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wie sehr du auch wünschest, die Gattin

      Wiederzusehn, nach welcher du stets so herzlich dich sehnest!

      Glauben darf ich doch wohl, daß ich nicht schlechter als sie bin,

      Weder an Wuchs noch Bildung! Wie könnten sterbliche Weiber

      Mit unsterblichen sich an Gestalt und Schönheit vergleichen?

      Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

      Zürne mir darum nicht, ehrwürdige Göttin! Ich weiß es

      Selber zu gut, wie sehr der klugen Penelopeia

      Reiz vor deiner Gestalt und erhabenen Größe verschwindet;

      Denn sie ist nur sterblich, und dich schmückt ewige Jugend.

      Aber ich wünsche dennoch und sehne mich täglich von Herzen,

      Wieder nach Hause zu gehn und zu schaun den Tag der Zurückkunft.

      Und verfolgt mich ein Gott im dunkeln Meere, so will ich's

      Dulden, mein Herz im Busen ist längst zum Leiden gehärtet!

      Denn ich habe schon vieles erlebt, schon vieles erduldet,

      Schrecken des Meers und des Kriegs: so mag auch dieses geschehen!

      Also sprach er, da sank die Sonne und Dunkel erhob sich.

      Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte

      Und genossen der Lieb und ruheten nebeneinander.

      Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,

      Da bekleidete sich Odysseus mit Mantel und Leibrock.

      Aber die Nymphe zog ihr silberfarbnes Gewand an,

      Fein und zierlich gewebt, und schlang um die Hüfte den Gürtel,

      Schön mit Gold gestickt, und schmückte das Haupt mit dem Schleier.

      Eilend besorgte sie jetzo die Reise des edlen Odysseus,

      Gab ihm die mächtige Axt, von gehärtetem Erze geschmiedet,

      Unten und oben geschärft und sicheren Schwunges, und drinnen

      War ein zierlicher Stiel von Olivenholze befestigt;

      Gab ihm auch ein geschliffenes Beil und führet' ihn jetzo

      An der Insel Gestade voll hoher schattender Bäume,

      Pappelweiden und Erlen und wolkenberührende Tannen.

      Viele waren von Alter verdorrt und leichter zur Schiffahrt.

      Als sie den Ort ihm gezeigt, voll hoher schattender Bäume,

      Kehrte sie heim zur Grotte, die hehre Göttin Kalypso.

      Und er fällte die Bäum' und vollendete hurtig die Arbeit.

      Zwanzig stürzt' er in allem, umhaute mit eherner Axt sie,

      Schlichtete sie mit dem Beil und nach dem Maße der Richtschnur.

      Jetzo brachte sie Bohrer, die hehre Göttin Kalypso,

      Und er bohrte die Balken und fügte sie wohl aneinander

      Und verband nun den Floß mit ehernen Nägeln und Klammern.

      Von der Größe, wie etwa ein kluger Meister im Schiffbau

      Zimmern würde den Boden des breiten, geräumigen Lastschiffs,

      Baute den breiten Floß der erfindungsreiche Odysseus.

      Nun umstellt' er ihn dicht mit Pfählen, heftete Bohlen

      Ringsherum und schloß das Verdeck mit langen Brettern.

      Drinnen erhob er den Mast, von der Segelstange durchkreuzet.

      Endlich zimmert' er sich ein Steuer, die Fahrt zu lenken.

      Beide Seiten des Floßes beschirmt' er mit weidenen Flechten

      Gegen die rollende Flut, und füllte den Boden mit Ballast.

      Jetzo brachte sie Tücher, die hehre Göttin Kalypso,

      Segel davon zu schneiden; auch diese bereitet' er künstlich,

      Band die Taue des Mastes und segelwendenden Seile,

      Wälzte darauf mit Hebeln den Floß in die heilige Meersflut.

      Jetzt war der vierte Tag, an dem ward alles vollendet,

      Und am fünften entließ ihn die hehre Göttin Kalypso,

      Frischgebadet und angetan mit duftenden Kleidern.

      Und sie legt' in den Floß zween Schläuche, voll schwärzlichen Weines

      Einen und einen großen voll Wasser, und gab ihm zur Zehrung

      Einen geflochtenen Korb voll herzerfreuender Speisen;

      Ließ dann leise vor ihm ein laues Lüftchen einherwehn.

      Freudig spannte der Held im Winde die schwellenden Segel.

      Und nun setzt' er sich hin ans Ruder und steuerte künstlich

      Über die Flut. Ihm schloß kein Schlummer die wachsamen Augen,

      Auf die Pleiaden gerichtet und auf Bootes, der langsam

      Untergeht, und den Bären, den andre den Wagen benennen,

      Welcher im Kreise sich dreht, den Blick nach Orion gewendet,

      Und allein von allen sich nimmer im Ozean badet.

      Denn beim Scheiden befahl ihm die hehre Göttin Kalypso,

      Daß er auf seiner Fahrt ihn immer zur Linken behielte.

      Siebzehn Tage befuhr er die ungeheuren Gewässer.

      Am achtzehnten erschienen die fernen schattigen Berge

      Von dem phaiakischen Lande, denn dieses lag ihm am nächsten;

      Dunkel erschienen sie ihm, wie ein Schild, im Nebel des Meeres.

      Jetzo kam aus dem Lande der Aithiopen Poseidon

      Und erblickte fern von der Solymer Bergen Odysseus,

      Welcher die Wogen befuhr. Da ergrimmt' er noch stärker im Geiste,

      Schüttelte zürnend sein Haupt und sprach in der Tiefe des Herzens:

      Himmel, es haben gewiß die Götter sich über Odysseus

      Anders entschlossen, da ich die Aithiopen besuchte!

      Siehe, da naht er sich schon dem phaiakischen Lande, dem großen

      Heiligen Ziele der Leiden, die ihm das Schicksal bestimmt hat!

      Aber ich meine, er soll mir noch Jammer die Fülle bestehen!

      Also sprach er, versammelte Wolken und regte das Meer auf

      Mit dem erhobenen Dreizack; rief itzt allen Orkanen,

      Aller Enden zu toben, verhüllt' in dicke Gewölke

      Meer und Erde zugleich; und dem düstern Himmel entsank Nacht.

      Unter sich stürmten der Ost und der Süd und der sausende Westwind,

      Auch der hellfrierende Nord, und wälzte gewaltige Wogen.

      Und dem edlen Odysseus erzitterten Herz und Kniee;

      Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele:

      Weh mir, ich elender Mann! Was werd ich noch endlich erleben!

      Ach ich fürchte, die Göttin hat lauter Wahrheit geweissagt,

      Die mir im wilden Meere, bevor ich zur Heimat gelangte,

      Leiden die Fülle verhieß! Das wird nun alles erfüllet!

      Ha! wie fürchterlich Zeus den ganzen Himmel

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