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      William Shakespeare

      Zwei Herren aus Verona

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Zwei Herren aus Verona

       Erster Aufzug

       Zweiter Aufzug

       Dritter Aufzug

       Vierter Aufzug

       Fünfter Aufzug

       Impressum neobooks

      Erster Aufzug

      Erste Szene

      Platz in Verona.

      Valentin und Proteus treten auf.

      VALENTIN.

      Hör' auf mir zuzureden, teurer Proteus;

      Wer stets zu Haus bleibt, hat nur Witz fürs Haus.

      Wenn Neigung nicht dein junges Herz gefesselt

      Dem süßen Augenwinken deiner Schönen,

      Bät' ich dich eh'r, du möchtest mich begleiten,

      Die Wunder fremder Länder zu beschauen,

      Anstatt daheim im dumpfen Traum die Jugend

      In zierberaubter Muße zu vernutzen.

      Doch da du liebst, so lieb', und mit Gedeihn,

      Und lieb' ich einst, sei gleicher Segen mein.

      PROTEUS.

      Du gehst? Mein liebster Valentin, fahr' wohl!

      Denk' deines Proteus, wenn du Ding' erblickst,

      Die schön und merkenswert, auf deinen Reisen;

      Wünsch' mich zu dir, dein Glück mit dir zu teilen,

      Wenn Gutes dir begegnet; in Gefahr –

      Wenn jemals dich Gefahr umringt – empfiehl

      Dein Drangsal meinem heiligen Gebet;

      Denn ich will für dich beten, Valentin.

      VALENTIN.

      Und bet'st aus einem Liebesbuch für mich.

      PROTEUS.

      Jawohl, aus einem Buche, das ich liebe.

      VALENTIN.

      Das ist von tiefer Lieb' ein seichtes Märchen,

      Wie durch den Hellespont Leander schwamm.

      PROTEUS.

      Das ist ein tiefes Märchen tiefrer Liebe,

      Die Liebe ging ihm ja bis an den Hals.

      VALENTIN.

      Über die Ohren bist du drin versenkt,

      Und hast doch nie den Hellespont durchschwommen.

      PROTEUS.

      Nein, nur mit Ohren, Freund, verschone mich.

      VALENTIN.

      Du hast nur zu viel Ohr dafür zu lieben,

      Wo Hohn mit Gram erkauft wird, Sprödesehn

      Mit Herzensseufzern, ein Moment der Lust

      Mit zwanzig wachen, müden, langen Nächten.

      Gewonnen, ist's vielleicht ein schlimmes Gut;

      Verloren, ist doch schwere Müh' gewonnen.

      Und immer ist's durch Witz errungne Torheit,

      Wo nicht, ist's Witz, durch Torheit überwältigt.

      PROTEUS.

      Geht es nach dir, so nennst du mich 'nen Toren.

      VALENTIN.

      Und geht's nach dir, fürcht' ich, du wirst es sein.

      PROTEUS.

      Du höhnst die Lieb', ich bin nicht Liebe, nein.

      VALENTIN.

      Lieb' ist dein Meister, denn sie meistert dich;

      Und der, den eine Närrin spannt ins Joch,

      Den kann man nicht ins Buch der Weisen schreiben.

      PROTEUS.

      Doch liest man: so wie in der zart'sten Knospe

      Die Raupe nagend wohnt, so nagend wohne

      Die Liebe in dem allerfeinsten Sinn.

      VALENTIN.

      Auch sagt das Buch: so wie die frühste Knospe

      Vom Wurm zernagt wird, eh' sie aufgeblüht,

      So wandl' auch jungen, zarten Sinn die Liebe

      In Torheit, daß vergiftet wird die Knospe,

      Daß schon das Grün im ersten Lenz verwelkt

      Und jeder künft'gen Hoffnung schöne Frucht.

      Doch, was verschwend' ich Zeit, um dir zu raten,

      Dem Priester schwärmerischen Liebeswahns?

      Nochmals, leb wohl! Es wartet auf der Reede

      Mein Vater, um mich eingeschifft zu sehn.

      PROTEUS.

      Ich will dich hin begleiten, Valentin.

      VALENTIN.

      Mein Proteus, nein: jetzt laß uns Abschied nehmen!

      Zu Mailand laß durch Briefe mich erfahren

      Von deiner Liebe Glück, und was sonst Neues

      Sich hier ereignet, während fern dein Freund;

      So werd' auch ich dich schriftlich oft besuchen.

      PROTEUS.

      Begegne dir zu Mailand alles Glück!

      VALENTIN.

      Nicht minder dir daheim! Und so leb wohl!

      Valentin geht ab.

      PROTEUS.

      Er jagt der Ehre nach, und ich der Liebe;

      Läßt Freund', um ihrer würdiger zu werden;

      Mich, Freund' und alles lass' ich für die Liebe.

      Du, süße Julia, du hast mich verwandelt;

      Verhaßt ist Wissenschaft, die Zeit verlier' ich,

      Trotz biet' ich gutem Rat, die Welt nichts achtend;

      Krank ist mein trüber Sinn,

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