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Hilfe, fast 40!. Elfi Loth
Читать онлайн.Название Hilfe, fast 40!
Год выпуска 0
isbn 9783847643098
Автор произведения Elfi Loth
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Das hat gesessen. Mit so einer Reaktion hätte ich rechnen müssen. Da kommt der Skorpion sofort durch. Wie bei einem Kleinkind, dem man sein Spielzeug wegnehmen will. Wir sind erwachsen! Warum kann man die Sache nicht vernünftig mit ihm klären? Ich stehe auf, angle mir meine Reisetasche vom Schrank herunter und verschwinde im Schlafzimmer. Er folgt mir.
“Es tut mir leid“, stammelt er verzweifelt hinter mir. “Bitte geh nicht! Ich werde mir mehr Zeit nehmen.“
Ach plötzlich! Wie oft haben wir darüber diskutiert. Sein Laden steht nun mal an erster Stelle. Das versteh ich ja auch, irgendwie.
„Du kannst so lange hier wohnen, wie du möchtest. Bitte denke noch mal darüber nach!“, bettelt er weiter.
Herrgott noch mal, wie soll ich da eine Entscheidung treffen, wenn ein erwachsener Mann mich so anbettelt. Ich muss raus hier! Nachdenken! Alleine und in Ruhe!
Wohnungssuche
Endlich Wochenende! Martin und ich haben einen Wohnungsbesichtigungstermin.
Er holt mich mit seinem Auto ab und wir fahren los. Auf der Fahrt frage ich mich immer wieder, ob es wirklich das Richtige für mich ist. Martin weiß nicht, wie ich mich seit Wochen quäle. Mit Dieter habe ich mich noch um die Möbel streiten müssen, die ich mitnehmen möchte und die mir gehören!
“Ich will doch nicht in einem leeren Haus wohnen, das bleibt alles hier!“, hat er mir per Zettel mitgeteilt.
Seit ich unsere Beziehung beendet habe, kommt er immer erst heim, wenn ich schon schlafe und morgens ist er auch schon weg, wenn ich aufstehe. Im Moment schlafe ich im Gästezimmer. Ich hatte eigentlich auf eine freundschaftliche Trennung gehofft, aber so wie es im Moment aussieht, kann ich das vergessen.
Martin fährt vor einem Hochhaus auf den Parkplatz und wir steigen aus. Er nimmt meine Hand.
“Schau Marina, da ganz oben wird unsere neue Wohnung sein“
Da oben? Hoffentlich gibt es einen Aufzug. Wer soll denn den Einkauf jede Woche bis in den 6.Stock schleppen?
Dieser große, schöne Mann ist sichtlich nervös, als wir auf den Eingang zusteuern. Aus seiner Hosentasche zaubert er den Haustürschlüssel hervor.
“Wo hast du den denn her?“
“Ich kenne den Makler. Wir sehen uns in aller Ruhe um und wenn wir die Wohnung nehmen, können wir gleich loslegen. Den Mitvertrag unterschreiben wir dann nächste Woche. Komm mein Schatz.“
So schnell kann das mit einer Wohnung gehen? Ich staune und bin auf die Wohnung gespannt. Oben angekommen sind wir ganz schön außer Puste. Und da soll ich jeden Tag hoch? Das kann was werden.
Martin gibt mir den Wohnungsschlüssel-
“Schliess du die Tür zu unseren eigenen 4 Wänden auf.“
Eigene 4 Wände hört sich ja toll an aber will ich denn überhaupt hier wohnen?
Als ich die Tür öffne, kommt uns muffige, abgestandene Luft entgegen.
“Hier wohnt schon länger keiner mehr. Es wurde gerade ein neues Bad eingebaut!“, höre ich Martin sagen. Durch den düsteren Flur gelangen wir in das wirklich riesige Wohnzimmer. Eine Nische ist bereits gefliest. Hier soll allem Anschein nach die Küche stehen. Aber wieso ist denn keine drinnen? Küchen kosten viel Geld! Es gibt sogar einen Südbalkon! Martin öffnet die Balkontür.
“Sieh dir die Aussicht an, Schatz!“, ruft er begeistert.
Ich kann da nicht raus. Ich habe Höhenangst! Ängstlich schaue ich durch die Fensterscheibe. Was meint er denn für eine Aussicht? Ich sehe nur Hochhäuser! Da kann einen ja jeder auf den Balkon sehen. Egal - ich geh da nicht raus. Da kriegen mich keine zehn Pferde dazu!
