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nicht, was es bedeutet, mit Anmut in den Hintergrund zu treten und einem anderen den Platz zu überlassen.

      Vielleicht kennst du die Redensart: Erfolg ohne einen Nachfolger ist ein Misserfolg. Jesus erkannte dies und bildete Menschen aus, damit sie sein Werk fortführten. In 3 ½ Jahren hatte er andere ausgebildet, um die Führung seines Werkes zu übernehmen. Was für ein Beispiel für uns, dem wir folgen sollen!

      Paulus erkannte die Notwendigkeit, andere Menschen auszubilden, um das Werk fortzuführen. In 2. Timotheus 2,2 sagt er zu Timotheus: „Was ich dir anvertraut habe, das sollst du an andere Menschen weitergeben, die tüchtig sind, andere auszubilden (die vierte Generation)“ (frei übersetzt). Was Paulus damit meinte, war: „Du musst sicherstellen, dass du diesen Schatz anderen anvertraust. Hindere niemals Menschen, die jünger als du sind, daran, aufzusteigen.“ Sogar Geschäftsleute erkennen das Prinzip: „Erfolg ohne einen Nachfolger ist ein Misserfolg“. Aber viele christliche Leiter haben es nicht erkannt. Es ist wahr: „Die Kinder dieser Welt sind in ihrer Generation weiser als die Kinder des Lichts“.

      Tatsächlich ist es nichts anderes als Selbstzentriertheit, die einen Menschen auf jemanden, der jünger ist und manches besser kann, eifersüchtig macht. Kain war eifersüchtig, weil Gott Abel angenommen, ihn selbst aber abgelehnt hatte. Wäre Abel älter als er gewesen, hätte er das ertragen können. Aber es war die schreckliche Tatsache, dass sein jüngerer Bruder besser als er war, die ihn wütend genug machte, Abel umzubringen.

      Wir sehen dasselbe im Falle von Josef und seinen Brüdern. Josef erhielt göttliche Offenbarung, und das machte seine zehn älteren Brüder gelb vor Eifersucht – so eifersüchtig, dass sie ihn töten wollten.

      König Saul war auf den jungen David eifersüchtig, weil die Frauen sangen: „Saul hat tausend erschlagen, David aber zehntausend.“ Von diesem Tag an war er entschlossen, ihn zu töten. Wieder und wieder spielt sich dieselbe Geschichte in der Menschheitsgeschichte ab – und leider auch in der Geschichte der christlichen Kirche.

      Und ebenso waren auch die älteren Pharisäer eifersüchtig auf die Popularität des jungen Jesus von Nazareth und beschlossen, ihn zu kreuzigen, koste es was es wolle.

      Wie wohl tut es dagegen, einen Mann wie Barnabas im Neuen Testament zu sehen. Er war schon lange im Dienst und nahm den neu bekehrten Paulus unter seine Fittiche, als niemand sonst ihn akzeptieren wollte. Barnabas brachte ihn in die Gemeinde in Antiochia und bestärkte ihn. In Apostelgeschichte 13 lesen wir, dass Barnabas und Paulus sich gemeinsam auf eine Missionsreise begaben. Und als Barnabas sah, dass Gott den Jüngeren zu einem größeren Dienst als ihn berief, zog er sich bereitwillig zurück und trat gern in den Hintergrund. Und fast unbemerkt verändert sich in der Apostelgeschichte die Wendung „Barnabas und Paulus“ in „Paulus und Barnabas“. Heute leidet die christliche Kirche, weil es wenige gibt, die wie Barnabas wissen, was es bedeutet, in den Hintergrund zu treten und einem anderen die Ehre zuteilwerden zu lassen. In unbedeutenden Angelegenheiten sind wir bereit zurückzustehen. Wenn wir z.B. durch eine Tür gehen, lassen wir gern anderen den Vortritt. Aber in den bedeutenden Dingen – wie Position und Leitung in der christlichen Kirche – sind wir nicht so bereitwillig. Unser selbstzentriertes Leben ist so trügerisch. Wir können in unbedeutenden Dingen eine falsche Demut an den Tag legen. Aber in den wichtigen Dingen erkennen wir, wie wir wirklich sind.

       Stolz

      Der selbstzentrierte Mensch denkt sehr hoch von sich selbst. Der ältere Sohn sagte: „All diese Jahre habe ich hart für dich gearbeitet und mich nie geweigert zu tun, was du mir aufgetragen hast.“ Er war stolz auf seine gehorsame Arbeit für seinen Vater. Stolz erwächst in unserem Herzen nicht allein wegen unserer Vorzüge und Erfolge, sondern auch, wenn wir glauben, dass andere Menschen in unserem Umfeld nicht so gut abschneiden wie wir. Stolz kommt immer davon, dass wir uns mit anderen vergleichen. Wenn andere in unserem Umfeld eindeutig besser sind als wir, wären wir niemals stolz. Gäbe es in der Geschichte einen dritten Bruder, der dem Vater noch treuer diente, hätte der ältere Sohn in dessen Gegenwart niemals Stolz empfinden können. Aber wie es war, glaubte er, im Vergleich zu seinem jüngeren Bruder schneide er doch sehr viel besser ab. „Ich habe dir treu gedient“, sagte er zu seinem Vater, „aber schau auf diesen deinen jüngeren Sohn. Was hat er getan? Er hat sein Geld mit Huren verschleudert.“

      Stolz war die Ursache für Luzifers Fall. Er verglich sich mit den anderen Engeln und meinte, er sei weiser, schöner und erhabener als sie alle. Er war der gesalbte Cherub, aber er wurde zum Teufel. Viele haben seither die Salbung Gottes auf dieselbe Weise verloren. Du magst wie ein Engel sein, aber Stolz kann dich in einem Augenblick in einen Teufel verwandeln.

