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Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker
Читать онлайн.Название Fröhlich durch den Weltuntergang
Год выпуска 0
isbn 9783742730282
Автор произведения Julianne Becker
Жанр Социология
Издательство Bookwire
Ah, erwischt: Ich höre dich schon eine Weile über mich denken, „du bist auch so ein Verschwörungstheoretiker!“ Nein, wenn schon, dann bin ich ein Freiheitspraktiker. Du hast dich nur selbst dabei erwischt, dass du dich daran hindern lässt, bestimmte Sachen zu denken oder gründlicher zu erforschen. Du hast damit einen Abschaltbegriff erfahren. Es ist super wichtig, das zu verstehen, wenn wir wirklich fröhlich durch den Weltuntergang steuern und erfolgreich überleben und Spaß haben wollen. Wenn du das auch willst, lass dich nicht abschalten. Bleib dabei und lies dieses Buch zu Ende. Bitte.
Der Entwicklung zu einer globalen Diktatur stehen die Menschen scheinbar machtlos gegenüber. Politiker wie Andrea Nahles messen ihren Erfolg an der Anzahl weiterer Gesetze und Verordnungen, die sie in ihrer Legislaturperiode durchgebracht haben, als würde mit einer Gesetzesvermehrung unsere Lebensqualität erhöht. Mehr Gesetze, mehr Sicherheit, mehr Spaß. Nein: Mehr Kontrolle. Richtung: Diktatur. Alles wird weiter zentralisiert und kommunale Aufgaben privatisiert, weil es angeblich kostengünstiger sei. Immer weniger Geld fließt prozentual den Kommunen zu, den Dörfern und Städten, während die Probleme sich mehren, die sie zu bewältigen haben. Private Unternehmen und Konzerne dominieren mittlerweile den Sektor Energie, Wasser und Nahrung, also bei allen Grundbedürfnissen für unser Überleben. Wir lassen Firmen mit Gewinnabsichten bestimmen, wo es mit uns Menschen hingeht. Ich würde mich wohler fühlen, wenn jeder einzelne Mensch, jeder Betrieb, jedes Dorf möglichst autark leben und handeln könnte. Auch schon, um sicher durch die Krise zu navigieren. Wir stehen erst am Anfang der Fahrt durch die Stromschnellen.
Eine weitere Bedrohung, die uns direkt in den Weltuntergang steuert und in ihrer Funktion und in ihrer Wirkung nicht erkannt oder verharmlost wird, ist die Bürokratie. Schon Kafka hat gewusst, wohin sie uns führt: Der Mensch selbst geht zwischen Papier und Stempel unter. Immer mehr Verordnungen, Gesetze und Regeln kommen immer schneller, und das zugleich aus Berlin und Brüssel. In den zwei Jahren als Verkäuferin auf der Internetplattform Dawanda konnte ich erleben, wie schnell sich allein das Recht für Internetgeschäfte durch Brüssels Vorgaben änderte. Ich hatte mich mehr um diesen ganzen bürokratischen Kram zu kümmern als um meine Kunst oder meinen Verkauf. Schließlich gab ich auf, und das war wohl auch der Hintergedanke dieser Zermürbungstaktik. Was unter dem Deckmäntelchen des Verbraucherschutzes und anderer Internetrechte daherkommt, zwingt die Manpower eines Einzelunternehmers in die Knie und kostet die Großen nur zusätzliches Geld, das natürlich gut angelegt ist, wenn man sich so die kleinen Mitbewerber vom Hals halten kann.
Amazon geht da noch einen Schritt weiter, da dürfen auch Kleinunternehmer ihr Marktsegment auf dem Marketplace anbieten, doch dieser Riese beobachtet genau, was abläuft, und seine Bots finden, was sie suchen sollen: Wenn der Kleine eine profitable Umsatzgröße erreicht hat, wirft der Riese begehrliche Blicke auf dieses Marktsegment. Er könnte diese Waren schließlich ja auch selber anbieten. Plötzlich werden Gelder wochenlang nicht ausgezahlt, die Präsenz auf der Plattform fällt mehrere Tage aus oder es wird ein anderer fadenscheiniger Grund für die Abschaltung des Mitbewerbers genannt. Das erfinde ich nicht, das habe ich aus einem Bericht auf den öffentlich-rechtlichen Anstalten, wo diese Gewerbetreibenden selbst zu Wort kamen und Amazon nicht zu Wort kommen wollte.
Eine Entwicklung zu immer mehr Bürokratie war auch in der Schule erkennbar. Statt Zeit für die Belange der Kinder und eben nicht nur für die Stoffvermittlung wurde immer mehr Zeit von der bürokratischen Verwaltung verschlungen. Die Arbeit mit einem Kind zu dokumentieren verschlang mehr Zeit als die Förderstunden selbst. Der Moloch Bürokratie erhält sich selbst und wächst immer weiter. Bürokratie ist nicht gut, kannst du das spüren? Sie trennt die Menschen und macht sie zu Texten und Zahlen und damit unlebendig, unglücklich und manipulierbar. Ein derart fremdbestimmter und niedergeschlagener Mensch ist prädestiniert für Ablenkung und Ersatzbefriedigung durch Konsumgüterkauf. Ich weiß, wovon ich rede. Wenn es mir nicht gut geht, sollte ich kein Werbeblättchen über die Schwelle lassen, sonst wird mein Verhalten unsinnig und teuer. Die ganze Werbung zielt auf unmündige und fremdbestimmte Menschen. Die ganze Bürokratie übrigens auch.
