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hier nur einige bescheidene Proben gegeben, die uns die Bedeutung der sexuellen Symbolik darlegen sollen. Wir können keine Traumanalyse schreiben, ohne die Erotik zu berücksichtigen. Es gibt eigentlich keinen anerotischen Traum.

      So gewaltig ist die Macht des Geschlechtstriebes, dass er uns vielleicht keine Sekunde unseres Lebens aus seinem Bann lässt. Wir werden später an den plötzlichen Träumen, an den hypnagogen Bildern (Träumen vor dem Einschlafen) sehen, wie das Sexuelle eigentlich beständig auf den Moment lauert, sich des Menschen zu bemächtigen.

      Die Symbolik des Traumes ist hauptsächlich eine sexuelle. Wenn in den folgenden Zeilen das Erotische die Hauptrolle spielen wird, so ist es nicht meine Schuld. Ich kann nichts anderes tun, als das Material, das ich habe, auszubreiten. Ich habe bis heute noch keinen Traum gefunden, der keine sexuelle Beziehung aufweist. Noch einen Faktor gibt es, der eine bedeutende Rolle im Traumleben spielt: Das Kriminelle. Der geheime Verbrecher in uns tobt sich im Traume ans. Doch das Kriminelle steht fast immer im Dienste des Sexuellen. Vielleicht ist jeder Verbrecher ein Sexualverbrecher — vielleicht. — Ich hoffe in den folgenden Kapiteln den Beweis zu erbringen, dass wir das Erotische nicht in den Traum hineinlegen. Wir unterstreichen es nicht einmal. Es ist einfach da. Wer offene Augen hat, der muss es sehen, dass die Symbolik in unserem Geistesleben die wichtigste Rolle spielt.

      Warum gebrauchen die Menschen so selbstverständlich die Symbolik in den Witzen und haben ein so feines Verständnis für die symbolischen Anspielungen des Flirts? Mit Recht macht Hitschmann (Dr. Eduard Hitschmann, Freud‘s Neurosenlehre. Leipzig und Wien, Franz Deuticke 1911) aufmerksam, „dass dieselben Menschen in der zynischen Stimmung der Kneipe, des Kabaretts und bei der Lektüre des Witzblattes plötzlich ausreichend über das Verständnis für die Sexualsymbolik verfügen!"

      Was für einen Sinn hätte es, sich vor den Tatsachen des Lebens zu verschließen, weil sie uns nicht passen? Dieses Buch ist eine Darstellung von Tatsachen. Wer es mit Phantasterei und Gedankenarbeit abtun wollte, täte mir und der Traumdeutung Unrecht...

      Doch wiederholen wir die gewonnenen Erkenntnisse. Sie lauten: Der Traum ist eine Wunscherfüllung und ist deutbar. Der Traum spricht eine symbolische Sprache und ist erst in die Sprache des Alltags rückzuübersetzen. Der Inhalt der Träume ist fast immer ein sexueller.

      Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet wollen wir an die Analyse eines großen Traumes gehen.

      * * *

       Der Traum vom Telephon

      (Analyse eines einfachen Traumes.)

      Hebbel macht in seinen Tagebüchern die Bemerkung: „Wenn sich ein Mensch entschließen könnte, alle seine Träume ohne Unterschied, ohne Rücksicht, mit Treue und Umständlichkeit und unter Hinzufügung eines Kommentars, der dasjenige umfasste, was er etwa selbst nach Erinnerungen aus seinem Leben oder seiner Lektüre an den Träumen erklären könnte, niederzuschreiben, so wurde er der Menschheit ein großes Geschenk machen. Doch so, wie die Menschheit jetzt ist, wird das wohl keiner tun; im Stillen und aus eigener Beherzigung es zu versuchen, wäre auch schon etwas wert.“

      Ich habe solche Tagebücher gesehen. Sie nützen uns nicht viel, weil wir die geheime Symbolik des Träumers nicht kennen.

      Der große Fortschritt der Freudschen Traumdeutung besteht eben in dem Umstand, dass sie ein neues Hilfsmittel zur Deutung der Träume eingeführt hat; den Einfall des Träumers. Auf dem Wege der Assoziationen fällt dem Träumer das traumbildende Material ein. Doch der Einfall versagt manchmal. Dem Träumer fällt wiederholt aus Gründen innerer Widerstände gar nichts ein. Über diesen toten Punkt hilft uns die Kenntnis der Traumsprache und der Symbolismen hinweg. Je einfacher das Geistesleben eines Menschen ist, desto einfacher sind seine Träume. Es gibt eine große Zahl von Träumen, für die die Forderungen Hebbels passen. Kennt man das Leben der Träumer, so versteht man, was sie ausdrücken wollen. Es gibt auch Traume, die ihren Inhalt verraten, ohne dass man etwas aus der Lebensgeschichte des Träumers erfahren hat.

