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anrufen, sie könnte doch stören. Und Punkt 16.00 Uhr ist mein Kumpel an der Rezeption, jeden Tag, bis in den späten Abend. Da kann nichts schiefgehen.“

      Er schaute wieder auf das Handydisplay und klopfte mit den Fingerspitzen leicht auf das dargestellte Bild.

      „Ich habe kein Geschenk, nichts, überhaupt nichts. Das habe ich völlig vergessen. Fahr an der nächsten Raststätte raus, vielleicht kann ich dort noch etwas organisieren.“

      „Muss das sein? Wir sind sowieso schon spät dran durch die Straßenverhältnisse.“

      „Dauert nur ein paar Minuten.“

      Nach weiteren zwanzig Minuten, in denen keiner von beiden sprach, ließ der Fahrer das Wohnmobil auf dem Lkw-Parkplatz einer Rastanlage ausrollen.

      „Hier.“

      Ronald Leuschner drückte ihm sein Handy in die Hand.

      „Sieh dir solange die geilen Bilder an, das bringt dich wieder auf bessere Gedanken und du verdirbst mir nicht länger die Laune.“

      Für seinen Bauchansatz sprang er erstaunlich beweglich aus dem Wagen und stiefelte mit großen Schritten auf das Gebäude zu.

      Finkenwerder starrte ihm genervt nach. Für ihn war Ronny nicht mehr als ein nützlicher Idiot. Er betrachtete die Bilder im Handy. Die Kleine war tatsächlich nicht schlecht, sehr schlank mit heller Haut und einem unverdorbenen Gesicht. Der Fotograf schien sie überredet zu haben, gymnastische Übungen zu machen und sie war mit Eifer dabei und spreizte die Beine so weit sie konnte. Solange keine zweite Person auftauchte, wirkten die Bilder einigermaßen unverfänglich. Er musste daran denken, wie er seinen Begleiter bei einem dieser trockenen Berufsseminare kennenlernt hatte. Plötzlich lag eine Zeitschrift über Freikörperkultur auf dem Tisch. Auf der Titelseite ein kaum zehnjähriges Mädchen, unbekleidet. Er konnte sich bei dem Anblick nicht zurückhalten und hatte zugeschnappt wie ein Fisch bei einem Köder. So dauerte es nicht lange, bis sie sicher waren, einen Gleichgesinnten vor sich sitzen zu haben. Er befeuchtete seine Lippen. Seine schlechte Laune besserte sich, er spürte, wie sich die Vorfreude auf die kommenden Tage in Erregung verwandelte. Diese Fahrt sollte ein letzter Baustein in seinem Plan sein. Finkenwerder war ein nüchterner, rational denkender Mensch, der es nicht zuließ, dass seine Lust unkontrolliert die Oberhand über sein Tun übernahm. Ronny dagegen war eher romantisch veranlagt. Er bildete sich ein, er würde den Mädchen mit seinen Geschenken eine Freude bereiten und sie würden sich ihm deshalb mit Lust hingeben. Der gealterte Liebhaber, der ein junges Mädchen in die Freuden der Liebe einführt. Lächerlich. Als würde eine Achtjährige Lust empfinden. Sie funktionierten, weil sie sonst von ihren Zuhältern verprügelt würden. Warum sollte man also nicht selbst auch ein wenig Hand anlegen? Wie sehr es ihn erregte, einen dieser kleinen Körper mit dem Gürtel zu bearbeiten.

      Er war noch ganz in das Anstarren der Abbildungen und in seine Phantasievorstellungen vertieft, dass er nicht mitbekam, wie Ronny zum Wohnmobil zurückkehrte. Ertappt gab er ihm das Handy zurück.

      „Nicht schlecht.“

      „Sag ich doch und deine Laune ist auch gleich besser. So eine wie die Kleine müssten wir bekommen. Wie die die Beine bewegen kann. Die hat noch gar keine Haare. Aber die Taube vom letzten Mal war auch nicht schlecht. Die wäre auch wieder in Ordnung.“

      „Ich weiß nicht, die war ganz in Ordnung, aber sie müsste jetzt bald zehn sein. Wenn sich die ersten Tittchen abzeichnen, interessieren sie mich nicht mehr. Aber schön gejammert hat sie, als ich sie mir mal richtig vorgenommen habe. Und. Hast du etwas bekommen?“

      „Ja, hier.“

      Mit einem breiten Grinsen ließ er aus seiner geschlossenen Faust eine Kette aus billigen, roten Plastikperlen gleiten, bis sie an seinem Zeigefinger hängenblieb und hin und her schaukelte.