Dass wir mitten im Weltuntergang sind, kannst du auch an den zahlreichen Flüchtlingen erkennen. Denn natürlich will jeder da weg, wo es ihm nicht gut geht. Und dorthin, wo es ihm besser geht. Ein Land, in dem Milch und Honig fließt, wird immer ein Objekt der Begierde sein und örtliche Katastrophen haben ganze Völkerwanderungen in Gang gesetzt. Uns allen ist aus der Bibel bekannt, dass auch die Israeliten, deren Stammväter noch als Schafzüchter und Nomaden unterwegs waren, aus Ägypten flüchteten und Gott ihnen genau ein solches Land versprach: Ein Land, in dem Milch und Honig fließt. In diesem Land lebten schon die Kanaaniter, und dann kamen diese Flüchtlinge aus Ägypten dazu.
Die Historiker behaupten, dass die Integration der ägyptischen Flüchtlinge friedlich verlaufen sei. Die Kultur der Kanaaniter ist einfach irgendwann verschwunden. Die Bevölkerungen haben sich über Jahrhunderte vermischt und dabei wurden die jüdischen Nomaden sesshaft. Es überlebte allerdings nur die israelitische Kultur und Religion. Man sah das vermutlich als einen Beweis für die Überlegenheit ihres Gottes an. Alle Anstrengungen der Kanaaniter, die Neuankömmlinge in ihre Kultur zu integrieren oder ihre eigene Kultur parallel zu erhalten, waren offenbar auf lange Sicht nicht erfolgreich. Die ägyptischen Flüchtlinge hatten durch ihren Glauben einfach mehr Rückendeckung und Zusammenhalt und der setzte sich am Ende durch oder verdrängte die Kanaaniter aus ihrem Land und sie wanderten aus. Immerhin lief das Ganze friedlich ab, bis auf die Einnahme von Jericho, nur die ist historisch verbrieft. Eine friedliche Landübernahme ist ja auch nicht selbstverständlich.
Das war damals eine göttlich befohlene Siedlungspolitik. Und ihre Nachkommen, die sich im letzten Jahrhundert wieder am gleichen Ort ansiedelten, betrieben die auch eine göttlich befohlene Siedlungspolitik, indem sie immer weiter in das palästinensische Land hineinrutschten? Wo liegt eigentlich Syrien, war das nicht früher das Land Judäa? Ich werde mich jedoch hüten, den kleinen Bruder zu kritisieren, als Deutsche darf ich das nicht. Wegen der Erbschuld. Die gleiche Religion operiert auch mit dem Begriff der Erbsünde. Die Christen haben das nur übernommen, auch der Islam. Da bin ich als Frau natürlich auch betroffen. Zumindest wenn ich mir diese Schuhe der Erbsünde der Frau anziehe.
Doch wüsste ich überhaupt davon, wie schlecht ich angeblich bin, hätte ich diese ganzen Geschichten nicht gelesen? Tragen diese Begriffe selbst nicht schon den Keim der nächsten Tragödie in sich? Auch sie spalten eine Gesellschaft, nur diesmal eben in Männlein und Weiblein. Manche Leute sehen bei einer derart gewaltigen Anhäufung von Altlasten durchaus einen Vorteil in einem Weltuntergang, egal wie verursacht, aber am besten natürlich doch noch irgendwie kontrolliert: Man wäre mit einem Schlag alle belastenden Geschichten los, alle Traditionen, alle Vorurteile, alle Erbsünden. Der Weltuntergang als Reset unserer Zivilisation.
Ein geschichtliches Reset auf das ursprüngliche Betriebssystem könnte zu einem Neustart ohne all diese alten Dateien führen. Macht-Eliten haben sicher längst solche Szenarien durchgespielt und stehen bereit, in das entstehende Vakuum hinein sofort neue Strukturen und Begrifflichkeiten einzuführen, eine New World Order zum Beispiel. Auch wenn du nicht an diese Eliten glaubst: Der Weltuntergang würde ganz schön aufräumen! Oder es blieben nur so wenige Menschen übrig, dass alles zerfällt und wir wieder bei Null und als Jäger und Sammler anfangen. So wie nach der letzten Sintflut. Alle Überlebenden wären dann einfach nur noch Menschen und damit beschäftigt, einander beim Überleben zu helfen. Und eine neue Zivilisation könnte bewusst, vorsichtig, langsam und in kleinen dezentralen Gruppen aufgebaut werden. Wäre das nicht auch ein Himmel auf Erden?
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