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So oder so ist es Mord. Anja Gust
Читать онлайн.Название So oder so ist es Mord
Год выпуска 0
isbn 9783753188300
Автор произведения Anja Gust
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Frau Assel, Wirtin
Dr. Meyer-Bücher, Kathis Dekan
Claus-Alfred, Freiherr von Hardenberg, Kathis älterer Bruder
Roman, Kathis jüngerer Bruder
Leberecht von Kulmbach, neuer Mann von Kathis Mutter
Jonathan, Kathis Onkel (mütterlicherseits)
Indiko, seine Freundin
Kurze Inhaltsangabe
Luise Wittenburg, Frau eines verschrobenen Professors, wird am Fensterkreuz ihrer Wohnung stranguliert aufgefunden. Im Zuge der Untersuchungen ergeben sich bald Zweifel an einem Suizid und erhärten den Verdacht gegen den Ehemann. Dieser räumt die Tat schließlich ein, auch wenn die genauen Tatumstände aufgrund seiner zeitweiligen geistigen Umnachtung unklar bleiben. Es folgt eine Verurteilung mit dauerhafter Einweisung in eine geschlossene Psychiatrie. Nachdem eine junge Referendarin im Zuge ihres Praktikums mit diesem Fall konfrontiert wird, bemerkt sie offene Widersprüche und juristische Mängel in der Beweisführung. Ihr Verdacht einer Manipulation wird durch die offenkundige Zaghaftigkeit und Ambivalenz ihres Partners und Mentors verstärkt – ein selbstgefälliger und karriereorientierter Beamter. Trotz wiederholter Warnungen lässt sich die junge Frau nicht beirren und setzt ihren zunehmend steiniger werdenden Weg fort. Als ihr bald einflussreiche Gegner erwachsen und sie in Lebensgefahr gerät, muss ihr Partner sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Ein Roman über rechtliche Unzulänglichkeiten und politische Manipulationen kontra menschliche Größe und Standhaftigkeit in Extremsituationen.
Prolog
Nachdem Professor Wittenburg geschniegelt und gebügelt fünf Minuten zu früh mit seinem für 08:00 Uhr terminierten Wagen bei der Werkstatt eingetroffen war, wartete er gewohnheitsgemäß die letzten Minuten in unmittelbarer Nähe.
Punkt 07:59 Uhr befuhr er das Gelände des Autohauses. Dreißig Sekunden folgten bis zum Erreichen der Abstellfläche, zehn Sekunden zum Motorabschalten und zur Herstellung des ordnungsgemäßen Verschlusszustandes und weitere zehn Sekunden für den Weg zur Fahrzeugannahme. Das letzte Zehntel diente möglichen Eventualitäten wie Haltungsverbesserung und Kleidungskorrektur. Erst dann drückte er die Klinke zum Büro.
Als er den Wagen tags darauf wieder in Empfang nahm, entfiel zwar dies Prozedere. Dennoch verzögerte sich die Übergabe um satte einunddreißig Minuten und zweiundfünfzig Sekunden. Warum, blieb unklar.
Damit nicht genug. Die Tropfen am Öleinfüllstutzen vermochte er noch zu tolerieren, nicht aber die eigenmächtige Uhrzeitkorrektur des Autopiloten.
Schon seit Längerem hatte sich die Differenz zwischen angezeigtem Wert und Realzeit kontinuierlich vergrößert und war mittlerweile zu stolzen sieben Minuten zur Normalzeit bzw. minus dreiundfünfzig Minuten zur Sommerzeit angewachsen.
Kurioserweise vermochte der Professor dieses Manko durch gedankliches Einfügen eines Integrals zu überbrücken. Diese Berechnung war ihm bald wichtiger als die Uhrzeit selbst geworden, sodass er ohne sie nicht mehr auskam.
Nun aber geriet das alles wieder durcheinander. Sein verzweifelter Versuch einer Rekalibrierung misslang aufgrund seines technischen Ungeschicks. Da der Mechaniker ihn zudem mit seinem verständnislosen Blick vergraulte, blieb ihm nichts, als konsterniert vom Hof zu fahren.
Eigentlich wollte er auf dem kürzesten Wege zur Uni. Da ihn aber ein Unfall zu einer Umleitung zwang, kam er noch einmal an seinem Wohnhaus vorbei. Dort irritierten ihn die geschlossenen Fenster, die gewöhnlich um diese Uhrzeit zum Lüften offenstanden. Außerdem rotierte der Rasensprenger nicht mehr, obwohl seine Frau Luise anwesend war.
Darüber beunruhigt, wendete er an der nächsten Kreuzung und fuhr zurück. Einer spontanen Eingebung folgend, stellte er das Fahrzeug in einer Nebenstraße ab und absolvierte den Rest zu Fuß.
