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an weiblichen Rundungen. Anatomisch eindeutig eine Frau, ebenfalls mit Sportunterbekleidung, die alles plättet, was stören könnte, und das scheint von vorneherein nicht viel zu sein. Da wirken die klobigen Bergschuhe wie Fremdkörper. Die vorhin noch offen getragenen schwarzen Haare sind locker geflochten. Ihr freundliches Lächeln hat sie unverändert.

      „Wir lassen uns fahren. Ist ja nicht bekannt, wo wir wieder herunterkommen. Dann können wir uns abholen lassen.“

      Julias Rucksack wird im Kofferraum verstaut. Die Autofahrt von Sonthofen zur Talstation in Oberstdorf dauert 20 Minuten. Sie kaufen sich wie alle anderen Fahrgäste jeweils ein Ticket und steigen in die nächste Gondel, die sich gegen Viertel nach Neun auf dem Weg nach oben begibt.

      Das trockene Wetter lockt weiterhin die Touristen auf den Berg, die Kabine ist voll. Julia mustert kurz die Mitfahrer um sie herum. Manche sind so gekleidet, dass sie nur die Aussicht um die Bergstation oder – eine Station weiter – vom Gipfel aus genießen wollen. Andere scheinen – wie sie selbst – mehr vorzuhaben. Was auch immer es bei ihnen sein wird.

      Und so fallen ihr nicht die beiden Männer auf, die auf der anderen Seite der Kabine stehen und ab und zu einen Blick auf sie werfen.

      An der Bergstation angekommen, gehen die beiden Frauen direkt zum Edmund-Probst-Haus. Sie sind sich einig, als erstes im Hüttenbuch nach einem Eintrag zu suchen.

      Julia blickt in das aufgeblätterte Buch. „Da ist er schon. Kevin Schulte, nächstes Ziel Prinz-Luitpold-Haus. Wie weit ist das?“

      „Etwa vier Stunden von hier.“

      „War das die normale Zeit oder Ihre Zeit?“

      Rosalia Mancini lächelt. „Das ist die normale Zeit. Sollen wir uns auch eintragen?“

      „Klar.“ Julia blättert zum nächsten freien Eintrag. „Moment. Warum ist nicht der heutige Tag aufgeblättert, sondern genau die Seite, auf der der Eintrag von Kevin Schulte ist.“ Sie blättert hin und her. „Da sind mehrere Seiten dazwischen. Das kann doch kein Zufall sein.“

      Rosalia Mancini blättert auf den aktuellen Tag. „Da sind mehrere Einträge zum Prinz-Luitpold-Haus dabei. Aber das macht keinen Sinn, zurückzublättern, wenn man sich heute eingetragen hat.“

      „Von wann ist der letzte Eintrag?“

      „Acht Uhr zwanzig. Gehen ja alle immer recht früh los. Jetzt ist es Neun Uhr vierzig. Über eine Stunde später.“

      „Komm‘, wir fragen nach.“

      Sie machen beide mit ihren Smartphones Fotos von der Seite des Hüttenbuches, gehen in den Gastraum und wenden sich an die Bedienung hinter der Theke. Rosalia Mancini zeigt ihren Dienstausweis vor.

      „Grüß‘ Dich. Polizei Sonthofen. Ist Dir in der letzten Stunde jemand aufgefallen, der nach dem Hüttenbuch geschaut hat?“

      „Tut mir leid. Das Buch ist von hier aus nicht zu sehen. Außerdem sind wir voll im Betrieb. Seit der ersten Gondel haben wir mächtig zu tun. Da kann ich Dir nicht helfen.“

      „Ok, trotzdem danke Dir.“

      Sie gehen auf die Terrasse und schauen auf das erste kurze Stück des Weges, welcher zu einer Scharte führt, die einen herrlichen Ausblick verspricht. Unterwegs sind dort Dutzende von Spaziergängern und Wanderern, die ebenfalls mit der Nebelhornbahn hochgefahren sind und das letzte Stück zu Fuß gehen. Das Nebelhorn selbst ragt hinter ihnen auf. Rosalia Mancini deutet mit offenen Händen in die Richtung der Scharte.

      „Das macht keinen Sinn. Da könnte jemand seit über einer Stunde weg sein.“

      „Ja. Sie haben Recht. Aber wir müssen aufpassen. Da ist außer uns noch jemand unterwegs, der irgendeinen Bezug zu Kevin Schulte hat.“

      „Apropos Sie. Hier oben duzt man sich.“ Rosalia Mancini setzt wieder ihr allerfreundliches Lächeln auf. Julia hat wie beim ersten Treffen das Gefühl, ihr blinkt das gesamte Gebiss entgegen. Sie lächelt höflich leicht zurück. „Na klar, Rosalia.“

      „Schön. Machen wir uns auf den Weg, Julia. Oder hält uns noch etwas?“

      „Nein. Los geht’s.“

      Julia holt einmal tief Luft. Hoffentlich treibt diese Rosalia sie nicht zu sehr, da sie fast ohne Akklimatisierung durchstartet.

