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nennen ihn schon Gaius Julius.“

      „Er ist schon wie sie, Macht um jeden Preis. Er hat den Bruder seiner ersten Frau umbringen lassen, einen Priester, erst 16 Jahre alt.“

      „Er war nicht nur Priester, er war Hohepriester. Versteht ihr? Er hat einen Hohepriester umbringen lassen.“

      „Wie kann er mit 16 Jahren schon Hohepriester sein?“

      „Er war der Sohn der Schwiegermutter Herodes'.“

      Verächtlich schnaubten die Männer.

      „Wie hat er ihn getötet?“

      „Nach dem Laubhüttenfest hat er die Familie in seinem Palast in Jericho versammelt. Beim Freudenfest hat er ihn betrunken gemacht und ist mit ihm baden gegangen. In den Teichen warteten schon die Mörder. Erst haben sie mit ihm gescherzt, gelacht, mit Wasser gespritzt. Daraufhin haben sie ihn solange unter Wasser gedrückt, bis er ertrunken war. Es sah aus wie ein Unfall.“

      „So einer will König sein.“

      „Warum hat er ihn umbringen lassen?“

      „Er fürchtet um seinen Thron.“

      „Was hat das Eine mit dem anderen zu tun?“

      „Herodes ist meschugge. Du brauchst ihn nur falsch anzusehen...“

      „Weil er nicht Hohepriester werden kann wie die anderen hasmonäischen Könige.“

      „Seinen Schwiegervater hat Herodes auch umbringen lassen. Das war ein Hasmonäer-König.“

      „Das alte Geschlecht der Hasmonäer, da hat Herodes eingeheiratet, um besser angesehen zu sein.“

      „Die Hasmonäer haben auch viel Blut vergossen.“

      „Sie haben uns von der Fremdherrschaft befreit. Ich wollte, sie stünden auf aus ihren Gräbern.“

      „Sie haben die anderen Länder blutig unterworfen.“

      „Sei still!“

      „Sie haben Krieg mit Ägypten gemacht.“

      „Sei still, sage ich dir!“

      „Drei Aufstände haben sie niedergeschlagen und achthundert kreuzigen lassen.“

      „Was sagt man noch über Herodes?“

      „Nachdem er seine erste Frau hat hinrichten lassen, hat er sich in die Tochter eines Priesters verliebt. Um sie heiraten zu können, hat er den Hohepriester abgesetzt und ihren Vater zum Hohepriester gemacht.“

      „Pah!“

      „Mörder!“

      „Sünde!“, riefen die Hirten und spuckten ins Feuer und lauschten dem Zischen.

      Die Hunde hoben die Köpfe. Waren Wölfe in der Nähe oder ein Löwe? Sie warfen Reisig in die Glut und bliesen das Feuer wieder an. Im lodernden Schein sah man die Hunde wittern. Aus der Stille kam etwas. Von sehr fern. Ein tierischer Laut, ein Stöhnen, was die Luft erzittern ließ. Es war kein Wolf und kein Löwe. Es war die Frau. Sie schrie. Das Kind kam und zerriss ihr den Unterleib.

      Dann war es wieder still. Beklommen sahen die Männer sich an und hielten inne. Dann war alles wie immer, wiederkäuende Schafe, der eigene Atem, das Schweigen des Himmels.

      Die nächste Welle brach los. Die Frau brüllte, die Hunde fingen an zu jaulen.

      „Es ist ihr erstes Kind.“

      „Oft genug sterben sie.“

      „Schafe haben's leichter.“

      Die Wellen, die das Kind aus ihr hinaustrieben, hatten sich zu einer großen Woge aufgebaut. Ein Dutzend Mal hatte sie sich aufgebäumt und ihren Schmerz hinausgeschrien. Die Schreie hatten die Nacht erbeben lassen. Dann war Ruhe, eine neue Ruhe, die Ruhe, die Steine und Pflanzen, Tiere und Menschen umfasste. In diese Ruhe wurde ein neues Geräusch geboren, das Greinen eines Neugeborenen.

      „Ich weiß nicht“, sagte der Älteste der Hirten.

      „Doch“, sagte einer der Jungen und stand auf. Dann noch einer und noch einer.

      „Wir haben nichts. Was sollen wir geben?“

      Die Jungen schüttelten die Köpfe.

