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Sofort begannen die Leute zu flüstern und zu tuscheln. Ein Raunen ging durch die Menge und flog wie ein Vogelschwarm zum großen Eingangstor hinaus. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht in der ganzen Stadt: Adschid, der Unbesiegbare, der immer und immer gewinnt, hatte verloren!

      Sansibo sah in Adschids Gesicht. Der kleine dicke Gouverneur stand da wie vor den Kopf geschlagen. Er begriff nicht, wie das passieren konnte. Sansibo wollte nicht abwarten, bis er es begriffen hatte. Er spürte, dass sie jetzt schnell handeln mussten. Kullerjan und Bullerjan blickten erleichtert zu ihm hoch. Er gab ihnen ein Zeichen.

      »Nun Adschid, ich habe die Wette zweifellos gewonnen. Ihr habt das Kurkuma an mich verloren. Wir werden es jetzt mitnehmen«, sagte Käpt’n Sansibo. Adschid sah ihn an, als hätte er Sansibos Worte nicht gehört, doch dann nickte er ganz benommen. Kullerjan und Bullerjan hatten bereits die Kurkumasäcke paarweise mit festen Knoten zusammengebunden und die vier Paare hintereinander aufgestellt. Sie nahmen einen langen Balken, der neben dem Podest auf dem Boden lag, und schoben ihn unter den Knoten hindurch. Die Leute ringsum schüttelten die Köpfe. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie die beiden die acht schweren Säcke allein tragen wollten.

      »Seid ihr soweit, Jungs?«, rief Käpt’n Sansibo und kam die steile Treppe herab.

      »Jo Käpt’n, wird Zeit, dass wir verschwinden«, sagte Kullerjan.

      »Jo«, sagte Bullerjan, »nicht, dass uns doch noch einer ’nen Turban verpasst.«

      »Na dann — auf mein Kommando: Hebt auf!«, rief Käpt’n Sansibo. Und jetzt sah die sprachlose Menschenmenge zu, wie die beiden großen, einäugigen Matrosen den Balken mit den Säcken anhoben, als sei er nicht schwerer als ein paar Tüten mit Obst. Sie legten ihn sich auf die Schulter, Kullerjan, der vorne stand, auf die rechte und Bullerjan, der hinten stand, auf die linke. Die acht Säcke Kurkuma baumelten an dem Balken herab, wie an einer Wäscheleine. Und dann gingen sie los, gefolgt von Käpt’n Sansibo. Wieder ging ein großes Raunen durch die Menge und die Leute machten ihnen ehrfürchtig Platz. Adschid beobachtete ihren Abmarsch ohne ein Wort zu sagen. Doch als sie durch das Eingangstor verschwunden waren, fing er an, zu überlegen. Adschid konnte rasend schnell nachdenken und er war sehr schlau. Der Vorsprung von Käpt’n Sansibo und seinen beiden Matrosen war nicht sehr groß.

      »Schneller Jungs, schneller!«, trieb Sansibo sie an, als sie draußen waren. »Da drüben auf der anderen Seite des Platzes wartet Toby. Los beeilt euch!« Kullerjan und Bullerjan strengten sich so an, dass sie sich den Atem für eine Antwort sparten. Von Weitem sahen sie schon die Gasse, in der sie Toby zurückgelassen hatten. Er würde sie durch das Gewirr der Altstadt sicher zum Hafen führen. Allein wären sie aufgeschmissen. Doch als sie in der Gasse ankamen, war von Toby keine Spur zu sehen. Er hatte sich in Luft aufgelöst. »Heiliger Klabautermann!«, stieß Sansibo hervor, »hier war es doch. Hier wollte Toby doch auf uns warten. Wo steckt er nur?« In diesem Moment war Adschids laute Stimme zu hören. Er rief etwas auf Bengali und es hörte sich gar nicht freundlich an. Sansibo drehte sich um. »Auch das noch!«, rief er. »Adschid hetzt seine Männer auf uns!«