      Von dieser Krankheit waren die Pharisäer geplagt. Jesus zeichnete das richtige Bild von ihnen in dem Gleichnis vom Pharisäer, der so betet: „Herr, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen Leute. Ich faste, bete und gebe den Zehnten usw. – bis zum Überdruss.“ So ist das ichzentrierte Leben. Es kann allerdings auch noch subtiler zum Ausdruck kommen – wie bei der Sonntagsschullehrerin, die mit ihrer Klasse über dieses Gleichnis sprach und dann betete: „Herr, wir danken dir, dass wir nicht wie dieser Pharisäer sind.“ Wir lachen darüber, weil wir uns einbilden, dass wir nicht so sind wie diese Sonntagsschullehrerin! Geistlicher Stolz ist wie die Schichten einer Zwiebel und fein und tief in uns verwurzelt – manchmal sogar im Gewande einer falschen Demut – und das ist die schlimmste Form von Stolz.

      Ein christlicher Arbeiter, der ichzentriert ist, stellt seine überhebliche Einstellung nicht unbedingt zur Schau. Nach außen hin hat er reichlich falsche Demut, erscheint fromm und bescheiden und redet auch so. Aber insgeheim vergleicht er sich mit anderen und rühmt sich seiner Güte, Größe und „Demut“!

       Andere verurteilen

      Ein solches Sich-Vergleichen mit anderen führt schließlich zum Verurteilen anderer – manchmal auch mit harten und verletzenden Worten. Was sagt der ältere Sohn zum Vater: „Dieser dein jüngerer Sohn hat dein Geld mit Huren verschleudert.“ Wer hat ihm diese Information gegeben? Niemand. Aber er nahm das Schlimmste an. Wenn du jemanden hasst, ist es leicht, das Schlimmste über ihn zu denken. Mit welcher Freude deckte der ältere Sohn die Fehler seines jüngeren Bruders auf, statt sie zuzudecken.

      Sehen wir bei anderen Menschen nur die Fehler? Haben wir uns schon heimlich gefreut, wenn wir jemanden straucheln sahen – besonders wenn es jemand war, den wir nicht mochten? Unser Herz ist so böse, dass wir nicht völlig betrübt sind, wenn andere Menschen fallen. Im Gegenteil, ein bisschen freut es uns, weil wir dadurch als bessere Menschen dastehen. Diese Einstellung ist typisch für den selbstzentrierten Menschen.

      Urteilen wir über die Motive anderer? Der selbstzentrierte Mensch sieht jemand etwas tun und sagt sich: „Ich weiß, warum er das tut“, und als nächstes unterstellt er der Handlung irgendein fleischliches Motiv. Wie anmaßend ist das selbstzentrierte Leben – sogar auf dem Thron Gottes will es sitzen (denn schließlich kann Gott allein die Motive der Menschen richten). Paulus warnt uns: „Nehmt euch in Acht, voreilig Schlüsse darüber zu ziehen, ob jemand ein guter Knecht ist oder nicht, bevor der Herr zurückkehrt. Wenn der Herr kommt, wird er das Licht anmachen, sodass jeder genau sehen kann, wie wir wirklich tief in unserem Herzen sind. Dann wird jedermann wissen, warum (aus welchem Motiv) wir das Werk des Herrn getan haben“ (1Kor 4,5; LB). Erst wenn der Herr zurückkehrt (und nicht vorher) werden wir die wahren Motive einer jeder Person wissen.

       Lieblosigkeit

      Der selbstzentrierte Mensch hat keine echte Liebe für seine Mitmenschen, und das ist die Hauptursache für seine harte Haltung ihnen gegenüber. Er tut so, als würde er viel Liebe zeigen, aber die echte christusähnliche Liebe fehlt ihm. In all den Jahren hat der ältere Bruder sich nicht ein einziges Mal angeboten, nach seinem verlorenen Bruder zu suchen. Es war ihm egal, ob sein Bruder tot oder lebendig ist. Er war nur daran interessiert, mit seinen Freunden zu feiern (Lk 15,29). Solange er selbst glücklich war, war es ihm egal, was anderen zustieß.

      Sind wir auch so mit uns selbst beschäftigt? Wie ist unsere Einstellung gegenüber Menschen, die rückfällig geworden sind? Es ist leichter, einen Ungläubigen als einen Rückfälligen zu lieben. Aber wenn wir wirklich das Mitgefühl

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