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dass ich das nicht leiden kann. Hast du die Messeausweise und Vertragsentwürfe fertig?“, bellte er unwirsch.

      „Ich will nicht auf den letzten Drücker erscheinen, dass macht einen miesen Eindruck, und Blanke ist sowieso schon schwierig genug.“

      „Keine Angst Reiner, ich habe alles in deine Mappe gepackt, inklusive Spesen für ein Mittagessen.“

      Reiner stutzte für einem Moment.

      „Kluges Mädchen, vielleicht können wir bei einem schönen Mittagessen alles unter Dach und Fach bringen, zumal ich ein paar gute Restaurants in der Nähe der Messe kenne“, fügte er schon freundlicher an.

      Inge Museal war immer auf dem Laufenden, und hatte ihren Job als Assistentin von der Pike auf in diesem Verlag gelernt. Sie hoffte, bald auch eine Position als Lektorin zu ergattern. Ihre Hoffnungen in der Richtung wurden durch den Chef-Lektor des Verlages bestärkt, mit dem sie seit fast einem Jahr ein Verhältnis hatte, was im Haus aber keiner wusste, da Rolf noch verheiratet war, und seine Frau sich hartnäckig weigerte sich scheiden zu lassen.

      Ihre Zeit würde bestimmt bald kommen und ein paar Autoren hatten auch schon durchblicken lassen, dass sie sich gerne von Inge betreuen lassen würden, war Reiner Groth doch oft ein bisschen zerstreut, und hielt es mit der nötigen Aufmerksamkeit für seine Klienten nicht ganz so genau.

      Sie hoffte, dass der neue Klient mit dem Bestseller ihr keinen Strich durch die Rechnung machte, denn eigentlich hatte Rolf die Sache an Reiner nur abgegeben, um ein gutes Argument für eine baldige Verabschiedung, in eine andere Abteilung des Hauses zu haben. Dass dieses Buch so ein Erfolg werden würde, hatte er nicht sehen können.

      „Hey Inge, träumst du?“

      Reiner holte Inge aus ihren Tagträumen, und sah sie verständnislos an.

      „Nein alles Bestens“, antwortete sie glücklich lächelnd.

      „Fahr jetzt, sonst kommst du noch zu spät. Kommst du nach dem Termin noch mal ins Büro?“

      Reiner überlegte kurz.

      „Nur wenn es was zu feiern gibt, sonst verabschiede ich mich ins Wochenende, bevor der Stau wieder anfängt.“

      „Dann sehen wir uns ja spätestens am Montag in alter Frische.“

      Reiner hastete zum Fahrstuhl und drückte hektisch den Knopf des Aufzuges.

      „Ich wünsch dir ein schönes Wochenende Inge“, rief er über den Flur in Richtung Büro zurück, aber die Bürotür hatte sich bereits geschlossen, und Inge widmete sich wieder dem Tagesgeschäft. Als erstes ein Telefonat mit Rolf, um das Wochenende zu planen, und dann musste sie noch die Presse mit den neuesten Entwicklungen des Bestseller Romans versorgen, damit die Nachfrage und der Trubel um den unbekannten Autoren weitere Nahrung bekamen. Schließlich ging es hier auch um ihre Karriere.

      Indes trabte Reiner auf seinen grauen Volvo zu, schmiss die Unterlagen auf den Beifahrersitz, steckte sich sofort eine Zigarette an, und verließ den Parkplatz mit einem Affenzahn.

      Bald würde er sich ein anderes Auto leisten können. Er wusste von anderen Verlagshäusern, dass dort auch Firmenfahrzeuge der eigenen Wahl aus Stuttgart oder München zur Verfügung gestellt wurden.

      Er würde sich schon für etwas begeistern können, da war er sicher, und wenn alles prima lief, reichte es vielleicht sogar für ein Ferienhaus irgendwo im Süden.

      Jetzt würde er erst einmal Blanke eintüten, und dann konnte er weitere Pläne machen. Es galt das Eisen zu schmieden so lange heiß war, wie man so schön sagte. Schließlich rackerte er sich schon seit über 20 Jahren im Verlag ab, ohne das es ihm bis jetzt zu nennenswertem Reichtum verholfen hätte.

      Natürlich durfte er nicht vergessen darauf zu achten, ob ihm jemand folgen würde, um doch noch seinen Autor zu enttarnen.

      Reiner fuhr durch diverse enge Gässchen und Anwohnergebiete, um lästige Reporter oder Fotografen abzuhängen.

