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mehrere Amalgam-Füllungen müssten durch Kronen oder Teilkronen ersetzt werden. Ein wahres Wunder, dass ich mit diesem angeblichen Katstrophengebiss überhaupt noch rohe Karotten essen konnte, dachte ich damals. Das hörte sich ja wirklich übel an. Würde wohl eine größere Sache werden – und auch eine größere Investition… Dabei hatte ich keinerlei Beschwerden gehabt, wollte doch nur zur einfachen Kontrolle gehen. Nun kam einiges auf mich zu. Aber ich versuchte, es positiv zu sehen: Ich war ohnehin krankgeschrieben und hatte somit Zeit für die notwendigen Behandlungen.

      Leider lief es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. So einfach war die ganze Aktion wohl doch nicht. Das Ziehen der oberen Weisheitszähne verlief auch relativ problemlos, jedoch war danach nichts mehr wie vorher in meinem Kiefer. Irgendwie hatte sich alles verändert, aber ich dachte, ich würde mich daran gewöhnen. Schmerzen hatte ich jedoch keine, es war halt nur ungewohnt – aber nun konnten die anderen Restaurierungsarbeiten beginnen. Es zog sich aber leider alles hin, nichts lief glatt, denn in der Regel überstanden die eingesetzten Provisorien nicht mal den Nachhauseweg, es passte alles hinten und vorne nicht zusammen, und mittlerweile sah ich Zahnarzt „Dr. Ossi“ häufiger als den Hausarzt und den Orthopäden zusammen. Und das, wo ich sonst doch immer gerne einen großen Bogen um jede Zahnarztpraxis gemacht hatte.

      Die Zähne hatten zu der Zeit in meinem Leben absolut die Oberhand gewonnen. Ich konnte schlicht und ergreifend nicht mehr essen, wie und was ich wollte. Mal funktionierte die eine Seite nicht, dann wieder die andere. Etwas Hartes konnte ich nicht richtig kauen, und ich traute mich auch nicht mehr. Dazu kamen irgendwann noch sehr unangenehme Gesichtsschmerzen, die ich jedoch kaum beschreiben konnte, irgendwie merkwürdig. So etwas hatte ich ja noch nie gehabt! Es kam mir ziemlich spanisch vor, das Ganze. Irgendwas war schief gelaufen. Und unter der Krone unten rechts tobten die Schmerzen. Mal waren es reine Zahnschmerzen, dann wieder tat mir die ganze Gesichtshälfte weh, es zog in alle Zähne auf dieser Seite, stach und manchmal fühlte ich regelrechte elektrische Schläge in jedem einzelnen Zahn. Dazu kamen noch stechende Ohrenschmerzen, Kopfweh auf beiden Seiten – und natürlich tat der ganze Nackenbereich weh. Das kannte ich noch von meinen Unfall. Es ging auch nicht mehr weg.

      Und immer noch war mir zeitweise schwindelig, ich war benommen – es fühlte sich an, als hätte ich einen mittelschweren Schwips. Aber ich hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken. Es war zum Verrücktwerden. Vielleicht fing es ja wirklich so an… Ach, in welchen schlechten Film war ich eigentlich hineingeraten?

      Trotzdem wollte ich, es war mittlerweile schon Frühsommer, unbedingt wieder zurück an meinen Arbeitsplatz, ich hatte die Nase einfach voll von dem Herumsitzen, Schmerzen haben, Unnützsein. Und irgendwie auch ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Kollegin. Die Ärmste, mein Chef war nicht gerade einfach und ich wusste, was sie dort leisten musste.

      Also trat ich den Dienst wieder an, zum Zahnarzt konnte ich doch auch nach Feierabend gehen. So meine Devise! Auf eine erneute Wiedereingliederung verzichtete ich. Alles sollte am besten von Null auf Hundert wieder ad hoc funktionieren, so wie früher. Sicher würden sich meine noch immer andauernden Rücken-, Kopf- und Zahnschmerzen bald aus dem Staub machen. Denn so konnte das ja nicht weitergehen. Irgendwann würde mein Körper schon merken: Die Chefin, das war ICH!

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