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die Heimat wiederzusehen;

      Denn es gebricht ihm dort an Ruderschiffen und Männern,

      Über den breiten Rücken des Meeres ihn zu geleiten.

      Jetzo beschlossen sie gar des einzigen Sohnes Ermordung,

      Wann er zur Heimat kehrt; er forscht nach Kunde vom Vater

      In der göttlichen Pylos und Lakedaimon der großen.

      Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:

      Welche Rede, mein Kind, ist deinen Lippen entflohen?

      Hast du nicht selber den Rat in deinem Herzen ersonnen,

      Daß heimkehrend jenen Odysseus Rache vergelte?

      Aber Telemachos führe mit Sorgfalt, denn du vermagst es,

      Daß er ohne Gefahr sein heimisches Ufer erreiche

      Und die Freier im Schiffe vergebens wieder zurückziehn.

      Sprach's und redete drauf zu seinem Sohne Hermeias:

      Hermes, meiner Gebote Verkündiger, melde der Nymphe

      Mit schönwallenden Locken der Götter heiligen Ratschluß

      Über den leidengeübten Odysseus! Er kehre von dannen

      Ohne der Götter Geleit und ohne der sterblichen Menschen!

      Einsam, im vielgebundenen Floß, von Schrecken umstürmet,

      Komm er am zwanzigsten Tage zu Scherias fruchtbaren Auen,

      In das glückliche Land der götternahen Phaiaken!

      Diese werden ihn hoch wie einen Unsterblichen ehren,

      Und ihn senden im Schiffe zur lieben heimischen Insel,

      Reichlich mit Erz und Golde beschenkt und prächtigen Kleidern,

      Mehr als jemals der Held von Ilion hätte geführet,

      Wär er auch ohne Schaden mit seiner Beute gekommen.

      Also gebeut ihm das Schicksal, die Freunde wiederzuschauen,

      Und den hohen Palast und seiner Väter Gefilde!

      Also sprach Kronion. Der rüstige Argosbesieger

      Eilte sofort und band sich unter die Füße die schönen

      Goldnen ambrosischen Sohlen, womit er über die Wasser

      Und das unendliche Land im Hauche des Windes einherschwebt.

      Hierauf nahm er den Stab, womit er die Augen der Menschen

      Zuschließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket.

      Diesen hielt er und flog, der tapfere Argosbesieger,

      Stand auf Pieria still und senkte sich schnell aus dem Äther

      Nieder aufs Meer und schwebte dann über die Flut, wie die Möwe,

      Die um furchtbare Busen des ungebändigten Meeres

      Fische fängt und sich oft die flüchtigen Fittiche netzet:

      Also beschwebte Hermeias die weithinwallende Fläche.

      Als er die ferne Insel Ogygia jetzo erreichte,

      Stieg er aus dem Gewässer des dunklen Meeres ans Ufer,

      Wandelte fort, bis er kam zur weiten Grotte der Nymphe

      Mit schönwallenden Locken und fand die Nymphe zu Hause.

      Vor ihr brannt auf dem Herd ein großes Feuer, und fernhin

      Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Zeder

      Und des Zitronenbaums. Sie sang mit melodischer Stimme,

      Emsig, ein schönes Gewebe mit goldener Spule zu wirken.

      Rings um die Grotte wuchs ein Hain voll grünender Bäume,

      Pappelweiden und Erlen und düftereicher Zypressen.

      Unter dem Laube wohnten die breitgefiederten Vögel,

      Eulen und Habichte und breitzüngichte Wasserkrähen,

      Welche die Küste des Meeres mit gierigem Blicke bestreifen.

      Um die gewölbete Grotte des Felsens breitet' ein Weinstock

      Seine schattenden Ranken, behängt mit purpurnen Trauben.

      Und vier Quellen ergossen ihr silberblinkendes Wasser,

      Eine nahe der andern, und schlängelten hierhin und dorthin.

      Wiesen grünten umher, mit Klee bewachsen und Eppich.

      Selbst ein unsterblicher Gott verweilete, wann er vorbeiging,

      Voll Verwunderung dort und freute sich herzlich des Anblicks.

      Voll Verwunderung stand der rüstige Argosbesieger;

      Und nachdem er alles in seinem Herzen bewundert,

      Ging er eilend hinein in die schöngewölbete Grotte.

      Ihn erkannte sogleich die hehre Göttin Kalypso:

      Denn die unsterblichen Götter verkennen nimmer das Antlitz

      Eines anderen Gottes, und wohnt' er auch ferne von dannen.

      Aber nicht Odysseus den herrlichen fand er zu Hause;

      Weinend saß er am Ufer des Meers. Dort saß er gewöhnlich

      Und zerquälte sein Herz mit Weinen und Seufzen und Jammern

      Und durchschaute mit Tränen die große Wüste des Meeres.

      Aber dem Kommenden setzte die hehre Göttin Kalypso

      Einen prächtigen Thron von strahlender Arbeit und fragte:

      Warum kamst du zu mir, du Gott mit goldenem Stabe,

      Hermes, geehrter, geliebter? Denn sonst besuchst du mich niemals.

      Sage, was du verlangst; ich will es gerne gewähren,

      Steht es in meiner Macht, und sind es mögliche Dinge.

      Aber komm doch näher, daß ich dich gastlich bewirte.

      Also sprach Kalypso und setzte dem Gotte die Tafel

      Voll Ambrosia vor und mischte rötlichen Nektar.

      Und nun aß er und trank, der rüstige Argosbesieger.

      Und nachdem er gegessen und seine Seele gelabet,

      Da begann er und sprach zur hehren Göttin Kalypso:

      Fragst du, warum ich komme, du Göttin den Gott? Ich will dir

      Dieses alles genau verkündigen, wie du befiehlest.

      Zeus gebot mir, hieher ohn meinen Willen zu wandern!

      Denn wer ginge wohl gern durch dieses salzigen Meeres

      Unermeßliche Flut? Ringsum ist keine der Städte,

      Wo man die Götter mit Opfern und Hekatomben begrüßet!

      Aber kein Himmlischer mag dem wetterleuchtenden Gotte

      Zeus entgegen sich stellen, noch seinen Willen vereiteln.

      Dieser sagt, es weile der Unglückseligste aller

      Männer bei dir, die Priamos' Stadt neun Jahre bekämpften

      Und am zehnten darauf mit Ilions Beute zur Heimat

      Kehreten, aber Athene durch Missetaten erzürnten,

      Daß sie die Göttin mit Sturm und hohen Fluten verfolgte.

      Alle tapfern Gefährten versanken ihm dort in den Abgrund,

      Aber er selbst kam hier, von Sturm und Woge geschleudert.

      Jetzo

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