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zum Ausdruck, die von Gesundheitsbewusstsein, Sportlichkeit und Bescheidenheit geprägt ist – und er kurbelt die heimische Landwirtschaft an, statt die chinesische Litschibaum-Mafia zu fördern. Apfelschorle-Trinker erhöhen ihre Gedächtnis- und Konzentrationsleistung zum Beispiel auf langen Autofahrten, und durch einen konstanten Blutzuckerspiegel vermeiden sie Heißhungerattacken, weshalb sie schlanker und schöner sind als jeder Fanta-Trinker.

      Natürlich trinke ich keine industriell gefertigten Produkte, auf denen zwar Apfelschorle drauf steht, in denen aber vor allem Zucker und künstliche Aromastoffe drin sind und die laut Stiftung Warentest zum Teil sogar nach „Shampoo mit Apfelduft“ riechen. Die beste Apfelschorle ist immer noch die selbst gemachte. Das Rezept ist einfach und im Internet auf www.kochrezepte.de nachzulesen:

      Zutaten: 100 ml Apfelsaft, 100 ml Mineralwasser. Zubereitung: Eiswürfel in ein Glas geben. Apfelsaft und Mineralwasser einfüllen.

      Fertig. Und Prostata!

      Lieblicher Wein

      „Oh, wie süß“, ist ein Ausdruck des wohlwollenden Entzückens - sofern es sich um ein selbst getextetes Liebesgedicht, ein Elefantenbaby oder eine krakelige Kinderzeichnung handelt. Sobald es aber um Wein geht, gilt „süß“ als die laienhafte Umschreibung für das Prädikat „besonders wertlos“. Da hilft es auch nicht, als Synonym die Begriffe „lieblich“, „mild“ oder „feinherb“ zu verwenden oder darauf zu verweisen, dass im anglofonen Sprachraum die wohlklingenden Wörter „charming“ oder „lovely“ üblich sind. Süßer Wein ist etwas für Weicheier, so die landläufige Meinung, und für einen echten Weingourmet kann es nicht staubtrocken genug sein. Darum bedarf es einer gehörigen Portion Mut, sich vom Sommelier im Sternerestaurant etwas servieren zu lassen, was nicht zumindest als „halbtrocken“ deklariert ist. Aber warum ist das so? Hat schon mal jemand über süße Kekse die Nase gerümpft oder nach einer halbtrockenen Sahnetorte verlangt? Ist schon mal jemand als kulinarischer Banause verschrien worden, bloß weil er seinen Kaffee mit Zucker gesüßt, sein Vollkornbrot mit Nutella beschmiert oder eine Pizza mit Ananasscheiben verfeinert hat? Und wird der Wein nicht immer noch aus süßen Trauben gewonnen?

      Guten Wein erkennt man daran, dass er a) schmeckt, b) eine Flasche mehr als fünf Euro kostet und c) am nächsten Tag der Schädel nicht brummt. Und genau jene Kopfschmerzen, die der Genuss von süßem Wein angeblich unweigerlich hervorruft, dienen als letztes Argument im Munde der staubtrockenen Süßweindenunzianten. Dass nicht jeder die Kombination aus Zucker und Schwefel gleichermaßen verträgt und am nächsten Morgen mit einem Brummschädel reagiert, ist wohl nicht zu verleugnen. Aber es gibt auch Menschen mit Heuschnupfen – sollen deshalb alle anderen im Frühling einen großen Bogen um frisch gemähte Wiesen machen?

      Wer schon mal das Glück hatte, ein Glas „Amadeus“ oder „Sisi“ der Weinkellerei Meran zu verköstigen oder sich an der wunderbar vielschichtigen, feinnervigen und finessenreich betörenden Fruchtfülle mit leicht mineralischer Note einer Schloss Johannisberger Grünlack Spätlese zu erfreuen, der wird bestätigen: Der Verzicht auf süßen Wein ist ein nicht wiedergutzumachender Verlust an Gaumenfreude.

      Und übrigens: Jeder Hobby-Önologe, der es spießig findet, Weinflaschen mit Schraubverschluss zu verwenden, der sollte sich mal fragen, ob ein Schraubverschluss nach Kork schmecken kann.

      ZDF

      Das Erste für die „Tagesschau“ und „Lindenstraße“, das Zweite für „Wetten, dass ...?“ und „Traumschiff“ und das Dritte für den Regionalsport, Telekolleg und die „Sesamstraße“. Das war Jahrzehnte lang ausreichend – und ist es auch heute noch. Auch wenn ich „Dalli, Dalli“ und die „Hitparade“ ebenso vermisse wie die „Drombuschs“ und das „Schaufenster am Donnerstag“, so kann ich mich doch auch heute noch darauf verlassen, dass ich im gebührenfinanzierten Fernsehen alles kriege, was ich zur feierabendlichen Dauerberieselung benötige, ohne alle zwanzig Minuten von Slogans à la „Geiz ist geil“ oder „Carglassrepariertcarglasstauschtaus“ aus dem Suppenkoma gerissen zu werden.

