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könnte Greg fragen, wie weit es noch bis nach Twin Rocks war, wo wir übernachten würden, doch seine Laune war absolut unterirdisch. Wir passierten eine kleine Siedlung, die aus nur sechs Häusern bestand. Wie konnten Menschen so weit ab von der Zivilisation leben? Ich war ein Großstadtkind. Geboren in Denver, aufgewachsen in New York und seit zwei Jahren lebte ich in Minneapolis. Greg hatte ich vor drei Monaten auf einer Betriebsfeier kennengelernt. Wie ich, arbeitete er in einer Anwaltskanzlei. Da unsere beiden Kanzleien zusammengeschlossen werden sollten, hatten sein und mein Boss beschlossen, eine gemeinsame Betriebsfeier zu veranstalten, damit wir uns kennenlernen konnten. Greg war mir sofort aufgefallen. Er war groß und gut gebaut. Da ich selbst mit einem Meter neunundsiebzig nicht gerade klein war, liebte ich es, wenn ein Mann groß war. Greg war beinahe ein Meter neunzig. Ich konnte meine geliebten High Heels anziehen und trotzdem überragte er mich. Er hatte rotbraune Haare, einen kurzen gepflegten Bart und magnetisch blaue Augen. Genau mein Typ. Zumindest äußerlich. Dass sich unter dem charmanten, attraktiven Äußeren ein Arschloch versteckte, hatte ich erst auf dieser blödsinnigen Tour herausgefunden.

      Verdammt. Meine Blase meldete sich immer dringender. Es nützte alles nichts, ich brauchte ein verdammtes Klo. Wie weit mochte es noch nach Twin Rocks sein? Ich hätte die verdammte Karte besser studieren sollen, als wir heute Morgen von Black Oak aufgebrochen waren. Aber ich war so geladen gewesen von dem Streit mit Greg, der beim Frühstück über so etwas banales wie ein zu weiches Ei ausgebrochen war. Mann, der Kerl war wirklich ein Arsch. Er hatte den armen Keller so zur Sau gemacht. Ich hatte mich in Grund und Boden geschämt.

      “Greg?”, fragte ich vorsichtig.

      “Hmpf.”

      “Wie weit ist es noch?”

      “Fünfzehn Meilen oder so. Warum? Ist die Prinzessin schon wieder müde?”

      “Nein, ich muss mal auf die Toilette. Ist da ein Ort vor Twin Rocks wo wir kurz anhalten können?”

      “Selbst wenn”, schnauzte Greg. “Ich will nicht anhalten ehe wir unser Ziel erreicht haben. Wir sind schon spät genug dran.”

      “Kannst du dann wenigstens kurz am Straßenrand anhalten, dass ich hinter den Busch kann? Oder ist es dir lieber den Rest des Weges in einem Wagen eingesperrt zu sein in dem es nach Pisse riecht? Ich mach mir wirklich bald in die Hosen.”

      “Verdammte Weiber und ihre schwachen Blasen”, murmelte Greg, doch er hielt an.

      “Danke”, murmelte ich und stieg aus, um eilig hinter dem Busch zu verschwinden. Es war bereits so dunkel, dass ich kaum was sehen konnte. “Fuck”, murmelte ich, als ich beinahe über einen Stein stolperte.

      Ich hatte mir gerade die Hose runtergezogen und mich hingehockt, um zu pissen, als das Geräusch eines davon brausenden Autos mich aufschreckte. Was zum Teufel? Ich verrenkte mir den Hals, um hinter dem Busch hervor auf die Straße zu schauen. Gregs Toyota war verschwunden. Ich konnte nur noch die sich entfernenden Rücklichter ausmachen. Unglaublich! Der Bastard hatte mich doch tatsächlich in der Wildnis ausgesetzt. Ich zog mich hastig wieder an und lief zurück auf die Straße. Mein Koffer lag neben dem Asphalt im Sand.

      “DU BASTARD!”, schrie ich ihm hinterher, auch wenn er mich nicht mehr hören konnte. “Fuck! Fuck! Fuuuuck!”

      Mein Herz raste wie wild und Wut und Empörung trieb mir die Tränen in die Augen. Wenigstens hatte der Hurensohn meinen Koffer raus geworfen. Ich hatte nicht nur meine Kleidung, sondern auch meine Papiere, Handy und etwas Geld darin. Das würde ich jetzt brauchen, wenn ich allein zurück nach Minneapolis kommen wollte. Doch im Moment war ich von meinem kleinen Appartement meilenweit entfernt und stand buchstäblich mitten in der Wildnis. Ich schaute nachdenklich in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Wie weit mochte es bis zu der kleinen Siedlung sein? Sechs Meilen? Zehn? Sicher nicht mehr als das. Und ich würde meinen verdammten Koffer bis dahin schleppen müssen. Fuck! Greg, dieser Bastard. Ich trauerte dem Arsch keine Minute hinterher, aber wenn er mich schon loswerden wollte, hätte er es wenigsten in Twin Rocks tun können und nicht hier in der verdammten Pampa! Zum Glück trug ich Sportschuhe und keine Pumps. Ich seufzte. Ich hatte einen weiten Weg vor mir. In der Dunkelheit. Irgendwo in der Ferne heulte ein Kojote und ich schauderte. Fuck! Mit einem neuerlichen Seufzer bückte ich mich und hob meinen Koffer auf. Warum hatte ich mir keinen Neuen zulegen können? Einen, der Rollen hatte. Dann bräuchte ich das Ding jetzt nicht schleppen.

