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den düsteren Saal. Es war ein Berggnom. Mit seinem zotteligen Fell, den krummen Beinen und langen Armen erinnerte er stark an einen Affen.

      „Rabak, ich dir bringen Tier“, krächzte er.

      Der Magier verdrehte die Augen im Kopf. „Krummbein, wie oft soll ich es dir noch sagen: Du hast mich „Meister“ zu nennen!“, herrschte er seinen Diener an.

      „Ja, Meister Rabak - Meister“, war die Antwort.

      Der Zauberer seufzte. Dann erhob er sich und befahl: „Gib mir die Maus!“

      Etwas linkisch übergab der Gnom dem Magier einen kleinen Holzkäfig, in dem eine kleine Haselmaus saß. Krummbein war nur so groß, dass er dem Zauberer gerade bis zu Brust reichte, aber mit seinen langen Armen hätte er den kleinen Käfig auch spielend auf Rabaks Kopf absetzen können.

      Dieser hielt den Käfig ganz dicht vor sein Gesicht und sagte beinahe zärtlich: „Hallo, mein Mäuschen, wie geht es dir?“

      Wäre sein Gesichtsausdruck ein anderer gewesen, hätte man meinen können, er sorge sich tatsächlich um den kleinen Nager. Aber er starrte das Tier an wie eine Schlange das Kaninchen.

      „Sieh mal“, säuselte er weiter, „wenn du mir bei dieser kleinen Sache hilfst, helfe ich dir. Du weißt, was ich meine? Du musst nicht auf ewig eine Maus bleiben. Es ist ganz einfach.“

      Die kleine Maus zeigte sich ziemlich unbeeindruckt und fing an sich zu putzen. Etwas ungehaltener fuhr der Zauberer fort: „Ich weiß genau, dass du jedes Wort von mir verstehst. Hilf mir, das Buch zu lesen und ich mache dich wieder zu dem, was du vorher warst!“

      Krummbein stand daneben und sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er glaubte, sein Meister habe den Verstand verloren.

      „Das Maus!“ schnatterte er. „Nix lesen, nix verstehen. Aber schmecken gut. Bloß wenig dran.“ Dabei grinste er und bleckte seine gelben Zähne.

      „Halt den Mund!“ herrschte Rabak den Berggnom an. „Mach dich lieber nützlich und räum die Felsbrocken vom Balkon!“ Krummbein duckte sich und machte sich sogleich an die Arbeit.

      Rabak wandte sich wieder der Maus zu, die ihm nun den Rücken zudrehte und sich in aller Gemütsruhe den buschigen Schwanz putzte. Nachdenklich schaute er das kleine Tier an. Er war sich nicht wirklich sicher, ob die Maus ihn verstand. Schließlich war dies sein erster Verwandlungszauber gewesen und vielleicht war etwas schief gegangen. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

      Den Käfig vor sich her tragend ging er hinaus auf den Balkon. Draußen hatte die Dämmerung bereits eingesetzt. Der Berggnom bemühte sich, die schweren Felsbrocken über die Brüstung in die Tiefe zu befördern. Dabei fluchte er leise vor sich hin: „Blöder Drakon - Drache, blöder“.

      Rabak beachtete ihn nicht weiter, sondern hielt den kleinen Käfig mit weit ausgestrecktem Arm über das Balkongeländer.

      „Sie nur Kleines, wie tief die Steine hinunterfallen“, sprach er sanft. „Du möchtest doch nicht, dass dir dasselbe passiert, oder?“

      Der kleine Nager turnte in seinem Käfig herum und sah interessiert in den Abgrund. Angst schien er nicht zu haben.

      Da riss Rabak endgültig der Geduldsfaden. „Hilf mir jetzt endlich!“, schrie er die kleine Maus unbeherrscht an. „Hilf mir, das Buch der Elfen zu lesen oder ich werfe dich hinunter!“

      Krummbein hielt mit seiner Arbeit einen Moment inne und sah den beiden interessiert zu. Rabak bemerkt dies und herrschte seinen Diener an: „Was ist? Bist du schon fertig?“

      Hastig bückte sich der Gnom nach einem Felsbrocken, um ihn über das Geländer zu werfen. In diesem Moment drückte sich die kleine Maus ganz dicht an die Gitterstäbe ihres Käfigs und pinkelte dem Zauberer auf die Hand.

      Dieser zuckte unwillkürlich zurück und hätte dabei fast wirklich den Käfig fallen lassen. Dabei stieß er gegen Krummbein, der gerade dabei war, einen Stein hochzuwuchten. Durch den Stoß ließ der den Stein wieder fallen und zwar genau auf Rabaks Fuß.

