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      Mit 20 Jahren tritt sie (auch aus Angst vor einer Verheiratung) am Allerseelentag 2. November 1535 in das Kloster ein, legt ein Jahr später ihre Profess ab und bleibt dort bis 1562/1563.

      Ihr Lebensweg ist von zahlreichen, bisweilen chronischen, todnahen Krankheiten mit geprägt, mitunter fortwährend über mehrere Jahre (etwa ununterbrochen von 1538-1542).

      Ihre mystischen Erfahrungen basieren auf dem Gefühl der Gegenwart Gottes, aus der ihre innere Gewissheit wächst: Gott ist da! Dies verstärkt sich ihr in der Erfahrung der Gegenwart Jesu Christi, mit dem sie in inniger Freundschaft verbunden ist (in der Weise „Inneren Betens“ und „Alltäglicher Lebensannahme“), der sie angstfreier macht; schließlich die Erfahrung der Einwohnung der in sich liebenden Dreifaltigkeit Gottes in ihr, Teresas, Selbst, im Jahr 1571, die sie als mystische Vermählung beschreibt in ihrer „inneren Burg“. Die inneren Erfahrungen bewegen zu äußeren tatkräftigen und ganz nüchternen Veränderungen, sie wird, gegen viele Widerstände der Kirche, Klosterneugründerin und reformiert, mit Johannes vom Kreuz, die Frauen– und Männerzweige des Ordens. Sie hält nichts von einem Rigorismus der äußeren rituellen Strenge, viel wichtiger ist ihr das menschliche Verständnis, die suavidad (Sanftheit) im Umgang miteinander. Dazu hilft ihr Jesus, der Freund, den sie als den wahren Menschen liebt, gerade auch in seiner Ohnmacht, Einsamkeit und Schwäche (Kenose). Sie fühlt sich in allem ihres Lebens von ihm und durch ihn verstanden und mit ihm verbunden. Von ihm her wird ihr inneres Beten zur Freundschaft mit Gott. Sie schreibt im 8. Kapitel (unter Abschnitt 5.) ihrer „Vida“: „Meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.“

      Das „Buch des Lebens“ schreibt Teresa im Auftrag ihrer geistlichen Begleiter (Beichtväter; vor allem die Dominikaner García de Toledo und Dominik Bánez)); sie beginnt es kurz nach ihrer tieferen und endgültigen „Bekehrung“, wie sie es selbst nennt (um die Jahre 1554/1555). Sie ist da fast 40 Jahre (sic!) und bereits fast 20 Jahre Nonne (Anm. Markus Roentgen: Allein darin liegt für uns Suchende und Glaubende und Zweifelnde heute ein großer Trost, ein Ahnung zu haben, wie lange und verschlungen Wege Gottes mit uns Menschen sein und werden können). Die erste Niederschrift datiert bis ins Jahr 1561, es folgen weitere Arbeiten daran bis ins Jahr 1566, so dass sie etwa 12 Jahre an der Abfassung des Buches arbeitet.

      Ein Bild leitet die Wandlung ins Zentrum ihrer selbst ein. Um 1554 wird ihr das Anschauen eines Bildes des leidenden Christus zur Bekehrungserfahrung, in einer Zeit, da sie ihre Seele und sich selbst als müde und leer und ausgelaugt empfindet.

       Christus der Schmerzensmann, der Schmerzensmensch rührt sie bis ins Mark.

       Von diesem Bild her entsteht in ihr inneres Vorstellen des „Mit Jesus“ sein und leben – und zwar voll und ganz mit dem Menschen Jesus; vor allem in seiner Agonie, in seiner Betrübnis, in seiner Agonie am Ölberg und in der Passion.

       Sie entdeckt, dass ihre bislang bereits vollzogene Praxis, innen zu beten, nicht nur Worte zu machen, daraus die stärkste Nahrung zieht, innerlich und im Vorstellen „Das Leben Jesu mit dem eigenen Leben zu Leben“ – und in diesem MIT großen Trost und klare Entschiedenheit zu finden (nie mehr ganz allein sein; den Jesus kennt und geht alle Wege mit).

       Im Verweilen und fortschreitenden Mitgehen und Miterleben von Jesu Geschichte und in den Selbst-Erfahrungen damit, erschließt sich ihre eigene Geschichte als Jesusgeschichte; als Freundesgeschichte! So wird Lieben der Schlüssel zum Verstehen, mehr als jeglicher theologische Diskurs!

       Eine starke zusätzliche Hilfe erfährt sie im Lesen der „Confessiones“ des Augustinus, dem sie besonders die Geduld Gottes mit dem suchenden Menschen, seine durchgängige Barmherzigkeit und Treue bis in die Abgründe hinunter Da, abgewinnt. Dazu die vestigia dei (die Spurenentdeckung Gottes in der gesamten Schöpfungswirklichkeit, die schon im letzten Satz ihres Prologes anklingt „…ihn mögen alle Dinge auf immer preisen. Amen.“ Darin ist der letzte Vers des 150. Psalmes (Vers 6) voll gegenwärtig: „Alles Atmen ist loben, oh DU“ (Übersetzung Markus Roentgen). Vgl. hierzu auch die beinahe parallel entstehende Konzeption aus Selbst-Erfahrung des Ignatius von Loyola in seinen „Geistlichen Übungen“.