      „Wenn ich einer Kleinen diese Kette um den Hals lege, wird sie viel geschmeidiger, wie Wachs in meinen Händen. Sogar die Kleinsten sind schon scharf auf Klunker. Kaum zu glauben, mit welchem Schrott man die kleinen Biester zufriedenstellen kann.“

      „Aber nur die ganz Kleinen, die etwas Größeren wissen genau, was los ist. Da bin ich lieber für die harte Tour, dann wissen alle, wo es langgeht.“

      Finkenwerder lachte schallend. Das Wohnmobil setzte sich wieder in Bewegung.

      „Siehst du hinter meinem Sitz die kleine, schwarze Tasche?“, fragte Finkenwerder gutgelaunt und deutete mit dem Kopf nach hinten.

      „Zieh sie mal zu dir ran und wirf einen Blick hinein.“

      Neugierig geworden drehte sich Ronald Leuschner auf seinem Sitz herum. Er beugte sich vor und angelte mit der linken Hand nach der beschriebenen Tasche, bis er sie auf seinem Schoß abstellen konnte. Umständlich öffnete er zwei Verschlussclips, klappte den Deckel hoch und hielt gleich darauf einen digitalen Camcorder in der Hand.

      „Die neueste Generation, super Auflösung und eine riesige Festplatte.“

      Leuschner pfiff anerkennend durch die Zähne.

      „Und hier?“

      Daumen und Zeigefinger machten eine reibende Bewegung.

      „Für einen Tausender bekommst du den nicht, aber dafür hast du eine astreine Bildqualität, fast wie im Fernsehen.“

      Der sich immer mehr verbessernde Gemütszustand seines Kumpels schien Leuschner sofort auf seine Weise nutzen zu wollen.

      „Du Jürgen, ich bin ein bisschen klamm. Kannst du mir mit ein paar Scheinen aushelfen?“

      Der Angesprochene drehte seinen Kopf und schaute lange, viel zu lange zur Seite.

      „Kommt nicht infrage, Ronny. Du schuldest mir immer noch einen Teil von unserer letzten Fahrt. Ich miete jedes Mal das Wohnmobil und zahle die Spritkosten. Fährst du immer noch deinen Riesenschlitten? Sieh zu, dass du den Wagen los wirst.“

      „Den will doch keiner haben, hab ich doch schon versucht.“

      Er zog sich wieder auf die äußere Ecke des Beifahrersitzes zurück und beschäftigte sich wieder mit seinem Handy. Das Thema Geld sprach er nicht mehr an.

      Kapitel 4

      Der kleine Zufahrtsweg lag in nahezu völliger Dunkelheit. Nur am Anfang und am Ende standen zwei brennende Laternen, sie wirkten wie kleine, helle Inseln in einem dunklen Meer. Durch den Kontrast ließen sie die Umgebung umso finsterer erscheinen.

      Aus der Ferne drang die undefinierbare Geräuschkulisse der Großstadt wie ein beruhigendes Rauschen herüber, im kleinen Gewerbegebiet selbst herrschte absolute Stille.

      Vor Valerie befand sich rechts vom Weg ein mit mannshohem Maschendraht eingezäunter Flachbau, dessen Silhouette sich vor dem Hintergrund der Lichtabstrahlung der Stadt vage abzeichnete. In seiner Höhe standen am Straßenrand mit einigem Abstand zwei Lkw-Wechselbrücken auf ihren spinnenbeindünnen Stützen. Dahinter parkte ein Kastenwagen, der trotz der Dunkelheit alt und verbraucht wirkte.

      Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, lag der zum Flachbau gehörige Firmenparkplatz um diese Zeit völlig verwaist. Kein einziges Fahrzeug parkte darauf.

      Valerie streckte die Beine durch und seufzte leise. Ihre Gedanken wanderten für einen Moment zu Zoé, die zuhause friedlich in ihrem Himmelbett schlief, hoffentlich! Nele, die gerade volljährig gewordene Nachbarstochter aus dem Erdgeschoß verdiente sich immer gern ein kleines Taschengeld mit Babysitten. Am liebsten abends, wenn Zoè schlief und sie im Wohnzimmer auf dem riesigen Flachbildschirm von einem Musiksender zum anderen zappen konnte.

      Über eine Stunde kauerte sie bereits gespannt hinter dem Lenkrad und starrte, notdürftig geschützt durch ein ausgefranstes Gebüsch, von einem verlassenen Grundstück in die Straße hinein. Zumindest hielt sie es für verlassen, von dem Maschendrahtzaun waren nur noch Fragmente erhalten. Vor einem schmuddeligen Schiebetor lag ein Haufen Bauschutt und Firmenschilder waren nirgends zu sehen gewesen. Aus den Fugen der Pflasterung kämpfte sich die Vegetation zurück, überall

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