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harmonieren.

      »Das ist kein Abenteuer, meine Herren«, werfe ich auf Französisch ein. »Es geht um meinen Sohn. Um den Bruder dieser Jungen«, füge ich hinzu und deute auf Pascale und Claude.

      Die Affen umringen meine Söhne. Die Primaten strahlen eine leichte Unruhe aus. Die Jungen geben sich, da die Aufmerksamkeit aller auf sie gerichtet ist, so scheint es, besonders klein und erbarmaungswürdig. Dieser Anblick sollte sogar das Herz eines Engländers anrühren.

      Alan sieht sie tatsächlich lange an. »Ich habe vier Piloten dabei«, lautet schließlich sein Fazit nach offensichtlichen Überlegungen, die sich durch ein kompliziertes Mienenspiel verraten haben. »Algerier. Alle haben sie Familie. Und auch Kinder. Sie sind keine Kämpfer, sondern ganz normale Firmenangestellte. Ansonsten erledigen sie Transportflüge. Ich habe die Verantwortung für sie. Ich habe dafür zu sorgen, dass sie heil zurückkommen. Sie sind dabei, weil sie mir einen persönlichen Gefallen tun. Ich werde nichts unternehmen, was ihnen schadet, noch werde ich sie darum bitten, bei einem Selbstmordkommando einzusteigen.« Alan macht eine rhetorische Pause. »Das kann ich nicht.«

      Unser Franzose schaut in die Runde und landet am Ende bei mir. Samir sieht Forbach und mich gelangweilt an. Ihn interessiert nur, einen Hubschrauber nutzen zu können.

      »Ein Ablenkungsmanöver. Ohne Gefahr für die Piloten. Außer Reichweite sich sehen lassen. Sie können für Aufregung unter den Wachleuten sorgen. Sie müssen nur sehr, sehr laut sein. Sie können etwas abwerfen, das knallt.« Samir lächelt böse. Ein fast heimlicher Fingerzeig zu den aufgereihten Treibstofffässern gibt lässig darüber Auskunft, was der Targi unter einem knallenden Ablenkungsmanöver versteht.

      Bertrand Forbach macht ein betretenes Gesicht. Könnte es wirklich so einfach sein, fragt es. Habe ich dafür einen guten Kumpel mit einer Waffe bedroht? »Das ist ein Vorschlag«, meint er.

      Alan, nach wie vor beleidigt, reagiert nicht auf den Einwurf von französischer Seite. »Ich kann verstehen, wenn es um Kinder geht ...«

      »Nein, das können sie nicht!«, unterbreche ich ihn. Beredet das. Woanders. Draußen. Samir will Männerarbeit machen. Soll er. Nimm alle mit.«

      Samir nickt grimmig. Stumm trollen sich die Männer.

      Ich bin froh, endlich mit den Kindern alleine zu sein, ganz gleich ob es in der nach Benzin stinkenden Luft eines alten Transporthubschraubers ist.

      Claude schüttelt den Kopf und wedelt mit einer Hand den Männern hinterher, von denen der letzte gerade aus der Maschine steigt.

      »Ja, wir sind allein«, bekräftige ich.

      Claude setzt mir in Zeichensprache auseinander, was er will, allerdings ist er viel zu schnell für mich.

      »Langsamer, bitte.«

      »Auch raus«, gibt er mir zu verstehen.

      Pascale hakt sich bei Claude unter und tastet nach einer Pfote von Zet. Dieser reicht sie ihm, nachdem er sich mit einem hektischen Blick meine Versicherung geholt hat, dass ich es ihm erlaube. Er braucht sie eigentlich nicht. Die völlig fremde Umgebung und der irritierende Geruch innerhalb des Sikorskys mögen an dem Verhalten schuld sein.

      »Gestank«, signalisiert Claude.

      Unsere kleine Prozession schafft problemlos den Ausstieg hinein in ein merkwürdiges Licht vom Horizont her, eine schwefelgelbe Aura strahlt aus der Ferne. Ich breite eine Decke auf dem Boden aus, damit die Jungen sich setzen können.

      Claude bleibt stehen. Wieder hebt er zur wilden Übermittlung der Sprachsymbole an, und wieder fordere ich ihn dazu auf, langsamer zu gestikulieren. Die Fragen, die darin liegen, sind unangenehm. »Ist dieser Mann Césars Vater? Ist er? Warum hat er dann seinen Sohn entführt? Warum? Mama? Warum? Antwortest du nicht?«

      Die Kinder haben die Zusammenhänge besser erfasst, als ich gedacht habe. Womöglich haben sie sich untereinander in einer Geheimsprache ausgetauscht, die mir verborgen geblieben ist. Ich sehe, wie es hinter seinem verstörten Gesichtsausdruck arbeitet.

