Скачать книгу

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       So gut wie tot

       Kaltstart

       A walk in the park

       Under pressure

       St. Georg und der Drache

       Disco

       Jogging und Rollerskates

       Din Daa Daa

       Jeanny

       Breakfast in America

       Roomservice

       Eye in the Sky

       Zu Zu

       Besucher

       Gangster

       Outside looking inside

       Don't go

       Osterholz

       Number Nine

       Kurt

       Boulder

       Amnesia

       Hinweis des Autors

      So gut wie tot

      Paul Datura

      Roman

      Dem ersten weißen Rapper Falco wird das Zitat nachgesagt: »Wer sich an die 80er erinnern kann, hat sie nicht erlebt.«

      P. geht es ganz ähnlich. Er meint, eine genaue Erinnerung an diese Zeit zu haben und ist mit dieser Erinnerung inzwischen über fünfzig Jahre alt geworden. Er hat sich mit der Gesellschaft arrangiert und lebt ein »normales« Leben. Ein gesundheitlicher Zusammenbruch spült aber ganz andere Erinnerungen über diese Zeit an die Oberfläche. Unfassbare Erlebnisse, die durch eine retrograde Amnesie, ein unfallbedingter Gedächnisverlust, verschwunden waren, werfen Fragen auf. Fragen, die sein Selbstverständnis komplett in einem neuen Licht erscheinen lassen. In seiner Jugend hat er schöne Frauen kennengelernt und hat sich von ihnen um den Finger wickeln lassen. Er hat sich mit gewissenlosen Verbrechern und Mördern eine gnadenlose Jagd ohne eine Atempause geliefert. Und er war die Beute dieser Jagd.

      Das alles hatte er all die Jahre einfach vergessen...

      »Der Mann ist tot«, sagte der Mann laut und deutlich aus der Menge heraus. Die Menge stand um eine am Boden liegende Person am Rand des Weges. Eine junge Frau versuchte mit rhythmischen Pumpbewegungen das Herz des Mannes wieder in Gang zu bekommen. Dabei zählte sie laut »Einundzwanzig, zweiundzwanzig...«. Dann pustete sie mit aller Kraft in den Mund des Mannes, um dann wieder zu pumpen.

      »So tun sie doch was!«, brüllte sie außer Atem, »der Mann stirbt uns weg!«.

      »Der ist doch schon tot«, sagte der Mann aus der Menge. Einige hatten ihr Smartphone am Ohr und sprachen hektisch. Andere filmten. In der Ferne waren die Signale des Notarztwagens zu hören.

      P. war wie an jeden Morgen unter der Woche um halb Acht auf dem Weg zur S-Bahn. Sein Leben war nicht schlecht. Er hatte einen sicheren Job und die Arbeit machte ihm manchmal sogar Spaß. Auf dem Weg zur Bahn war er meistens in Gedanken. Überlegte sich, was er den Tag über zu tun hatte. Was seine Kunden oder Kollegen wohl von ihm wollten oder er von ihnen. Oder er wälzte Möglichkeiten hin und her. Einige Projekte hatte er immer. Irgendetwas am Auto reparieren oder am Haus. Irgendetwas war immer. Man konnte sich ja heutzutage sehr gut im Internet informieren. Und selber machen. Er machte sehr viel selber. Eigentlich hatte er immer mehrere Projekte am Laufen. Er nahm das als positiven Stress. Und er hatte immer etwas zu tun und kam nicht auf seltsame Ideen. Schließlich hatte er Familie, zwei tolle Kinder und eine Frau. Und ein Haus und ein Auto. Und einen Fernseher. Naja gut. Hatte er alles mal gehabt. Seine Frau hatte ihn eigentlich so gut wie verlassen. Sie regelten gerade die letzten Details ihrer Trennung. Die Kinder würden bei der Mutter bleiben. Was heißt bleiben. Beide hatten vor, im Ausland zu studieren und waren so gut wie weg. Und was hatte er eigentlich erreicht in seinem Leben? Egal.

      Er war ganz in Gedanken den Weg zur S-Bahn hochgegangen. Dieser kurze Moment in seinem Alltag gehörte ganz ihm. Er nahm immer den längeren, aber grüneren Weg am Bahndamm entlang. Da konnte man sich an einem schönen Morgen vorstellen, man würde einen Spaziergang im Grünen machen. Das klappte selten und meistens nur kurz. Aber heute hatte es geklappt. Einen Spaziergang ins Grüne und dann eine einsame Bank mit Ausblick ins Tal. Das wäre doch ein gutes Projekt. Und sich die Sonne auf das Gesicht scheinen lassen. Vielleicht noch ein Bierchen dazu? Oder ein gutes philosophisches Gespräch mit einem guten Freund? Und ein Bierchen dazu? Eine schöne Vorstellung. ›Das wird ein guter Tag!‹, strengte er sich an optimistisch zu denken. Auch wenn es mit der Bank, dem Bierchen und dem ganzen Rest nicht klappte. ›Das klingt aber auch so ein wenig nach der Sehnsucht des Arbeitnehmers nach der wohlverdienten Rente‹, ermahnte er sich selbst. Oh Mann, wenn das deine Ziele sind, dann gute Nacht! Hast du keine Träume mehr!? Na ja. Immerhin war er ja schon Mitte Fünfzig. ›Oder erst Mitte Fünfzig!‹, ermahnte er sich erneut. Also war der schöne Moment schon wieder vorbei. Auf geht's! Wenn er jetzt um die Kurve ging, würde er die anderen Pendler zur S-Bahn hetzen sehen und in der Menge untertauchen. Und dabei auch schneller gehen. Sich einen Sitzplatz in der Bahn sichern und wie die anderen in sein Smartphone starren, um bei Spiegelonline die neuesten Nachrichten zu lesen. Aber diesen kleinen Moment der Ruhe würde er versuchen sich zumindest noch eine Weile zu bewahren. Leider wurde nichts aus seiner optimistischen Tageseinstellung.

      Es fing langsam an und überfiel ihn dann schlagartig. Er wurde von einem weißen Blitz getroffen, der ihm den Atem nahm. Außer seinem eigenen Atem hörte er nichts mehr. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust. Jeder Herzschlag nahm ihm mehr von seinem Atem. Ein grauenvoller Schmerz strahlte von seiner Schulter über seinen Hals bis zu seinem Ohr. Sein Brustkorb war in einem eiskalten Schraubstock. So ähnlich wie damals, als er im Fitnessstudio eine Stange

Скачать книгу