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als Grundlage für ein später genauer auszuführendes Bild benutzt. Man erkannte einen blaßgrünen Vordergrund mit geringem Pflanzenwuchs, der nach hinten zu anstieg und in eine dunkelrote Felswand mit eigenartigen senkrechten Streifen auslief, wie ich es auf Basaltformationen gesehen hatte. Diese Felsen bildeten einen ununterbrochenen Wall quer über den Hintergrund. An einer Stelle erblickte man einen einzigen pyramidenförmigen, von einem großen Baum gekrönten Felsen, der durch eine Kluft von dem Hauptmassiv getrennt schien. Über allem ein tropisch blauer Himmel. Eine dünne grüne Linie von Pflanzen bekränzte den oberen Rand der roten Klippen. Auf der nächsten Seite fand sich eine Tuschzeichnung derselben Örtlichkeit, aber aus größerer Nähe gesehen, so dass man die Einzelheiten klar unterscheiden konnte.

      »Nun?« fragte er.

      »Das ist zweifellos eine merkwürdige Formation«, sagte ich. »Aber ich bin nicht Geologe genug, um zu sagen, dass sie erstaunlich ist.«

      »Erstaunlich!« wiederholte er. »Sie ist einzig! Sie ist unglaublich! Kein Mensch auf der ganzen Welt hätte sich je eine solche Möglichkeit träumen lassen. – Nun der Text.«

      Ich schlug um und stieß einen Schrei der Überraschung aus. Ich erblickte ein ganzseitiges Bild des merkwürdigsten Tieres, das ich je gesehen hatte. Das war der wilde Traum eines Opiumrauchers, die Vision eines Deliriumkranken – der Kopf glich dem eines Vogels, der Körper dem einer aufgedunsenen Eidechse, der lange schleppende Schwanz war gespickt mit aufwärts gerichteten Stacheln und der gekrümmte Rücken eingefasst von sägeartigen Fransen, die aussahen wie ein Dutzend hintereinander angeordneter Hahnenkämme. Vor dem Tier stand ein lächerliches Männchen oder ein Zwerg in Menschengestalt, der das Ungetüm anstarrte.

      »Nun, was denken Sie darüber?« rief der Professor aus, triumphierend die Hände reibend.

      »Das ist furchtbar – grotesk!«

      »Aber wie kommt er dazu, solch ein Tier zu zeichnen?«

      »Schnaps, sollte ich denken.«

      »Oh, das ist die beste Erklärung, die Sie geben können?«

      »Ja, Herr Professor. Und was ist Ihre Meinung?«

      »Die nächstliegende, nämlich, dass dieses Tier existiert. Dass es wirklich nach dem Leben gezeichnet ist.«

      Ich hätte lachen mögen, wenn nicht die Vision eines erneuten Rundtanzes den Korridor hinunter vor mir aufgetaucht wäre.

      »Zweifellos,« sagte ich, »zweifellos,« wie man einem Geistesschwachen nachgibt. »Ich muss indessen gestehen,« fügte ich hinzu, »dass dieses kleine menschliche Wesen mir zu denken gibt. Wenn es ein Indianer wäre, könnte man ihn als Beweis für das Vorhandensein einer Zwergrasse in Amerika halten, aber es scheint mir ein Europäer mit einem Sonnenhut zu sein.«

      Der Professor schnaubte wie ein wütender Büffelochs. »Sie gehen wirklich bis zum äußersten«, sagte er. »Sie vertiefen meine Einsicht ganz außerordentlich. Gehirnerweichung! Geistesträgheit! Wirklich erstaunlich!«

      Er wirkte zu lächerlich, als dass ich mich darüber hätte ärgern können. Es wäre tatsächlich eine Energievergeudung gewesen; denn wenn man sich über diesen Mann hätte ärgern wollen, so hätte man dazu fortwährend Anlass gehabt. Ich beschränkte mich darauf, müde zu lächeln. »Ich stieß mich daran, dass der Mann so klein ist«, sagte ich.

      »Sehen Sie hier«, rief er aus, sich vorn überneigend und den großen haarigen Wurstfinger auf das Bild setzend. »Sie sehen diese Pflanze hinter dem Tier. Ich vermute, Sie halten sie für einen Löwenzahn oder Rosenkohl – wie? Nun, das ist eine Elfenbeinnuss-Palme, die 50 bis 60 Fuß hoch wird. Sehen Sie nicht, dass der Mann zu einem bestimmten Zweck in das Bild gesetzt ist? Der Maler selbst konnte nicht vor der Bestie stehen und sie zeichnen, ohne sein Leben zu riskieren. Er brachte sich daher selbst später in der Skizze an, um einen Größenmaßstab zu geben. Seine Größe betrug, wollen wir sagen, über fünf Fuß. Der Baum ist zehnmal so hoch, was durchaus anzunehmen ist.«

      »Herr Gott im Himmel!« rief ich aus. »Sie denken also, diese Bestie war – aber dann würde die Bahnhofshalle von Charing Cross ja kaum eine Höhle für so ein Riesenvieh abgeben!«

      »Ohne jede Übertreibung, das ist sicherlich ein voll ausgewachsenes Exemplar«, sagte der Professor friedlich.