      Erinnert ihr euch noch, dass Toby ein Mordsschreck in die Glieder gefahren war? Im letzten Moment hatte er die Hüter des grünen Hauses entdeckt. Sie waren zu dritt unterwegs, wie immer. Toby war blitzschnell im Hauseingang verschwunden und die Treppe in den ersten Stock hochgerannt. Dort war er aus dem Fenster und an der Regenrinne entlang auf das flache Dach des kleinen Häuschens geklettert. Von hier oben konnte er den großen Platz vor Adschids Haus überblicken und in der anderen Richtung die schmale Gasse, in der er auf Käpt’n Sansibo hätte warten sollen. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Zwei seiner Verfolger sah er die Gasse entlang hasten. Der dritte musste im Haus sein. Toby hörte ihn, wie er die Treppe heraufrannte. Hier oben konnte er also nicht bleiben. Toby holte tief Atem und hielt die Luft an. Bis zu seinem nächsten Atemzug musste er sich was überlegt haben. Diese Methode hatte er sich angewöhnt, um immer schnell einen Ausweg zu finden, wenn es brenzlig wurde und das war in letzter Zeit oft der Fall gewesen. Er drehte sich im Kreis und suchte das Meer von Dächern ab, das sich um ihn herum ausbreitete. Hier kannte er sich gut aus. Seit seine Urgroßmutter Sania auf ihren Baum geklettert war, um in der anderen Welt zu verschwinden, hatte er sich oft auf die Dächer geflüchtet. Die allermeisten Häuser hatten nur ein Stockwerk. Sie standen direkt nebeneinander und fast alle Dächer waren flach, so dass Toby dort oben genauso spazieren gehen konnte, wie unten auf den Gassen und Plätzen. Auf jedem Dach stand oder lag irgendetwas herum: große Fässer aus Holz, um den Regen aufzufangen, Gestelle, auf denen Fischernetze zum Trocknen hingen, Tonkrüge in allen Größen, Regale aus Bambusholz, alte Fahrräder, große Truhen voller Gerümpel und überall dazwischen waren Wäscheleinen gespannt.

      Toby hörte den dritten Mann schon ganz oben an der Treppe. Gleich würde er auf das Dach herauskommen. Und ausgerechnet dieses Dach war leer. Da war nichts, wo er sich hätte verstecken können. In diesem Moment trat sein Verfolger schnaufend ins Freie heraus. Es war der dickste der drei Männer. Für einen Augenblick war er von der grellen Sonne geblendet und hielt eine Hand vor die Augen. Toby konnte die Luft nicht mehr anhalten und atmete keuchend aus. Er sah nur einen Ausweg. Ein Gedanke an seine Urgroßmutter Sania schoss ihm durch den Kopf.

      »Alles ist ganz leicht, bevor es schwer wird«, hatte sie oft zu ihm gesagt.

      »Wie meinst du das?«, hatte er gefragt. Sie hatte ihre zerbrechliche Hand sanft auf seine Schulter gelegt und ihm tief in die Augen gesehen.

      »Wenn du einen Weg gefunden hast und er dir richtig vorkommt, dann geh ihn. Denk nicht darüber nach, was alles passieren könnte. Je länger du nachdenkst, desto mehr Schwierigkeiten wirst du finden.« Dieser Satz klang ihm jetzt in den Ohren. Toby schloss die Augen und dachte: »Ich hoffe, du hast nicht nur gehen, sondern auch springen gemeint, Sania.« Er dachte diesen Satz noch einmal. Dann dachte er nichts mehr und rannte los so schnell er konnte. Als er den Rand des Daches erreicht hatte, riss er die Augen ganz weit auf und sprang mit aller Kraft so hoch ab, wie noch nie in seinem Leben und es war weit genug, um auf dem Dach des Hauses gegenüber zu landen. Toby konnte es nicht fassen: Er war einfach quer über die Gasse gesprungen.

      Sein Verfolger sah wütend zu ihm herüber. Er schüttelte drohend beide Fäuste und fluchte laut. Daran merkte Toby, dass er ihm ganz bestimmt nicht nachspringen würde. Der Mann konnte höchstens die Treppe wieder hinunterrennen, die Gasse überqueren und die Treppe im anderen Haus wieder hochrennen. Doch bis dahin würde Toby längst verschwunden sein.

Grafik 6

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