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aus. Der Hund, der sich argwöhnisch wieder einige Meter von ihnen entfernt hatte, näherte sich vorsichtig und blieb neben dem Herzog stehen.

      „Ist sie das?“, fragte Amanoue beklommen und sofort schossen ihm die Tränen in die schönen Augen. „Ist das Sirrah?“

      Der Herzog nickte bestätigend. „Jawohl, das ist sie! Groß geworden, hm?“, meinte er und tätschelte beruhigend den Hund, der schon wieder im Begriff war, sich zurückzuziehen.

      Amanoue schluckte einige Male und streckte langsam seine Hand aus. „`allo `und, erkennst du misch noch?“, sagte er voller Hoffnung, doch der Hund wich sofort zurück.

      „Sie ist ziemlich scheu und zurückhaltend geworden, in letzter Zeit, seit sie etwa ein halbes Jahr alt war. Liegt wohl am Wolfsblut, das in ihr fließt“, entschuldigte sich der Herzog für das Verhalten der Hündin. „He, meine Gute, schau doch mal, wer da ist! Dein Herrchen“, versuchte er es erneut. Er ging sogar in die Hocke und streichelte sie wieder besänftigend. „Komm ruhig näher, sie tut nichts“, sagte er dabei zu Amanoue hoch und Henry trat unwillkürlich, Amanoue mit sich ziehend, einen Schritt zurück.

      „Lieber nicht“, meinte der König besorgt, „sie sieht ziemlich gefährlich aus! Und, sie ist riesig geworden!“, sagte er mit einem mulmigen Blick auf den wolfsähnlichen Hund.

      Richard lachte auf und erhob sich wieder. „Eure Majestät brauchen sich wirklich nicht zu sorgen, sie ist lammfromm und sehr lieb, genau wie früher! Und so groß, ist sie doch noch gar nicht! Na komm, Amanoue“, winkte er den erneut zu sich.

      „Sie erkennt misch nischd“, erwiderte Amanoue traurig. „Ist ja auch schon lange `er, seit sie misch sum lesden Mal gese`en `at“, sagte er enttäuscht und Henry drückte ihm tröstend die Hand, als Sirrah plötzlich leicht mit dem Schwanz zu wedeln begann. Sie sah Amanoue misstrauisch an, reckte den Kopf vorsichtig vor und schnupperte leise winselnd, in die Luft. Eine Träne lief Amanoue über die Wange und er biss sich verzweifelt auf die Unterlippe, um nicht gänzlich die Fassung zu verlieren.

      „Sirrah?“, kam es leise über seine Lippen. Er legte den Kopf leicht schräg, so, wie er es oft machte und die Hündin winselte erbärmlich auf. Sie duckte sich nieder und ihr Schwanz begann so heftig zu wedeln, dass ihr ganzes Hinterteil hin und her wackelte. War es der Klang seiner Stimme oder die Weise, wie er das Wort ausgesprochen hatte, der Hund sprang urplötzlich laut jaulend auf ihn zu und versuchte, immer wieder an ihm hochspringend, an sein Gesicht zu kommen.

      „Amanoue!“, kreischte Henry regelrecht auf und wich erschrocken zurück, doch Amanoue ließ sich auf die Knie fallen und umarmte die Hündin. Er streichelte sie überschwänglich und nun schien es kein Halten mehr für Sirrah zu geben. Laut jaulend und wie ein Welpe fiepend, sprang und hüpfte sie um ihn herum und warf ihn letztendlich sogar ganz um. „Meine Süße“, stammelte Amanoue völlig aufgelöst weinend, mit dem Hund auf sich draufliegend und nicht nur der Herzog lachte amüsiert auf. Auch durch die Reihen der Soldaten ging ein freudiges Raunen und selbst auf Henrys Gesicht, zeigte sich ein kleines, wenn auch noch immer ein etwas verhaltenes, Lächeln.

      „Na also“, brummte Brac seinen Jungs zu, „freut mich echt riesig für unseren Kleinen, dass er auch mal ein Erfolgserlebnis hat! Hm?“, machte er und stieß Finn in die Rippen.

      „Mich auch, ehrlich Mann“, raunte der sichtlich gerührt zurück und die anderen nickten dazu.

      „Heulst du etwa?“, fragte Benny beinahe angewidert und sah den schlaksigen jungen Mann verständnislos an.

      „Quatsch!“, antwortete Finn und wischte sich schnell verstohlen über die Augen. Allerdings zerriss es ihn innerlich fast, als er zwangsläufig an seine Erlebnisse mit Amanoue und Sirrah zurückdachte. Er schnaufte tief durch und grinste unwillkürlich breit, bei der Erinnerung an ihren gemeinsamen Tag in Baijans Zelt. Wie sie beide betrunken von den Zwillingen geträumt und geschwärmt hatten und, an Amanoues Kuss. Seufzend lächelte er in sich hinein und dachte voller Zärtlichkeit an die Zeit zurück, die er mit seinem einstmals besten Freund, verbracht hatte. Mit einem Male, schämte er sich und bereute es zugleich auch zutiefst, dass er sich in letzter Zeit so von Amanoue zurückgezogen hatte, als er erneut Bennys keifende Stimme neben sich vernahm.