      Soweit er es beobachten konnte, hatte sich niemand an ihn rangehängt. Vielleicht hatten seine Verfolger durch die Zick-Zack Fahrerei auch den Spaß an der Sache verloren. Egal, Hauptsache sein Plan funktionierte wie eine gut geölte Maschine.

      Er schob eine Musikkassette der Rolling Stones in das Kassettenfach, und stimmte sich schon mal auf bessere Zeiten ein.

       11. Kapitel

      Verzweifelt suchte Ben die diversen Schubladen durch, ohne den geringsten Erfolg.

      „Verdammt!“, fluchte er, „wo sind meine beschissenen Socken? Hey Schatz, weißt du wo meine Strümpfe abgeblieben sind?“

      Ben wusste eigentlich schon, welche Antwort seine Frau ihm geben würde, aber so kamen sie wenigstens ins Gespräch. Die Mitteilung, dass er jetzt am Wochenende nach Italien fahren würde, um sich das Anwesen eines zukünftigen Pleitiers anzusehen, war nicht auf Gegenliebe gestoßen.

      „Ja Benjamin, es sei denn, die 50 Paar Socken in der obersten Schublade deines Schlafzimmerschrankes, sind gestohlen worden“, antwortete seine Frau in sarkastisch gefärbten Tonfall.

      Treffer, versenkt, dachte Ben. Überrasche deine Frau nicht mit Auslandsreisen in schöne Länder, an denen sie nicht teilnehmen kann, denn das wird sich rächen, früher oder später. Seine Frau ließ sich allerdings nie viel Zeit für eine Revanche.

      „Ich meine die kurzen, weißen für die Sneakers, die du immer als Füßlinge bezeichnest“, rief Ben zurück, und bemühte sich um einen hilfebedürftigen Ton in seiner Stimme.

      „Die hängen noch auf der Leine auf dem Balkon“, bekam er als knappe Antwort. Mehr Anteilnahme hatte er im Moment wohl nicht zu erwarten, und so nahm er seine Tasche und ging runter in den 1. Stock, zielstrebig auf den Balkon zuhaltend.

      Gerade wollte er die Tür nach draußen öffnen, als seine Frau ihm die Socken schon unter die Nase hielt.

      „Was bist du immer so pingelig mit deinen Socken“, schnaufte sie. „Wärst du doch auch so, wenn es darum geht, sie in die Wäsche zu schmeißen. Oder noch besser, kauf dir mal ein neues Paar oder gleich mehrere, wenn du sie immer zum Auto fahren anziehen willst.“

      „Nicht immer“, jammerte Ben ein wenig.

      „Nur wenn ich die Sneakers anziehe, und die ziehe ich nur an, wenn ich in Länder fahre wo es Schweineheiß ist.“

      Elisabeth zog kurz die Stirn in Falten, dass jeder nachdenkliche Großvater vor neid erblasst wäre.

      „Fahr bloß vorsichtig, und ruf mich an, wenn du angekommen bist.“

      Natürlich zielte seine Frau auf seine Anrufschwäche ab, da er oft vergaß ein Telefon mitzunehmen oder dieses einzuschalten. Irgendwie konnte er sich bis heute nicht daran gewöhnen ein Mobiltelefon mitzuschleppen, oder zu benutzen. Es war ihm unverständlich, wie sich Menschen andauernd anrufen konnten, die sich permanent sahen, nur um an der Fleischtheke im Supermarkt die Wurstsorten durchzugehen.

      „Ja ja, ich rufe dich an, sobald ich da bin, versprochen“, sagte er schon in ruhigerem Ton, da Ben es überhaupt nicht aushielt sich mit seiner Frau zu streiten, kurz bevor er irgendwo hin fuhr.

      „Wo wirst du schlafen?“, fragte sie in einem fast besorgten Tonfall.

      „Es gibt in der Nähe der Immobilie ein sehr schönes Designer Hotel, bei Palazzo, das einem deutschen Pärchen gehört. Da werde ich mal anhalten. Die haben bestimmt ein Zimmer für ein oder zwei Nächte. Den Zettel mit der Adresse habe ich dir auf den Küchentresen gelegt, falls irgendetwas sein sollte.“

      Elisabeth ging in die Küche, und er folgte ihr. Sie sah den Zettel, ließ ihn aber liegen, und räumte stattdessen die Schubladen auf. Fast beiläufig bemerkte sie.

      „Ich werde am Wochenende zu meinem Vater fahren, und meine Schwester besuchen, da war ich schon lange nicht mehr.“

      „Das ist eine klasse Idee“, rief Ben über

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