       Besonders Christus als den Menschen zu entdecken, in Beziehung und Beziehungen, in ihrem Innenraum, also die Imago Dei in jedem Menschen (vgl. Gen 1, 26 ff.) voll zu wahren, stärkt ihr Beten. Es ist eine Art fortwährender Imagination der imago dei. Sie wird ihr zu tieferem

       Trost! In allen Anfechtungen und Niederlagen und Abbrüchen!

       Und führt dazu; in den Verzweiflungen über das eigene Ungenügen, in allen Selbstanschuldigungen, von denen das Buch des Lebens (vielleicht auch aus taktischen Gründen im Blick auf den inquisitorischen Zusammenhang ihrer Zeit voll ist), in allem Versagen niemals an der tieferen und weiteren Liebe und Zuwendung und Barmherzigkeit Gottes zu verzweifeln! (Vgl. auch Benediktregel IV)

       Und auch den Wohlgefühlen und der Wonne – bis in Eros, Selbstliebe und Zärtlichkeit mit sich selbst (vgl. Buch des Lebens X, Abschnitt 2) - große Bejahung und Achtung zuzumessen, als Beziehungsgeschehen in ihr selbst, in ihrer Gottesfreundschaft!

      Nichts auslassen

      „In Gottes Freundschaft durch und mit Jesus leben – das Beispiel der großen Terese des Karmel“

      „Das Buch des Lebens“ der Teresa von Avila II

      Berufung ist ein Ringen oft, selten eine Einbahnstraße ins Licht, mitunter ein Kampf auch in und mit Gott, aus dem Du nicht unversehrt heraus kommst

      (vgl. Genesis 32, 23-33).

      Teresas Weg nach ihrem Eintritt in das Karmeliterinnenkloster zur Menschwerdung ist von allen Höhen und Tiefen, Weiten und Engführungen menschlicher Existenz durchprägt.

      Sie fühlt sich vom Bösen versucht, von der Einrede „Du bist hierfür ungeeignet!“ – und hilft sich, wie so oft im weiteren Gang ihres Lebens mit ihrer innigen Jesusfreundschaft. Ganz schlicht hilft ihr das, zu bestehen und sich gegen das Verzagen zu verteidigen: „Dagegen verteidigte ich mich mit den Leiden, die Christus durchgemacht hatte, weil es da nicht viel bedeuten würde, dass ich ein paar für ihn erlitt; und dass er mir schon helfen würde – so muss ich wohl gedacht haben.“ (Buch des Lebens 3, 6). So schreibt sie im Rückblick.

      Das ist eine erstaunliche Medizin, die sie da findet.

      Keine Lösungen in allem, vielmehr der Blick auf den, dem nichts wahrhaft menschliches fremd ist und der alles mitgeht, weil er Alles erfahren hat (bis zum Ölbergleiden, bis in die Gottverlassenheit und Antwortlosigkeit der Passion; vgl. auch den Eingang der Pastoralkonstitution des II. Vat. Konzils „Gaudium et spes“).

      Sie beginnt ihr Klosterleben und erfährt es bis etwa in das 40. Lebensjahr nicht mehr als durchschnittlich. Die Struktur ist noch so wie vor der grundlegenden Reform des Karmelordens – eben durch Teresa, Jahre später (ad fontes). Teresa erkennt erst nach und nach, dass in den überkommenen Strukturen und Formen (mit vielen Adelsprivilegien und Ausnahmen starr und festgefahren) der Kern karmelitischen Lebens gefährdet war.

      Ihr eigener Weg ist in diesen Strukturen und in ihren eigenen religiösen Formungen und Prägungen von vielen Umwegen, Krankheiten und Leiden, von Unverständnis und Borniertheit vieler Zeitgenossen durchsetzt.

      In allem, und nichts an Lebenserfahrung wird im Buch des Lebens geschminkt oder geschönt oder weg poliert, ist die zentrale Lösung, die schon früh und keimhaft beginnt, die persönliche Beziehung zum Menschen Jesus aus Nazareth!

      Das ist und bleibt wichtiger als der mystische Blitzeinschlag der fast orgiastischen Gottvereinigung.

      Die Durchglühung zur Ekstase findet und hält (in den Abstürzen, die sie wie Hölle erfährt) nur und immer wieder durch die Rückbindung im inneren Beten, in dieser Einformung zur Umformung:

      Und wo und wie bist du Jesus jetzt in deinem Leben eins meinem Leben und so Freundschaft und nie mehr allein, vielmehr in und mit Jesus mit Allen ALL – EINS!

      Das ist schon früh ganz da! So

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