Warum er dabei immer schneller wurde, konnte er ebenso wenig sagen wie, warum er sich plötzlich um Lautlosigkeit bemühte. Das geschah rein intuitiv. Sein Puls war hingegen nicht im Mindesten erhöht, selbst als er die Tür aufschloss.
Dann aber verdutzte ihn ein unbekanntes Deodorant, dazu gedämpftes Licht und geschlossene Vorhänge. Das war um diese Zeit unüblich. Schon lag ihm ein zögerliches ‚Schatzimaus, lass diese Albernheiten‘ auf den Lippen, unterdrückte es aber.
Stattdessen tippelte er auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer, woher er unklare Geräusche zu vernehmen meinte. Genaueres konnte er jedoch nicht erfassen, wie ihn überhaupt mit einem Mal die ganze Situation überforderte.
Was danach im Einzelnen geschah, blieb weiterhin rätselhaft. Unbestritten blieb, dass Luise auf der falschen Betthälfte lag, denn die andere war noch warm. Ein unbedachter Situationsfehler, den er sofort registrierte.
Als er dann den fremden Slip unter ihrem Kopfkissen entdeckte, musste er zunächst lachen, verstummte jedoch schnell, als ihm die Unmöglichkeit der Situation aufstieß. Erstaunlicherweise blieb er noch gefasst, obgleich er bereits von allerlei nicht dazu gehörenden Dingen sprach, übrigens nicht mal ungeschickt. Doch bereits konfus.
Seine Frau erwiderte auch etwas und das durchaus ernsthaft, das hieß, ernsthaft eigentlich nicht, aber sie glaubte offenbar daran, es zu tun. Dabei entwarf sie einige völlig absurde Szenarien, deren Fadenscheinigkeit zum Himmel stank. Damit konnte sie freilich nicht im Mindesten das weit geöffnete Fenster erklären, das vorhin noch geschlossen war.
Noch hatte er sich in der Gewalt, weil sie ihre Darlegung mit solcher Harmlosigkeit betrieb, als glaubte sie selber daran. Dann aber platzte ihm der Kragen. Sich der Ungeheuerlichkeit zunehmend bewusst werdend, fegte er die halb volle Flasche Dujardin vom Tisch, gefolgt von den beiden Gläsern.
Warum ihm danach allerdings ein Stück fehlte, wusste er nicht, ebenso wenig wusste er, wie viel Zeit in der Folge vergangen war. Erst als ihr Körper leblos vor ihm lag, bleich, kalt und mit starrem Blick, kam er wieder zu sich.
Erste zaghafte Berührungen blieben ergebnislos. Später erinnerte er sich, dass er aufgesprungen und losgerannt war, irgendwohin. Wie weit und warum, konnte er nicht sagen, ebenso wenig, weshalb er wieder umgekehrt war. Irgendwann danach legte man ihm die Handfessel an und belehrte ihn über seine Rechte.
Ein ungleiches Paar
Schleswig-Holstein, im Frühjahr 2020
Nasser Beton und endlose Schallschutzwände machten die A 7 in Richtung Neumünster quälend. Doch ungeachtet der Tempobeschränkungen und nervenden Fahrbahnverengungen raste an diesem kühlen Aprilmorgen ein grauer Van des hiesigen Landeskriminalamtes diese Strecke entlang.
Hinter dem Lenkrad saß der langjährige Hauptkommissar Alexander Knoblich, kurz Alex genannt, ein stattlicher Endvierziger, von mittlerem Wuchs, lockigem dunklem Haar, in das sich erste graue Strähnen mischten, untersetzter Gestalt und spöttisch verzogenen Lippen.
Um den Hals hatte er ein knallgelbes Seidentuch mit grünen Punkten geschlungen und im linken Ohrläppchen blinkte ein goldener Sticker. Dabei wirkte er mit seinem karierten Tweed-Sakko und der braunen Cordhose ohnehin schon skurril genug. Doch was kümmerte es ihn?
Vielmehr amüsierte ihn die Schreckhaftigkeit seiner gut zwanzig Jahre jüngeren Begleiterin, einer gewissen Katharina von Hardenberg. Diese litt sichtlich angesäuert unter seiner ruppigen Fahrweise und hatte Mühe, sich zusammenzunehmen.
Sie trug einen hellen Trenchcoat und eine auffallend große Brille. Dahinter verbargen sich zwei unruhige Augen, die mit der kalten Bläue der Wolken wetteiferten. Ihr rotbraunes Haar war im Nacken zu einem festen Zopf gebunden, wie es die Dienstvorschrift für Einsätze vorsah. Das verlieh ihr etwas Strenges und Unnahbares, tat jedoch ihrem Liebreiz