      Sie begeben sich an einem Bergkamm entlang weg vom Edmund-Probst-Haus und der Bergstation zu einem kleinen abzweigenden, von den Gebäuden aus leicht erhöhten Grat. Der Weg ist eine gut ausgebaute Wandertrasse. Alle Menschen, die sich nicht in Gegenrichtung auf das Nebelhorn begeben, gehen zu diesem Grat.

      Am Weg in Höhe des Edmund-Probst-Hauses schauen den beiden Frauen die beiden Männer nach, die sie bereits in der Gondel begleitet haben. Der eine von ihnen, Tom Horn, kaut hektisch auf seinem Kaugummi, dass sich in seinem schmalen kantigen Gesicht alle Muskeln mitbewegen. Mit Anfang 40 zeichnen ihn einige Falten, insbesondere um seine blauen aufmerksamen Augen, die in seiner Anspannung weit geöffnet sind, als dürfe ihm nichts entgegen. Mit seiner hageren und eher kleinen Statur fällt er wenig auf.

      „Na, was meinst Du, Bock. Gehen wir Ihnen nach?“

      Lars Boczony, der andere der beiden, mag nicht, wenn er in dieser Weise angesprochen wird. Er verzieht sein mit 30 Jahren sehr kindhaft aussehendes Gesicht. Seine dunklen Augenbrauen über seinen kleinen braunen Augen senken sich zur Mitte ab. Dabei macht sein Mund – geradezu symmetrisch – einen entgegengesetzten Bogen mit den Mundwinkeln nach unten. „Ich glaube, dafür sind wir nicht ausreichend ausgestattet.“

      Lars Boczony schaut ihnen weiter hinterher. Genau genommen schaut er nur ihr hinterher. Lieber würde er ihr folgen. In der Gondel ist es ihm schwergefallen, den Blick von ihr zu lassen. Aber sie durften nicht bemerkt werden. Ein zufälliger – auffälliger – Blickkontakt, und sie wären entdeckt. Vorher, in der Warteschlange an der Talstation, hat er es geschafft, sich hinter sie zu stellen, den Duft ihrer schwarzen Haare einzuatmen. Ob es natürliches Schwarz ist? Ihr Gesicht wirkt südländisch, das Haar passt dazu. Also ist es Natur. Er lächelt; dass sich die Mundwinkel weit nach oben bewegen. Sie gefällt ihm. Alles an ihr gefällt ihm. Sicher werden sie sie wieder aufspüren. Wäre es schlimm, sie anzusprechen? Unverbindlich, nett, höflich, freundlich in ein Gespräch zu kommen? Vielleicht könnte er auf diese Weise an Informationen gelangen. Was sie vorhaben, wo sie hingehen. Was sie suchen oder gefunden haben. Damit würde er sich Respekt und Anerkennung verschaffen. Es nervt ihn, immer wie ein kleiner ahnungsloser naiver Bubi behandelt zu werden.

      Tom Horn schaut sich zum Edmund-Probst-Haus um. „Lass uns die Hütte von innen ansehen. Irgendwas wird die beiden dorthin geführt haben.“

      Sie schauen sich zunächst auf der Terrasse um, dann im Gastraum. Weiter geht es durch die Tür mit dem Hinweis zum WC. Auf dem Weg dorthin fällt Ihnen das Hüttenbuch auf. Tom Horn blättert durch die Seiten und gleitet mit einem Finger über die Namen bis zum Eintrag von Kevin Schulte. Er liest sich die dazugehörigen Informationen durch und macht sicherheitshalber Fotos mit seinem Smartphone. Wieder im Gastraum angekommen wendet er sich an die Bedienung.

      „Entschuldigen Sie, wie weit ist es zum Prinz-Luitpold-Haus?“

      „Vier bis fünf Stunden bei zügiger Wanderung. Also eine Strecke.“

      „Gibt es noch einen anderen Weg? Ich meine, nicht als Wanderung?“

      „Klar. Sie fahren wieder mit der Gondel runter und dann mit dem Auto im großen Bogen über Sonthofen und Hindelang in das Hintersteiner Tal. Dort steigen Sie in einen Bus um, weil die Straße ab da für den Autoverkehr gesperrt ist, und kommen dann zum Giebelhaus. Von da haben Sie dann einen Aufstieg, zweieinhalb bis drei Stunden. Das dauert mindestens genauso lange wie der Wanderweg. Und hängt davon ab, wie sie den Bus bekommen.“

      „Gibt es da keinen Lift?“

      „Nein, nur eine Materialseilbahn. Nicht für Personen.“

      „Vielen

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