      „Auuu!“, jaulte der Zauberer und hüpfte auf einem Bein umher, was bei Krummbein für Heiterkeit sorgte.

      „Pass doch auf, du nichtsnutziger Berggnom, dämlicher!“

      „Ich keine Schuld!“, verteidigte sich dieser, immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. „Du mich stoßen!“

      „Auch noch frech werden!“, brüllte der Magier und stellte den Käfig auf dem breiten Balkongeländer ab. „Na warte!“

      Mit schmerzendem Fuß humpelte er hinter Krummbein her, der schon längst in den Thronsaal geflüchtet war. Noch bevor Rabak etwas unternehmen konnte hatte der Gnom bereits eine der verborgenen Türen geöffnet und war über eine enge Treppe entkommen.

      Nachdem der Zauberer dem Flüchtenden eine ganze Tirade von Flüchen und Verwünschungen hinterher gebrüllt hatte, hinkte er zum Balkon zurück.

      Aber noch bevor er ihn erreicht hatte, sah er den Schatten eines großen Nachtvogels, der lautlos am Balkongeländer entlang strich. Mit sicherem Griff packte der große Uhu den Käfig und riss ihn mit sich fort.

      „Nein!“, schrie Rabak und stürzte auf den Balkon hinaus. Seinen schmerzenden Fuß hatte er völlig vergessen. Aber als er sich über das Geländer lehnte, war der Dieb mitsamt seiner Beute schon längst in der Dämmerung verschwunden.

      Überraschungen

      Die Nachricht vom Verschwinden der Elfen war bei den Einhörnern eingeschlagen wie ein Blitz. Und so verbrachten sie die nächsten Tage damit, zu zweit oder in kleinen Gruppen den Wald nach ihnen zu durchsuchen.

      Auch Rosenblüte, Schneekristall und Simnil ließen es sich nicht nehmen, ebenfalls nach den Elfen zu suchen. Allerdings waren bei ihnen immer mindestens zwei erwachsene Einhörner in der Nähe, die auf das Geschwisterpaar aufpassten. Während die Großen sich ernsthaft Sorgen machten, war die Suchaktion für die Kleinen eher ein Abenteuer und so ganz nebenbei lernten sie viele Pflanzen und Tiere kennen. Schon bald kannten sie sich im Wald so gut aus, wie Simnil in seinem eigenen Beutel. Manchmal spielten sie auch mit den anderen Fohlen in der Herde. Aber Simnil, der immer dabei war, blieb den meisten Einhörnern doch ein wenig unheimlich und so blieben die Zwillinge und er meistens unter sich.

      Silberstreif war nun ständig mit seinem Vater auf der Suche nach den Vermissten. Tag und Nacht durchforsteten sie gemeinsam ein riesiges Gebiet. Dabei waren sie allerdings genauso erfolglos wie der Rest der Herde. Sie verließen sogar den Wald und erklommen die Berge im Süden bis zur Schneefallgrenze, in der Hoffnung, hier eine Spur der Elfen zu finden. Auf einer dieser Touren bemerkte Silberstreif im Schein des Vollmonds, wie bedrückt sein Vater aussah und fragte: „ Du sorgst dich sehr um die Elfen und um Enophasia. Habe ich Recht, Vater?“

      „Ja, aber das ist es nicht allein.“ Nebelstreif blickte in die Ferne und fuhr fort: „Ich werde euch nicht mehr lange helfen können.“

      Silberstreif blickte ihn überrascht an, während sein Vater fortfuhr: „Noch bevor die ersten Blätter fallen, werde ich dem weißen Pfad folgen und über die Silbernen Wiesen galoppieren!“

      Silberstreif war bestürzt. Dass sein Vater ihn in dieser schweren Zeit verlassen könnte, daran hatte er noch gar nicht gedacht. Sicher, sein Vater war alt, das älteste Einhorn in Enophasia. Aber er war kräftig, schnell und ausdauernd.

      Aber Silberstreif wusste natürlich, dass das für ein Einhorn keine Rolle spielte. Denn wenn seine Zeit gekommen war, zeigte sich ihm der weiße Pfad, der es zu den Silbernen Wiesen brachte. Und wenn es so weit war, spürte es das Einhorn.

      Plötzlich dachte Silberstreif daran, wie viel Verantwortung sein Vater für Enophasia trug und das diese nun auf jemand anderen übergehen musste. Aber gab es jemanden, der dieser Verantwortung auch gewachsen war? Er selbst fühlte sich noch nicht bereit dazu.

      Nebelstreif schien seine Gedanken zu erraten, denn

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