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Nephilynn. Vanessa Olschansky
Читать онлайн.Название Nephilynn
Год выпуска 0
isbn 9783754948033
Автор произведения Vanessa Olschansky
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Hast du eine Bleibe?«, fragte sie mich, während ich mich von dem Bett schob und ich schüttelte den Kopf. Als ich mich wieder anziehen wollte, legte sie ihre Hand auf meine und sagte: »Warte hier. So kannst du nicht raus gehen.« Als sie den Raum verlassen hatte, atmete ich durch. Ich war erleichtert, wie sich die Dinge gefügt hatten. Völlig umsonst hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihr gegenübertreten sollte.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkt hatte, dass Mona wieder da war. Sie reichte mir eine grüne Hose und ein Oberteil in derselben Farbe. Passend dazu die formschöne Unterwäsche, die man in Krankenhäusern eben bekommt, wenn man operiert wird.
»Zieh das an«, sagte sie und ich war froh, dass ich nicht mehr mit dem Fetzen Stoff auf die Straße musste. Dazu reichte sie mir ihren Schlüssel und ich sah sie fragend an. »Direkt unten am Eingang fährt der Bus Nummer 9. Du fährst bis zur Endstation. Das dritte Haus auf der linken Seite ist meins. Fühl dich wie zu Hause. Ich komme so schnell wie möglich nach.« Sie schloss meine Hand, die ich noch immer geöffnet hatte und zwinkerte mir zu. Ich starrte sie mit offenem Mund an und schüttelte den Kopf.
»Nein, Mona das geht nicht.« Aber sie unterbrach mich und drückte mir noch einen Geldschein in die Hand.
»Und ob das geht. Keine Widerrede.« Drohend hob sie ihren Finger in meine Richtung und sah mich mit strengem Blick an.
Augenrollend und mit einem Seufzen nahm ich das Geld entgegen und musste schmunzeln. So kannte ich Mona. Ich folgte ihren Anweisungen und wartete vor der Tür auf den Bus, der mich nur fünfzehn Minuten später zu meinem Ziel brachte. Während ich aus dem Fenster blickte und die Außenwelt an mir vorbeizog, versank ich in Gedanken. Ich überlegte, wie alles hatte soweit kommen können. Ich hatte mich verliebt. In den Sohn des Teufels und dann mit den Konsequenzen leben müssen. Meine Gedanken kreisten, um das, was die letzten Stunden passiert war. Das erste Mal, seit ich als Mensch auf der Erde war, kam ich dazu, durchzuatmen Meine Knochen schmerzten und ich war müde. Ich fürchtete, vor Erschöpfung einzuschlafen und meine Haltestelle zu verpassen. Ich zwang mich, keinen weiteren Gedanken an Damian zu verschwenden und stieg wenige Minuten später, an meinem Ziel angekommen, aus.
KAPITEL 2
Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn langsam um, ich weiß nicht, warum ich so zögerte, aber irgendetwas in mir verriet mir, vorsichtig zu sein und ich sollte Recht behalten. Kaum hatte ich die Tür einen Spalt geöffnet, zog mich eine starke Hand ins Innere des Hauses und drückte mich gegen die Flurwand.
Ich hatte nicht einmal die Zeit gehabt, das Licht einzuschalten, um zu sehen, wer es war, doch ich wusste es eigentlich schon und so war es nicht verwunderlich, dass mir mein Herz bis zum Hals schlug und mein Puls vor Aufregung raste. Ich hatte ihn gefühlte fünfhundert Jahre nicht mehr gesehen und jetzt war er hier, mit mir, alleine. Dieser teuflisch schöne Mistkerl. Anmutig stand er da, mit seinem diabolischen Grinsen, welches durch sein markantes und vernarbtes Gesicht nur gekünstelt aussah. Aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich wirklich freute mich zu sehen.
Er sah fertig aus, sein sonst so gestyltes braunes Haar hing schlaff und müde auf seinem Kopf, es war viel zu lang, normalerweise trug er es kurz, jetzt hing es ihm schon über die Ohren. Lange hatte er sich nicht rasiert und seine meerblauen Augen, die mich direkt in seinen Bann gezogen hatten, blickten traurig und sehnsüchtig zugleich in die Meinen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren trafen sich unsere Lippen und wir versanken in einen leidenschaftlichen Kuss, meine Gedanken kreisten, wollte ich mich doch eigentlich von ihm fernhalten und meine Chance nutzen, so trieb mich mein Herz weiter in seine Arme. Meine Finger vergruben sich in seinem Nackenhaar und meine Zunge tastete sich durch seine Lippen hindurch, um mit der Seinen zu tanzen. Wild und stürmisch zelebrierten wir unser Wiedersehen und ich wusste, dass wir weiter gehen würden, aber ich wollte Monas Gastfreundschaft nicht so schamlos ausnutzen und drängte Damian dazu aufzuhören und löste mich widerwillig von seinen Lippen. Die Enttäuschung meiner Ablehnung war ihm unverkennbar im Gesicht abzulesen.