“Komm rein und lass uns den Rest anschauen!“, und schon stehe ich im Bad. Das soll neu gemacht sein? Die Badewannenarmatur hängt krumm und schief in der Wand, die Kloschüssel hat bestimmt auch schon bessere Zeiten gesehen und das Waschbecken hat einen Riss! Das Einzige, was neu zu sein scheint, ist der Waschmaschinenanschluss!
Martin schaut mir über die Schulter und schüttelt den Kopf.
“Na da haben die Handwerker ja ganze Arbeit geleistet. Ach, das kriegen wir schon hin!“ So zuversichtlich möchte ich auch mal sein.
Das Schlafzimmer ist klein, aber für ein Bett und einen Kleiderschrank müsste es reichen. Mann oh Mann, hier muss viel gemacht werden. Die Wände sind der blanke Beton!
“Was soll die Bude denn kosten?“ Darüber denke ich schon eine Weile nach.
Martin nimmt meine Hände, schaut mir in die Augen.
“Diese schöne Wohnung ist echt billig, aber nur, wenn wir alles selber machen.“
Aha, da ist der Haken!
Bisher habe ich in einem wunderschönen, riesigen Haus, mit einem Bad, so groß wie dieses Wohnzimmer hier, gelebt. Meine innere Stimme ermahnt mich.
“Du bist verwöhnt! Schraub` deine Ansprüche mal zurück? Goldener Käfig oder Neuanfang? Weißt du endlich was du willst?“
Nein, ich weiß eben nicht, was ich will. Diese Bude hier will ich nicht!
“Sag mal Martin, hat dein Makler nicht noch was anderes für uns? Nicht so weit oben?“
Er schaut mich verständnislos an.
“Nein, hat er gerade nicht. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, hier eine bezahlbare Wohnung zu bekommen?“
Woher soll ich das denn wissen. Ich habe 4 ½ Jahre keine Wohnung gebraucht.
“Schatz, ich verspreche dir, es wird ganz toll. Bitte steh doch unserem Glück nicht im Wege. Wir renovieren alles. Wir machen es uns so richtig schön.“ Er holt ein paar Blätter Papier aus seiner Jacke und reicht sie mir. Was ist das? Der Mietvertrag? Hat er nicht vorhin gesagt, wir unterschreiben den nächste Woche, wenn uns die Wohnung gefällt? Er hat ja schon unterschrieben!
Ich fühle mich völlig überrumpelt. Warum entscheidet er für mich? Warum entscheiden die Männer immer für mich? Bei Dieter war es doch dasselbe! Sehe ich so hilflos aus? Muss man mich zu meinem Glück zwingen? Daß ich, was solche Entscheidungen betrifft, nicht die Schnellste bin, weiß ich, aber das schlägt dem Fass doch den Boden aus! Ich bin stinksauer!
Martin merkt, dass er eindeutig zu weit gegangen ist. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und hebt meinen Kopf an, sodass ich ihn ansehen muss.
“Bitte sei nicht sauer. Ich habe mir diese Wohnung schon letzte Woche angesehen und wollte dich damit überraschen. Dass sie dir überhaupt nicht gefällt, damit habe ich nicht gerechnet. Es ist doch alles da, was man braucht und die Küche suchen wir gemeinsam aus.“
Typisch Mann! Hauptsache ein Schlafzimmer ist da. Männer sind da irgendwie praktischer als Frauen.
“Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht. Komm, lass es dir beschreiben.“
Na gut, ich kann es mir ja mal anhören.
Wir stehen im Wohnzimmer, vor den kahlen grauen Betonwänden, und er deutet in die Runde.
“Hier, diese Wand tapezieren wir in hellgelb, die Essecke in zartem Orange und den Flur lassen wir hell. Am besten weiß, damit er heller wirkt. Na was sagst du?“
Ich versuche mir die Räume nach seinen Beschreibungen vorzustellen. Leider konnte ich das noch nie gut. Ja klar, mit freundlicheren Farben an den Wänden, sieht die Wohnung bestimmt ganz anders aus. Aber was nützt mir ein wunderbarer Südbalkon, wenn ich mich nicht traue, ihn zu betreten!
Martin kommt auf mich zu und schlingt seine Arme von hinten um mich.
“Kannst