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ausgestellt.

      Die funkelnden Steine, die, solange die Soldaten durch den Wald marschierten, über die Baumwipfel dahin zu eilen schienen, hatten jetzt gleichfalls halt gemacht und blinkten hell zwischen den entlaubten Zweigen der Bäume hindurch. »Da wären wir,« sagte der Unteroffizier Panow trocken, während er das lange Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett von der Schulter nahm und gegen einen Baumstamm lehnte, daß es nur so klirrte. Die drei Soldaten folgten seinem Beispiel.

      »Nun hab' ich sie weiß Gott verloren!« sagte Panow ärgerlich. »Entweder habe ich sie zu Hause vergessen, oder sie ist mir unterwegs herausgefallen.«

      »Was suchst du denn?« fragte einer der Soldaten mit munterer, kecker Stimme.

      »Meine Pfeife – weiß der Teufel, wo ich sie gelassen habe!«

      »Hast du wenigstens das Pfeifenrohr?« fragte dieselbe Stimme.

      »Ja, hier ist's.«

      »Wart, dann wollen wir gleich Abhilfe schaffen, du kannst aus der Erde rauchen.«

      Es war eigentlich verboten, auf dem Geheimposten zu rauchen, aber dieser Geheimposten hier war eigentlich gar kein solcher, sondern eher eine vorgeschobene Wache, die lediglich darauf zu achten hatte, daß die Bergbewohner nicht, wie es früher geschehen war, unbemerkt ihr Geschütz an die Festung heranbrächten und diese beschössen. Panow sah nicht ein, weshalb er sich unter solchen Umständen das Vergnügen des Rauchens versagen sollte, und so ging er auf den Vorschlag des munteren Soldaten ohne weiteres ein. Der Soldat nahm sein Messer aus der Tasche und grub damit ein Loch in dem Waldboden aus. Nachdem er die Erde an allen Seiten glatt angedrückt hatte, setzte er das Pfeifenrohr hinein, füllte das Loch mit Tabak, drückte ihn fest hinein, und die Pfeife war fertig. Das Feuerzeug blitzte auf und erhellte für einen Augenblick das knochige Gesicht des Soldaten, der auf dem Bauche dalag. Ein Pfeifen ließ sich in dem Rohre vernehmen, und Panow zog mit Behagen den angenehmen Duft des glimmenden Tabaks ein.

      »Na, hast du es fertig gebracht?« fragte er den Soldaten.

      »Und ob – da, sieh doch!« antwortete dieser.

      »Bist doch ein tüchtiger Kerl, Awdjejew – ein ganz durchtriebener Bursche.«

      Awdjejew rückte zur Seite, um Panow Platz zu machen. Während noch eine letzte Rauchwolke seinem Munde entstieg, legte Panow sich lang hin auf den Bauch, wischte das Mundstück des Pfeifenrohres mit dem Ärmel ab und begann drauflos zu dampfen.

      Als alle der Reihe nach drangewesen waren, kamen sie ins Gespräch.

      »Der Kompaniechef soll wieder mal in die Kasse gegriffen haben. Mächtig viel soll er verspielt haben,« sagte einer der Soldaten in lässigem Ton.

      »Er wird's schon zurückgeben,« meinte Panow.

      »Gewiß doch, er ist ein braver Offizier«, bestätigte Awdjejew.

      »Was heißt brav!« versetzte düster der Soldat, der die Sache aufs Tapet gebracht hatte. »Ich meine, die Kompanie sollte ihn zur Rede stellen – wenn er's schon genommen hat, dann mag er sagen, wie viel, und wann er's zurückzahlen wird.«

      »Darüber muß die Kompanie entscheiden,« sagte Panow, die Pfeife aus dem Munde lassend.

      »Das versteht sich, dafür hat sie ihren Verstand, gerade so gut wie der einzelne Mensch,« pflichtete Awdjejew ihm bei.

      »Es muß Hafer gekauft werden, und zum Frühjahr brauchen wir neue Stiefel – woher soll das Geld genommen werden, wenn er es wegnimmt?« murrte der Unzufriedene.

      »Ich sage ja: die Kompanie mag's entscheiden«, wiederholte Panow. »Es wäre nicht das erste Mal, daß er's nimmt und wieder zurückgibt.«

      In jener Zeit verwaltete beim kaukasischen Heere jede Kompanie ihre ökonomischen Angelegenheiten durch erwählte Vertrauensleute. Sie erhielt aus der Kasse sechs und einen halben Rubel auf den Mann und verproviantierte sich dafür selbst, pflanzte Kohl, mähte Heu, hatte ihren eigenen Fuhrpark und war stolz auf ihre wohlgenährten Pferde. Das Geld der Kompanie befand sich in einer Schatulle, deren Schlüssel der Kompaniechef in Verwahrung hatte, und es kam häufig vor, daß dieser Anleihen bei der Schatulle machte. Ein solcher Fall lag auch diesmal wieder vor, und eben davon sprachen die Soldaten. Der mürrische Soldat – Nikitin hieß er – wollte, daß der Chef Rechenschaft ablege, während Panow und Awdjejew der Ansicht waren, daß dies nicht nötig sei.

