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alleine waren, "meinst du, wir könnten es noch einmal versuchen? Ich kann mich ändern, weißt du. Vielleicht, wenn wir uns Mühe gäben und mehr Zeit miteinander verbrächten?" Ich fühlte mich elend, als ich das sagte, früher hätte ich es demütigend gefunden, zu bitten, machte lieber zu allem gute Miene, auch wenn mein inneres Gefühl ein ganz anderes war. Es kostete mich Überwindung.

      Aber Bernhard sah mich nur lange an und meinte dann langsam und leise: "Marielle, laß es uns in Frieden beenden. Maxi nimmt mich so, wie ich bin, das baut mich unheimlich auf. Bei dir musste ich immer kämpfen, um Aufmerksamkeit, um Akzeptanz, am Ende wurde es mir einfach egal was du von mir dachtest. Verstehst du das nicht? Du meinst doch gar nicht mehr mich als Person. Du hängst einfach noch am Vertrauten, an einer Idee von Familie, die du nicht aufgeben willst."

      Das war verdammt starker Tobak. Doch hatte er nicht Recht? In dieser Nacht stellte ich mir mein künftiges Leben ohne Bernhard vor, und ich hatte Angst.

      Ab diesem Zeitpunkt machte Bernhard aus seiner Beziehung Maximiliane keinen Hehl mehr. Nachdem es nicht mehr zu verheimlichen war, kamen die guten Freunde zu mir und sagten: "Er war ja eh nicht gut genug für dich." Das gab mir zu denken. Ich konnte plötzlich nachvollziehen, warum Bernhard sich so zurückgezogen hatte. Es war ihm einfach nicht gegeben, sich dagegen abzugrenzen. Er hat die Verachtung gespürt, die mir selbst gar nicht bewusst war.

      Dass die beiden einen Sohn bekommen haben, erfuhr ich von anderen. Ich stellte Bernhard zur Rede. Er sagte: "Aber Marielle, was erwartest du? Du hättest mir doch die Augen ausgekratzt. Ich wollte dich nicht noch mehr aufregen."

      Ja, es stimmte, es nagte und bohrte in mir wie heiße Nägel, die mir ins Fleisch geschlagen wurden. Seitdem ich es wusste, konnte ich fast nichts mehr essen. Als meine Kinder ihren Halbbruder sehen wollten, brach ich fast zusammen.

      Nun zahlt Bernhard. Sie lehnt den Kopf an seine Schulter und er streichelt ihre Haare. Liebevoll. Zärtlich. Mein Gott, tut das weh. Ich gehe jetzt hinüber und reiße die liebe, unschuldige, kleine Maxi an ihrem Arm hoch und ohrfeige sie. Diese Schlampe hat mir meinen Mann weggeschnappt!

      Alles ist immer eine Frage des Blickwinkels. Das war auch so eine Weisheit meines Vaters, des Frauenhelden. Natürlich ohrfeige ich sie nicht. Tief in mir frage ich mich, ob man wirklich sagen kann, sie habe mir den Mann weggenommen?

      Lag mir denn immer noch etwas an Bernhard, an seiner Nähe, seiner Körperlichkeit, dem was man Eheleben nennt? Hab ich ihn jemals so zärtlich gestreichelt, grundlos, einfach so? Nein, keine Ahnung, wenn ja, war es lange her. Der Sex der ersten Jahre war schön, ich war ja nicht sehr erfahren und wir genossen es, ganze Sonntage im Bett zu verbringen, wenn Bernhard dienstfrei hatte. Vielleicht wenn wir öfter miteinander geredet hätten? So ernsthaft, richtig mit Liebe und Verständnis und Neugier für den anderen. Aber genau genommen, wollte ich in seine Welt gar nicht eindringen, ich wollte sie mir vielmehr vom Leib halten, das ging mich im Grunde nichts an. Hatte ich ihn nicht schon längst aufgegeben? Lange, bevor er ging?

      Ich zerkrümele den Keks und tippe die Brösel mit den Fingerspitzen von der Tischplatte auf. Was findet er bei ihr? Warum gerade eine solch unscheinbare Frau? Nur weil sie so viel jünger ist? Frischer? Naiver? Zärtlicher? Hingebungsvoller? Aufmerksamer? Liebevoller? Achtsamer? Da fällt mir auf, dass das eine Menge Gründe sind, sich in jemanden zu verlieben.

      Gerade stehen sie auf, Bernhard blickt kurz in meine Richtung, ich ducke mich, dann dreht er sich um. Wieder legt er den Arm um Maxi, zieht sie näher an sich, sie gehen eng aneinander geschmiegt hinaus.

      Bald wird unsere Scheidung ausgesprochen. Zeit einen Schlussstrich zu ziehen. Für mich. Worauf warte ich noch? Ich stehe auf, werfe einen Schein auf den Tisch und habe es plötzlich ganz eilig. Als ob ich mich hier schon viel zu lange aufgehalten hätte.

      An der Tür sehe ich sie immer noch, Bernhard und Maximiliane, sie laufen gemeinsam die Straße hoch, immer noch Arm in Arm. Ganz eng. Man macht ihnen Platz. Gerade beugt er sich zu ihr und streichelt ihre Wange. Sie gehören zusammen, das sagt das Bild ganz klar aus. Sie sehen so glücklich aus. Es muss wohl Liebe sein. Ich seufze. Mir wird klar, dass ich loslassen muss.

      Und noch immer kann ich die Augen nicht von den beiden lassen, Masochismus in Reinkultur? Nein, es scheint mir eher, dass ich es genau sehen muss, wie eine Tür sich schließt.

      Als die beiden um die Ecke verschwinden, suche ich endlich mein Auto, das ich in der Nähe geparkt habe. Ein Mann so Anfang Vierzig steht neben ihm und guckt sich den rechten Kotflügel an. Als ich auf ihn zukomme, rudert er aufgeregt mit den Armen. "Ist das Ihr Wagen? Gut, dass Sie kommen. Mir scheint, ich hab ihn gerade beim Einparken angerempelt. Tut mir wirklich leid."

      Ich blicke in sein Gesicht. Er hat die Stirn in bekümmerte Dackelfalten gelegt und sein Blick ist hilfeflehend. Etwas in mir regt sich, Neugier, Lachlust, Interesse? Anders als ich früher reagiert hätte, sage ich fast fröhlich: "Ist ja nur Blech!"

      Der nette Blonde lacht auf. "Gott sei Dank nehmen Sie es gelassen. Dachte schon, Sie würden gleich die Polizei rufen."

      "Nein, die brauchen wir nicht. Das machen wir ganz unter uns aus."

      Als er mir seine Visitenkarte herüberreicht, stelle ich fest, dass seine Augen strahlend-blau sind wie bei Götz George, diesem Inbegriff eines urwüchsigen Fernsehkommissars. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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