»Wir haben noch ganze zwei Stunden Zeit, Em.«, forderte er mich auf, unserem fleischlichen Verlangen nachzugeben. Aber ich musste ablehnen, so schwer es mir fiel, ließ ich von ihm ab und schaltete endlich das Licht ein, um mich ein wenig umzusehen, auch wenn ich mit Mona zusammen schon tausend Mal hier gewesen war und ich mich blind zurechtfand.
»Wie hast du mich gefunden?«, wollte ich wissen, denn jetzt, wo ich kein Engel mehr war, sollte es auch ihm schwerer fallen mich aufzuspüren.
»Ich weiß immer, wo du bist«, entgegnete er gewohnt lässig und fläzte sich, ohne überhaupt auf die Idee zu kommen unerwünscht zu sein, auf die nebenan im Wohnzimmer stehende Couch.
»Damian, du musst gehen«, forderte ich leise, denn ich wusste, dass es gefährlich war einen Dämon zu reizen, besonders wenn es dieser Dämon war. Früher wusste ich nicht viel über Engel und Dämonen, bis ich selbst ein Teil von ihnen geworden war. Aber mir hätte klar sein müssen, dass diese Verbindung kein gutes Ende nehmen würde, meistens tat es das nie. Es gab dutzende Bücher über Verbindungen, die einfach nicht sein sollten und die zum Schluss im Drama endeten. Selbst in der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt durften die Kinder zweier verfeindeter Familien nicht zusammen sein und als sie es versuchten, endete es mit dem Tod für die Protagonisten Romeo und Julia. Ganz egal wie oft ich dieses Buch noch lesen würde, es nahm kein glückliches Ende. Genau wie bei Damian und mir, unsere Liebe hatte keinen Bestand und keine Zukunft, sie durfte nicht existieren.
Kaum hatte ich meine Worte ausgesprochen, stand er auch schon vor mir, ich hatte gerade einmal geblinzelt und spürte seinen gierigen Atem auf meiner Haut.
»Komm mit mir!«, forderte er und legte meinen Kopf zur Seite, um mir genüsslich mit seiner Zungenspitze über meinen Hals zu lecken. Direkt durchzog mich ein Schauer und mein Unterleib zuckte. Er wusste ganz genau, welche Wirkung er auf mich hatte, dieser abscheuliche Mistkerl.
»Ich kann nicht«, keuchte ich und spürte, wie er inne hielt, er drehte mich um und begutachtete meinen flügellosen Rücken und drehte mich erneut.
»Du kannst«, erwiderte er und ich wusste, worauf er anspielte. Ich war kein Engel mehr und nichts und niemand hinderte mich nunmehr daran, ihm in die Unterwelt zu folgen.
»Meine Schwester«, murmelte ich kaum hörbar. Damian wusste, dass ich nicht ohne sie gehen würde. »Ich will meine Chance nicht vermasseln, aber ich will dich auch nicht verlieren.«
Er blickte mir lüstern in die Augen, ich wusste, dass er mein Blut roch und am liebsten seinem animalischen Zwang nachgegeben hätte, mich auszusaugen. Er konnte sich nehmen, was er wollte, ich war seine freiwillige Sklavin. Er bog meinen Kopf zur Seite, sodass er seine Fangzähne nur noch in meinen Hals versenken musste, um von meinem erhitzten Blut zu trinken. Doch er hielt inne.
»Du hast recht, ich sollte gehen«, knurrte er und ich wusste, dass es das Letzte war, was er wollte, aber wenn er jetzt von mir trank, dann würde das hier nicht gut enden. Er musste sich daran gewöhnen, dass ich nun menschlich war und dass mein Blut ihm nichts mehr nützte, sondern mein Leben mit jedem Schluck verkürzte. Gerade als ich etwas erwidern wollte, war er auch schon weg. Es war wohl das Beste für uns beide und ich beschloss, eine Dusche zu nehmen und mir frische Kleidung anzuziehen, um mich ein wenig menschlicher zu fühlen. Ich bereitete für Mona und mich ein Abendessen vor und überlegte mir, wie ich ihr so wenig wie möglich zur Last fallen würde.
Ich wollte nicht, dass sie mich lange bei sich aufnehmen musste. Ich beschloss, mich nur ein paar Tage bei ihr aufzuhalten und nahm mir vor, direkt morgen sämtliche Amtsbesuche zu erledigen, um einen Pass und Versicherungen zu erhalten. Und da war das Problem, ich hatte keinen Job und keinen festen Wohnsitz.
Es dauerte nicht lange und es klingelte an der Tür. Ich schreckte hoch, doch dann musste ich über mich selbst schmunzeln, denn es konnte ja bloß Mona sein, ich hatte ihren Schlüssel und ohne mich kam sie nicht ins Haus, also öffnete ich mit einem breiten