      Nach Panow kam Nikitin an die Reihe, ein paar Züge aus der Pfeife zu tun, worauf er seinen Mantel neben einem Baume ausbreitete und, mit dem Rücken gegen den Baumstamm gelehnt, sich niedersetzte. Die Soldaten verstummten. Man hörte nur das Rauschen des Windes hoch oben in den Wipfeln der Bäume. Mitten durch dieses ununterbrochene leise Geräusch hindurch ertönte plötzlich das Heulen, Winseln, Weinen und Lachen der Schakale.

      »Da – wie sie lachen, die Biester!« sagte Awdjejew.

      »Sie lachen dich aus, weil deine Schnauze schief ist,« ließ der vierte Soldat, ein Kleinrusse, seine feine, singende Stimme vernehmen.

      Wieder wurde es still, nur der Wind strich durch das Geäst der Bäume und bewegte diese, daß die Sterne am Himmel abwechselnd verdeckt und wieder sichtbar wurden.

      »Sag' mal, Antonytsch,« fragte plötzlich der muntere Awdjejew den Unteroffizier, »kommt es dir auch mal vor, daß die Sehnsucht dich erfaßt?«

      »Was für eine Sehnsucht?« fragte Panow griesgrämlich.

      »Mich packt es manchmal so schlimm, so schlimm, daß ich selber nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll.«

      »Was du sagst!« bemerkte Panow.

      »Weißt du noch, wie ich damals das Geld vertrank? Auch das geschah nur aus lauter Sehnsucht. Wie es so über mich kam, sagte ich mir: Nun wirst du dich mal ganz gehörig bezechen!«

      »Es wird aber manchmal noch schlimmer, wenn man trinkt.«

      »Gewiß, auch das hab' ich schon erlebt – doch was soll ich machen?«

      »Wonach sehnst du dich denn eigentlich so sehr?«

      »Wonach ich mich sehne? Nach der Heimat, nach den Meinigen sehn' ich mich.«

      »Ihr seid wohl sehr reich?«

      »Nicht gerade reich, aber wir hatten zu leben. Ganz gut haben wir gelebt,« sagte Awdjejew und erzählte dem Unteroffizier zum soundsovielten Male seine Lebensgeschichte.

      »Ich bin nämlich freiwillig für meinen älteren Bruder eingetreten,« sagte er. »Er hatte fünf Kinder, und ich war eben jung verheiratet. Mütterchen bat mich so sehr, und da dachte ich: ›Was kommt mir's schon drauf an, vielleicht vergelten sie es mir einmal.‹ Ich ging zum Gutsbesitzer – ein guter Herr war's, den wir hatten – und er sagte zu mir: ›Das ist brav von dir, geh nur.‹ Na, und so bin ich eben für den Bruder eingesprungen.«

      »Das war sehr schön von dir,« meinte Panow.

      »Ja, und möchtest du's wohl glauben, Antonytsch: jetzt sehne ich mich heim! Warum bin ich eigentlich für den Bruder eingesprungen? frag' ich mich. Er spielt jetzt den Herrn, und ich kann mich hier schinden. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer wird's. Das mag wohl sündhaft sein, aber was soll ich machen?«

      Awdjejew schwieg.

      »Wollen wir nicht wieder ein Pfeifchen rauchen?« fragte er nach einem Weilchen.

      »Na, dann stopf' sie mal wieder!« meinte einer von den Soldaten.

      Doch sie kamen nicht mehr dazu, die Pfeife zu rauchen. Kaum hatte sich Awdjejew erhoben und mit dem Stopfen der »Pfeife« begonnen, als sich durch das leise Rauschen des Windes Schritte auf dem Wege vernehmen ließen. Panow griff nach seinem Gewehr und stieß Nikitin mit dem Fuße an. Nikitin erhob sich und nahm seinen Mantel auf. Auch Bondarenko, der vierte Soldat, stand auf.

      »Was für 'nen schönen Traum hatte ich doch, Brüder!« begann er.

      Awdjejew ließ einen leisen Zischlaut hören, zum Zeichen, daß er schweigen solle, und die Soldaten

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