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ihn am Hosenbein.

      »Sind Sie Kapitän Ahab? Der mit Moby Dick gekämpft hat?«, rief er laut. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Name unter den vielen hundert Leuten.

      »Ahab, Ahab, Ahab«, so wurde überall geflüstert und geraunt. Sansibo schaute den Jungen verblüfft an.

      »Du kannst meine Sprache?« Der Junge nickte eifrig.

      »Also — sind Sie’s? Sind Sie der berühmte Kapitän Ahab?«

      »Ähem, da hast du was falsch verstanden. Ich bin Käpt’n Sansibo und das hier ist die Canneloni, mein Schiff. Soviel ich weiß, hat Kapitän Ahab seinen Kampf mit Moby Dick, dem weißen Wal, verloren und ist nie wieder aufgetaucht oder nicht?« Der Junge nickte verdrossen.

      »Ich kenn ja die Geschichte, ich hab das ganze dicke Buch gelesen, aber ich hab gehofft, dass …, dass …, na ja, ich hab gedacht, dass so ’ne Geschichte vielleicht auch mal gut ausgeht.« Der Junge schaute Sansibo aus seinen dunklen Augen fragend an.

      Bevor Käpt’n Sansibo etwas antworten konnte, schob sich ein kleiner dicker Mann mit einem dunkelroten Turban und einer goldenen Halskette vor den Jungen.

      »Ist die Ehre groß, zu begrüßen Kapitän Ahab«, sagte er ganz langsam mit einer tiefen Stimme. Sofort hörten alle anderen mit dem Flüstern und Raunen auf. Der Mann legte die rechte Hand auf seine Brust und verbeugte sich. Käpt’n Sansibo riss die Augen auf. Da gab es noch jemanden, der in seiner Sprache redete. Erleichtert verbeugte er sich ebenfalls.

      »Ähm«, sagte er, »trifft sich gut, dass Sie mich verstehen, äh, dass ich Sie verstehe, auch wenn Sie mich falsch verstanden haben, das heißt, er, der Junge da, der hat was falsch verstanden, verstehen Sie?« Sansibo kraulte vor Verlegenheit seinen roten Vollbart. Der dicke Mann zog die Augenbrauen hoch. Der Junge versuchte, sich an ihm vorbei zu zwängen, aber der Mann hinderte ihn mit ausgebreiteten Armen daran. Das gefiel Sansibo nicht.

      »Ist unwichtiger Junge, Kapitän. Ist wichtig, dass verstehen wir uns«, sagte er mit noch tieferer Stimme.

      »Das finde ich nicht und das finde ich auch«, sagte Käpt’n Sansibo und verschränkte seine Arme vor der Brust. Der dicke Mann blinzelte verwirrt und dann lächelte er.

      »Was meint Kapitän Ahab damit?«

      »Nun, ich finde nicht, dass der Junge unwichtig ist und ich finde auch, dass wir uns verstehen sollten. Und deshalb sage ich jetzt meinen Namen laut und deutlich: Käpt’n Sansibo. Das ist mein Schiff, die Canneloni und das sind meine beiden Matrosen Bullerjan und Kullerjan. Wir kommen direkt aus Sansibar und sind auf der Suche nach Kurkuma.«

      Als die Leute dies hörten begannen sie wieder, zu raunen und zu flüstern und zu tuscheln. »Sansibo«, war überall zu hören, »Sansibo, Sansibo.« Die anderen Namen hatten sie nicht verstanden. Nur der kleine dicke Mann mit dem dunkelroten Turban und der Goldkette hatte alles verstanden. Er lächelte immer noch und verbeugte sich ein zweites Mal. Käpt’n Sansibo hielt dies für übertrieben. Er versuchte, den kleinen Jungen zu entdecken, doch der war spurlos verschwunden.

      »Mein Name ist Adschid, Kapitän«, ließ sich die tiefe Stimme vernehmen. »Das bedeutet: Der Unbesiegbare.« Der kleine dicke Mann grinste so breit, dass seine großen weißen Zähne zu sehen waren. So viele Zähne hatte Sansibo noch nie in einem Gesicht gesehen.

      »Dann seid Ihr so etwas wie der Kapitän dieser Stadt?«, wollte er wissen. Adschid neigte leicht den Kopf, ohne seinen Turban zu verlieren.

      »Dies ist Mangalore, Kapitän Sansibo und der Gouverneur dieser Stadt bin ich.« Er hob eine Hand und sofort wurden alle ringsum wieder still. »Aber bin ich auch Kaufmann und habe kleines Geschäft. Dort bekommt Ihr alles, was Ihr wollt.«

      »Aha«, sagte Sansibo. »und wo finde ich das Geschäft?« Adschid breitete seine Arme aus.

