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Der Strohmann. Dietmar Füssel
Читать онлайн.Название Der Strohmann
Год выпуска 0
isbn 9783754177150
Автор произведения Dietmar Füssel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Keine Ahnung. Wie denn?“
„Davis hat ja, wie ich vermute, im Verlauf seiner Karriere ein beträchtliches Vermögen angesammelt. Berühmte Filmschauspieler sind bekanntlich keine armen Schlucker.“
„Das ist richtig.“
„Davis finanziert sich seinen Vorwahlkampf selbst und kann dadurch, sollte eine Überprüfung stattfinden, jeden einzelnen Dollar belegen. Und nach dem Wahlkampf kriegt er ganz unauffällig das Geld von Chinchilla zurück, wobei anzunehmen ist, dass diese Ausgabe nicht einmal in Chinchillas eigener Buchhaltung aufscheinen wird.
Der Mann ist nämlich ausgesprochen vorsichtig.“
„Eines verstehe ich aber immer noch nicht ganz, Mr. Winston. Oder darf ich Sie James nennen?“
„Nur, wenn ich Sie Null nennen darf. Was verstehen Sie denn nicht?“
„Wenn Chinchilla so vorsichtig ist, warum macht er dann ausgerechnet einen Mann zum Präsidentschaftskandidaten, dessen Verbindung zu ihm so offensichtlich ist? Es wäre doch viel klüger, jemanden aufzustellen, von dessen Verbindung zu ihm keiner etwas ahnt...“
„Bravo. Das war die erste wirklich intelligente Frage. Nun, Chinchilla hat eine einzige Schwäche, die ihn verwundbar macht, und das ist eine Art Sportsgeist. Er will zwar immer gewinnen, aber er will nicht, dass ihm der Sieg ohne jede Mühe in den Schoss fällt.
Er gleicht einem Schachspieler, der seinem Gegner einen Springer vorgibt, weil er davon überzeugt ist, um einen Turm stärker zu sein. Er ist sicher, die Partie zu gewinnen, weiß aber, dass er sich um den Sieg bemühen muss. So eine Partie macht ihm Spaß, im Gegensatz zu einer, in der er von vornherein als Sieger feststeht.
Ich bin sogar sicher, dass er inzwischen schon bereut, meinen Rücktritt als Detektiv provoziert zu haben, denn ich war der einzige, dem es mehrmals gelungen ist, ihn ernsthaft zu fordern.
Meinetwegen sind schon eine ganze Reihe von Chinchillas Leuten in Untersuchungshaft gesessen.
Sie sind zwar immer freigesprochen worden, trotz erwiesener Schuld, aber es hat die Organisation doch ziemlich viel Mühe gekostet, Zeugen oder Geschworene zu kaufen, sie einzuschüchtern oder, wenn sie unbelehrbar waren, unauffällig verunglücken oder Selbstmord begehen zu lassen.
Ich bin davon überzeugt, dass er sich über meine Wiederbetätigung sogar freuen wird, denn die Leichtigkeit, mit der er in letzter Zeit seine Erfolge errungen hat, behagt diesem großen Spieler ganz und gar nicht.
Diesmal wird ihm aber das Lachen vergehen, denn ich werde ihm kräftig in die Suppe spucken und sie ihm gründlich versalzen.“
„Halten Sie das denn wirklich für notwendig?“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich meine, wenn Sie ihm schon kräftig in die Suppe gespuckt haben, dann wird er sie ja ohnehin nicht mehr essen wollen. Wozu wollen Sie ihm dann die Suppe auch noch gründlich versalzen?“
„Soll das etwa ein Witz sein, oder sind Sie wirklich so blöd, wie Sie aussehen?“, fragte Winston scharf.
Er hatte durchaus Sinn für Humor. Allerdings nur für seinen eigenen.
„Entschuldigen Sie, ich dachte nur, ein kleiner Scherz zwischendurch...“
„Das Denken sollten Sie lieber mir überlassen. Konzentrieren Sie sich lieber auf die Dinge, die Sie können.
Jedenfalls wird Chinchilla die erste schwere Schlappe seines Lebens hinnehmen müssen. Er wird es noch bitter bereuen, mich herausgefordert zu haben, denn ich werde es zu verhindern wissen, dass Davis Präsident wird, so wahr ich James Winston heiße!“
„Und die CIA wird Sie dabei tatkräftig unterstützen“, erklärte der Agent.
