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Burg oder ein Schloss erwartet, düster und unheimlich. Dieses Gebäude jedoch, glich eher einem Hotel. Es war an vielen Stellen hell erleuchtet und die Parkanlage darum sah sehr gepflegt aus. Ehe ich genauer hinsehen konnte, fuhren wir auf einen großen Parkplatz ab. Allerlei Fahrzeuge standen herum. Von Limousinen, Sportwagen bis hin zu Motorrädern und Wohnmobilen war alles vertreten.

      Ehe ich sie darauf ansprechen konnte, war Cassandra ausgestiegen. Ich öffnete meine Tür, um ihr zu folgen, dabei wurde mir mein fehlender Schuh und der nasse Rock wieder bewusst. Das Problem mit dem Schuh, löste ich, indem ich den anderen ebenfalls auszog. Der Rock musste vorerst so bleiben. Als ich nun neben dem Wagen stand, klebte er unangenehm an meinen Beinen. Ich fühlte mich leicht schwindelig und hielt mich kurz am Wagen fest.

      Cassandra hatte nicht weiter auf mich geachtet, sie eilte bereits auf einen Nebeneingang zu. Kurz überlegte ich sie zurückzurufen, da meine Tasche und der andere Schuh noch im Kofferraum lagen. Sie gab mir jedoch durch einen Wink zu verstehen, ihr zu folgen. So beschloss ich, sie später nach meiner Handtasche zu fragen, warf meinen Schuh auf den Vordersitz und folgte ihr statt dessen.

      Als ich neben ihr ankam, bemerkte ich erst, wie klein sie war. Ich überragte sie mit meinen 180 Zentimeter, auch ohne Schuhe, um fast einen Kopf. Irgendwie hatte ich erwartet, sie wäre größer. Auf dem Weg zur Tür begegneten wir keiner Menschenseele, wobei mir die Frage durch den Kopf schoss, ob Vampire überhaupt eine Seele besaßen?

      Ich fühlte mich nicht seelenlos. Eigentlich fühlte ich mich ganz normal. Na ja, normal in dem Sinne, dass ich mich total dreckig, zerschlagen und furchtbar hungrig fühlte. Nein, nicht nach Blut, ein Wiener Schnitzel mit Salat spukte mir im Hirn herum.

      Ich fand die Vorstellung, weiterhin essen zu können, recht tröstlich. Der Gedanke Blut zu trinken, schreckte mich dagegen eher ab. Als halb zahnloser Vampir hätte ich zur Zeit sowieso meine Probleme damit. Bei dem Gedanken wanderte meine Zunge erneut zu meiner Zahnlücke. Beim Befühlen dieser, hatte ich das Gefühl, dass auch der untere Zahn zu wackeln begann.

      Tja, somit hatte sich das Wiener Schnitzel wohl auch erledigt.

      Meine Gedanken wurden unterbrochen, als wir das Gebäude betraten. Die Einrichtung hier entsprach diesmal voll meinen Erwartungen, teuer, pompös und dekadent.

      Wir wirkten mit unseren zerfetzten, dreckigen Klamotten reichlich deplatziert in dieser Umgebung. Zu allem Überfluss, betraten soeben drei Herren den Eingangsbereich. Ihrem Aussehen nach schienen sie direkt einem Modemagazin entsprungen zu sein.

      Sie schlenderten gemächlich auf uns zu und obwohl sie keine sichtbaren Waffen trugen und sich auch sonst nicht feindlich zeigten, stellten sich mir alle Nackenhaare auf. Ich spürte förmlich die Gefahr, die von ihnen ausging. Sie blieben direkt vor uns stehen, wobei der mittlere noch einen Schritt näher kam und uns dabei mit leicht abfälligem Blick musterte.

      Als er zu sprechen begann, klang seine Stimme überraschend angenehm." Cassandra, was hast du den wieder mit dir angestellt. " Während er sprach, berührte er mit seinen Fingern ihre Schulter in die sich der Werwolf verbissen hatte. Ich folgte seiner Bewegung und jetzt erst sah ich, dass die Wunde noch immer recht übel aussah und Blut aus ihr sickerte. Cassandras ganze linke Körperseite war verblutet und ich fragte mich erschrocken, wieso es keinen der hier Anwesenden zu stören schien. Sie schob seine Hand weg, wobei sie einen blutigen Abdruck auf dieser hinterließ. Für einen Moment zuckte leichter Unwille über sein Gesicht, bevor es wieder einen überheblichen Ausdruck zeigte. Langsam hob er seine Hand an den Mund und leckte das Blut ab, wobei kurz seine Reißzähne aufblitzten.

      Als er nun weiter sprach, klang seine Stimme ironisch. " Was hast du uns denn heute mitgebracht, nimmst du jetzt jede Straßenpennerin unter deine Obhut? " Dabei behielt er sie fest im Blick und ignorierte mich scheinbar ganz.

      Bei mir hingegen ging der Puls deutlich nach oben. Der Mistkerl hatte mich als Pennerin bezeichnet, was meine Angst auf einen Schlag beiseite fegte. Wut stieg in mir auf und ich wollte ihm schon eine bissige Bemerkung an den Kopf werfen. Cassandra kam meiner Reaktion zuvor, als sie mir eine Hand auf die Brust legte und mich scheinbar mühelos hinter sich schob. Mir wurde sofort klar, dass sie mich damit wahrscheinlich vor einer großen Dummheit bewahrt hatte und ich versuchte mich zu beruhigen.