      Weil du zu geizig warst, antwortete meine innere Stimme.

       Halt’s Maul. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich das verdammte Dinge meilenweit tragen muss.

      Ich setzte mich in Bewegung. Ich war wahrscheinlich nicht länger als eine viertel Stunde gelaufen, als meine Arme, Schultern und Rücken so sehr zu schmerzen begann, dass ich eine Pause einlegen musste. Ich stellte den Koffer an den Straßenrand und setzte mich seufzend darauf. Ich musste mich noch immer meilenweit von der Siedlung befinden. Ich würde es nie schaffen, den Koffer den ganzen Weg zu tragen. Das Einzige, was ich tun konnte, war, den Koffer im Gebüsch zu verstecken und nur meine Papiere, Geld und Handy mit mir zu nehmen. Ich wünschte, ich könnte ein Taxi rufen, doch ich bezweifelte, dass es einen Taxiservice oder ein Uber Service hier in dieser gottverlassenen Gegend gab. Internetverbindung gab es hier schon mal nicht. Da war ich sicher. Ich stand auf und öffnete die Seitentasche meines Koffers, um mein Portemonnaie und mein Handy heraus zu fummeln. Meine Handybatterie war bei sechs Prozent. Großartig. Ich versuchte trotzdem, ob ich eine Internetverbindung herstellen konnte, doch wie sich herausstellte, hatte ich nicht einmal Empfang für Anrufe. Seufzend schaltete ich mein Handy aus, um Batterie zu sparen und steckte es in meine Hosentasche. Mein Portemonnaie, welches meine Papiere und Geld enthielt, steckte ich in die andere Tasche. Ich nahm auch mein Ladekabel heraus für den Fall, dass ich mein Handy in der Siedlung aufladen konnte. Wohin mit dem Teil? Meine Taschen waren voll. Ich würde es in der Hand tragen müssen. Ich schloss die Seitentasche meines Koffers und schleppte das olle Ding ins Gebüsch. Nachdem ich es mit Blättern getarnt hatte, wischte ich mir die Hände an meiner Hose ab und machte mich auf den Weg zurück zur Straße, als ich ein Knacken im Gebüsch hörte. Mein Herz fing an zu rasen. War das ein Kojote? Oder irgendeine andere wilde Bestie? Ich schaute mich nervös um, konnte aber nichts sehen. Ich legte einen Zahn zu, als plötzlich zwei Typen vor mir aus dem Unterholz traten. Erschrocken schrie ich auf.

      “Was macht so ne Sahneschnitte wie du hier ganz allein in der Wildnis, huh?”, fragte ein dürrer Kerl mit pockennarbigem Gesicht.

      “Ich... ich... Mein Freund muss hier irgendwo sein”, log ich. “Ich bin auf der Suche nach ihm.”

      “Hier ist weit und breit niemand”, sagte ein untersetzter Kerl mit Stiernacken und Gesichtstattoos.

      Panik kroch in mir hoch. Die beiden Typen wirkten gefährlich. Wahrscheinlich Kriminelle. Was sonst taten sie hier im Dunklen in der Wildnis? Ich überlegte fieberhaft wie ich den beiden entkommen konnte, als ich plötzlich von hinten gepackt wurde.

      “Hab dich, Kleine”, raunte eine dunkle Stimme in mein Ohr. Sein Mundgeruch verschaffte mir Übelkeit.

      Ich schrie laut um Hilfe und versuchte, mich aus dem Griff des dritten Mannes zu befreien. Ein Schlag auf den Kopf machte mich beinahe besinnungslos. Die beiden anderen Männer kamen näher und die drei zerrten mich zu Boden und versuchten, mich auszuziehen. Ich kämpfte wie eine Wilde. Meine Brille fiel in den Dreck und ein Knacken sagte mir, dass sie von einem der Männer zertreten worden war. Ich war ohne Brille so gut wie blind. Ich schrie aus Leibeskräften. Die Männer lachten dreckig und machten schmutzige Bemerkungen. Es war eindeutig, was sie mit mir vorhatten. Sie würden mich vergewaltigen und wahrscheinlich töten. Ein plötzliches Brüllen übertönte das freudig erregte Gejohle der drei Männer.

      “Habt ihr das gehört?”, fragte einer von ihnen unbehaglich.

      “Pete und ich werden schon fertig mit der Kleinen”, sagte ein anderer. “Nimm deine Waffe und steh Wache. Wahrscheinlich ein verdammter Kojote.”

      “Aber nach euch bin ich dran”, maulte der Mann und zog seine Waffe aus dem Hosenbund, sich nervös umsehend.

      Grobe

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