      Hier zweigen meine Forschungen von Freud ab. Freud legt das größte Gewicht auf das Material, das hinter der manifesten Traumfassade aufgestapelt ist. Ich habe mich bemüht nachzuweisen, dass der manifeste Trauminhalt uns schon das Wichtigste vom Inhalt, von den latenten Traumgedanken verrät. Auf diesem Wege bin ich zu überraschenden Resultaten gekommen. Ich habe Zusammenhänge gefunden (z. B. die Symbolik des Todes), die ich nie und nimmer von den Einfällen des Träumers erfahren hätte. Ich habe die Traumdeutung unabhängiger vom Willen des Analysierten gemacht. Das geht nicht bei allen Träumen. Denn wie schon gesagt: Die Träume sind verschieden aufgebaut. Einfache Menschen haben andere Träume als komplizierte Naturen. Der Traum besteht aus einzelnen Traumstücken, die sich zu einem Ganzen — eben zum Traumbild zusammensetzen. Die Analyse eines Traumes muss von der Analyse der einzelnen Traumelemente ausgehen.

      Doch wie ist das Traumelement zu deuten? Welchen Sinn bat es? Welchen Zusammenbang zur Wunscherfüllung?

      „Es ist im Allgemeinen“, sagt Freud, „bei der Deutung eines jeden Traumelementes zweifelhaft, ob es:

      a) im positiven oder negativen Sinne genommen werden soll (Gegensatzrelation);

      b) historisch zu deuten ist (als Reminiszenz);

      c) symbolisch, oder ob

      d) seine Verwertung vom Wortlaute ausgehen soll. Trotz dieser Vieldeutigkeit darf man sagen, dass die Darstellung der Traumarbeit, die ja nicht beabsichtigt, verstanden zu werden, dem Übersetzer keine größeren Schwierigkeiten zumutet als etwa die alten Hieroglyphenschreiber ihren Lesern.“ (Traumdeutung S. 245.)

      Die Träume sind eben verschieden. Manche sind dunkel und verworren und bedürfen mühsamer langwieriger Arbeit. Der Traum muss mit Hilfe aller Finessen in seine Elemente aufgelöst werden. Wir wollen als leichtes Schulbeispiel einen Phantasietraum analysieren, der sich eigentlich auf eine einzige Symbolisierung zurückführen lässt.

      Es gibt nämlich auch solche Träume, die man mit einem einzigen Schlüssel auflösen kann. Wenn beispielsweise

      (12.) eine Frau in die Fleischbank geht, um Einkäufe zu machen, die Fleischbank offen findet, ein großes hartes Stück Fleisch in Form einer Wurst wählt, es in die Tasche steckt, in die es kaum hineingeht, weil es in der Wärme der Tasche aufgeht, so wird jedes Detail des Traumes verständlich, wenn man weiß, dass es sich um fleischliche Gelüste und um Einkäufe auf dem Liebesmarkt handelt. Einen solchen Traum, bei dem das „Telephon“ eine erotische Bedeutung hat, will ich hier mitteilen. Er ist sehr lang und anschaulich, enthält eine Unsumme Details, die natürlich für die Analyse ebenfalls von Bedeutung sind und über die ich vorläufig hinwegsehen will. Bemerkenswert ist dieser Traum noch aus dem Grunde, weil er mit einer poetischen Produktion abschließt. Gedichte im Traume sind keineswegs sehr selten. Einzelne Verse kommen in Träumen vor und sind mitunter sehr gelungen. Ich will hier der Versuchung widerstehen, auf das interessante Kapitel von der Produktion im Traume einzugehen. Dichtung und Traum sind beide Produkte des wussten (Vergleiche meine Studie „Dichtung und Neurose“, Grenzfragen des Nerven und Seelenlebens. J. F. Bergmann 1909.) und zeigen natürlich eine innige Verwandtschaft.

      Der lustige Traum der Frau „Alpha“ der mit einer Ballade abschließt, lautet also (Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass ich alle Traume in dem Wortlaute bringe, wie die Träumer sie mir niedergeschrieben haben. Die unscheinbarste Redewendung, ein Verschreiben, die Wahl der Interpunktionen — dass alles kann bei der Analyse eine große Bedeutung haben.):

      (13.) „Ich mache bei meiner Schwester einen Besuch und treffe bloß meinen Schwager zu Hause. Es klingelt am Telephon. Erstaunt frage ich, seit wann ein solches in der Wohnung eingeführt wäre. Mein Schwager wirft mir einen geringschätzenden Seitenblick zu und sagt, ob ich denn keine Zeitung lese. Ich antworte, dass ich dies wahrscheinlich nicht mit gebührender Aufmerksamkeit besorge, und erkundige mich um den diesbezüglichen telephonischen Zusammenhang. Der Schwager erklärt mir, es sei jetzt eine Reform im ganzen Telephonwesen und dadurch, dass man die dummen, unverlässlichen Telephondamen durch Herren ersetzt hat, die den gebildetsten Ständen angehören, sich freiwillig angeboten haben und abwechselnd stundenweise den Dienst versehen, gibt es keinen Anlass zu Ärger und Beschwerde mehr. Es existiert bereits keine anständige Familie

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