      „Wir stören nur...“

      „Lasst uns gehen!“

      „Wer bleibt bei den Tieren?“

      Schweigend drehten die Jungen ab und gingen los. Bevor die Nacht sie verschluckte, erhoben sich die anderen und schlossen sich ihnen an. Kein Hauch ging, die Luft war kalt und klar. Manchmal knirschte ein Stein unter ihren Schritten, manchmal stolperten sie. Zu dunkel, um die Wolken aus Nase und Mund zu sehen. Hoch über ihnen wölbte sich die Milchstraße in dieser Nacht ohne Mond. Was taten sie hier? Keiner wusste es. Sie folgten einfach. Die Hunde trotteten mit hängenden Köpfe neben ihnen.

      Schweigend und plötzlich erreichten sie den nahegelegenen Stall. Durch die Ritzen der Bretter drang spärliches Licht. Verlegen traten sie ein. Da saß die Mutter mit dem hilflosen Kind. Sie hielt es im Arm. Es reckte sich ihr entgegen. Seine Lippen fragten, die Mutter machte ein zartes Geräusch und beugte sich über das Kind, berührte seine Wangen, seinen Mund. Die winzigen Lippen wölbten sich empor. Wieder antwortete die Mutter und gab, was es suchte. Dann schlossen sich die kleinen Kiefer um die Brustwarze. Unentwegt sahen sie sich in die Augen. Die Mutter, aufgelöst von den Strapazen der Geburt, lächelte.

      Als er sie kommen sah, hatte der Mann zum Stock gegriffen, dann sah er ihre Gesichter. Sie waren weich, die Augen feucht und voller Staunen. Den Stock ließ er wieder sinken.

      Kapitel 2

      Die Drei hatten die große Empfangshalle durchlaufen. Sie staunten über die Säulen, die ihnen griechisch vorkamen. Ihre Höhe musste zwanzig Ellen betragen. Dann kamen die Höfe. Sehr schön konnte man hier unter den Gängen wandeln. Ziegeldächer würden vor der Sommersonne schützen. Doch jetzt war Winter und sie waren froh, als sie die Bäder erreichten. Unsichtbare Feuer wärmten das Wasser in den Becken. Gerne legten die Besucher ihre Kleider ab und ließen sich mit duftenden Ölen und Essenzen einreiben. Nachdem sie ausgiebig gebadet hatten und wieder bekleidet waren, empfing sie der Monarch.

      „Ich habe euch rufen lassen, weil ihr von einem neuen König sprecht.“

      Die vier Männer saßen im Atrium des Palastes, der König und die drei Astrologen. Sklaven boten Wein und Wasser an und hielten die Feuer in den Holzkohlebecken in Gang, deren Rauch die Luft würzte. Die drei Männer aus dem Osten hatten sich niedergelassen auf Teppichen und Kissen. Sie ließen ihre Blicke schweifen und studierten die Wandmalereien. Die verblassten mäandernden Bänder an den Säulen schienen aus älterer Zeit, während die Bilder von römischen Göttern noch frisch glänzten. Frauen in langen Gewändern pflückten Blumen, Männer lagerten halbnackt und aßen mit ausladenden Gesten Trauben, ein kriegerischer Gott schleuderte Blitze.

      „Diese Bilder sind betörend, so kräftig ihre Farben, so aus dem Leben gegriffen, die Figuren, als hielten sie nur kurz inne, um gleich in ihren Bewegungen fortzufahren; die Gesichter, als würden sie gleich zu sprechen anfangen.“

      „Ja“, der König lachte stolz und sah sich um, „das sind die Bilder der neuen Zeit. Die neue Zeit wird diese Provinz zum Blühen bringen.“

      „Bildnisse von Menschen im Palast des Königs der Juden.“

      Der Mann mit den krausen Haaren, die auch Backen und Kinn rahmten, verzog leicht den Mund. Es war besser, nicht weiter nachzufragen.

      „Ich habe den großen Tempel wieder aufbauen lassen. Ich erneuere dieses Land, bringe Kunst und Kultur, Theater, Kollosseen, Errungenschaften, von denen diese Provinz nichts wusste. Wenn es sich auch wehrt, das Alte ist längst am Welken. Es verschwindet im Orkus. Der kommende Frühling wird ein anderer sein. Doch ihr

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