      »Wenn das Césars Vater ist? Warum? Mama?«

      Pascale ist vor uns auf dem Boden, in eine weitere Decke gehüllt und an Zet geschmiegt. Er horcht unserem wortlosen Dialog, dem Rascheln unserer Kleidung, dem zeitweiligen Aneinanderreiben unserer Hände und wartet den stummen Disput zwischen seinem Bruder und mir geduldig ab.

      »War Saloua meine Mutter? Mama? War sie? Saloua?«

      Ich werde fortgespült. Überschwemmt von Gefühlen. Der Nachdruck in Claudes Worten hämmert gegen meine inneren Barrieren. Ich habe diese Fragen offen gelassen. Gerne offen gelassen. Keine tatsächliche Familie. Keine wirkliche Heimat. Keine Rückkehr.

      »Saloua?«, entschlüpft es mir laut.

      »Er möchte Gewissheit. Du bist unsere Mama. Er möchte nur wissen, ob sie ihn geboren hat.« Pascale markiert den Weisen aus dem Morgenland, das ovale Antlitz unter der Decke hervorlugend.

      Ich antworte in Zeichen und mit ausgesprochenen Worten. »Ich denke, ja. Saloua hat es nie direkt gesagt. Sie hat nie zu mir gesagt, Claude sei ihr Sohn. Sie sagte, sie wolle um deine Fähigkeiten, ihres Sohnes Fähigkeiten wissen. Aber sie hat sich immer um eine klare Aussage herumgewunden. Es hätte sein können, dass sie dich als Sohn ihres Volkes tituliert hat. Was auch stimmt. Aber ...«

      »Ja?«, fragt Pascale viel zu erwachsen.

      »Ich möchte nichts behaupten. Nur weil es sein könnte. Weil du es vielleicht möchtest.« Ich hocke mich vor die beiden Jungen hin.

      Vau schiebt sich außergewöhnlich schnell zwischen Claude und mich. Habe ich ein befürchtetes Misstrauen heraufbeschworen?

      »Meine Eltern«, sagt Pascale unsicher, »ich kann mich an den Tag erinnern, als ich zu dir kam.«

      Meine Augen füllen sich mit Tränen.

      »Sonst ist da nichts mehr. Von damals. Ein böses Wort. Mehr böse Worte an dem Tag. Dann war ich bei dir. Da fing es an.« Pascale zögert, da Claude Zeichen auf seinem Unterarm malt. Pascale unterbricht den kleinen Bruder. »Er hatte keinen Übergang. Ohne zu wissen, was geschah. Keine Wut. Man hat ihn nur weggegeben.«

      Kapitel 4: Willkommen in Arlit!

      [Eddie Trick]

      Warum erinnert Pascale mich, so wie er da sitzt, an einen kleinen Siddartha? Innerlich gewappnet. Aus sich selbst zufrieden. Als ich um die Ecke komme, schnappe ich noch Wortfetzen auf. Meine Ohren sind so schlecht nicht. Pascale spricht von einer plötzlichen Familie.

      Nathalie dreht sich zu mir um.

      »Ich wollte«, sage ich unbewusst leise, »nicht stören.«

      »Bitte«, erwidert Nathalie, »bleib nur.«

      Ich stecke die Hände unter die Achseln. Die eine vorsichtiger als die andere. »Verdammte Kälte.« Ohne zu stören – glaube ich – beobachte ich die Gruppe von außen, ganz wie ein Konrad Lorenz seine Gänschen. Die beiden großen Affen klammern sich an den Kaftanen der Kinder fest. Wo der Kleinste der Primaten geblieben ist, kann ich erst sagen, als sich unter dem Stoff auf Pascales Brust eine merkwürdige Rundung abzeichnet. Ich bereite mich auf das Ausbrechen eines Alien-Babys vor. Der Schwarze Kapuzineraffe richtet sich halb auf, sein Kopf sucht die Halsöffnung. Pascale streicht dem winzigen Bündel wie einem Baby, das ein Bäuerchen machen soll, über den Rücken. Plötzlich ist da dieser familiäre Moment, an dem ich denke: Mann! Das ist stark! So sieht es in der Tat aus! Die Seifenopern hatten doch recht! Es gibt diesen Zusammenhalt wirklich!

      Samir crasht mit seiner Wirklichkeit dazwischen, taktlos, wortlos, ganz die Wüstenmannversion eines gesandstrahlten Tekkens. Der Targi hat seine Handflächen bandagiert. Dann der geharnischte Befehl: »Aufbrechen!«

      Mühsam rappele ich mich auf. Nicht so leicht, wenn man krampfhaft mit einer Hand Berührungen zu meiden sucht.

      Samir teilt uns in mehrere kleine Gruppen auf. »Arbeiter. Rotten sich niemals

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