      »Aber man kann wohl nicht sämtliche Erfahrungen des Menschengeschlechts über den Haufen werfen lassen durch eine einzige Skizze – –«, ich hatte die nächsten Blätter umgeschlagen und festgestellt, dass das Buch nichts weiter enthielt –, »eine einzige Skizze von einem auf der Wanderschaft befindlichen amerikanischen Künstler, der sie vielleicht unter der Wirkung von Haschisch, oder im Fieberzustand, oder einfach zur Befriedigung einer wunderlichen Einbildungskraft angefertigt hat. Sie können doch als Mann der Wissenschaft eine solche Behauptung nicht verteidigen.«

      Statt einer Antwort holte der Professor ein Buch vom Regal herunter.

      »Dies ist eine ausgezeichnete Monographie meines begabten Freundes Ray Lankester«, sagte er. »Darin befindet sich eine Illustration, die Sie interessieren dürfte. Ah, ja, hier ist sie. Die Unterschrift lautet: »Wahrscheinliches Aussehen eines Stegosaurus aus der Juraperiode.« Das Hinterbein allein ist zweimal so lang als ein ausgewachsener Mann. Nun, was sagen Sie dazu?«

      Er reichte mir das geöffnete Buch. Ich stutzte, als mein Blick auf das Bild fiel. Dieses rekonstruierte Tier aus einer verflossenen Welt zeigte sicherlich eine große Ähnlichkeit mit der Skizze des unbekannten Künstlers.

      »Das ist in der Tat bemerkenswert«, sagte ich.

      »Aber Sie wollen nicht zugeben, dass das entscheidend ist?«

      »Sicherlich liegt hier eine Übereinstimmung vor, oder der Amerikaner hat ein derartiges Bild gesehen und im Gedächtnis aufbewahrt. Das könnte einem Mann im Delirium sehr gut passieren.«

      »Na, schön«, sagte der Professor milde. »Wir wollen das auf sich beruhen lassen. Ich möchte Sie jetzt bitten, sich diesen Knochen anzusehen.« Er gab mir denselben, den er schon vorher als zum Besitztum des toten Mannes gehörig erwähnt hatte, in die Hand. Der Knochen war ungefähr 6 Zoll lang und dicker als mein Daumen, mit den Anzeichen von vertrocknetem Knorpel an dem einen Ende.

      »Zu welchem der uns bekannten Tiere gehört dieser Knochen?« fragte der Professor.

      Ich prüfte ihn sorgfältig und suchte mir einige halbvergessene Kenntnisse ins Gedächtnis zurückzurufen.

      »Das ist vielleicht ein sehr dickes menschliches Schlüsselbein.«

      Eine Handbewegung des Professors drückte tiefste Geringschätzung aus.

      »Das menschliche Schlüsselbein ist gebogen. Dieser Knochen ist gerade. Auf seiner Oberfläche findet sich eine Einsenkung, die beweist, dass dort eine starke Sehne lag, was nicht der Fall sein könnte, wenn es ein Schlüsselbein wäre.«

      »Dann muss ich bekennen, ich weiß nicht, was es ist.«

      »Sie brauchen nicht beschämt zu sein, wenn sich Ihre Unwissenheit enthüllt, denn ich nehme an, dass der ganze Gelehrtenstab des Kensington-Museums auch nicht in der Lage wäre, den Knochen unterzubringen.« Er nahm darauf einen kleinen Knochen von der Größe einer Bohne aus einer Pillenschachtel. »Soweit ich sehe, bildet dieser menschliche Knochen eine Analogie zu dem in Ihrer Hand befindlichen. Das kann Ihnen eine Idee von der Größe des Tieres geben. An dem Knorpel können Sie erkennen, dass es sich hierbei nicht um ein versteinertes, sondern um ein Exemplar aus der Jetztzeit handelt. Was sagen Sie dazu?«

      »Sicherlich bei einem Elefanten – –«

      Er wand sich wie unter Schmerzen.

      »Nicht so etwas, sprechen Sie nicht von Elefanten in Südamerika. Selbst beim heutigen Stande unserer Volksschulen – –«

      »Gut,« unterbrach ich ihn, »irgendein großes südamerikanisches Tier – ein Tapir zum Beispiel.«

      »Sie können überzeugt sein, junger Mann, dass ich in den Elementen meiner Wissenschaft einigermaßen zu Hause bin. Dies ist weder

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