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Lagerfeuer umkreist von Heuballen. Eine große Tür, die einen Spalt geöffnet war. Schnee fiel hindurch und machte die trockene Luft wieder feuchter. Taavi drehte sich auf den Heuballen nun endgültig zu seinen Freunden hin, während Kilian aufstand und ihm einen Becher Wasser reichte.

       „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit mit dir. Taavi...“, Kilian beugte sich zu ihm und flüstert ihm ins Ohr, „bitte geh mit Saliah eine Runde spazieren und sprich mit ihr über ihre Schuldgefühle.“

      Verwirrt sah Taavi Kilian an. Als er dann zu ihr sah, nickte er. Das war seine Chance ihr beizustehen. Er musste nicht vorher wissen, worum es ging. Hauptsache er konnte Teil ihres Lebens sein.

      Kilian ging zurück zum Feuer und nahm dabei eine Jacke auf, die er Saliah gab und dann bedeutete er ihr, mit Taavi an die frische Luft zu gehen. Er selbst blieb mit der kleinen Frau zurück und eröffnete ein neues Gespräch.

      *

      Sie waren nicht wie Tag und Nacht. Im Vergleich waren sie keine klaren Gegensätze. Vielleicht standen sie gerade für das Leben und den Tod, doch sie waren beide zu nah beim Anderen gewesen, um es als Kontrast zu bezeichnen. Zwischen ihnen gab es diesen Spalt der Stille, unberührt. Er trennte und verband sie zugleich.

      Der Schnee fiel vom dunklen Nachthimmel herab. Am Tag war er spielerisch, doch nun in der Nacht tröstete er die Einsamen.

      In der kalten Luft war ihr Atem erkenntlich. Ihr Mantel bot ihr Wärme und schützte sie vor der Kälte. Ihre Wangen und die Nase waren rot. Die Temperaturen setzten ihre Zeichen bei einer Lebenden.

      Die Fußstapfen die sie beide hinterließen, würden am nächsten Morgen sicher nicht mehr zu sehen sein.

       „Sal, wieso redet Kilian von Schuldgefühlen? Von was für einer Schuld? Wer empfindet so und warum?“

      Sie sah ihn mit ihrem traurigen Gesicht an. Er hatte es extra so formuliert, dass die Fragen möglichst offen klangen, doch er bemerkte ihre Sorge, unter der schmerzlichen Trauer.

      Es waren ihre Schuldgefühle, ganz eindeutig.

      Sie seufzte und lächelte dann wehmütig.

       „Taavi... Ich denke, er meint, dass ich mich schuldig für deinen Tod fühle. Denn wenn ich zu dem Zeitpunkt wenigstens genug Magie gehabt hätte, um dich zu retten, würdest du vielleicht noch leben.“

      Er hielt abrupt an und fasste sie an ihrem Arm.

      Sie musste ebenfalls stehen bleiben und erwiderte seinen Blick.

       „Du trägst keine Schuld. Wir haben alle unser Bestes gegeben und verloren.“

      Sie schüttelte ihren Kopf und Tränen stiegen ihr in die Augen.

      Taavi schmerzte sein Herz. Saliah war eigentlich nicht so nah am Wasser gebaut, aber seitdem er zurück war, schien er ihr nur Leid zuzufügen.

      Sie öffnete ihre rechte Handfläche und rief ein wenig Magie hervor, die sich als ein Ball formte, der die ganze Zeit rotierte.

       „Ich habe davon wieder mehr zurückgewonnen...“

      Er nahm ihre Hand und schloss mit ihren Fingern den Ball ein und hielt ihre Hand auch noch als die Magie wieder erloschen war.

       „Dann haben wir nicht nur was verloren, sondern trotz allem etwas gewonnen.“

       „Aber nicht rechtzeitig!“

      Verzweifelt stiegen Saliah noch mehr Tränen in die Augen. Taavi nahm sie in seine Arme und drückte sie an seine Brust. Sie fing an zu schluchzen und Tränen rannen ihr über die Wangen.

       „Es lag nicht an deiner Magie. Ihr habt euer Bestes für mich getan. Du. Und sogar Kilian.

      Saliah, du bist keine Superheldin, die alle retten muss, noch kann. Du bist nicht verantwortlich...