      »Ihr werdet es leicht finden mein Haus. Es ist das größte«, sagte er und grinste zufrieden. Doch plötzlich riss er die Augen auf. Irgendetwas hinter Sansibos Rücken hatte sich bewegt. Adschid stieß wütend einen lauten Schrei aus und schüttelte drohend seine rechte Faust. Sansibo drehte sich um und konnte gerade noch erkennen, wie der kleine Junge über das schmale Brett an Bord der Canneloni huschte, wo ihn Kullerjan und Bullerjan in Empfang nahmen. Sansibo drehte sich wieder zu Adschid um.

      »Wolltet Ihr etwas sagen?«, fragte er ihn. Adschid hatte sich sofort wieder im Griff. Er schenkte Sansibo noch ein breites Lächeln und erwiderte:

      »Ich freue mich auf Euren Besuch. Wartet nicht zu lange damit.« Dann verbeugte er sich ein letztes Mal, drehte Sansibo den fetten Rücken zu und ging zwischen den Einwohnern von Mangalore davon. Sie machten ihm ehrfürchtig Platz.

      »Darauf kannst du dich verlassen«, brummte Käpt’n Sansibo in seinen Bart, winkte freundlich in die Runde und kehrte langsam über das schmale Brett auf die Canneloni zurück.

      Kullerjan und Bullerjan saßen im Schneidersitz auf dem Deck der Kapitänskajüte. Zwischen den beiden stand der Junge, der ihnen gerade mal bis zur Schulter reichte.

      »Der kennt sich hier aus, hatter gesagt, Käpt’n«, rief Kullerjan.

      »Der kann Bengali, hatter gesagt, Käpt’n«, rief Bullerjan. Die beiden überschlugen sich vor Eifer darin, die Neuigkeiten loszuwerden.

      »Der will uns helfen, hatter gesagt.«

      »Ja, der weiß wos Kurkuma gibt, hatter gesagt.«

      »Und er kennt den Dicken, hatter gesagt.«

      »Muss man mächtig aufpassen, hatter gesagt.«

      »Is aber kein Problem für ihn, gar nie nich, hatter gesagt.« Käpt’n Sansibo hob beide Hände, damit er auch einmal zu Wort kam.

      »Nun mal langsam, Jungs, so viel kann er doch gar nicht gesagt haben in der kurzen Zeit.«

      »Doch, hatter, Käpt’n.«

      »Und wir ham alles verstanden, weil er nicht nur Bengali kann.«

      »Was soll das denn sein, dieses Bengali?«, wollte Sansibo wissen. Der Junge schaute ihn nur an und sagte keinen Ton.

      »Na, das is die Sprache hier«, sagte Bullerjan.

      »Die kanner gut, hatter gesagt, weil er schon lange hier wohnt, hatter gesagt.« Käpt’n Sansibo verdrehte die Augen.

      »Wenn du noch einmal sagst ›hatter gesagt‹, dann sag ich dir mal was.« Bullerjan machte ein großes Auge und lief ein bisschen rot an.

      Der Käpt’n schaute nachdenklich auf den Jungen und kraulte seinen roten Vollbart.

      »So so«, brummte er, »du enterst also ungefragt und ohne Erlaubnis mein Schiff und machst meine Mannschaft verrückt, wie?« Der Junge stand furchtlos vor Sansibo und sagte immer noch keinen Ton. »Aha«, brummte Sansibo, »du kannst also in Bengali schweigen und du kannst in unserer Sprache schweigen. Oder hast du bei meinen Jungs so viel geplappert, dass dir jetzt die Worte fehlen?«

      »Der Käpt’n is schon in Ordnung«, mischte Bullerjan sich ein und zwinkerte dem Jungen zu.

      »Is halt ’n Käpt’n«, gab Kullerjan seinen Senf dazu.

      »Na vielen Dank, Kullerjan«, schnaubte Sansibo, »willst du vielleicht sonst noch irgendwas loswerden?« Jetzt lief Kullerjan ein bisschen rot an.

      »Äh nein, Käpt’n, ich glaub, das wars fürs erste.« Sansibo nickte. Er beugte sich zu dem Jungen herab und blickte ihm in die Augen. Der Junge hielt den Mund geschlossen und erwiderte Sansibos Blick ohne zu zwinkern.

      »Kannst du mir vielleicht sagen«, fragte der Käpt’n so leise, dass Bullerjan und Kullerjan ihn gerade noch verstehen konnten, »warum du so hartnäckig den Schnabel hältst, seit ich an Bord bin? Das möchte ich nämlich wirklich sehr gerne wissen.« Er war mit seinem Gesicht so nahe an den Jungen gerückt, dass dieser ihn hätte am Bart zupfen können.

      »Ich wollte zuerst etwas herausfinden«, sagte der Junge und kratzte sich

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