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Troja

      Hingesunken sind, fern von der rossenährenden Argos!

      Aber dennoch, wie sehr ich sie alle klag und beweine

      (Oftmal hab ich hier so in meinem Hause gesessen

      Und mir jetzo mit Tränen das Herz erleichtert und jetzo

      Wieder geruht; denn bald ermüdet der starrende Kummer!),

      Dennoch, wie sehr ich traure, bewein ich alle nicht so sehr

      Als den einen, der mir den Schlaf und die Speise verleidet,

      Denk ich seiner! Denn das hat kein Achaier erduldet,

      Was Odysseus erduldet' und trug! Ihm selber war Unglück

      Von dem Schicksal bestimmt und mir unendlicher Jammer,

      Seinethalben, des Langabwesenden, weil wir nicht wissen,

      Ob er leb' oder tot sei. Vielleicht beweinen ihn jetzo

      Schon Laertes der Greis und die keusche Penelopeia

      Und Telemachos, den er als Kind im Hause zurückließ!

      Also sprach er und rührte Telemachos herzlich zu weinen.

      Seinen Wimpern entstürzte die Träne, als er vom Vater

      Hörte; da hüllt' er sich schnell vor die Augen den purpurnen Mantel,

      Fassend mit beiden Händen; und Menelaos erkannt ihn.

      Dieser dachte darauf umher in zweifelnder Seele,

      Ob er ihn ruhig ließe an seinen Vater gedenken,

      Oder ob er zuerst ihn fragt' und alles erforschte.

      Als er solche Gedanken in zweifelnder Seele bewegte,

      Wallte Helena her aus der hohen duftenden Kammer,

      Artemis gleich an Gestalt, der Göttin mit goldener Spindel.

      Dieser setzte sofort Adraste den zierlichen Sessel,

      Und Alkippe brachte den weichen wollichten Teppich.

      Phylo brachte den silbernen Korb, den ehmals Alkandre

      Ihr verehrte, die Gattin des Polybos, welcher in Thebai

      Wohnte, Aigyptos' Stadt voll schätzereicher Paläste.

      Dieser gab Menelaos zwo Badewannen von Silber,

      Zween dreifüßige Kessel und zehn Talente des Goldes.

      Aber Helenen gab Alkandre schöne Geschenke,

      Eine goldene Spindel im länglichgeründeten Korbe,

      Der, aus Silber gebildet, mit goldenem Rande geschmückt war.

      Diesen setzte vor sie die fleißige Dienerin Phylo,

      Angefüllt mit geknäueltem Garn, und über dem Garne

      Lag die goldene Spindel mit violettener Wolle.

      Helena saß auf dem Sessel; ein Schemel stützte die Füße.

      Und sie fragte sogleich den Gemahl nach allem und sagte:

      Wissen wir schon, Menelaos, du göttlicher, welches Geschlechtes

      Diese Männer sich rühmen, die unsere Wohnung besuchen?

      Irr ich oder ahndet mir wahr? Ich kann es nicht bergen!

      Niemals erschien mir ein Mensch mit solcher ähnlichen Bildung,

      Weder Mann, noch Weib (mit Staunen erfüllt mich der Anblick!),

      Als der Jüngling dort des edelgesinnten Odysseus

      Sohne Telemachos gleicht, den er als Säugling daheimließ,

      Jener Held, da ihr Griechen, mich Ehrvergeßne zu rächen,

      Hin gen Ilion schifftet, mit Tod und Verderben gerüstet!

      Ihr antwortete drauf Menelaos der bräunlichgelockte:

      Ebenso denke auch ich, o Frau, wie du jetzo vermutest.

      Denn so waren die Händ' und so die Füße des Helden,

      So die Blicke der Augen, das Haupt und die lockigen Haare.

      Auch gedacht ich jetzo des edelgesinnten Odysseus

      Und erzählte, wie jener für mich so mancherlei Elend

      Duldete; siehe, da drang aus seinen Augen die Träne,

      Und er verhüllete schnell mit dem Purpurmantel sein Antlitz.

      Und der Nestoride Peisistratos sagte dagegen:

      Atreus' Sohn, Menelaos, du göttlicher Führer des Volkes,

      Dieser ist wirklich der Sohn Odysseus', wie du vermutest.

      Aber er ist bescheiden und hält es für unanständig,

      Gleich, nachdem er gekommen, so dreist entgegen zu schwatzen

      Deiner Rede, die uns, wie eines Gottes, erfreuet.

      Und mich sandte mein Vater, der Rossebändiger Nestor,

      Diesen hierher zu geleiten, der dich zu sehen begehrte,

      Daß du ihm Rat erteiltest zu Worten oder zu Taten.

      Denn viel leidet ein Sohn des langabwesenden Vaters,

      Wenn er, im Hause verlassen, von keinem Freunde beschützt wird:

      Wie Telemachos jetzt! Sein Vater ist ferne, und niemand

      Regt sich im ganzen Volke, von ihm die Plage zu wenden!

      Ihm antwortete drauf Menelaos der bräunlichgelockte:

      Götter, so ist ja mein Gast der Sohn des geliebtesten Freundes,

      Welcher um meinetwillen so viele Gefahren erduldet!

      Und ich hoffte, dem Kommenden einst vor allen Argeiern

      Wohlzutun, hätt uns der Olympier Zeus Kronion

      Glückliche Wiederkehr in den schnellen Schiffen gewähret!

      Eine Stadt und ein Haus in Argos wollt ich ihm schenken

      Und ihn aus Ithaka führen mit seinem ganzen Vermögen,

      Seinem Sohn und dem Volk und räumen eine der Städte,

      Welche Sparta umgrenzen und meinem Befehle gehorchen.

      Oft besuchten wir dann als Nachbarn einer den andern,

      Und nichts trennt' uns beid in unserer seligen Eintracht,

      Bis uns die schwarze Wolke des Todes endlich umhüllte!

      Aber ein solches Glück mißgönnte mir einer der Götter,

      Welcher jenem allein, dem Armen, raubte die Heimkehr!

      Also sprach er und rührte sie alle zu herzlichen Tränen.

      Argos' Helena weinte, die Tochter des großen Kronion,

      Und Telemachos weinte und Atreus' Sohn Menelaos.

      Auch Peisistratos konnte sich nicht der Tränen enthalten;

      Denn ihm trat vor die Seele des edlen Antilochos' Bildnis,

      Welchen der glänzende Sohn der Morgenröte getötet.

      Dessen gedacht er jetzo und sprach die geflügelten Worte:

      Atreus' Sohn Menelaos, vor allen Menschen verständig

      Rühmte dich Nestor der Greis, sooft wir deiner gedachten

      In des Vaters Palast und uns miteinander besprachen.

      Darum, ist es dir möglich, gehorche mir jetzo. Ich finde

      Kein Vergnügen an Tränen beim Abendessen; auch morgen

      Dämmert ein

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