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in Mexiko in der angegebenen Periode nennen möchten, sind während eines Besuches des ... Verfassers in Mexiko [1828] niedergeschrieben worden. Die meisten Skizzen wurden in dem Lande selbst entworfen, so wie die Charaktere größtenteils nach der Natur gezeichnet sind; mehrere lernte der ... Verfasser persönlich kennen. Die geschichtlichen Partien sind teils aus mündlichen Überlieferungen bewährter Personen, teils aus dem offiziellen Blatte der damaligen Periode [Revolution von 1810–1825] genommen.« Da »Der Virey« infolge »der Großartigkeit des Gegenstandes, der außerordentlich kräftigen, durchaus mit dem Gegenstande vertrauten Behandlungsweise« Erfolg hatte, gab nun Sealsfield im gleichen Jahre zwei Bände »Lebensbilder aus beiden Hemisphären« (Zürich 1835) heraus, die »Die große Tour« brachten(»Morton oder die große Tour«, Ges. Werke 7. und 8. Bd., Stuttgart 1846). »Morton« ist der Roman von der Macht »der Zehn« oder des Geldes, er könnte heute geschrieben werden. Er fand die Gunst der Leser in hohem Grade und brachte den Dichter endlich zu dem Entschlusse, seinen Lieblingsgedanken auszuführen, die Vereinigten Staaten im »nationalen oder höheren Volksromane« darzustellen. Darin soll das ganze Volk der Held sein, »sein soziales, sein öffentliches, sein Privatleben, seine materiellen, politischen, religiösen Beziehungen treten an die Stelle der Abenteuer, seine Vergangenheit, seine Zukunft werden als historische Gewänder benutzt, Liebesszenen und Abenteuer nur gelegentlich als Folie, um zu beleben, hervorzuheben angewandt. Es ist in diesem Romangenre, dem er die Benennung des nationalen oder höheren Volksromans ... geben zu sollen glaubt, dem Roman die bunteste (breiteste) Unterlage gegeben, durch die derselbe zunächst der Geschichte sich anzunehmen, eine wichtige Seitenquelle derselben zu werden, berufen sein dürfte.« Sealsfield war, wie er weiter schreibt, der erste, der dem Roman diese breite geschichtliche, nationale und soziale Unterlage gab.

      So erschienen 1835/36 weitere »Transatlantische Reiseskizzen«, 3.–6. Bd., auch »Lebensbilder aus beiden Hemisphären« genannt, die »Ralph Doughbys Esq. Brautfahrt«, »Pflanzerleben«, »Die Farbigen« und »Nathan, der Squatter-Regulator oder der erste Amerikaner in Texas« (Zürich 1836/37) enthielten. Diese Werke samt »George Howards Esq. Brautfahrt« bildeten später die »Lebensbilder aus der westlichen Hemisphäre« (Ges. Werke 9.–13. Bd., Stuttgart 1846).

      Im Jahre 1838 beginnen die »Neuen Land- und Seebilder« (»Die deutsch-amerikanischen Wahlverwandtschaften« – 1–4,3 in 2 Teilen Zürich 1839/40) zu erscheinen. Sealsfield hat dann nur noch zwei, freilich sehr bedeutende Werke herausgegeben. »Das Kajütenbuch oder nationale Charakteristiken« – das den Deutschen am meisten und bis heute oft allein bekannt gewordene Werk des Deutschmährers – hätte auch als Fortsetzung der »Transatlantischen Reiseskizzen« erscheinen können. Es wurde 1840 (Zürich 1841, 2 Bde., Ges. Werke 14. und 15. Bd., Stuttgart 1847) veröffentlicht. In dem Vorworte heißt es, daß der Verfasser den Beruf in sich zu fühlen scheine, die Zeitgeschichte und ihre wichtigeren Momente in lebendigen, plastischen Bildern der Welt darzustellen. Im »Kajütenbuche« ist es der »Moment der Gründung eines neuen anglo-amerikanischen Staates auf mexikanischem Grund und Boden [1836], der Moment, wo die germanische Rasse sich abermals auf Unkosten der gemischten romanischen Bahn gebrochen ... hat ... So wie in den früheren Werken, so scheinen auch in diesem dem Verfasser Quellen zu Gebote gestanden zu sein, die weit mehr Aufschlüsse über die Entstehung des neuen Staates geben, als es bisher erschienene geschichtliche Werke taten.« Die Erzählung Phelims (»Der Fluch Kishogues oder der verschmähte Johannistrunk«) – ein tragisch-humoristisches Prachtstück irländischen Lebens und Sterbens – nahm Sealsfield auf, um die Gegensätze zwischen amerikanischem und irischem und englischem Nationalcharakter mehr hervorzuheben und so den Untertitel »nationale Charakteristiken« zu rechtfertigen.

