kommt wieder aus dem Zimmer und reißt mich aus meinen Gedanken.

      „Ist sie schwanger?“, frage ich sehr direkt und sehe ihn dabei eindringlich an.

      Scott

Скачать книгу