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Anna. Isabel Tahiri
Читать онлайн.Название Anna
Год выпуска 0
isbn 9783752915679
Автор произведения Isabel Tahiri
Жанр Языкознание
Серия Anna
Издательство Bookwire
Sie holte sich ein Glas Rotwein, setzte sich an ihren Schreibtisch und schlug die erste Seite auf. Acht schaute ihr entgegen, ein schönes Bild, die junge Frau darauf lachte fröhlich, ihr Gesicht war voller und die Haare trug sie offen. Jetzt sah Acht verhärmt und mager aus. Anita hatte sie noch nie lachen, geschweige denn lächeln sehen. Aber dazu hatte sie auch keinen Grund. Anita legte das Bild zur Seite und begann sich einzulesen.
Persönliche Daten: Anna Casset, 22 Jahre alt, wohnhaft in..., sie blätterte weiter. Anna hieß Acht also richtig, ein schöner Name. Auf dem nächsten Blatt war oben ein großes RESISTENT gedruckt. Darunter stand: Freigegeben für die Antiserum-Testreihe X123.A, in der nächsten Zeile, Status: überlebt. Freigegeben für die Antiserum-Testreihe X124.A, Status: überlebt. Freigegeben für die Antiserum-Testreihe X125.A, Status: offen.
Das war schon fast unheimlich, gegen zwei der Erregerstämme immun zu sein, aber es war abzusehen, dass Anna auch den dritten überleben wird. Warum ist dann noch kein Serum gefunden worden? Annas Blut bot sich doch direkt dafür an. Anita lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wein, sie musste nachdenken.
*
Nachts ist es ein bisschen unheimlich hier, die Schatten an der Wand erschrecken mich immer wieder. Es ist nie ganz dunkel, die Notbeleuchtung brennt immer, sie verbreitet ein fahles gelbliches Licht.
Ich friere. An Schlaf ist nicht zu denken, ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt richtig geschlafen habe. Beim leisesten Geräusch schrecke ich hoch, horche panisch. Die Geräusche aus den anderen Käfigen beruhigen mich wieder, ich bin nicht allein. Ich atme schnell und schwitze. Beruhige Dich, sage ich mir selbst.
Bald wird der Wachdienst kommen, sie sind immer zu zweit unterwegs. Ich ziehe mir meine Decke über den Kopf, ich will nicht, dass sie mich sehen. Wenn im Labor Hochbetrieb herrscht, macht es mir nichts aus, sichtbar zu sein. Aber in der Nacht ist es irgendwie intensiver, intimer, ach, ich weiß auch nicht, es gefällt mir einfach nicht.
Ich höre sie schon kommen. Das Licht flammt auf und sie gehen an der Reihe Käfige entlang, direkt vor meinem, bleiben sie stehen.
„Decke vom Kopf!“ Der Wachmann meint mich, ich reagiere nicht. Etwas trifft mich hart am Kopf, ich schreie auf. Dann wird meine Decke weggezogen.
„Ah, sie ist noch da, gut, in meiner Schicht verschwindet sie nicht, da kannst du Gift darauf nehmen.“ Blut läuft mir ins Auge, aber ich rühre mich nicht.
„Du hast sie verletzt, spinnst Du? Jetzt müssen wir einen Arzt rufen.“ Der andere Wächter scheint bestürzt zu sein.
„Ach was, wir machen gar nichts, das hätte sie sich auch selbst zufügen können, komm, wir gehen weiter, kümmere Dich nicht weiter darum.“
„Aber...“ Er versucht noch etwas einzuwenden.
„Jetzt komm schon! Wir müssen noch mehr Labore kontrollieren.“ Dann verschwinden sie wieder, ich drücke den Zipfel meiner Decke auf die Wunde, bis es aufhört zu bluten.
*
Anita war immer die Erste am Morgen, das hatte sie sich so angewöhnt, da war es noch schön still überall und die Arbeit ging gut von der Hand. Sie hatte gestern lange über Annas Akte gegrübelt. Was bedeutete das alles? Warum hatte noch keiner versucht, ein Serum herzustellen? Warum wollte Heilmann, dass sie sich besonders um Anna kümmerte? Sie wusste es nicht.
Sie lief direkt zum Käfig von Acht, Anna, hinüber. Sie erschrak bei deren Anblick. Mein Gott, was war denn hier passiert, Anna lag blutüberströmt in ihrem Käfig. Anita öffnete ihn, obwohl sie das nicht sollte, aber sie wollte Annas Zustand sofort überprüfen. Wenn sie jetzt warten würde, bis jemand vom Wachpersonal kam, könnte Anna bereits tot sein. Der Puls war normal. Sie atmete erleichtert aus, es war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. Bei näherer Betrachtung der Stirnwunde stellte Anita fest, dass das Blut schon angetrocknet war.
Sie versuchte sie anzusprechen. „Anna?“ Erschrockene Augen blickten sie an. „Geht es Dir gut?“ Keine Reaktion, nur der Blick wanderte hin und her. Er blieb bei der offenen Tür hinter Anita hängen. Schnell ging diese einen Schritt zurück und schloss den Käfig, nicht noch so ein Desaster wie gestern, dachte sie. Sie hatte noch nicht einmal den Bericht geschrieben.
*
Sie hat mich Anna genannt...
*
Anita rief beim Wachdienst an und bestellte zwei Helfer, Anna musste gesäubert und verbunden werden.
Berichterstattung
Täglich auf den Digiplaks!
...Nachrichten von und für Omnia – 22.Okt.2316 – Nachrichten von und für Omnia – 22.Okt.2316 –
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