Winston schüttelte den Kopf:
„Nein. Lieber nicht. Wenn nämlich rauskommt, dass ich von der CIA damit beauftragt wurde, die Wahl von Charlton Davis zu verhindern, dann haben wir einen Politskandal von Watergate-Dimensionen am Hals und Chinchilla hat sein Ziel erreicht.“
„Da haben Sie recht. Aber Geld werden Sie vermutlich doch von uns brauchen, oder?“
„Das ist richtig. Ich werde sogar eine ganze Menge Geld brauchen. Ich schätze, so an die zwei Millionen Dollar.“
„Wenn’s weiter nichts ist, kein Problem. Wir überweisen Ihnen das Geld gleich morgen auf Ihr Konto.“
„Idiot! Und wenn der Bankbeamte, der die Überweisung tätigt, für Chinchilla arbeitet? Oder wenn der Kerl irgendeiner Zeitung was verrät? Was dann?“
„Keine Gefahr. Als Einzahlenden werden wir nämlich einen gewissen Cecil Isaac Adams angeben.“
„Und wieso sollte mir ein gewisser Cecil Isaac Adams zwei Millionen Dollar überweisen? Nein, entschuldigen Sie, aber das ist mir alles viel zu idiotisch.“
„Na, dann machen Sie doch einen besseren Vorschlag“, brummte der Agent ärgerlich.
„Die CIA hat doch bestimmt Verbindungen zu einer großen Versicherung, oder?“
„Uns gehört sogar eine!“, erklärte der Agent. „Zufällig ist es sogar die gleiche, für die ich angeblich arbeite.“
„Versichert diese Versicherung auch Banken gegen Bankraub?“
„Natürlich.“
„Dann nennen Sie mir eine Bank, die bei Ihnen versichert ist.
„Na, zum Beispiel die Midland Bank in der 42. Straße...“
„Ausgezeichnet. Diese Bank wird in nächster Zeit um zwei Millionen Dollar erleichtert – von einem unbekannten Täter – und Sie werden der Bank anstandslos die Versicherungssumme ausbezahlen.“
„Genial!“, rief der Agent. „Absolut genial!“
„Stimmt“, bestätigte Winston. „Wie Sie sehen, hat mein Verstand durch meine Kunstpause nichts von seiner brillanten Schärfe eingebüßt.“
„Nicht zuletzt deshalb haben wir uns ja auch dafür entschieden, uns an Sie zu wenden. Und eine Spezialausrüstung für Agenten werden Sie doch sicher auch von uns annehmen, oder?“
„Wenn Sie darauf bestehen...“
„Dann kommen Sie am besten gleich morgen ins Hauptquartier, Professor Cork wird alles für Sie bereithalten.“
„Irrtum. Das CIA-Hauptgebäude wird nämlich sicher rund um die Uhr von Chinchillas Leuten überwacht.
Wir machen das ganz anders: Der Professor fährt übermorgen zum Hauptgebäude. Die Garage ist ja bestimmt so gesichert, dass kein Außenstehender hineinkann, oder?“
„Natürlich. Sonst würden uns ja die Mullahs dauernd unsere Autos in die Luft sprengen oder biologische Kampfstoffe darin verstecken.“
„Gut. Als Nächstes werden die speziellen Gerätschaften zum Teil in einem Staubsauger, zum Teil in einem Vertreterkoffer untergebracht und im Kofferraum des Autos verstaut.“
„Häh?“
„Warten Sie, Sie werden das alles bald verstehen. Das Auto des Professors muss mit einer Vorrichtung ausgestattet sein, mit der man auf Knopfdruck die Benzinzufuhr unterbrechen kann.“
„Häh?“
„Das sollte rein technisch kein Problem sein. Um 20 Uhr steigt der Professor in sein Auto und begibt sich auf den Heimweg. Es ist leicht möglich, dass ihm einer von Chinchillas Männern folgt, wir dürfen da kein Risiko eingehen.
Auf halber Strecke, unweit eines Motels, drückt der Professor auf den schon erwähnten Knopf, der die Benzinzufuhr unterbindet, worauf der Motor abstirbt. Er dreht am Zündschlüssel, wieder und wieder, aber der Motor springt