      Genau genommen, ist dem zu Unrecht als Narkosesender verspotteten ZDF zu verdanken, dass ein ganz normaler Samstagabend auch im Zeitalter nach Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Kurt Felix und Rudi Carrell noch so verlaufen kann, wie es sich ein werktägiger Gebühren zahlender Durchschnittszuschauer nach einer harten Arbeitswoche verdient hat: Apfelschorle, Eierlikör, Käseigel und Erdnussflips – und dazu eine zweieinhalbstündige Fernsehshow, die nicht durch Werbespots, sondern durch Live-Darbietungen internationaler Musikgrößen von Elton John bis Meat Loaf unterbrochen wird. Und auch wenn es Kultsendungen wie „Wetten, dass…?“, „Drehscheibe“, „Tele-Illustrierte“, „Kennzeichen D“, „Rappelkiste“, „Vorsicht, Falle!“ oder das „ZDF-Ferienprogramm“ nicht mehr gibt, so standen sie doch Pate für vieles, was heute noch unbeschwerte Unterhaltung beschert. Eine alte Folge „Derrick“ auf DVD ist immer noch niveauvoller als eine ganze Staffel „Breaking Bad“ oder „Alarm für Cobra 11“. Und kann es etwas Spannenderes geben, als wenn bei „Aktenzeichen XY“, der Mutter des Reality-TV, immer wieder das Blut in den Adern gefriert, wenn es heißt: „Gustav B. ahnte nichts, als er wie jeden Morgen zur Arbeit fuhr …“

      Mit dem Zweiten sieht man bekanntlich besser, und im Zweiten herrschen noch Anstand und Sitte. Eine Pöbelei, wie sie sich Dieter Bohlen bei der Superstarsuche leistet, wäre auf dem Mainzer Lerchenberg ebenso undenkbar wie das öffentliche Zurschaustellen von minderbemittelten Junggesellen oder auf dem Heiratsmarkt übrig gebliebenen Landwirten, das gegen alle Menschenrechtskonventionen verstößt. Im Privatfernsehen werden die „Nervigsten Deutschen“ sogar mit einem eigenen TV-Format kultiviert. In der heilen Vorabend-Welt der Mainzelmännchen hingegen gibt es keinen Klimawandel, keine Arbeitslosigkeit und keine Finanzkrise. Die größten Probleme am Vorabend sind Blasenschwäche, Sodbrennen, Haarausfall und Hexenschuss – und mit dem nächsten lustigen Mainzelmännchen-Spot wieder vergessen.

      Mit meiner neuen DVB-T-Antenne kann ich nur öffentlich-rechtliche Sender empfangen. Ich spare jeden Monat Kabelgebühren und vermisse – nichts. Dagegen werde ich in der ersten Reihe des ZDF als Zuschauer respektiert und ernst genommen. Wo sonst wird man heute noch mit „verehrte Zuschauer“ angesprochen? Dafür zahle ich gerne Gebühren – oder wie es heutzutage heißt: Rundfunkbeitrag.

      Die Autorität der roten Ampel

      „Gehst du über Rot, bist du bald tot.“ Das steht zwar so nicht wörtlich in der Straßenverkehrsordnung, ist aber eine Lebensweisheit, die durch jede Unfallstatistik untermauert wird. Im Straßenverkehr sterben mehr Menschen als durch Kriege, Völkermord oder Terrorismus. Im Vergleich zu fast viertausend Verkehrstoten jährlich in Deutschland und über einer Million (und rund vierzig Millionen Verletzten) weltweit sind die Opferzahlen aller Vogelgrippen und Rinderseuchen zusammengenommen kaum noch messbar. Natürlich ist nicht jeder Verkehrstote über eine rote Ampel gegangen, sondern viele werden unverschuldet Opfer von rasenden Nicht-Apfelschorle-Trinkern. Doch wer gegen die Wartepflicht an einer roten Ampel verstößt, riskiert nicht nur seine körperliche Unversehrtheit, sondern auch ein Bußgeld von mindestens fünf Euro und ist auch jenen Kindern, die den Regelverstoß zufällig beobachten könnten, ein schlechtes Vorbild. Es gibt auch noch den besonders schlauen Anarchisten, der im Rotlicht-Milieu fünf Meter neben der Ampel die Straße überquert und sich einbildet, das Verbot und damit die Strafe buchstäblich umgangen zu haben, weil die StVO ein solches „Vorgehen“ nicht berücksichtigt hat.

      Aber darum geht es hier gar nicht in erster Linie. Denn eine Ampel strahlt neben ihrem roten Licht eine staatliche Autorität aus, die auch dann gültig ist, wenn weder Polizist noch Pimpf in der Nähe sind. Wer nachts um halb drei an einer einsamen Seitenstraße das Haltesignal missachtet, begeht nur scheinbar ein Kavaliersdelikt. Unser gesamtes staatliches Gemeinwesen beruht auf Regeln und Gesetzen, die wir uns selbst auferlegt haben. (Schon vergessen? Demokratie ist die Herrschaft des Volkes. Die Politiker, die über den Bußgeldkatalog entscheiden, haben wir selbst gewählt.)

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