      Es tut mir leid, dass ich es nicht überlebt habe. Ich wünschte, ich könnte bei euch bleiben.“

      *

      Durch das geöffnete Tor der Scheune strömte die Kälte in den warmen Raum und frischte die trockene Luft auf. Taavi hielt bei ihrer Rückkehr Saliahs Hand. Kilian und die kleine Frau saßen immer noch am Feuer.

      Der Ruhhil sah sofort die geröteten Augen seiner Blutpartnerin. Doch er sprang weder von seiner Sitzgelegenheit auf, noch sagte er irgendwas. Er sah die Dinge, aber er brauchte sie nicht zu kommentieren. Wie immer. Saliah störte sich daran nicht. Doch Taavi fragte sich, nun wo er nicht mehr bei ihnen war, ob jemand anderes als sie selbst, für Saliah laut wurde.

       „Tut mir leid, falls wir Sie aufgehalten haben,“ sagte Saliah zu der Frau und verbeugte sich respektvoll. Taavi wunderte sich darüber und musste sich fragen, ob er etwas verpasst hatte.

       „Ach Kind... Erheb dich wieder. Dein Blutpartner hat mir einiges über euch erzählt-“

       „Kilian“, schimpfte Taavi, doch dieser hob nur seine Schultern und sah wieder zu der kleinen Frau.

       „Er scheint euch sehr gerne zu haben. Euch beide. Ein Ruhhil, der sich für Menschen einsetzt ist eine Seltenheit. Ihr habt damit einen wahren Freund gefunden. Jemand, der für die Ewigkeit an eurer Seite sein wird. Und du, meine Liebe...“, sie stand auf und ging zu Saliah, „du scheinst eine wahrhaftige Magierin zu sein. Denn, auch wenn du noch nicht deine gesamte Magie wiederhast, so hast du dem Zeichen getrotzt und eines Tages wird jeder anerkennen müssen, dass du mit jedem Recht eine Esper bist.“

      Die kleine Frau sah ihr in die blauen Augen.

       „Aber Kind, das hat noch Zeit. Du bist gerade erwachsen geworden. Deswegen musst du aber noch nicht all diese Last tragen.“

      Sie fuhr mit ihren Fingern wieder über Saliahs Rücken und wandte sich dann mit einem schelmischen Lächeln an Taavi.

       „Und? Werde ich es nun bereuen?“

      Er sah stur und mit erhobenem Blick auf sie herab, ehe er ihr antwortet: „Nein. Sal scheint es diesmal nicht gestört zu haben und Kilian hat auch nicht gezuckt. Ich vertraue den beiden vollkommen.“

      Diesmal lächelte die kleine Frau sanftmütig und ein helles Lachen ertönte.

       „Eine mächtige Freundschaft. Zwei mächtige Wesen. Und was ist mit dir?“

       „Ich bin tot, aber ich werde immer bei ihnen sein, egal ob sie mich sehen können oder auch nicht.“

      Die kleine Frau streckte Taavi die Hand entgegen.

       „Möchtest du für immer bei ihnen bleiben? Solange sie leben werden? Und würdest du auch nach ihrem Tod in dieser Welt verweilen und ihr Erbe schützen?“

       „Habe ich das nicht gerade gesagt?“

      Seine Augenbrauen verzogen sich und er sah weiterhin herab, aber es fühlte sich nicht mehr so erhoben an.

       „Möchtest du, wenn du könntest, leben, zumindest wenn man es so nennen möchte, um bei ihnen zu sein? Selbst wenn es bedeuten würde, dass du noch lange nach ihrem Tod in dieser Welt sein müsstest?“

      Er sah zu seinen Freunden. Saliah zuckte mit den Schultern.

       Sie versteht wohl genauso wenig von dem was gerade vor sich geht.

      Kilian starrte ins Feuer.

       Was hatte der Ruhhil denn nun wieder erzählt und ausgehandelt?

       „Möchtest du Macht, um bei ihnen bleiben zu können?“

      Taavi sah auf ihre Hand, die sie ihm hinhielt.

      Bereit dafür, dass er etwas besiegelte, was ihm einen Platz auf dieser Welt bieten konnte.

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