      Die beiden Begleiter des Kerls hatten wohl großen Spaß an der Vorstellung, denn sie grinsten von einem Ohr zum anderen und zeigten uns dabei ihre langen Eckzähne. Cassandra versuchte zu vermitteln. " Komm schon Matthias, lass die Kleine in Ruhe, sie hat für heute genug durchgemacht und steckt mitten in der Wandlung. "

      Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, richtete Matthias den Blick auf mich. Zu meinem großen Schrecken, legte er seine Hand an meinen Mund und schob mit dem Daumen meine Oberlippe nach oben. Mit Mühe konnte ich mich beherrschen und verzichtete darauf sie wegzuschlagen.

      Was er dann jedoch zum Besten gab, brachte das Fass zum Überlaufen. Mit Hohn in der Stimme fing er an. " Oha, sie wandelt sich tatsächlich. So wie sie nach Lykantroph stinkt, dachte ich, du hättest dir einen dieser Köter als Schoßtier mitgenommen.", sein Lächeln wurde nun richtig fies als er fortfuhr. " Tja, wenigstens haben wir kein Problem einen Namen für sie zu finden, so wie sie stinkt, werden wir sie einfach Lykanta nennen. "

      Die Kerle neben ihm brachen in schallendes Gelächter aus und auch er selbst schien seinen Kommentar recht lustig zu finden.

      Ich jedoch sah rot, schlug seine Hand zur Seite und klatschte meine auf seinen Brustkorb, mit der Absicht, ihn nach hinten zu stoßen. Vom Gefühl her hätte ich genauso gut versuchen können eine Wand zu verschieben. Er kam nicht einmal ins Taumeln, aber wenigstens hinterließ meine Hand eine Blut- und Dreckspur auf seinem Designer Hemd.

      Wütend zischte ich ihm ins Gesicht. " Im Gegensatz zu dir, habe ich heute schon gegen einen Werwolf gekämpft! Dieser Rauwolf, oder wie er sich nennt, hätte aus so einem feinem Pinkel wie dir Hackfleisch gemacht, ohne überhaupt ins Schwitzen zu kommen! " Die letzten Worte knurrte ich ihm förmlich ins Gesicht. Danach senkte sich eine beängstigende Stille über die Szene. Cassandra stand erstarrt neben mir und auch seine zwei Speichellecker starrten mich sprachlos an.

      Dann wurde erst mal alles schwarz um mich herum. Sengender Schmerz durchzuckte meinen Körper und ich brach aufstöhnend zusammen. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit entleerte sich meine Blase unkontrolliert, während ich mich vor Schmerzen wimmernd auf dem Boden wälzte. So plötzlich wie der Schmerz gekommen war, so ansatzlos verschwand er wieder. Was zurück blieb, war mein tief beschämtes und verängstigtes Ich, eine kleine Pfütze auf dem Boden und die Erinnerung an den Schmerz. Zusammengekrümmt lag ich da und Tränen liefen mir über die Wange.

      Als Matthias wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme gelangweilt. " So, so, Rauwolf ist in der Stadt. Sei mir nicht böse Cassandra, aber mich wundert, dass du nach einer Begegnung mit ihm noch vor mir stehst. "

      Keiner der vier schien einen Gedanken daran zu verschwenden, was da eben mit mir geschehen war. Meine Muskeln entkrampften sich langsam und ich fragte mich was der Scheißkerl mit mir gemacht hatte. Ich war mir sicher, das er für meine derzeitige Verfassung verantwortlich war. Cassandra ergriff das Wort." Das hab ich ", hier stockte sie kurz, um dann mit meinem neuen Namen fortzufahren. " Lykanta zu verdanken. Sie hat ihm glücklicherweise ein paar Kugeln auf den Pelz gebrannt. "

      Ich spürte wie sich mein Peiniger zu mir herunterbeugte. In Erwartung neuer Schmerzen begann ich ängstlich zu wimmern. Statt dessen wurde mein Haar sanft aus dem Gesicht gestrichen. Ich traute dem Frieden nicht und zuckte nach hinten, doch die Hand folgte beharrlich und drehte meinen Kopf, bis ich ihm ins Gesicht schauen musste.

      Er lächelte mich so freundlich an, dass ich schon daran zweifelte, ob er wirklich für meine erlittenen Schmerzen verantwortlich war. Seine folgenden Worte ließen daran jedoch keinen Zweifel.

      " Dann ist klein Lyk ja jetzt schon nützlicher gewesen, als es deine zwei letzten Küken je waren. " Schon wieder war das Wort Küken gefallen, was wohl meinen Status als frischen Vampir kennzeichnete. Sein Lächeln wurde breiter und jetzt trat ein Hauch Grausamkeit zutage, der sich dicht unter der scheinbaren Freundlichkeit verbarg. Sein Griff an meinem Kinn wurde schmerzhaft. " Und wie ich sehe, scheint klein Lyk meine Erziehungsmaßnahme

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