      „So ein Trubel, wegen einem Köter! Na so ein Glück, dass ich den Gestank im Zelt nicht mehr ertragen muss“, zeterte er schnippisch.

      Amanoue war inzwischen wieder aufgestanden und strahlte übers ganze Gesicht, als er Henry und dessen Onkel ins königliche Zelt folgte. Sirrah wich nicht von seiner Seite und ging, regelrecht gegen ihn gepresst, neben ihm her, ganz so, als hätte es nie eine Trennung zwischen ihnen gegeben.

      ***

      Im Zelt umarmte Henry seinen Onkel nochmals, allerdings viel ungezwungener und herzlicher. „Gott, wie habe ich Euch vermisst“, sagte er aufgewühlt und schluckte gerührt.

      „Mein lieber Neffe“, erwiderte Richard und strich ihm liebevoll über die Wange, „es tut mir so leid, bitte, entschuldige mein Verhalten, ich war so ein Narr!“

      Henry schüttelte widersprechend den Kopf. „Nein, das wart Ihr nicht! Ihr habt Euch nur Sorgen gemacht und es ehrlich gemeint, mit mir, dies ist mir inzwischen bewusst geworden“, gab er ehrlich zu und biss sich kurz auf die Unterlippe, um seine Fassung wieder zu erlangen. „Setzt Euch, Onkel! Sebastian, bringe uns Wein“, sagte er gutgelaunt und der Diener schenkte, den Herzog freudig begrüßend, beiden ein, während Amanoue auf dem Boden sitzend mit dem Hund herumtollte.

      „Er hat sich nicht verändert“, stellte Richard lächelnd fest, „immer noch, als wäre er ein großes Kind! Wie war euer Wiedersehen?“, fragte er leichthin und sofort verschwand jegliche Freude aus Henrys Gesicht.

      Gedankenverloren, blickte er in seinen Pokal. „Entsetzlich“, antwortete er leise. „Ich habe ihn auspeitschen lassen und beinahe getötet“, sagte er, seinen Onkel bitter ansehend. „Aber das erzähle ich Euch ein andermal, nicht heute und jetzt, da ich gerade so glücklich bin, Euch wohlauf wiederzusehen!“

      Richard war dermaßen verblüfft, dass er Henry für einen Moment nur anstarren konnte und erst als er dessen Hand auf seiner spürte, nickte er blinzelnd. „Sagt, wie geht es der Königin?“, fragte Henry deshalb ablenkend nach, „war sie sehr ungehalten, als ich ihr meinen Hauptmann auf den Hals schickte?“

      Richard lachte schnaubend auf. „Das kann man wohl sagen, du kennst ihr Temperament! Sie war mehr, als ungehalten und auch ziemlich enttäuscht, aber ich soll dir die besten und liebsten Grüße ausrichten! Und, Henry, sie erwartet dich natürlich! Noch heute!“, erwiderte er eindringlich.

      Henry seufzte schwer. „Natürlich! Wir werden auch sogleich aufbrechen“, pflichtete er seinem Onkel bei. „Ich freue mich ehrlich, sie wiederzusehen! Aber was blieb mir anderes übrig?“, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung zu Amanoue hin. „Wieviel, weiß sie über ihn?“

      „So gut wie nichts, Eure Majestät“, erwiderte Richard. „Ich habe ihr nur erzählt, was sie ohnehin schon aus Euren Briefen wusste. Dass er ein asconischer Sklave sei, den Ihr aus Mitleid von tiranischen Sklavenhändlern freigekauft habt und der Euch seither, als Sekretär dient. Von unserem kleinen Ausflug nach Magiyar und dem Bordell, habe ich lieber nichts erwähnt! Ihr wisst, wie eifersüchtig sie ist“, grinste er augenzwinkernd und Henry nickte erleichtert.

      „Ich danke Euch! Früher oder später, wird sie ihn eh zu Gesicht bekommen und dann muss ich mir wohl eine bessere Geschichte über ihn ausdenken! Gott, wie mir davor graust“, sagte Henry und schüttelte sich zwangsläufig.

      „Tja, Eure Majestät, das hättet Ihr Euch wohl besser früher überlegen sollen! Ihr wusstet, dass es Wahnsinn und purer Leichtsinn war, ihn überhaupt bis hierher mitzunehmen“, seufzte Richard und sah ihn mit einem stillen Vorwurf an, doch Henry winkte ab.

      „Nun ist es, wie es ist! Ich kann mich nicht, von ihm trennen und sie wird ihn wohl oder übel, akzeptieren müssen! Ich, bin der König und Könige hatten schon immer Mätressen!“, sagte er gereizt dazu und trank einen Schluck.

      „Mätressen?“,

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