      In ästhetischer Beziehung ist unter den Romanen unseres Dichters das leider vergessene Werk »Süden und Norden« (Stuttgart 1842/43, 3 Bde.) sein bestes Buch – jedenfalls eine gewaltige Schöpfung! Sealsfield selber hat es als sein schönstes und poetischestes Werk bezeichnet; es ist in Augenblicken und Stunden des Dichters entstanden, wo seine rein poetischen Kräfte, sein Temperament die unbeschränkte Herrschaft über ihn hatten und sich in der Gewalt und dem Sturm des dargestellten Lebens, in der Glut der Farben und in der Hast der Schreibweise in voller Deutlichkeit äußerten. »Es war im November 1824, bald nach Beendigung des zweifelhaften Kampfes, der endlich doch noch Mexiko von der spanischen Botmäßigkeit losriß« (die Vorgeschichte gibt ›Der Virey‹) – »daß eine Gesellschaft junger Amerikaner – der ein Deutscher sich anzuschließen die Erlaubnis erhielt – die Hauptstadt der neugeschaffenen Republik verließ, um einen Ausflug nach dem so wenig bekannten Süden des jungen Bundesstaates zu versuchen«. Sie verirrt sich und stößt mit den Bewohnern von Tzapotecan zusammen, der Norden mit dem Süden, was den Inhalt des Romanes ausmacht. »Was die Darstellung selbst betrifft, so ist diese skizziert, fragmentarisch, wie es eine Darstellung erster Eindrücke bedingt. Nicht tiefgehend, berührt sie – nicht ohne triftige Gründe – nur oberflächlich, gleichsam im Durchfluge geselliges Leben und sittliche Zustände, die, sollen sie gründlich geschildert werden, eine längere Beobachtung erfordern. Und der Charakter des einfachsten Völkchens ist für uns häufig um so schwerer zu enträtseln, als wir dessen Zustände in der Regel durch das optisch täuschende Glas unserer mitgebrachten Vorurteile zu beschauen, diesen das Geschaute an- und unterzuordnen pflegen.« An den »Neuen Land- und Seebildern«, am »Kajütenbuch« und an »Süden und Norden« ward, wie Sealsfield selber berichtet, einiges sehr gepriesen, anderes ebensosehr getadelt. Man fand die »Neuen Land- und Seebilder« häufig zu empfindsam, zu faselnd, hatte am »Kajütenbuche« auszusetzen, daß es kein Roman sei, an »Süden und Norden«, daß die Phantasie zu üppig ausschweife.

      Seit 1848 ungefähr fand Sealsfield nicht mehr die Gunst des Publikums und er hat sie, strenge genommen, bis heute nicht wieder erlangt. Daß »Das Kajütenbuch«, »Der Virey« und einige Erzählungen auf dem Büchermarkte zu haben sind, widerlegt meine Behauptung nicht. Frage ich mich nach den Gründen dieser Zurücksetzung, so muß ich leider zuerst den tiefen Stand unseres nationalen Empfindens anführen. Unsere Leserwelt findet Genügen, ja Gefallen an der ästhetisierenden, wenn nicht gar ungesunden literarischen Kost. Und Sealsfield gehört zu den starken Persönlichkeiten, die heute, in einer Verfallzeit, unbequem sind; er predigt und räsoniert und man will unbehelligt leben und genießen. Und er ist trotz allem aristokratisch und konservativ gesinnt. Freilich, er, der eminent praktische Kopf, war doch nicht praktisch genug: er hätte weiter englisch, womöglich französisch schreiben müssen, die fremde Zunge hätte Wunder bei den Deutschen gewirkt. Aber es ist doch zu hoffen, daß mit dem Siege des Rassegedankens auch das Werk Sealsfields allgemein Leser und Anerkennung finde.

      Bereits die Ausgabe seiner Gesammelten Werke zeigte, daß er nicht mehr wie früher ein Liebling der Leserwelt war. Zwar brachte es die erste Ausgabe (Stuttgart 1842/46) auf 18 Bände, allein die Taschenausgabe (Stuttgart 1845/47) gedieh nur noch auf 15 Bände. »Süden und Norden« fehlt! – »Noch sind zwei Werke ... wegen der politischen Stürme ungedruckt. Er konnte sich noch nicht entschließen, sie herauszugeben«, schrieb der Dichter 1854. Diese beiden Werke (»Ein Mann aus dem Volke« und »Osten und Westen«) wie auch die Memoiren aus den dreißiger Jahren über die Familie Bonaparte hat er verbrannt. Alfred Meißner hat noch aus einem vergilbten Hefte »Die Grabesschuld« (Leipzig 1873) entziffert. Die letzten Lebensjahre war Sealsfield von Krankheit heimgesucht. Er war augenleidend, dazu kam ein schweres Unterleibsleiden. Seit dem Ausbruch des nordamerikanischen Bürgerkrieges quälte ihn auch noch die Sorge, das in amerikanischen Eisenbahnaktien angelegte Vermögen ganz zu verlieren. Doch er ertrug Krankheit, Kummer und Einsamkeit standhaft. »Ich fühle, daß meine Laufbahn keine lange mehr sein wird, und ich bin es ganz zufrieden. Ich würde es für kein Glück erachten, noch zehn Jahre zu leben.« Der Tod hat ihn auch bald erlöst. Er starb am 26. Mai 1864. »Nichts Neues von drüben?« war seine letzte Frage, sein letztes Wort an diese Welt.

      Es ist die Frage aufgeworfen worden, wie Sealsfield überhaupt zum Schriftsteller geworden sei. Dazu hat ihn wohl die Not des Lebens gemacht und gerade Schriftsteller wurde er, weil er eben ein geborener Dichter war. Man hat nun freilich gemeint, daß er niemals den Dichter in sich entdeckt und gewürdigt hätte. Das ist unrichtig. Gerade das Werk, das am meisten den Dichter verrät, »Süden und Norden«, war ihm das liebste. Und wahrlich hier wirkt die Zauberkraft des echten Dichters: Wie innig-süß, wie traulich- still, wie ganz zart, hingebend, alles vergessend, wie rein aus dem Urquell

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